Adipositasprävention männlicher Erwachsener im mittleren Lebensalter


Bachelorarbeit, 2006

76 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und methodisches Vorgehen

2 Einführung in die Thematik
2.1 Problemdarstellung
2.1.1 Mortalität und Morbidität im Geschlechtervergleich
2.1.2 Männliches Verhalten im gesundheitlichen Kontext
2.1.2.1 Gesundheits- und Risikoverhalten
2.1.2.2 Ernährungsverhalten
2.1.3 Übergewicht und Adipositas
2.1.4 Inanspruchnahme präventiver Angebote im Gesundheits- und Ernährungskontext
2.2 Fragestellung
2.3 Gesundheitspolitische und –wissenschaftliche Relevanz der Thematik
2.3.1 Gender Mainstreaming
2.3.2 Übergewicht und Adipositas als gesundheitspolitische und gesundheitswissenschaftliche Herausforderung

3 Literaturstand und Stand der Forschung
3.1 Erklärungsansätze männerspezifischen Gesundheits- und Ernährungsverhaltens
3.1.1 Biomedizinische Erklärungsansätze
3.1.2 Soziologische und psychologische Erklärungsansätze
- Männliche Sozialisation
- Die traditionelle Männerrolle
- Die soziale Konstruktion von Geschlecht
- Emotionen
- Persönlichkeitsmerkmale
3.2 Prävention
3.2.1 Prävention im mittleren Lebensalter
3.2.2 Geschlechtersensible Prävention
3.3 Ansatzmöglichkeiten der Adipositasprävention
3.3.1 Ernährungsaufklärung über Massenmedien
3.3.2 Ernährungsinformation
- Printmedien
- Internet
- Persönliches Informationsgespräch
3.3.3 Ernährungsberatung
- Individuelle Beratung
- Gruppenberatung
- Ernährungsberatung via Internet
3.3.4 Strukturelle Maßnahmen
3.3.5 Soziales Marketing als präventive Strategie im Ernährungskontext
3.3.6 Barrieren der Adipositasprävention
3.3.7 Qualitätskriterien

4 Diskussion und Synthese
4.1 Konzeptionelle Überlegungen zu einer männersensiblen Adipositasprävention
4.1.1 Voraussetzungen
4.1.2 Zugangswege und Barrieren
4.2 Visionen effektiver Strategien der Adipositasprävention für die fokussierte Zielgruppe

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

„Man muss Hindernisse wegnehmen, Begriffe aufklären,

Beyspiele geben, alle Theilhaber zu interessieren suchen,

das ist freylich beschwerlicher als befehlen, indessen die

einzige Art zum Zweck zu gelangen und nicht verändern wollen,

sondern auch verändern“

(Johann Wolfgang von Goethe)

1 Einleitung und methodisches Vorgehen

„1. Je weniger Schlaf ich benötige, 2. je mehr Schmerzen ich ertragen kann, 3. je mehr Alkohol ich vertrage, 4. je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse, 5. je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin, 6. je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke und 7. je weniger ich auf meinen Körper achte, desto männlicher bin ich“ (Goldberg, 1979, zit. nach Hollstein, 2002, S.60). Diese sieben, von Goldberg formulierten, maskulinen Imperative (Hollstein 2002) zeichnen ein Bild von männerspezifischem Gesundheitsverhalten, das durch empirische Untersuchungen bestätigt wird. Hier deutet sich bereits an, dass männliche Verhaltensweisen im gesundheitlichen Kontext nicht allein auf biologischen Geschlechtsunterschieden basieren. Ursachen für die Herausbildung spezifisch männlicher, gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen sind unter anderem im soziokulturellen und psychologischen Kontext zu betrachten (vgl. Kolip, Hurrelmann 2002; vgl. Kemper et al. 2004). Das Geschlecht hat, neben zahlreichen weiteren Faktoren, einen entscheidenden Einfluss auf gesundheitsförderndes bzw. -riskantes Verhalten, den Gesundheitszustand und die Entstehung von Krankheiten. Darüber herrscht in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen Konsens. Dennoch fließen diesbezügliche Forschungsergebnisse bislang eher wenig in die Praxis von Prävention und Gesundheitsförderung ein (vgl. Merbach, Brähler 2004) .

Diese Bachelorarbeit hat das Ziel, mögliche Ursachen männlichen Gesundheits- und Ernährungsverhaltens zu identifizieren und sie – mit dem Fokus auf Übergewicht und Adipositas – analytisch in den Kontext von Prävention einzubinden. Sie versteht sich als Beitrag zum Abbau geschlechtsbedingter gesundheitlicher Ungleichheit und möchte neue Impulse geben, zu einer geschlechtersensiblen, bedarfsgerechten Versorgung von übergewichtigen Männern im mittleren Lebensalter[1].

Die Beschreibung der Problemsituation erfolgt anhand einer Darstellung der aktuellen männlichen Gesundheits- und Ernährungssituation, überwiegend im Geschlechtervergleich. Weitere Ausführungen beziehen sich auf die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas mit Fokus auf das männliche Geschlecht, sowie deren Konsequenzen für Gesundheit und Krankheit (Kapitel 2). Die daraus resultierenden Fragestellungen werden nachfolgend im ebenfalls deskriptiven Hauptteil anhand des aktuellen Literatur- und Forschungsstandes und unter Fokussierung dreier Themenbereiche beleuchtet. Zunächst werden, aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven, mögliche Erklärungsansätze für männerspezifisches Gesundheits- und Ernährungsverhalten dargestellt (Kapitel 3.1). Ein weiterer Themenkomplex hinterfragt, einerseits bezogen auf das mittlere Lebensalter, andererseits unter dem Aspekt der Geschlechtersensibilität, die Sinnhaftigkeit von präventiven Interventionen (Kapitel 3.2). Eine Übersicht über Zugangswege und Interventionsmöglichkeiten der Adipositasprävention, unter Berücksichtung jeweiliger Vorteile, Grenzen und evidenten Qualitätsanforderungen, rundet den deskriptiven Teil der Darstellung ab (Kapitel 3.3). Diese drei Themenbereiche werden im abschließenden Diskussionsteil (Kapitel 4) unter der eingangs formulierten Fragestellung zusammengeführt und münden in konzeptionelle Überlegungen zur Erreichbarkeit der fokussierten Zielgruppe und zu bedarfsgerechten Interventionsstrategien. Die Arbeit endet mit einem Fazit (Kapitel 5).

Basis dieser Ausführungen bildet der aktuelle Literatur- und Forschungsstand. Die Zusammenstellung der Literatur erfolgte in zwei Schritten, einerseits anhand gesundheitswissenschaftlicher Basisliteratur sowie einschlägiger themenspezifischer Literatur der drei relevanten Themenbereiche, andererseits mittels Internetrecherche. Das Heranziehen weiterführender Literaturangaben innerhalb der ausgewählten Bücher, Fachzeitschriften und Aufsätze diente dem tieferen Eindringen in die Thematik. Die Recherche im Internet erfolgte über die Seiten einschlägiger Fachgesellschaften[2], außerdem über die Eingabe verschiedener Stichworte in allgemeinen oder speziellen Suchmaschinen[3]. Auf diesem Weg erfolgte ein Zugang zu relevanten Publikationen. Recherchiert wurde sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen, überwiegend amerikanischen Kontext. Als Kriterien bei verschiedenen Suchmaschinen, sowie auch auf den Seiten einzelner Fachgesellschaften wurden in verschiedenen Kombinationen unter anderem folgende Begriffe verwendet: Männer – Gesundheit – Ernährung – Gesundheitsverhalten - Ernährungsverhalten – Übergewicht - Adipositas – Geschlecht – Prävention (im internationalen Web: men – health – diet – health behavio(u)rs - eating behavio(u)rs – overweight – obesity – gender - prevention). In den nachfolgenden Ausführungen wird unter Berücksichtigung der eingangs formulierten Fragestellungen der aktuelle Literatur- und Forschungsstand gezielt erschlossen.

2 Einführung in die Thematik

Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Thematik der Männergesundheit findet erst in jüngerer Zeit Eingang in entsprechende wissenschaftliche Disziplinen. Während epidemiologische und sozialepidemiologische Studien ansatzweise Daten zu männerspezifischem Gesundheits- und Risikoverhalten (vielfach im Geschlechtervergleich) und deren Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität liefern, zeigt sich bezogen auf die Erforschung möglicher Ursachen diesbezüglicher geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen noch erheblicher Forschungsbedarf. Eine Umsetzung in die Praxis findet darüber hinaus eher selten oder gar nicht statt (vgl. Kolip, Hurrelmann 2002). Dabei herrscht politisch und wissenschaftlich Konsens darüber, dass das Geschlecht einen der zentralen Indikatoren für das Gesundheits- und Krankheitsgeschehen im Lebenslauf darstellt. Der Begriff Geschlecht im deutschen Sprachgebrauch vereint zwei Perspektiven, das biologische Geschlecht (engl. sex) und das soziale Geschlecht (engl. gender) (vgl. Jahn 2004). Die nachfolgenden Ausführungen fokussieren überwiegend die soziale Geschlechterperspektive. Beide Seiten sind jedoch eng miteinander verknüpft (ebda.). Neben dem Geschlecht ist das Alter ein weiterer bedeutsamer Einflussfaktor auf die Gesundheit, der im Zuge dieser Darstellungen auf das mittlere Lebensalter begrenzt wird. Darüber hinaus haben weitere soziodemographische Faktoren (beispielsweise persönliche Lebensformen, sozialer Status) einen gesundheitsrelevanten Einfluss (vgl. Lademann, Kolip 2005). Diese Faktoren sind es unter anderem auch, die eine Heterogenität innerhalb der Gruppe der Männer entstehen lassen. Wenn nachfolgend von ‚Männergesundheit’, ‚männerspezifischem’ oder ‚männlichem’ Verhalten (und den jeweiligen Pendants für das weibliche Geschlecht) die Rede ist, ist dies nicht im Sinne einer vereinfachenden Pauschalisierung zu verstehen. Eine Differenzierung nach unterschiedlichen Männergruppen erweist sich, insbesondere im Zusammenhang von Prävention und Gesundheitsförderung, zur Verbesserung der Erreichbarkeit der Zielgruppe und zur Steigerung der Effektivität von entsprechenden Interventionen als unabdingbar (vgl. Faltermaier 2004a; vgl. auch Altgeld 2004). Eine detaillierte Thematisierung dieser Aspekte würde jedoch den Rahmen dieser Ausführungen sprengen.

Im Hinblick auf konzeptionelle Überlegungen zu männergerechten Präventionsstrategien im Kontext von Übergewicht und Adipositas erweist sich neben der spezifischen Darstellung männlichen Ernährungsverhaltens auch die Ausführung allgemeiner gesundheitlicher Verhaltensweisen von Männern als relevant.

2.1 Problemdarstellung

Die einleitende Betrachtung spezieller gesundheitlicher Problemlagen von Männern erfolgt anhand geschlechtervergleichender epidemiologischer Daten. Nach einer kurzen Darstellung der Mortalität und des Krankheitsspektrums fokussiert die Problemdarstellung im Geschlechtervergleich auf männerspezifisches Gesundheits- und Ernährungsverhalten. Sie wird ergänzt durch Daten zur Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Männern und einen Blick auf männliches Verhalten, bezogen auf die Inanspruchnahme gesundheitsfördernder und präventiver Angebote.

2.1.1 Mortalität und Morbidität im Geschlechtervergleich

Der zunächst auffälligste Geschlechterunterschied im gesundheitlichen Kontext zeigt sich in der derzeit um mehr als fünf Jahre geringeren Lebenserwartung von Männern in Deutschland[4] (vgl. Lademann, Kolip 2005). In der Altersgruppe der 30-64jährigen haben Männer ein etwa doppelt so hohes Sterblichkeitsrisiko wie Frauen. Dabei sind die Haupttodesursachen in dieser Altersspanne - beispielsweise Unfälle, Herzinfarkt und alkoholische Lebererkrankungen - vielfach mit einem wenig gesundheitsfördernden bzw. einem gesundheitsriskanteren Verhalten der Männer assoziiert (ebda.; vgl. auch Merbach, Brähler 2004). In diesem Zusammenhang scheint die soziale Lage auf die Mortalität der Männer einen größeren Einfluss zu haben, als auf die von Frauen (Siegrist, Möller-Leimkühler 2003).

Auch das Krankheitsspektrum der Männer unterscheidet sich zum Teil erheblich von dem der Frauen. Während Frauen eher von Brustkrebs oder psychischen Erkrankungen betroffen sind, erkranken Männer häufig an Herzinfarkt, speziellen Krebsarten wie Lungen- oder Bronchialkarzinomen oder Alkoholismus (Faltermaier 2004a; vgl. auch Schmidt 2002). Betrachtet man die subjektive Morbidität, so stehen bei Frauen Gelenkverschleiß, Migräne und Krampfadern an erster Stelle, während bei Männern an erster Stelle ebenfalls Gelenkverschleiß, in der weiteren Rangfolge jedoch erhöhtes Cholesterin, Gastritis und Bluthockdruck dominieren (Kolip 2003[5] ), Erkrankungen, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mit gesundheitsriskanten Verhaltensweisen sowie Übergewicht und Adipositas assoziiert sind (vgl. Faltermaier 2004a). Courtenay (2000a) beschreibt aufgrund einer Analyse verschiedener amerikanischer Forschungsergebnisse männliches Verhalten als „a major – if not the primary – determinant of their excess mortality and premature deaths” und kommt zu dem Schluss, dass “the leading causes of disease an death among men are clearly linked to over 30 behaviors and lifestyle habits that are controllable and can be modified” (S. 108).

2.1.2 Männliches Verhalten im gesundheitlichen Kontext

In zahlreichen gesundheitlichen Bereichen unterscheidet sich das männliche Verhalten gegenüber dem von Frauen zum Teil deutlich, was mit entsprechend anderen Konsequenzen für Gesundheit und Krankheit von Männern verbunden ist. Die Darstellung männerspezifischen Verhaltens in gesundheitlichen Zusammenhängen zeigt im Geschlechtervergleich zum Teil signifikante Unterschiede auf, wenngleich es in einigen Bereichen geringere geschlechtliche Differenzen oder auch Gemeinsamkeiten gibt.

2.1.2.1 Gesundheits- und Risikoverhalten

Unter Gesundheitsverhalten versteht man sowohl präventive Verhaltensweisen zur Vermeidung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen und zur Stärkung des gesundheitlichen Wohlbefindens, als auch die Vermeidung des konträren, gesundheitsriskanten Verhaltens (Schwarzer 2004). Frauen gelten allgemein als das gesundheitsbewusstere Geschlecht, während Männer überwiegend zu gesundheitsriskanten Verhaltensweisen neigen (vgl. Sieverding 2000; Lademann, Kolip 2005). Dies zeigt sich sowohl im allgemeinen Gesundheitsgeschehen als auch im Ernährungskontext. Einige ausgewählte Beispiele geben nachfolgend einen Überblick. Grundsätzlich achten Männer weniger auf ihre Gesundheit als Frauen, wie eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung beim Statistischen Bundesamt (Breckenkamp et al. 2001) belegt. Dabei geben nur ca. 40% der westdeutschen und ca. 30% der ostdeutschen Männer im Alter von 45-59 Jahren an, sehr stark oder stark auf ihre Gesundheit zu achten (im Vergleich dazu sind es 47% der Frauen-West und ca. 38% der Frauen-Ost). Ähnliche Ergebnisse zeigt auch eine Studie von Zulehner und Volz (1999). Zudem schätzen Männer ihren Gesundheitszustand größtenteils als völlig gesund oder gesund ein (52%) und nur wenige als nicht oder gar nicht gesund (9%) (ebda.; vgl. auch Men’s Health 2001). Diese optimistische Einschätzung entspricht nach Brandes (2003) allerdings nicht dem tatsächlichen Gesundheitszustand. Zugunsten ihrer Arbeit stellen Männer oftmals die Gesundheit zurück. So blieben laut der Men’s Health Studie (2001) 55% der Männer innerhalb der letzten 12 Monate trotz gesundheitlicher Beschwerden nicht zu Hause. Als Gründe dafür wurden u. a. der Gedanke, dass es von selbst wieder besser wird (58%) oder dringend zu erledigende Arbeiten (55%) benannt. Auch die Angst um den Arbeitsplatz spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle (ebda.). In der Untersuchung von Zulehner und Vogt (1999) gaben 59% der befragten Männer an, der Arbeit gegenüber der Gesundheit den Vorrang zu geben. In Gesundheitsfragen suchen Männer eher wenig Hilfe oder wenn, erst sehr spät (Siegrist, Möller-Leimkühler 2003). Dies gilt sowohl für professionelle Unterstützung, als auch für Hilfestellung durch das soziale Umfeld. Bei einem Arztbesuch tendieren sie dazu, weniger Beschwerden zu thematisieren und diese zu verharmlosen (Zulehner, Vogt 1999). Häufigere Arztbesuche von Frauen sind möglicherweise im Zusammenhang mit der weiblich, reproduktiven Gesundheit zu begreifen. Diesbezügliche Aussagen sollten deshalb unter Vorbehalt betrachtet werden (Lademann, Kolip 2005). Viele Männer suchen jedoch eher ungern den Arzt auf und tun dies häufig erst dann, wenn der Beschwerdedruck ziemlich groß ist (ebda.; vgl. auch Sieverding 2004). Obwohl nur 7% der Männer zugeben, dass sie Angst vor einem Arztbesuch haben, dominiert nach Untersuchungen von Zulehner und Vogt (1999) die Angst vor schlimmen Diagnosen. Auch der zeitliche Aufwand scheint hier eine Rolle zu spielen. Beides könnte, in Verbindung mit der Neigung zu verharmlosen und zu verdrängen, eine Rolle bei der eher spärlichen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch Männer spielen (vgl. Brandes 2003). Während bei der Wahrnehmung von Gesundheits-Check-Ups die Geschlechtsunterschiede eher marginal sind (Lademann, Kolip 2005), nutzen wesentlich mehr anspruchsberechtigte Frauen als Männer Krebsvorsorgeuntersuchungen (vgl. Men’s Health 2001). Bei der Inanspruchnahme gesundheitsfördernder Maßnahmen liegen Frauen in fast allen Handlungsfeldern deutlich vor der männlichen Bevölkerung (vgl. Hinze, Samland 2004), ein Aspekt, der unter 2.1.4 detaillierter thematisiert wird. Obgleich Bewegung und Sport Bereiche sind, in denen Männer am ehesten motiviert sind etwas für ihre Gesundheit zu tun und sich auch gesundheitsförderlicher als Frauen verhalten (ebda.; vgl. auch Lademann, Kolip 2005) neigen sie auf diesem Gebiet oft zu Extremen (Risikosportarten) und zur Überschreitung der Grenzen der Leistungsfähigkeit mit der Folge von Überforderung und Schädigung des eigenen Körpers und der Gesundheit (Brandes 2003). Weiteres männliches Risikoverhalten zeigt sich auch beim Alkohol- und Tabakkonsum. Männer trinken in allen Altersklassen deutlich mehr Alkohol als Frauen. Dabei überschreiten mehr als 30% der Männer im mittleren Lebensalter die von der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zugrunde gelegten tolerablen Höchstmengen von ca. 20g/Tag[6] (Burger; Mensink 2003). Im Vergleich dazu liegt der Anteil der Frauen, die für die weibliche Bevölkerung festgelegten Höchstmengen von 10g/Tag überschreiten, bei unter 20%. Nach Burger und Mensink (2003) ist damit das männliche Risiko für eine alkoholbedingte Gesundheitsschädigung etwa doppelt so hoch wie das von Frauen. Dabei konsumieren Menschen im mittleren Lebensalter bei beiden Geschlechtern im Vergleich zu anderen Altersgruppen den meisten Alkohol (ebda.). Männer rauchen auch mehr als Frauen, wenngleich sich die Unterschiede in den letzten Jahren deutlich verringert haben. Die zunehmende Annäherung im Rauchverhalten ist auf eine Verringerung des Tabakkonsums bei Männern und einem Anstieg bei Frauen zurückzuführen (Faltermaier 2004a). Insgesamt gibt es jedoch immer noch deutlich mehr männliche als weibliche Raucher. Im Alter ab 15 Jahren aufwärts rauchen 33% der Männer und 22,1% der Frauen gelegentlich oder regelmäßig, im mittleren Lebensalter liegt der Anteil männlicher Raucher zum Teil über 40% (Statistisches Bundesamt 2003). Zudem ist die Menge des konsumierten Tabaks bei Männern höher (Lademann, Kolip 2005). Verstärkt sind bei Männern mehrere gesundheitsriskante Verhaltensweisen gleichzeitig zu beobachten. Dies gilt beispielsweise für Rauchen und einen vermehrten Alkoholkonsum (Burger, Mensink 2003). Die Interaktion mehrerer gesundheitsriskanter Verhaltensweisen erhöht das männliche Gesundheitsrisiko für die Entstehung verhaltensassoziierter Krankheiten (ebda.; vgl. auch Courtenay 2000a). Im Kontext kritischer Lebensereignisse neigen Männer zudem zu gesundheitsriskanten Problemlösungsstrategien in Form von Alkohol- und Tabakkonsum und aggressiven Verhaltensweisen (Faltermaier 2004a). Ein weiteres, wenig gesundheitsförderliches Verhalten von Männern zeigt sich bei der Ernährung.

[...]


[1] Das mittlere Lebensalter umfasst in Anlehnung an Lademann und Kolip (2005) die ungefähre

Altersgruppe von 30-65 Jahren.

[2] Beispielhaft zu nennen sind an dieser Stelle WHO (www.who.int), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (www.adipositas-gesellschaft.de), Obesity-Task-Force (www.ioft.org), American Obesity Association www.obesity.org)

[3] Gesucht wurde unter anderem bei Google (www.google.de), Altavista (www.altavista.de), Medknowlege (www.medknowledge.de mit Verweis auf andere Medizinsuchmaschinen).

[4] Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Courtenay (2000a) im Bezug auf die amerikanische

Bevölkerung

[5] Eigene Berechnungen der Autorin anhand des Bundesgesundheitssurveys 1998

[6] Vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (2000): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr, Umschau/Braus Verlag, Heidelberg

Ende der Leseprobe aus 76 Seiten

Details

Titel
Adipositasprävention männlicher Erwachsener im mittleren Lebensalter
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
76
Katalognummer
V83316
ISBN (eBook)
9783638869058
ISBN (Buch)
9783638886758
Dateigröße
715 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adipositasprävention, Zielgruppe, Erwachsener, Lebensalter
Arbeit zitieren
Susanne Bader (Autor:in), 2006, Adipositasprävention männlicher Erwachsener im mittleren Lebensalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83316

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