1 Einleitung
Eduard Spranger, 1882 in Berlin geboren und 1963 in Tübingen gestorben, bestimmte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die pädagogische Diskussion entscheidend mit. Seine For-schungen umfassen jedoch nicht nur das Gebiet der Pädagogik, sondern er machte sich auch in den Bereichen der Philosophie und Psychologie durch die verschiedensten Veröffentli-chungen einen Namen.
Spranger gilt als Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik, deren Methodologie die Hermeneutik ist. Wie auch schon bei Dilthey beruhen sein Forschungen unter anderem auf Untersuchungen des Geistes, wobei sich Spranger jedoch bei seinen Erörterungen auf den Geist des Menschen bezieht. Erst durch den Begriff des Geistes hebe sich der Mensch von der Natur ab.
Spranger, der im übrigen den Ausdruck „homo oeconomicus“ prägte, gilt ebenso als Mitbe-gründer der Berufsbildungstheorie. Er versuchte das damalige Leitbild, dass das Individuum sich den ökonomischen Gegebenheiten unterzuordnen hätte, im Sinne der neuhumanistischen Bildungstheorie zu rehabilitieren und setzt sich hierzu mit dem Verhältnis von Allgemeinbil-dung und Berufsbildung auseinander. „Spranger erkannte, dass bei aller geistigen Erfüllung und inneren Erhöhung, die der Umgang mit klassischen Kulturen - wie der Antike oder dem Gedankengut der deutschen Klassik - vermittelt, der entscheidende Punkt doch die sittlich religiöse Reife des Menschen ist.“
In der vorliegenden Arbeit wird zu Beginn der historische Kontext für Sprangers Werke erör-tert. Im folgenden wird der Bildungsbegriff, insbesondere die Drei- Stufen- Theorie darge-stellt, wobei auch kurz auf die terminologische Unterscheidung zwischen Bildung und Erzie-hung eingegangen wird, bevor die damalige Rolle der Schulen und Sprangers Vorstellungen von einer Berufsbildenden Schule erläutert werden. Im folgenden Fazit wird zu Sprangers Thesen aus heutiger Sicht Stellung genommen und ihre Bedeutsamkeit für die Gegenwart betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Bildungsbegriff bei Eduard Spranger
- Pädagogisch-historischer Kontext
- Die Drei-Stufen-Theorie
- Das Verhältnis von Bildung und Erziehung
- Rolle und Bedeutung der Schulen
- Kritik und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Eduard Sprangers Bildungsbegriff im Kontext der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Sie beleuchtet seinen Einfluss auf die damalige und heutige Diskussion um Allgemeinbildung und Berufsbildung. Die Arbeit analysiert Sprangers Drei-Stufen-Theorie und deren Relevanz für die Gestaltung von Bildungsprozessen.
- Der Einfluss des neuhumanistischen Bildungsideals auf Sprangers Theorie
- Die Drei-Stufen-Theorie der Bildung und deren Bedeutung
- Das Verhältnis von Allgemeinbildung und Berufsbildung nach Spranger
- Sprangers Kritik am bestehenden Bildungssystem
- Die Aktualität von Sprangers Bildungstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Eduard Spranger als bedeutenden Pädagogen des frühen 20. Jahrhunderts vor, der die geisteswissenschaftliche Pädagogik mit seiner Hermeneutik beeinflusste. Sie beschreibt Sprangers Werk im Kontext der neuhumanistischen Bildungstheorie und seines Strebens nach einer Rehabilitierung des Individuums gegenüber rein ökonomischen Gegebenheiten. Die Einleitung umreißt den Aufbau der Arbeit, der sich mit dem historischen Kontext, Sprangers Drei-Stufen-Theorie, der Rolle der Schulen und einem abschließenden Fazit befasst.
Der Bildungsbegriff bei Eduard Spranger: Dieses Kapitel taucht tief in Sprangers Verständnis von Bildung ein. Es beginnt mit einer Erörterung des pädagogisch-historischen Kontextes, der vom neuhumanistischen Ideal Wilhelm von Humboldts geprägt war, welches Bildung auf die Inhalte der Antike und die Allgemeinbildung beschränkte. Der Erste Weltkrieg brachte einen Wandel, der zu einer neuen Wertschätzung der im Menschen schlummernden Kräfte führte, und neue Bildungsmodelle erforderte, die auch die Berufsbildung integrierten. Das Kapitel präsentiert dann ausführlich Sprangers Drei-Stufen-Theorie, die über Humboldts Trias hinausgeht, indem sie Bildung als einen Prozess der Wesensformung im Kontext des historischen Wertezusammenhangs und kulturellen Horizonts versteht. Spranger definiert Bildung als die Fähigkeit, sich mit Kulturleistungen auseinanderzusetzen und neue zu schaffen, wobei er das geistige Wesen des Menschen und sechs verschiedene Wertgebiete betont. Er unterscheidet zwischen grundlegender Bildung als erster Orientierung und der erstrebenswerten, aber gefährdeten allumfassenden Allgemeinbildung, die in einen Enzyklopädismus führen kann.
Rolle und Bedeutung der Schulen: Dieses Kapitel wird sich voraussichtlich mit Sprangers Ansichten zur Rolle von Schulen im Bildungsprozess befassen, insbesondere mit seiner Vision einer berufsbildenden Schule und wie diese sich in sein umfassenderes Verständnis von Bildung einfügt. Es wird die Verbindung zwischen Allgemeinbildung und Berufsbildung im Kontext seines Bildungsmodells beleuchten und untersuchen, wie diese beiden Bereiche in seiner Sichtweise zusammenarbeiten, um eine ganzheitliche und umfassende Bildung zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Eduard Spranger, Geisteswissenschaftliche Pädagogik, Hermeneutik, Neuhumanismus, Bildung, Erziehung, Drei-Stufen-Theorie, Allgemeinbildung, Berufsbildung, Kultur, Werte, Wilhelm von Humboldt, Kerschensteiner.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Eduard Sprangers Bildungsbegriff
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über Eduard Sprangers Bildungsbegriff. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse von Sprangers Drei-Stufen-Theorie und deren Relevanz für die heutige Bildungslandschaft. Der Text untersucht den Einfluss des Neuhumanismus und beleuchtet das Verhältnis von Allgemeinbildung und Berufsbildung nach Spranger.
Wer war Eduard Spranger und welche Rolle spielte er in der Pädagogik?
Eduard Spranger war ein bedeutender Pädagoge des frühen 20. Jahrhunderts. Er prägte die geisteswissenschaftliche Pädagogik maßgeblich durch seine hermeneutische Methode und seinen umfassenden Bildungsbegriff. Seine Arbeit steht im Kontext des neuhumanistischen Bildungsideals, entwickelt dieses aber weiter, indem er die Bedeutung der Berufsbildung und die Herausforderungen des frühen 20. Jahrhunderts berücksichtigt.
Was ist Sprangers Drei-Stufen-Theorie der Bildung?
Sprangers Drei-Stufen-Theorie geht über Humboldts Trias hinaus und versteht Bildung als einen Prozess der Wesensformung im Kontext des historischen Wertezusammenhangs und kulturellen Horizonts. Sie umfasst die Auseinandersetzung mit kulturellen Leistungen und die Schaffung neuer. Spranger betont das geistige Wesen des Menschen und sechs verschiedene Wertgebiete. Er unterscheidet zwischen grundlegender Bildung als erster Orientierung und der erstrebenswerten, aber gefährdeten allumfassenden Allgemeinbildung, die in einen Enzyklopädismus führen kann.
Wie sieht das Verhältnis von Allgemeinbildung und Berufsbildung nach Spranger aus?
Der Text untersucht detailliert Sprangers Sicht auf das Verhältnis von Allgemeinbildung und Berufsbildung. Es wird beleuchtet, wie diese beiden Bereiche in seinem Bildungsmodell zusammenarbeiten, um eine ganzheitliche und umfassende Bildung zu ermöglichen. Sprangers Ansatz geht über eine einfache Gegenüberstellung hinaus und sucht nach einer Integration beider Aspekte.
Welche Kritik übt Spranger am bestehenden Bildungssystem?
Das Dokument analysiert Sprangers Kritik am bestehenden Bildungssystem seiner Zeit. Diese Kritik wird im Kontext des historischen und gesellschaftlichen Wandels des frühen 20. Jahrhunderts betrachtet und in Beziehung zu seiner Drei-Stufen-Theorie gesetzt. Die genaue Natur dieser Kritik wird im Kapitel über Sprangers Bildungsbegriff ausführlich dargestellt.
Welche Aktualität besitzt Sprangers Bildungstheorie heute?
Die Aktualität von Sprangers Bildungstheorie wird im Dokument thematisiert. Es wird untersucht, inwieweit seine Ideen und Konzepte auch heute noch relevant sind und welche Bedeutung sie für aktuelle bildungspolitische Diskussionen haben. Der Text analysiert die anhaltende Relevanz seiner Gedanken für die Gestaltung von Bildungsprozessen.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Zusammenhang mit Sprangers Bildungsbegriff wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Eduard Spranger, Geisteswissenschaftliche Pädagogik, Hermeneutik, Neuhumanismus, Bildung, Erziehung, Drei-Stufen-Theorie, Allgemeinbildung, Berufsbildung, Kultur, Werte, Wilhelm von Humboldt, Kerschensteiner.
Welche Kapitel umfasst das Werk?
Das Werk umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zum Bildungsbegriff bei Eduard Spranger (mit Unterkapiteln zum pädagogisch-historischen Kontext, der Drei-Stufen-Theorie und dem Verhältnis von Bildung und Erziehung), ein Kapitel zur Rolle und Bedeutung der Schulen und ein abschließendes Fazit.
- Arbeit zitieren
- Sandra Finke (Autor:in), 2006, Der Bildungsbegriff bei Eduard Spranger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83618