„I do not want my house to be walled in on all sides and my windows to be stuffed.
I want the cultures of all lands to be blown about my house as freely as possible.
But I refuse to be blown off my feet by any.”
(Mahatma Gandhi)
Gandhis Idealvorstellung einer weltoffenen, aber zugleich kulturell selbstbestimmten Lebensweise, die er in Opposition zur Dominanz der damaligen britischen Kolonialmacht in Indien artikulierte, scheint eine gewisse aktuelle Brisanz innezuwohnen. Denn die heutzutage auf elektronischen Kommunikationswegen vorangetriebene weltweite Vernetzung und die damit einhergehende „Vernichtung des Raums“ bewirkt, dass besonders auf kultureller Ebene nationale Grenzen immer stärker an Bedeutung verlieren und die verschiedenen menschlichen Lebens- und Sichtweisen samt ihrer kulturellen Ausdrucksformen in einer neuartigen Unmittelbarkeit einander gewahr werden. Die vorstellbaren soziokulturellen und politischen Szenarien, die eine solche Unmittelbarkeit künftig hervorrufen könnte, reichen von einer Kulturschmelze im Sinne einer uneingeschränkten gegenseitigen Durchdringung der kulturellen Lebensformen über ein friedliches multi- bzw. interkulturelles Nebeneinander derselben bis hin zu einem aufgrund prinzipieller Unvereinbarkeit nicht vermeidbaren gewaltvollen Zusammenprall der Kulturen .
Auf kulturwirtschaftlicher Ebene scheint sich dagegen ein etwas anderes Bild abzuzeichnen. Hier besteht ein bereits seit längerem andauernder Trend zur Monokulturalisierung in Form einer unilateralen Durchdringung des globalen Kulturmarktes durch US-amerikanische Erzeugnisse und Formate, insbesondere audiovisueller Art. Die schon heute zu beobachtende und häufig unter Schlagwörtern wie „Amerikanisierung“, „McDonaldisierung“ oder „Disneyfizierung“ charakterisierte Uniformierung des kulturwirtschaftlichen Sektors, die sich ebenfalls in den Lebensweisen und Mentalitäten der Konsumenten niederschlagen könnte (bzw. dies bereits tut), stößt zwar mancherorts auf entschiedene Ablehnung und entsprechende Abwehrreaktionen (so z.B. in Frankreich mit dem Postulat der „exception culturelle“ ), droht jedoch aufgrund von fortschreitenden Liberalisierungstendenzen bzw. –verpflichtungen in der internationalen Kulturwirtschaft in absehbarer Zeit noch weiter verstärkt zu werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwischen Vielfalt und Vervielfältigung
- Kultur
- Der Kulturbegriff der UNESCO
- Vielfalt
- Partikularismus
- Multikulturalität
- Interkulturalität
- Transkulturalität
- Die UNESCO und kulturelle Vielfalt
- Schutz und Förderung
- Unterschiedliche Ausgangsbedingungen
- Förderung
- Schutz
- Kultur
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle der UNESCO im Spannungsfeld zwischen kultureller Vielfalt und der durch Globalisierungsprozesse vorangetriebenen Homogenisierung. Sie analysiert den Konflikt zwischen der Notwendigkeit, kulturelle Vielfalt zu schützen und zu fördern, und den liberalisierenden Tendenzen der globalen Kulturwirtschaft.
- Der Kulturbegriff der UNESCO und seine Implikationen
- Die verschiedenen Facetten kultureller Vielfalt (Partikularismus, Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität)
- Die Strategien der UNESCO zum Schutz und zur Förderung kultureller Vielfalt
- Der Konflikt zwischen UNESCO-Konvention und WTO-Abkommen (GATS)
- Die Bedeutung kultureller Vielfalt für individuelle Freiheit und Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beginnt mit einem Zitat von Mahatma Gandhi, das die Sehnsucht nach weltoffener, aber selbstbestimmter Lebensweise ausdrückt. Sie stellt den scheinbaren Widerspruch zwischen globaler Vernetzung und dem Schutz kultureller Identität dar. Es werden verschiedene Szenarien skizziert, die von kultureller Durchmischung bis hin zu gewaltsamen Konflikten reichen. Die zunehmende Monokulturalisierung des globalen Kulturmarktes, insbesondere durch US-amerikanische Einflüsse, wird ebenfalls angesprochen, wobei der Einfluss des GATS der WTO hervorgehoben wird.
Zwischen Vielfalt und Vervielfältigung: Dieses Kapitel analysiert den Kulturbegriff der UNESCO und verschiedene Konzepte der kulturellen Vielfalt (Partikularismus, Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität). Es beleuchtet die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen verschiedener Kulturen und die Notwendigkeit von Schutz- und Fördermaßnahmen. Die UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen wird als wichtiger Schritt zur Stärkung nationaler Kulturpolitik im Angesicht der globalen Marktmechanismen dargestellt. Der Konflikt mit dem GATS der WTO wird detailliert erörtert, wobei der Doppelcharakter kultureller Erzeugnisse (ökonomisch und kulturell) im Vordergrund steht.
Schlüsselwörter
UNESCO, kulturelle Vielfalt, Globalisierung, Kulturpolitik, GATS, WTO, Monokulturalisierung, Interkulturalität, Schutz, Förderung, Identität, Markt, Konvention.
Häufig gestellte Fragen zu: UNESCO und Kulturelle Vielfalt
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über ein Werk, das die Rolle der UNESCO im Spannungsfeld zwischen kultureller Vielfalt und globaler Homogenisierung untersucht. Es enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Analyse des Konflikts zwischen dem Schutz und der Förderung kultureller Vielfalt und den liberalisierenden Tendenzen der globalen Kulturwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf die UNESCO-Konvention und das GATS-Abkommen der WTO.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt zentrale Themen wie den Kulturbegriff der UNESCO, verschiedene Facetten kultureller Vielfalt (Partikularismus, Multikulturalität, Interkulturalität, Transkulturalität), die Strategien der UNESCO zum Schutz und zur Förderung kultureller Vielfalt, den Konflikt zwischen UNESCO-Konvention und WTO-Abkommen (GATS), und die Bedeutung kultureller Vielfalt für individuelle Freiheit und Entwicklung. Es analysiert auch die Herausforderungen der Globalisierung und den Einfluss der Monokulturalisierung des globalen Kulturmarktes.
Welche Kapitel sind enthalten und worum geht es in ihnen?
Das Dokument umfasst mindestens eine Einleitung und ein Kapitel mit dem Titel "Zwischen Vielfalt und Vervielfältigung". Die Einleitung präsentiert den scheinbaren Widerspruch zwischen globaler Vernetzung und dem Schutz kultureller Identität und skizziert verschiedene Szenarien. Das Kapitel "Zwischen Vielfalt und Vervielfältigung" analysiert den Kulturbegriff der UNESCO und verschiedene Konzepte kultureller Vielfalt, beleuchtet unterschiedliche Ausgangsbedingungen verschiedener Kulturen und die Notwendigkeit von Schutz- und Fördermaßnahmen. Es erörtert detailliert den Konflikt zwischen der UNESCO-Konvention und dem GATS der WTO und den Doppelcharakter kultureller Erzeugnisse (ökonomisch und kulturell).
Was sind die Schlüsselwörter des Dokuments?
Die Schlüsselwörter des Dokuments sind: UNESCO, kulturelle Vielfalt, Globalisierung, Kulturpolitik, GATS, WTO, Monokulturalisierung, Interkulturalität, Schutz, Förderung, Identität, Markt, Konvention.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Die Arbeit untersucht die Rolle der UNESCO im Spannungsfeld zwischen kultureller Vielfalt und der durch Globalisierungsprozesse vorangetriebenen Homogenisierung. Sie analysiert den Konflikt zwischen der Notwendigkeit, kulturelle Vielfalt zu schützen und zu fördern, und den liberalisierenden Tendenzen der globalen Kulturwirtschaft.
Wie wird der Kulturbegriff der UNESCO behandelt?
Der Kulturbegriff der UNESCO und seine Implikationen werden als zentraler Bestandteil der Analyse betrachtet. Das Dokument untersucht, wie dieser Begriff die Strategien der UNESCO zum Schutz und zur Förderung kultureller Vielfalt beeinflusst und im Kontext des Konflikts mit dem GATS der WTO interpretiert wird.
Welche Rolle spielt die Globalisierung im Dokument?
Die Globalisierung spielt eine entscheidende Rolle, da sie als Haupttreiber der Homogenisierung und des Konflikts mit der kulturellen Vielfalt dargestellt wird. Die Auswirkungen der globalen Kulturwirtschaft und der Einfluss von Organisationen wie der WTO werden kritisch beleuchtet.
- Arbeit zitieren
- Timo Klemm (Autor:in), 2007, Zwischen Vielfalt und Vervielfältigung - Die UNESCO im Kampf um die Kulturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83690