Die moderne Paarbeziehung aus konstruktivistischer Sicht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Was ist Konstruktivismus?

3. Die moderne Paarbeziehung
3.1. Die Entwicklung zur modernen Paarbeziehung
3.2 Probleme der Partnerwahl
3.3 Von einer gemeinsamen Wirklichkeit zur erfolgreichen Beziehung
3.4 Ein subjektiver Eindruck genügt

4. Fazit und Ausblick

Bibliographie

1. Einleitung

Den Traumpartner zu finden ist heutzutage das erklärte Ziel der Menschheit. Längst wählen nicht mehr die Verwandten den Partner fürs Leben, die Eltern müssen einem Partner nicht mehr wohl gesonnen sein und die eigene Prioritätenliste ist besonders wichtig geworden.

Einfacher gemacht hat diese Veränderung die Paarbeziehung nicht. Schließlich ist es das Ziel eines jeden Paares, bis an das Lebensende, glücklich, miteinander zu leben. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch den richtigen Partner. Und so wachsen Singlebörsen im Internet, Kontaktbüros und Singlepartys heute förmlich aus dem Boden. Nach Jahren der eingeschränkten Partnerwahl und Zusammenlebens ohne gegenseitig empfundene Liebe, sind die Menschen heute frei, sich einen Partner zu suchen, der ihnen Erfüllung und all das verspricht, von dem sie immer geträumt haben. Die patriarchaischen Jahre der Paarbeziehung sind vorbei und jeder hat heute die freie Wahl. So kommt es vor, das man zu weilen mehr Partner auf seinem Lebensweg anhäuft, als man es sich gewünscht hatte. Eine gemeinsame Wirklichkeit mit dem Partner zu konstruieren wird scheinbar immer schwerer, weil die eigenen Vorstellungen befriedigt werden müssen. Doch was, wenn wir den Partner gar nicht als Traumpartner wahrnehmen können, weil wir ihn uns im denken bereits konstruiert haben und dadurch jeder Mensch, der nicht in diese Konstruktion passt, nicht erkannt wird. So könnte man den richtigen Partner bereits vor sich haben, aber die eigene, abweichende Konstruktion macht es unmöglich, diesen als solchen zu erkennen, weil wir ihn nicht erkennen. Weil er nicht so ist, wie unsere Konstruktion ihn sucht.

So können wir ewig weitersuchen und werden doch nie finden, weil es keinen Menschen geben kann, der perfekt in das Bild passt, dass wir von ihm haben. Einen solchen Menschen können wir, wie unsere gesamte Umwelt, nur im Denken selbst erschaffen, aber nie erkennen, weil wir nicht wissen, ob er überhaupt existent ist und uns dies auch niemand sagen kann.

Wir werden also versuchen, die Suche nach dem Traumpartner einmal aus konstruktivistischer Sicht zu begreifen.

2. Was ist Konstruktivismus?

Der Konstruktivismus ist die Überzeugung, dass

„Die Umwelt, die wir wahrnehmen, (…) unsere Erfindung.“[1]

ist.

Das bedeutet, dass alles, was wir wahrnehmen, alles was wir zu sehen glauben nicht real ist und nur durch uns selbst konstruiert wird.

Niemand kann uns vergewissern, dass die Informationen, die wir von außen bekommen, bei uns ebenso wirken, wie bei einem Dritten.

Niemand kann beweisen, dass das türkis, dass ich sehe, der Schnee den ich sehe und der Mensch den ich sehe, für ihn genauso aussieht.

Alles, was ich zu sehen und über meine Umwelt zu wissen glaube, habe ich selbst erkannt und nicht von außen erfahren. Somit ist erkennen ein subjektiver Prozess und Objektivität kann nach dem Konstruktivismus nicht stattfinden, denn es gibt niemanden der die Außenwelt objektiv beurteilt und wir alle können nur auf eine subjektive Betrachtungsweise zurückgreifen.

Als Beispiel sei einmal das Universum zu nennen. Keiner kann uns sagen, wie weit das Universum gefasst ist, ob jemand es erschaffen hat und was hinter diesem ganzen Konstrukt steht. Deshalb ist das Universum für uns auch so schwer gedanklich zu fassen. Wir haben keine Vorstellung davon, wie es sein könnte, keinen Interpretationsrahmen, weil niemand es umzäunen kann.

Auch Sprache und Signale, die für manche ein Indiz dafür sind, dass die Außenwelt real ist, da Sprache es ermöglicht, über das gesehene zu sprechen, sind letztendlich nur Impulse, die unser Nervensystem empfängt und verarbeitet. Das Gehirn formt für uns ein Signal, dass wir dekodieren können, zum Beispiel als das bellen eines Hundes oder den morgendlichen Gruß vom Nachbarn am Gartenzaun. Dies ist also als ein Indiz dafür zu werten, dass der Konstruktivismus in seiner Annahme Recht hat. Denn aus allem, was auf uns einströmt, errechnen wir uns gedanklich eine Außenwelt, die wir durch Erfahrungen auch immer wieder erkennen. Dabei ist dieses erkennen ein, durch erleben, selbst geschaffenes Erkennen.

Alles erlebte wird somit subjektiv und man kann nicht von einem allgemeingültigen Verständnis der Umwelt sprechen, da diese Betrachtung immer auch vom Beobachter abhängt.[2]

Man könnte sagen, die Evolutionstheorie unterstützt die Annahme des Konstruktivismus fast, denn laut Darwin haben immer die Tiere überlebt, die sich am besten an ihre Umwelt angepasst haben. Auch der Mensch passt sich an seine Umwelt an.

Aus dem, was er an Reizen und Signalen empfängt formt er sich eine Wirklichkeit in der er sich, wie er denkt, angemessen verhält.

Alles was uns umgibt haben wir konstruiert. Und wir konstruieren auch unsere Meinung von dem was uns umgibt.

Somit schaffen wir uns eine Meinung vom Gegenüber und da wir immer auf der Partnersuche sind (so will es schließlich auch die Biologie), versuchen wir einen Partner zu finden, der unserer Ansicht gerecht wird, d.h. von dem wir eine gute Meinung haben.

Ein potentiell guter Partner sollte so sein, wie wir ihn konstruiert haben, doch das kann zum Problem werden.

Darum wollen wir die moderne Paarbeziehung auch mal aus konstruktivistischer Sicht beurteilen und darlegen, warum die eigene Konstruktion vielleicht nicht immer die beste ist.

[...]


[1] Foerster, Heinz von (1973): Über das Konstruieren einer Wirklichkeit., In. Ders. (1993)., S. 26 f.

[2] Tomaschek, Dr. Nino (2000), Einführungsartikel: Die Konstruktiv(istisch)e Philosophie als radikale Epistemologie, Universität Augsburg: Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die moderne Paarbeziehung aus konstruktivistischer Sicht
Hochschule
Universität Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Epistemologische Fragestellung und Probleme der konstruktivistischen Philosophie II
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V83731
ISBN (eBook)
9783638000901
ISBN (Buch)
9783638910668
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Paarbeziehung, Sicht, Epistemologische, Fragestellung, Probleme, Philosophie
Arbeit zitieren
Anna-Cathrin Esser (Autor:in), 2007, Die moderne Paarbeziehung aus konstruktivistischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83731

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