Die drei Dimensionen der Macht nach Steven Lukes am Beispiel Wal Mart


Seminararbeit, 2005

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Begriffserklärung
2.2 Die drei Dimensionen der Macht
2.2.1 Die erste Dimension der Macht
2.2.2 Die zweite Dimension der Macht
2.2.3 Die dritte Dimension der Macht

3. Anwendung der theoretischen Grundlagen am Beispiel Wal Mart
3.1 Einführung in das Unternehmen
3.2 Der Konflikt zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber
3.3 Die Anwendung der ersten Dimension der Macht
3.4 Die Anwendung der zweiten Dimension der Macht
3.5 Die Anwendung der dritten Dimension der Macht
3.6 Ausblick

4. Fazit

5.Anhang

6. Literaturverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Vergleich der Gehälter

Tabelle 1: Der „Wal Mart Cheer”

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im Zuge der Bürgerrechtsbewegungen in den USA um 1955 entstanden mehrere Theorien über die Machtverhältnisse in der amerikanischen Gesellschaft. Wissenschaftler beschäftigten sich mit dem Machtphänomen und analysierten den Sitz der politischen Macht. Die Theorie der „Drei Dimensionen der Macht“ beinhaltet verschieden Sichtweisen und zeigt unterschiedliche Arten der Machtanwendung im politischen System.

Kann diese Theorie auch auf die Unternehmensebene übertragen werden? Wer ist in einem Unternehmen der Machtinhaber? Wie wendet er seine Macht an und welche Auswirkung hat dies auf den Machtunterworfenen? Diese Fragen sollen in der vorliegenden Arbeit geklärt werden. Zunächst wird im theoretischen Teil der Arbeit der Begriff Macht erläutert. Darauf aufbauend werden die drei Dimensionen der Macht vorgestellt. Der praktische Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzern Wal Mart und den Machtverhältnissen in diesem Unternehmen. Nach einer kurzen Einleitung in den Konzern wird der Interessenkonflikt zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber beschrieben. Im Folgenden wird gezeigt, wie der Machtinhaber aller drei Dimensionen der Macht anwendet, um seine Interessen durchzusetzen.

2. Theoretische Grundlagen

2.1 Begriffserklärung

In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Definitionen des Machtbegriffs. Für Max Weber (1980: 28) bedeutet „Macht (...) jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“.

Der deutsche Soziologe spricht nur von einer Chance, also von der Fähigkeit Macht auszuüben. Diese potenzielle Macht (power to) ist klar zu unterscheiden von der tatsächlichen Anwendung der Macht (power over) (Göhler, 2000).

Um Macht zu besitzen, benötigt man Machtquellen wie beispielsweise physische und psychische Überlegenheit, Eigentum und Besitz sowie Wissen und Information (Imbusch, 2002).

Macht im Sinne von power to beschreibt nur die Möglichkeit zur Ausübung. Der Machtinhaber besitzt o.g. Machtquellen, wendet sie aber nicht an. Macht bleibt verborgen und potentiell. Power to bezieht sich auf das Individuum selbst und beschreibt die Fähigkeit etwas erreichen zu können, unabhängig von anderen.

Das Machtverständnis der Alltagssprache ist dagegen durch den power over Begriff geprägt. Macht hat demnach derjenige, der seine eigenen Interessen gegenüber anderen durchsetzt. Dafür ist es notwendig o.g. Machtquellen anzuwenden. Dadurch wird Macht als power over ausgeübt und somit sichtbar. Da die Anwendung von Macht die Handlungsmöglichkeiten des Unterworfenen einschränkt, ist sie für diesen immer negativ (Göhler, 2000).

2.2 Die drei Dimensionen der Macht

Robert Dahl, ein amerikanischer Professor für Politikwissenschaften, eröffnete mit seinem Werk „Who Governs“ von 1961 eine über Jahrzehnte anhaltende Debatte über Macht. In seiner Studie über die Machtverhältnisse in New Haven zeigt er laut Bachrach und Baratz (1997), dass Macht in der amerikanischen Gesellschaft der 50er Jahre breit verteilt ist. In einem Entscheidungsprozess gibt es laut Dahl keine dominante Gruppe, die unverhältnismäßig stark an einer Entscheidung beteiligt ist, um sich somit Vorteile zu verschaffen. Diese pluralistische Betrachtungsweise wurde später von verschiedenen Wissenschaftlern kritisiert und ergänzt. Steven Lukes gab der Polemik in seinem 1974 erstmals erschienenen Buch „Power: A radical view“ schließlich ihren Namen: „The three dimensions of power“.

Die Wissenschaftler betrachten Macht in ihrer Debatte nur als power over. Zum besseren Verständnis wird im Folgenden von A und B gesprochen, wobei A der Machtinhaber und B der Unterworfene ist.

2.2.1 Die erste Dimension der Macht

Nach Lukes (2005: 16) definiert Dahl den Machtbegriff wie folgt: „A has power over B to the extent that he can get B to do something that B would not otherwise do”. Dabei ist das Vorhandensein eines konkreten und direkt beobachtbaren Konflikts unbedingte und alleinige Vorraussetzung für Machtausübung. Das bedeutet, dass eine aktuell beobachtbare Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Individuen herrschen muss, damit Macht ausgeübt werden kann. Der Konflikt entsteht durch die unterschiedlichen Interessen derer, die am Entscheidungsprozess teilnehmen. Macht hat dabei derjenige, der sich bei einem offenen Streit durchsetzen kann, d.h. der die Entscheidungen trifft. Der offene Konflikt zeigt sich im beobachtbaren Verhalten. A demonstriert seine Macht indem er seinen Willen zeigt und durchsetzt, während B seine Ablehnung erkennen lässt und seine ursprüngliche Verhaltensweise im Interesse von A ändert. Macht tritt folglich nur dort auf und wird sichtbar, wo verschiedene Präferenzen existieren und es durch diese Unterschiede zu einem offenen Konflikt kommt. Für alle Beteiligten ist erkennbar, dass derjenige der die Entscheidungen trifft auch der tatsächliche Machtinhaber ist (Lukes, 2005). Diese einseitige Ansicht von Dahl und seinen Anhängern wurde in den folgenden Jahren stark kritisiert und durch die zweite Dimension der Macht erweitert.

2.2.2 Die zweite Dimension der Macht

Die Soziologen Peter Bachrach und Morton Baratz (1977) vertreten die Meinung, dass Macht zwei Gesichter hat. Das erste Gesicht entspricht der Auffassung von Dahl und beschränkt Macht auf diejenigen, die bei einem offenen, beobachtbaren Konflikt die Entscheidungen treffen. Diese Entscheidungen nennen sie desicions. Die beiden Wissenschaftler weisen jedoch zusätzlich darauf hin, dass Entscheidungen auch schon getroffen werden können, bevor es zu einer offenen Auseinandersetzung kommt. Sie ergänzen den Machtbegriff um den folgenden Aspekt: „Macht wird aber auch dann ausgeübt, wenn A seine Energien darauf konzentriert, (...) institutionalisierte Formen von Handeln zu schaffen (...), die das Feld politischer Prozesse derart einschränken, dass nur die für A vergleichsweise harmlosen Probleme öffentlich erörtert werden“ (1977: 46).

Bachrach und Baratz führen damit, als zweites Gesicht, den Begriff non-decisions in die Debatte ein. Das sind Entscheidungen zur Unterdrückung bzw. Verhinderung von Alternativen die B vorziehen würde und somit nicht im Sinne des Entscheidungsträgers A sind. Dabei gibt es mehre Möglichkeiten, das Eindringen von Forderungen zu verhindern. Es kann versucht werden, das Anliegen in eine für den Machtinhaber weniger riskante Forderung umzuwandeln. Außerdem kann der Entscheidungsträger der geforderten Alternative die Legitimität absprechen, indem er sie z. B. als unmoralisch deklariert. Durch die glaubwürdige Androhung von negativen Sanktionen kann die Forderung ebenfalls unterdrückt werden. Letztendlich kann der Machtinhaber aber auch Gewalt anwenden, um das Eindringen von Alternativen zu verhindern. Non-decisions werden oft von der Elite der Gesellschaft getroffen um ihre Position zu stärken und um den für sie günstigen Status quo zu erhalten. Wie auch bei Dahl ist das Vorhandensein eines Konflikts unbedingte Vorraussetzung für die Anwendung von Macht. Dabei kann es sich jedoch um einen offenen wie auch um einen versteckten Konflikt handeln. Letzterer ist ein vorhandener, aber nicht sichtbarerer Interessengegensatz. Durch non-decisions werden Forderungen nach Veränderungen des Status quo unterdrückt, bevor sie laut werden. A verhindert somit, dass die Interessen von B in die politische Agenda aufgenommen werden. Gäbe es weder einem solchen versteckten noch einen offenen Konflikt, kann man davon ausgehen, dass ein Konsens vorliegt. Bei einer solchen Übereinstimmung der Meinungen aller Betroffenen wäre die Anwendung von non-decisons nicht erforderlich.

2.2.3 Die dritte Dimension der Macht

Für Steven Lukes (2005) ist die Analyse der zwei Gesichter der Macht immer noch zu eingeschränkt. Für den Soziologen existiert Macht auch dort, wo kein offener oder versteckter Konflikt herrscht. Laut Lukes ist: „the most effective and insidious use of power (…) to prevent such conflict from arising in the first place” (2005: 27). Dies kann A erzielen, indem er die Wünsche von B so beeinflusst und formt, dass sie den Interessen von A entsprechen. B ist sich dieser Manipulation nicht bewusst, handelt nach seinen vermeintlich eigenen Vorstellungen und empfindet kein Unbehagen. Indem A die Empfindungen und Präferenzen von B lenkt, erkennt dieser seine Rolle in dem gegeben System an. Dies tut er, weil er keine Alternativen sieht, die Situation als gegeben und unveränderbar akzeptiert oder weil sie ihm nützlich erscheint. Lukes kritisiert an der zweiten Dimension, dass das Nichtvorhandensein eines Missstandes nicht bedeutet, dass ein ehrlicher Konsens vorliegt. Er zeigt mit der dritten Dimension, dass eine Übereinstimmung aufgrund von Manipulation geschaffen werden kann. Macht hat derjenige, der die anderen in seinem Interesse beeinflusst. Dadurch entsteht ein latenter, ein verborgener Konflikt. Dieser ist von dem versteckten Konflikt aus der zweiten Dimension zu unterscheiden. Dort gelangen durch die non-decisions von A nicht alle Forderungen in die politische Agenda. B ist sich des Misstandes bewusst, da er seine eigenen Interessen kennt und die für ihn günstigere Alternative nicht im Entscheidungsprozess existiert. Der latente Konflikt der dritten Dimension besteht dagegen zwischen den Interessen der Machtinhaber und den tatsächlichen Interessen der Manipulierten. Die ideologische Beeinflussung von A nimmt ein solches Ausmaß an, dass sich B mit den Forderungen von A identifiziert. Der (manipulierte) Konsens führt dazu, dass es zu keinem offenen oder versteckten Konflikt kommt. Für Lukes ist diese dritte Dimension die umfassendste und auf Dauer erfolgreichste Variante der Macht, da die Anwendung dieser Macht zu grundlegenden Veränderungen im Wertesystem der Individuen führen kann.

Die aufgeführten drei Dimensionen zeigen eine umfangreiche Analyse der Macht. Es soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass jede Dimension auf der vorhergehenden Dimension aufbaut und diese um weitere Aspekte ergänzt. Die Verfasser der drei Dimensionen der Macht beschränken sich in ihren Studien ausschließlich auf die politische Ebene. Mithilfe der Theorie soll im Folgenden gezeigt werden, wie in Unternehmen alle drei Dimensionen der Macht angewendet werden, um bestimmte Interessen durchzusetzen. Diese Übertragung auf die Unternehmensebene soll am Beispiel von Wal Mart erfolgen.

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Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die drei Dimensionen der Macht nach Steven Lukes am Beispiel Wal Mart
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V83398
ISBN (eBook)
9783638899550
ISBN (Buch)
9783638903189
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dimensionen, Macht, Steven, Lukes, Beispiel, Mart
Arbeit zitieren
Jana Grunwald (Autor:in), 2005, Die drei Dimensionen der Macht nach Steven Lukes am Beispiel Wal Mart, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83398

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