„Embodied Cognition“ ist ein Ausdruck für eine neue Theorie der
Erkenntnis und des Geistes, die sich nur schwerlich zu einer bereits
bestehenden Wissenschaft zuordnen lässt. Vielmehr umfasst sie Ergebnisse
und Theorien der Biologie, der Philosophie, der Kognitionswissenschaft, der
KI-Forschung und der Psychologie. Angemessen könnte „embodied
cognition“ mit „Theorie der verkörperten Erkenntnis“ übersetzt werden. Sie
besagt, dass die Körperlichkeit des Menschen dessen Erkenntnisfähigkeit
ermöglicht, strukturiert und sein Denken organisiert. Körperlichkeit ist ein
Ausdruck, der hier für die Wahrnehmungs-, Handlungs-, Bewegungs- und
Orientierungsfähigkeit des Menschen in seiner Umwelt steht.
Rückwirkend wird Jakob von Uexküll, der um die Jahrhundertwende
des 19./20. Jh. gelebt und als Zoologe gearbeitet hat, als einer der frühesten
Vertreter dieser neuen Theorie bezeichnet, obwohl er selbst diese
Begrifflichkeit nicht verwendet hat. Das von ihm erschienene Buch
„Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen“, welches er
zusammen mit Georg Kriszat veröffentlichte, prägt den Begriff der
Umwelträume und untersucht deren Bedeutung für die verschiedenen
Lebewesen. Die entscheidende Aussage ist, dass „alle Tiersubjekte, die
einfachsten wie die vielgestaltigsten, [...] mit der gleichen Vollkommenheit in
ihre Umwelten eingepaßt [sind]. Dem einfachen Tier entspricht eine einfache
Umwelt, dem vielgestaltigen einen ebenso reichgegliederte Umwelt.“ Mithin
ist der jeweilige Umweltraum eines Lebewesens nur so komplex wie es
selbst. D.h., dass jedes Lebewesen aufgrund seiner eigenen
Erkenntnisfähigkeit, wie einfach bzw. komplex sie auch entwickelt sei, seine
Umwelt in demselben Maß erkennen, sie strukturieren und sich zu ihr
verhalten kann. Je komplexer die Erkenntnisfähigkeit dabei entwickelt ist, um
so komplexer gestaltet sich Umwelt des Lebewesens.
Inhaltsverzeichnis
- Begriffliche und historische Einführung
- Leben in Metaphern
- Metaphern
- Strukturmetaphern
- Orientierungsmetaphern
- Ontologische Metaphern
- Metonymie
- Die Entstehung des Konzeptsystems
- Konzept der Kausalität
- Metaphern
- Kritisches Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Theorie der „Embodied Cognition“ und untersucht, wie die Körperlichkeit des Menschen dessen Erkenntnisfähigkeit ermöglicht, strukturiert und sein Denken organisiert. Der Fokus liegt dabei auf dem Buch „Leben in Metaphern“ von Georg Lakoff und Mark Johnson, das die Bedeutung von Metaphern für das menschliche Konzeptsystem beleuchtet.
- Die Rolle der Körperlichkeit in der Erkenntnis
- Metaphern als strukturierende Elemente des Denkens
- Verschiedene Arten von Metaphern (Struktur-, Orientierungs- und ontologische Metaphern)
- Der Einfluss von Metaphern auf unsere Wahrnehmung und Handlung
- Die Entstehung und Entwicklung des menschlichen Konzeptsystems
Zusammenfassung der Kapitel
- Begriffliche und historische Einführung: Dieses Kapitel stellt den Begriff der „Embodied Cognition“ vor und zeigt auf, wie die Theorie Ergebnisse und Theorien aus verschiedenen Disziplinen integriert. Es wird außerdem auf die frühen Beiträge von Jakob von Uexküll und seine Untersuchungen zur Bedeutung von Umwelträumen für Lebewesen eingegangen.
- Leben in Metaphern: Dieses Kapitel behandelt die Rolle von Metaphern im menschlichen Denken. Es wird erläutert, dass Metaphern nicht nur sprachliche Elemente, sondern grundlegende Konzepte sind, die die soziale und kognitive Welt des Menschen erkennbar und handhabbar machen. Es werden drei Arten von Metaphern vorgestellt: Struktur-, Orientierungs- und ontologische Metaphern.
- Metaphern: In diesem Abschnitt werden die drei Arten von Metaphern genauer erläutert. Strukturmetaphern werden anhand der Beispiele „Argumentieren ist Krieg“ und „Zeit ist Geld“ veranschaulicht. Es wird gezeigt, wie diese Metaphern das Konzept des Argumentierens bzw. der Zeit strukturieren.
Schlüsselwörter
Embodied Cognition, Metaphern, Strukturmetaphern, Orientierungsmetaphern, ontologische Metaphern, Umwelträume, Konzept, Denken, Erkenntnis, Körperlichkeit, Sprache, Wahrnehmung, Handlung, Soziales, Kognition, Georg Lakoff, Mark Johnson, Jakob von Uexküll.
- Quote paper
- Katy Wedekind (Author), 2006, Embodied Cognition. Die metaphorische Strukturierung des menschlichen Konzeptsystems bei Georg Lakoff und Mark Johnson, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83283