William Shakespeare Macbeth - Historische Fakten und Hintergründe


Seminararbeit, 1998

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte Schottlands im 11. Jahrhundert und Beziehungen zum Drama
2.1 Überblick über die Geschichte
2.2 Vergleich und Bezug zum Drama

3. Shakespeares dramatis personae und die Realpersonen
3.1 Duncan
3.2 Macbeth
3.3 weitere Personen
3.4 Vergleich Duncan und Macbeth

4. Motive der Darstellung

5. Schlußbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In meiner Arbeit zu den historischen Fakten und Hintergründen in Macbeth möchte ich nicht die Geschichte des Dramas beleuchten, sondern die geschichtlichen Grundlagen, auf denen das Stück beruht untersuchen.

Hierbei sind zum einen die Personen zu berücksichtigen, die Shakespeare in seinem Werk als dramatis personae auftreten läßt. Ich will exemplarisch für die Hauptpersonen Duncan und Macbeth versuchen ihre geschichtlich belegbaren Realpersonen zu skizzieren und schließlich vergleichen, ob und, wenn dies der Fall ist, warum es Unterschiede gibt, bzw. ich will dann darstellen inwieweit Shakespeare eine abgewandelte Darstellung gewählt hat.

Weiterhin ist in diesem Zusammenhang eine allgemeine Darstellung der für das Stück relevanten geschichtlichen Ereignisse und Begebenheiten Schottlands im 11. Jahrhundert sinnvoll, womit ich meine Arbeit dann auch beginnen werde.

Im Hinblick auf den Umfang der Arbeit werde ich mich nicht näher mit der Frage befassen, welche Quellen Shakespeare zur Verfügung standen und welche er letztendlich in welchem Umfang als Grundlage für sein Drama verwendet hat. Wenn ein Hinweis hierauf nötig erscheint, wird er innerhalb der o.g. Betrachtungslinien erfolgen.

Als Textgrundlage verwende ich für meine Arbeit die New Swan Shakespeare Edition des Macbethtextes.[1]

2. Geschichte Schottlands im 11. Jahrhundert und Beziehungen zum Drama

2.1 Überblick über die Geschichte

Die für das Verständnis des Macbethstoffes relevanten geschichtlichen Umstände befassen sich vor allem mit dem Problem der Thronfolge und Herrschafts-sicherung der schottischen Könige im 10. und 11. Jahrhundert. Diese Periode schottischer Geschichte ist markiert von einem bis zu Bürgerkriegen reichenden Kampf konkurrierender Adliger um die schottische Krone.[2]

Das Problem ergab sich im System der Thronfolge, die nicht automatisch auf den nächsten männlichen Nachfolger eines Herrschers überging. Im 10./11. Jahrhundert gab es zwei schottische Königslinien, so daß die Herrschaft nach dem Tod eines Herrschers immer auf den ältesten Führer der anderen Linie überging. Fast grundsätzlich kam es zu Konflikten beim Machtwechsel. Dieses Ringen um Thronfolge und Durchsetzung von eigenen Machtinteressen ließ das Töten von Herrschern schon beinahe zur Gewohnheit werden. Es war besonders im 9., 10. und 11. Jahrhundert durchaus nicht unüblich, daß ein König entweder in einer provozierten Schlacht oder aber durch Verrat ermordet wurde, um sich auf diese Weise den Weg zum Thron zu bahnen. Dies wird deutlich, wenn man sich die Regierungszeiten der 14 Könige der MacAlpin-Dynastie zwischen 858 und 1034 ansieht: Fünf von ihnen regierten weniger als fünf Jahre, vier weitere weniger als zehn Jahre. Hinzu kommen dann noch die zahlreichen „royal sons-in-waiting“[3], die ihr Leben frühzeitig und gewaltsam verloren.[4]

In dem Schaubild „The Rule of the Throne“, das ich in den Anhang aufgenommen habe, läßt sich erkennen, wie häufig ein Herrscher von seinem Nachfolger direkt, oder durch Fehde zum Vorteil des Nachfolgers, getötet wurde.

So kam im Jahr 1005 Malcom II. durch den (frühzeitigen, auf Malcoms Konto gehenden) Tod von Kenneth III. an die Macht. Ihm gelang es, sich eine relativ stabile, lang andauernde Herrschaft aufzubauen und vor seinem Tod seinen Enkel Duncan zum Nachfolger zu bestimmen, da er selbst keine Söhne hatte. Als Duncan I. im Jahre 1034 das Erbe seines Großvaters antrat, hatte dieser seine Nachfolge bereits durch die Ermordung des eigentlichen Anwärters (Boidhe oder Boedhes) der anderen Linie gesichert. Doch auch Duncan fällt unter die weniger als zehn Jahre herrschenden Könige, da er bereits im Jahre 1040 von Macbeth und seinen Anhängern getötet wird.[5]

Bei diesem Konflikt um die Krone war auch wieder das nicht klar strukturierte Erbfolgerecht treibende Kraft. Zwar war Duncan von Malcom II. klar zum Nachfolger bestimmt, doch gab es weitere Anwärter auf die Krone, die die gleichen Ansprüche wie Duncan auf die Herrschaft gelten machen konnten. Hierzu ist wieder ein Blick auf den Stammbaum im Anhang nötig. Malcom II. hatte mindestens zwei Töchter, die beide heirateten und einen Sohn hatten. Zum einen war Duncan Enkel von Malcom, aber genauso auch Thorfinn aus der zweiten weiblichen Linie. Da es bei Anwärten aus weiblichen Linien keine Rangfolge nach erst- bzw. zweitgeborener Tochter gab, war also Thorfinn genauso berechtigt. Umstritten ist, ob es noch eine dritte Tochter Malcoms gab, die Mutter von Macbeth gewesen sein soll und Macbeth somit auch Ansprüche verschafte. Hinzu kamen weitere gleichberechtigte Ansprüche von Macbeth, die er aus seiner Ehe mit Grouch, einer Enkelin des von Malcom II. getöteten Königs Kenneth III., gelten machen konnte.[6]

Macbeth herrschte aufgrund eines Bündnisses mit dem o.g. Thorfinn, der als Earl of Orkney über ein entsprechendes Machtpotential verfügte, in der Folgezeit relativ sicher und unangefochten bis zum Jahr 1054. Dieses Jahr markierte den Einfall des südlichen Nachbarn Siwards von Northumbrien im Interesse von Malcom III., dem Sohn Duncans I., der nach dem Tod seines Vaters nach England geflohen war. Macbeth zog sich nach Norden in seine Heimatländereien Moray zurück, wurde aber 1057 von Malcom III. gestellt und getötet. Nach einem kurzen Regierungsintermezzo von Macbeths Stiefsohn Lulach, das mit Lulachs (vorzeitigem) Tod endete, wurde schließlich Malcom III. König von Schottland. Er regierte unangefochten bis 1093.[7]

[...]


[1] William Shakespeare, Macbeth, 3. Aufl., New Swan Shakespeare, ed. Bernard Lott (Harlow: Longman, 1965).

[2] Vgl. Michael Lynch, Scotland. A New History, (Chatham: Mackays, 1992), p. 43.

[3] Op. cit., p. 42.

[4] Loc. cit.

[5] Op. cit., p. 48 und Fritz W. Schulze, Shakespeares Macbeth. Dichtung und Wirklichkeit, (Frankfurt: Ullstein, 1964), pp. 78f.

[6] Vgl. Geoffrey Bullough (ed.), Narrative and Dramatic Sources of Shakespeare, VII (London: Routledge, 1975), p. 432; James Kirk (ed.), Scotland’s History. Approaches and Reflections, (Edinburgh: Scottish Academic Press, 1995), pp. 106f.; Schulze, Dichtung und Wirklichkeit, pp. 78-85 und Lynch, Scotland, p. 47.

[7] Vgl. Lynch, Scotland, p. 49; Kirk, Scotland’s History, p. 107.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
William Shakespeare Macbeth - Historische Fakten und Hintergründe
Hochschule
Universität Kassel  (FB 8)
Veranstaltung
Proseminar: William Shakespeare: Hamlet und Macbeth
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
15
Katalognummer
V8329
ISBN (eBook)
9783638153218
ISBN (Buch)
9783656059783
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Shakespeare, Macbeth, Schottland
Arbeit zitieren
Ralf Käcks (Autor:in), 1998, William Shakespeare Macbeth - Historische Fakten und Hintergründe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8329

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