Märchen übten seit jeher eine große Faszination auf mich aus. Umso erstaunter war ich, dass die Mädchen bei PHANTALISA - einem Berliner Mädchentreff, wo ich vor zwei Jahren mein studiumbegleitendes Praktikum absolvierte - speziell Grimms Märchen gar nicht kannten bzw. nichts (mehr) von ihnen wissen wollten. Mädchen zwischen 10 und 12 Jahren wussten nicht, wer Dornröschen war, noch hatten sie den Froschkönig vorgelesen bekommen, geschweige denn selbst gelesen!? So entstand die Idee, bei PHANTALISA ein Märchenprojekt auf die Beine zu stellen. Allerdings reagierten auch die Erzieherinnen anfangs eher verhalten. Grimms Märchen, meinten sie misstrauisch, wären doch viel zu grausam und das dargestellte Frauen- und Männerbild zudem völlig veraltet! Erst da begann ich, Fragen zu stellen: Wie sind Märchen zu bewerten? Wie bewerten MärchenpädagogInnen und LiteraturwissenschaftlerInnen sie, wie andere KollegInnen in der Praxis? Mit ihren Vorbehalten, erkannte ich nach einer ersten Literaturrecherche, standen die Erzieherinnen von PHANTALISA nicht allein da. Nichtsdestotrotz fand ich aber auch gegenteilige Meinungen, BefürworterInnen von Märchen, die sagen, (auch Grimms) Märchen seien für die geistige Entwicklung von Kindern unerlässlich. Zwei Fronten. Einen Mittelweg zwischen diesen fand ich vorerst nicht. Und damit hatte ich mein Diplomarbeitsthema gefunden: Das Für und Wider der Märchen der Grimms in der feministischen Mädchenarbeit und mögliche Alternativen.
Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert: Im Theorieteil erkläre ich mein Befürworten von geschlechtergetrennter Jugendarbeit auch im 21. Jahrhundert. Dazu zählen Begriffe wie Geschlechtsspezifische Sozialisation, Doing Gender, Gender Mainstreaming und Sexualpädagogik sowie meine Definition von pädagogischer Mädchenarbeit. Was folgt, ist ein Kapitel über geschlechtsspezifische Medienpädagogik, speziell Leseförderung, um zu erklären, warum ich mir das Feld der Literatur als Arbeitsmittel der Jugendarbeit herausgegriffen habe; gefolgt von einem geschichtlichen Exkurs zur Entstehung der Volksmärchen sowie der Textsammlung der Gebrüder Grimm. Merkmale und Analyseformen ihrer Märchen, aber auch Besonderheiten von Kunstmärchen und Verfremdungsformen werden dabei genannt. Ziel dieser Arbeit ist es, die konträren Richtungen der Märchenforschung dazustellen und – anhand der Auswertung eines Fragebogens, der einen Einblick gibt in die Sichtweise von Pädagoginnen deutschlandweit agierender Märchenzentren...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Gedanken
- Teil I: Begriffsklärungen
- Kapitel 1: Feministische Mädchenarbeit
- 1.1 Sozialer Wandel: Weibliche Realität(en) heute
- 1.2 Geschlechtertrennung – Pro & Kontra
- 1.3 Definition feministischer Mädchenarbeit
- 1.4 Die Queer-Theorie und Judith Butler
- 1.5 Theorien zur Herausbildung der Geschlechtsidentität
- 1.6 Geschlechtsspezifische Sozialisation nach Hagemann-White
- 1.7 Zusammenfassung
- Kapitel 2: Lesekompetenzförderung
- 2.1 Medienkompetenz
- 2.2 Geschlechtsspezifische Medienpädagogik
- 2.3 Buchlesen im Medien- und Freizeitvergleich
- 2.4 Drei Instanzen der Lesesozialisation
- Kapitel 3: Kinder brauchen Märchen?
- 3.1 Märchenforschung
- 3.2 Die Märchensammlung der Gebrüder Grimm
- 3.3 Pädagogischer Nutzen
- 3.4 Merkmale des Volksmärchens: Aufbau, Symbole & Motive
- 3.5 Märchenanalysen
- 3.6 Bedenkliche Elemente der KHM?
- 3.7 Moderne Märchen
- Teil II: Praxis
- Kapitel 1: Fragebogen
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Rahmenbedingungen & Grenzen
- 1.3 Instruktion / Einleitungstext
- 1.4 Verfälschungstendenzen
- 1.5 Frageformat
- 1.6 „Pretest“
- 1.7 Vorbereitung der Auswertung
- 1.8 Kritische Interpretation der Ergebnisse
- Kapitel 2: Umsetzung in die Praxis
- 2.1 Zielbestimmung
- 2.2 Erlangen von Medienkompetenz
- 2.3 Zur Vortragsweise von Märchen
- 2.4 Märchen analysieren
- 2.5 Märchen verändern
- 2.6 Förderung anderer kognitiver und künstlerischer Fähigkeiten
- 2.7 Rollenwechselspiele
- 2.8 Projektvorschlag in Tabellenform
- Kapitel 3: Resümee
- Abschließende Gedanken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Märchen, insbesondere der Gebrüder Grimm, in der feministischen Mädchenarbeit. Ziel ist es, die Vor- und Nachteile ihres Einsatzes zu beleuchten und mögliche Alternativen aufzuzeigen. Die Arbeit basiert auf einer Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen und einer praktischen Umsetzung in Form eines Projekts.
- Feministische Mädchenarbeit und ihre theoretischen Grundlagen
- Die Rolle von Lesekompetenz und geschlechtsspezifischer Medienpädagogik
- Analyse der Märchen der Gebrüder Grimm hinsichtlich ihrer Eignung für die Mädchenarbeit
- Entwicklung und Umsetzung eines Praxisprojekts zur Märchenarbeit mit Mädchen
- Diskussion möglicher Alternativen zu den Grimmschen Märchen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitende Gedanken: Die Arbeit entstand aus der Beobachtung, dass Mädchen in einem Berliner Mädchentreff die Grimmschen Märchen kaum kannten. Die anfängliche Skepsis der Erzieherinnen bezüglich der Grausamkeit und des Frauenbildes in den Märchen führte zur Fragestellung nach dem Für und Wider ihres Einsatzes in der feministischen Mädchenarbeit und der Suche nach Alternativen.
Kapitel 1: Feministische Mädchenarbeit: Dieses Kapitel definiert feministische Mädchenarbeit und beleuchtet den sozialen Wandel und die weibliche Realität. Es diskutiert die Pro- und Kontra-Argumente der Geschlechtertrennung in der Jugendarbeit und bezieht Theorien zur Geschlechtsidentitätsentwicklung und geschlechtsspezifische Sozialisation mit ein. Die Queer-Theorie und Judith Butlers Konzepte werden ebenfalls berücksichtigt.
Kapitel 2: Lesekompetenzförderung: Dieses Kapitel behandelt die Bedeutung von Lesekompetenz und Medienkompetenz in der Mädchenarbeit. Es fokussiert auf geschlechtsspezifische Medienpädagogik und untersucht den Stellenwert des Buchlesens im Vergleich zu anderen Medien. Verschiedene Instanzen der Lesesozialisation werden analysiert.
Kapitel 3: Kinder brauchen Märchen?: Das Kapitel widmet sich der Märchenforschung und der Sammlung der Gebrüder Grimm. Es untersucht den pädagogischen Nutzen von Märchen, analysiert deren Aufbau, Symbole und Motive und beleuchtet kritische Aspekte der Grimmschen Märchen. Der Fokus liegt auf der Frage nach der Eignung der Märchen für die Mädchenarbeit und diskutiert moderne Alternativen.
Kapitel 1: Fragebogen: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik des Fragebogens, der im Rahmen der Arbeit eingesetzt wurde, inklusive der Fragestellung, der Rahmenbedingungen, der Instruktion, der potentiellen Verfälschungstendenzen und der Auswertungsmethode. Es geht auch auf die kritische Interpretation der Ergebnisse ein.
Kapitel 2: Umsetzung in die Praxis: Dieses Kapitel dokumentiert die praktische Umsetzung des Märchenprojekts. Es beschreibt die Zielsetzung, den Prozess des Erlangens von Medienkompetenz, die Vortragsweise von Märchen, die Analyse und Veränderung von Märchen und die Förderung weiterer Fähigkeiten. Rollenspiele und ein Projektvorschlag werden detailliert dargestellt.
Schlüsselwörter
Feministische Mädchenarbeit, Märchen der Gebrüder Grimm, Lesekompetenzförderung, geschlechtsspezifische Medienpädagogik, Geschlechtertrennung, Queer-Theorie, Geschlechtsidentität, Sozialisation, pädagogischer Nutzen, moderne Märchen, Praxisprojekt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Feministische Mädchenarbeit und Märchen
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Märchen, insbesondere der Gebrüder Grimm, in der feministischen Mädchenarbeit. Es wird untersucht, ob und wie Grimmsche Märchen in der Mädchenarbeit eingesetzt werden können und welche Vor- und Nachteile dies mit sich bringt. Alternativen werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst theoretische Grundlagen der feministischen Mädchenarbeit, die Rolle von Lesekompetenz und geschlechtsspezifischer Medienpädagogik, eine Analyse der Grimmschen Märchen hinsichtlich ihrer Eignung für die Mädchenarbeit, ein Praxisprojekt zur Märchenarbeit mit Mädchen und eine Diskussion möglicher Alternativen zu den Grimmschen Märchen.
Welche theoretischen Grundlagen werden betrachtet?
Die Arbeit bezieht sich auf Theorien zur Geschlechtsidentitätsentwicklung und geschlechtsspezifische Sozialisation nach Hagemann-White. Die Queer-Theorie und Judith Butlers Konzepte werden ebenfalls berücksichtigt. Weiterhin wird die Bedeutung von Lesekompetenz und Medienkompetenz in der Mädchenarbeit beleuchtet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Der theoretische Teil umfasst Kapitel zur feministischen Mädchenarbeit, Lesekompetenzförderung und der Analyse von Märchen. Der praktische Teil beschreibt ein konkretes Projekt, inklusive Fragebogenentwicklung und -auswertung sowie die praktische Umsetzung in einem Mädchentreff.
Welche Methodik wurde im Rahmen der Arbeit verwendet?
Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit ist ein Fragebogen, der zur Datenerhebung eingesetzt wurde. Das Kapitel zum Fragebogen beschreibt detailliert die Fragestellung, die Rahmenbedingungen, die Instruktion, potentielle Verfälschungstendenzen und die Auswertungsmethode. Die Ergebnisse werden kritisch interpretiert.
Wie wurde das Praxisprojekt umgesetzt?
Das Praxisprojekt beinhaltet die Zielbestimmung, das Erlangen von Medienkompetenz, die Vortragsweise von Märchen, die Analyse und Veränderung von Märchen sowie die Förderung weiterer kognitiver und künstlerischer Fähigkeiten. Rollenspiele und ein detaillierter Projektvorschlag in Tabellenform sind Teil der Dokumentation.
Welche Ergebnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit liefert eine umfassende Analyse der Eignung von Grimmschen Märchen in der feministischen Mädchenarbeit. Sie zeigt sowohl Vor- als auch Nachteile auf und diskutiert Alternativen. Die Ergebnisse des Praxisprojekts liefern praktische Erkenntnisse zum Umgang mit Märchen in der Mädchenarbeit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Feministische Mädchenarbeit, Märchen der Gebrüder Grimm, Lesekompetenzförderung, geschlechtsspezifische Medienpädagogik, Geschlechtertrennung, Queer-Theorie, Geschlechtsidentität, Sozialisation, pädagogischer Nutzen, moderne Märchen, Praxisprojekt.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit feministischer Mädchenarbeit, pädagogischer Arbeit mit Mädchen, Märchenanalyse und -didaktik sowie geschlechtsspezifischer Medienpädagogik befassen. Sie bietet sowohl theoretische als auch praktische Einblicke in das Thema.
Wo finde ich die vollständigen Inhalte der Diplomarbeit?
Die vollständigen Inhalte der Diplomarbeit sind nicht in diesem FAQ enthalten. Dieses FAQ dient lediglich als Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Schultz (Autor:in), 2007, Die Bedeutung von Märchen in der feministischen Mädchenarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83679