Die Arten, Phasen und Instanzen der Sozialisation


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Abgrenzung des Themas

2. Definition des Begriffs „Sozialisation“

3. Die 3 Arten von Sozialisation
3.1 Die Soziabilisierung
3.2 Die Enkulturation
3.3 Die Individuation

4. Die 3 Phasen der Sozialisation
4.1 Die primäre Sozialisation
4.2 Die sekundäre Sozialisation
4.3 Die tertiäre Sozialisation

5. Die 4 wichtigsten Sozialisationsinstanzen
5.1 Die Familie
5.2 Die Schule
5.3 Die Peer-Groups
5.4 Die Medien

6. Störungen der Sozialisation

7. Eigene, kritische Stellungnahme

8. Literaturverzeichnis

1. Abgrenzung des Themas

Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens von der Sozialisation unbewusst begleitet. Man lernt ständig Neues dazu, lernt neue Leute kennen, setzt sich immer wieder mit positiven und negativen Situationen auseinander, muss Probleme lösen, kurz gesagt: man muss sich im Alltag und in der Gesellschaft zurecht finden. Doch welche Aufgabe hat hier die Sozialisation? Werden wir erst durch sie zu einem Mitglied der Gesellschaft? Ist die Sozialisation ein Prozess, der unaufhörlich Anteil an unserem Leben nimmt? Was geschieht währenddessen mit uns und vor allem wo?

All diese Fragen werde ich im Laufe dieser Arbeit beantworten. Ich habe dieses Thema gewählt, weil die Sozialisation ein lebenslanger Prozess ist, von dem jeder betroffen ist.

Ich werde zunächst mit einer Definition des Begriffes „Sozialisation“ beginnen, danach auf die 3 Phasen eingehen, die Sozialisationsinstanzen vorstellen und anschliessend einige Störungen in der Sozialisation erläutern. Abschliessend werde ich kurz kritisch Stellung nehmen

2. Definition des Begriffs „Sozialisation“

Erstmals genannt wurde der Begriff „Sozialisation“ von Emile Durkheim zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Durkheim war ein französischer Soziologe und wollte die Persönlichkeitsentwicklung bzw. die Entwicklung des gesellschaftlichen Charakters des Menschen in einem Wort ausdrücken. Auch in der Psychologie kam der Begriff zu der Zeit auf und wurde stark diskutiert. In der Pädagogik allerdings gewann der Sozialisationsbegriff erst in den 60er Jahren an Bedeutung [1].

„Sozialisation ist ein meist präreflexiv ablaufender Prozess, bei dem über Interaktionbezüge bestimmte, für soziales Handeln notwendig erforderte Verhaltensweisen bzw. Einstellungen erworben werden.“ [2]

Eine weitere Definition wird mit einer Fragestellung sehr verständlich angegangen : „[…] Wie und warum wird aus einem Neugeborenen ein anatomes, gesellschaftliches Subjekt? Oder anders: Wie werden wir ein Mitglied der Gesellschaft?“ [3]

In dem Punkt, dass sich der Mensch ständig weiterentwickelt und sich Verhaltensweisen aneignet, sind sich viele Wissenschaftler einig, es werden jedoch von Definition zu Definition andere Schwerpunkte gesetzt. Bei dem einem Autor steht das Handeln mehr im Vordergrund, bei einem anderen die Vergesellschaftung und wieder bei einem anderen die Sozialisationsinstanzen. Klaus Hurrelmann versucht die Definition des Sozialisationsbegriffs zusammenzufassen:

„Sozialisation bezeichnet [...] den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundmerkmalen, die für den Mensch die „innere Realität“ bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die „äußere Realität“ bilden.“ [4]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sozialisation der Erwerb von bestimmten Verhaltensweisen, Werten und Normen ist, die für das Leben des Menschen in der Gesellschaft notwendig und wichtig sind. Ein weiterer Schwerpunkt der Sozialisation ist, dass der Mensch lernt, seine Umwelt zu verstehen und sich sein eigenes Leben zu gestalten. Wichtig hierbei ist vor allem die Persönlichkeitsentwicklung. „Persönlichkeit ist als spezifisches Gefüge von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen und Handlungskompetenzen, das einen einzelnen Mensch kennzeichnet, zu verstehen. Zur Persönlichkeit eines Menschen gehören von außen beobachtbare Verhaltensweisen, Werthaltungen, Wissen, Sprache wie auch innere Prozesse und Zustände, Gefühle und Motivationen.“ [5] Wichtig hinzuzufügen ist, dass die Sozialisation ein lebenslanger Prozess ist, der nicht nach der Jugendphase oder etwa nach der Pubertät, aufhört, da sich jeder Mensch stetig weiter entwickelt und dazu lernt.

In der Soziologie wird der Begriff wie folgt definiert: „Durch die Sozialisation entwickeln die Menschen spezifische Fähigkeiten zum sozialen Handeln. [...] Durch die Sozialisation werden auch die spezifischen Merkmale von Individuen geformt, weil sie nicht nur ein Aneignungsprozess ist, sondern auch ein Prozess der Identitätsbildung.“ [6]

Das Verständnis des Sozialisationsbegriffes in der Erziehungswissenschaft, lässt sich mit dem in der Soziologie also vergleichen. Sowohl in der Soziologie, als auch in der Erziehungswissenschaft, spricht man vom Erlernen sozialen Handelns, sowie von einer Identitäts- bzw. Persönlichkeitsbildung.

3. Die 3 Arten von Sozialisation

Für das Gelingen, bzw. Misslingen von Sozialisation ist insbesondere die Kindheit und das Jugendalter von grosser Bedeutung. Man kann in der Sozialisation 3 Aspekte unterscheiden: die Soziabilisierung, die Enkulturation und die Individuation. [7]

3.1 Die Soziabilisierung

„Soziabilisierung ist Voraussetzung, da dadurch die Sozialisation in allen ihren Aspekten überhaupt möglich wird.“ [8] Dieser erste Aspekt bezieht sich auf das erste Lebensjahr „und bezeichnet die sich vollziehende (oder vernachlässigte) emotionale Fundierung des Säuglings.“ [9] Ein Säugling wird als Tabula Rasa gesehen, „[…], er müsse auf das gesellschaftliche Leben erst vorbereitet, vergesellschaftet, d.h. sozialisiert werden.“ [10] Ein Neugeborenes ist zunächst hilflos und benötigt Wärme und Zuwendung. Dies bekommt es meist durch die Eltern oder andere Pflegepersonen, die ihm Nahrung und Liebe geben, sowie andere Bedürfnisse erfüllen. Während der Soziabilisierung wird ein sogenanntes „Weltvertrauen“ bzw. „Urvertrauen“ des Kindes hergestellt. Diese Art Vertrauen umschreibt das Verhältnis des Kindes zu den Eltern, also den Bezugspersonen, und überträgt sich somit auch auf andere Personen sowie auf seine Umwelt. Wenn dieses Vertrauen nicht hergestellt werden konnte, fehlt die emotionale Fundierung des Kindes und es ist somit nicht in der Lage sozial zu handeln. [11] Es können Entwicklungsstörungen auftreten „wie übermäßige Angst (Trennungsängste), Aggressivität, Pessimismus, Unfähigkeit zur vertieften Sozialbeziehung und intensives Abhängigkeits- und Dominanzstreben“ [12]

3.2 Die Enkulturation

Der Aspekt der Enkulturation ist besonders wichtig für den Sozialisationsprozess und oftmals wird die Sozialisation nur im Sinne der Enkulturation verstanden. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Systeme von Normen und Werten. Der Enkulturationsprozess beginnt bei der Geburt und beinhaltet das Erlernen einer bestimmten Kultur, wobei im Mittelpunkt das Erlernen der Sprache steht. [13] Während der Enkulturation geben Erwachsene ihr angehäuftes Wissen an die nachfolgende Generation weiter. Wie auch die Sozialisation selbst, ist die Enkulturation ein lebenslanger Prozess, der sowohl bewusst als auch unbewusst abläuft. In der Phase der Enkulturation, die eine sehr große Bedeutung in der Jugendzeit des Sozialisanden einnimmt, kommt es oftmals zu Ritualen, Feiern oder Zeremonien. Diese spielen eine sehr große Rolle, wenn für den Sozialisanden ein neuer Lebensabschnitt beginnen soll. Solche Zeremonien werden gefeiert, wenn das Kind in das Jugendalter aufgenommen werden soll. [14] Daraufhin kommt es häufig zu Initiationen, also zu einer Aufnahme in eine Gemeinschaft, wie zum Beispiel der Jugendweihe. Der Eintritt in das Erwachsenenalter, der Eintritt in das Berufsleben oder andere Anfänge von Lebensabschnitten werden mit bestimmten Feiern oder Ähnlichem zelebriert. Bei Protestanten kann dies die Konfirmation, bei Katholiken die Firmung sein. Ein Abiturball oder eine feierliche Immatrikulation bei Aufnahme eines Studiums sind weitere Möglichkeiten. Alles in allem ist die Enkulturation vor allem wichtig, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und ein Mitglied in der Gesellschaft zu werden.

3.3 Die Individuation

Im Laufe der Zeit verändern sich nicht nur die Menschen, sondern auch die Gesellschaften. Jede Generation hat ihre Eigenheiten, was sich von Generation zu Generation feststellen lässt. Man entwickelt sich stetig weiter, man forscht, entdeckt neue Sachen und lernt dadurch ständig dazu. „Jede Generation entwickelt neue Fertigkeiten und Fähigkeiten, Normen werden durch andere Normen ersetzt usw.“ [15] Man kann sagen, dass jeder von jedem etwas lernen kann, so auch beispielsweise Eltern von ihren Kindern oder Lehrer von ihren Schülern. Dies kann den Sozialisationsprozess nur fördern.

4. Die 3 Phasen der Sozialisation

Die Sozialisation ist kein Prozess, der unentwegt vor sich hin läuft, sondern es handelt sich hier um einen Prozess, den man in 3 Phasen unterteilen kann; die primäre, die sekundäre und die tertiäre Sozialisation.

Die Sozialisationsinstanzen, welche im nächsten Abschnitt behandelt werden sollen, stehen eng im Zusammenhang mit den Phasen.

[...]


[1] Gudjons, Herbert: Pädagogisches Grundwissen. 8. aktualisierte Auflage. Bad Heilbrunn. Klinkhardt, 2003. S. 149f.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[2] Kaiser, Armin; Kaiser Ruth: Studienbuch Pädagogik. Grund- und Prüfungswissen. 10. überarbeitete Auflage. Berlin. Cornelsen, 2001. S.

153.

[3] Zimmermann, Peter: Grundwissen Sozialisation. München. Leske+Budrich, 2000. S. 13.

[4] Hurrelmann, Klaus: Einführung in die Sozialisationstheorie. 8. vollständig überarbeitete Auflage. Weinheim und Basel. Beltz Verlag, 2002.

S. 15f.

[5] vgl. Zimmermann, S. 17.

[6] Joas, Hans: Lehrbuch der Soziologie. 2. durchgesehene Auflage. Frankfurt am Main. Campus, 2003. S. 124.

[7] Hellbig, Ludwig: Politik im Aufriss: Sekundarstufe II. Frankfurt am Main. Diesterweg 1993. S. 9.

[8] Ebd. S. 10.

[9] Ebd.

[10] Vgl. Zimmermann

[11] Vgl. Hellbig, S. 10.

[12] Hupperts, Norbert; Schinzler, Engelbert: Grundfragen der Pädagogik: Eine Einführung für sozialpädagogische Berufe. 9. überarbeitete und erweiterte Auflage. München, 1998.

[13] Vgl. Hurrelmann, S. 18.

[14] Vgl. Hellbig, S. 12.

[15] Ebd., S. 10.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Arten, Phasen und Instanzen der Sozialisation
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Pädagogik)
Veranstaltung
Allgemeine Pädagogik
Note
1-
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V83290
ISBN (eBook)
9783638895637
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arten, Phasen, Instanzen, Sozialisation, Allgemeine, Pädagogik
Arbeit zitieren
Kerstin Berger (Autor:in), 2007, Die Arten, Phasen und Instanzen der Sozialisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83290

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