„Befragung bedeutet Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen. Durch verbale Stimuli (Fragen) werden verbale Reaktionen (Antworten) hervorgerufen: Dies geschieht in bestimmten Situationen und wird geprägt durch gegenseitige Erwartungen. Die Antworten beziehen sich auf erlebte und erinnerte soziale Ereignisse, stellen Meinungen und Bewertungen dar.“
Befragungen gelten als die rationellste und am häufigsten angewendete Methode zur Markt- und Meinungsforschung in industrialisierten Gesellschaften. Sie nehmen eine dominierende Position in der Forschungspraxis ein. Da jede mündliche Befragung (Interview) eine soziale Situation darstellt, ergibt sich die Frage nach der Aussagekraft der im Interview gewonnenen Daten. Wodurch werden die Antworten beeinflusst oder sogar verfälscht? Zunächst muss bei der Datenerhebung und Datenauswertung beachtet werden, wodurch die soziale Situation Interview charakterisiert ist (Kap. 2).
Dann wird auf die Besonderheiten der Interviewsituation eingegangen – was unterschei-det das wissenschaftliche Interview von einem alltäglichen Gespräch und durch welche Prämissen und Vorgaben ist dieser Unterschied geprägt (Kap. 2.1)? Darauf folgt eine Erläuterung des Modells des Grades der Gemeinsamkeit, das einen Erklärungsansatz für die unterschiedlichen Antwortbereitschaften bietet (Kap. 2.3). Anschließend wird eine der Streitfragen in der Interviewforschung angesprochen, die Auseinandersetzung um das richtige Modell zur Erklärung der gegebenen Antworten. Dazu werden die beiden Modelle zunächst kurz erläutert, um dann auf die Unterschiede einzugehen (Kap. 2.4). Im darauf folgenden Kapitel 2.4 wird auf die Reaktivität, also die Wechselwirkung zwischen Interviewer und Befragten näher eingegangen. Kapitel 2.5 befasst sich mit Meinungen als Artefakte und Antwortverhaltenstendenzen, so zum Beispiel der zu beobachten Beja-hungstendenz sowie den ihnen zugrundeliegenden Ursachen. Im Anschluss daran werden die Künstlichkeit der Interviewsituation sowie die Antwortverzerrung näher beschrieben (Kap. 2.6, 2.7).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Situation Interview
- Besonderheiten der Interviewsituation
- Grad der Gemeinsamkeit
- S-R-Modell und S-P-R-Modell
- Reaktivität
- Artefakte
- Künstlichkeit der Interviewsituation
- Antwortverzerrung
- Interviewstile
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Interview als sozialer Beziehung und untersucht die Auswirkungen der Interviewsituation auf die Qualität und Verlässlichkeit der gewonnenen Daten. Sie analysiert die Besonderheiten des wissenschaftlichen Interviews im Vergleich zu einem alltäglichen Gespräch und beleuchtet die Faktoren, die die Antwortbereitschaft und das Antwortverhalten der Befragten beeinflussen können.
- Die Besonderheiten der Interviewsituation
- Das S-R-Modell und das S-P-R-Modell zur Erklärung von Antwortverhalten
- Die Rolle der Reaktivität im Interviewprozess
- Die künstliche Natur der Interviewsituation und ihre Auswirkungen auf die Datenqualität
- Verschiedene Interviewstile und ihre Eignung für unterschiedliche Forschungsziele
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Interviews als sozialer Beziehung ein und stellt die Relevanz der Forschung dar. Sie beleuchtet die Besonderheiten des Interviews als Forschungsmethode und die Notwendigkeit, die Einflüsse der Interviewsituation auf die Datenqualität zu berücksichtigen.
- Soziale Situation Interview: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Aspekten der sozialen Situation, die das Interview prägen. Es werden die Besonderheiten des Interviews im Vergleich zu einem alltäglichen Gespräch erläutert, die Bedeutung des Grades der Gemeinsamkeit für die Antwortbereitschaft untersucht, die Reaktivität zwischen Interviewer und Befragtem analysiert und die Künstlichkeit der Interviewsituation sowie die Antwortverzerrung beleuchtet.
- Interviewstile: Der dritte Abschnitt befasst sich mit verschiedenen Interviewstilen wie weich, hart und neutral und untersucht die spezifischen Merkmale und Einsatzmöglichkeiten der einzelnen Stile.
Schlüsselwörter
Interview, soziale Situation, Antwortverhalten, Reaktivität, Artefakte, Künstlichkeit, Interviewstile, empirische Sozialforschung.
- Arbeit zitieren
- Tim Peters (Autor:in), 2007, Das Interview als soziale Beziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83725