Schönberg, Krenek und Stravinsky im Exil

Zum Text "Challenges and Opportunities of Acculturation Schoenberg, Krenek and Stravinsky in Exile" von Claudia Maurer Zenck


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Arnold Schönberg

3. Ernst Krenek

4. Igor Stravinsky

5. Abschluss

6. Bibliographie

1. Einleitung

Ich schreibe diese Hausarbeit ausgehend vom Text Challenges and Opportunities of Acculturation. Schoenberg, Krenek and Stravinsky in Exile von Claudia Maurer Zenck. Die Autorin befasst sich in diesem Text mit den Leben der drei Komponisten im Exil in den USA. Anhand dieser drei Beispiele verdeutlicht sie den Begriff „acculturation“, stellt dar, inwieweit das Leben in einem neuen Land die Komponisten beeinflusst, inwieweit sie sich anpassen oder ihre europäische Kultur aufrechterhalten, diskutiert die Frage der (künstlerischen) Identität und beschäftigt sich mit den Auswirkungen all dieser Aspekte auf die Arbeit als Komponist. Sie beleuchtet jeweils drei Aspekte: die Arbeit am Boston Symphony Orchestra, die Lehrtätigkeit und die Kompositionen. Ich werde in dieser Arbeit einen genaueren Blick auf das Leben der drei Komponisten werfen und die wichtigsten Stationen und Ereignisse von der Emigration bis zum Tod zusammenfassen.

Zuerst möchte ich jedoch noch kurz erläutern, was die Exilsituation eigentlich bedeutet. Wichtig ist, den kulturellen Unterschied zwischen Europa und Amerika zu betrachten: bisher waren die Vereinigten Staaten auf kulturellem Gebiet zurückgeblieben, weswegen viele Exilanten das fehlende Kulturleben zu beklagen hatten. Doch durch die zahlreich immigrierten europäischen Künstler hatten die USA nun die Gelegenheit, diesen Rückstand aufzuholen. Viele Künstler bauten sich ihren eigenen kleinen Kulturkreis auf, so bildeten sich oft Emigrantenkreise, die sich von der Umwelt abschotteten und sich selbst isolierten, mit dem Gedanken, wenn in Amerika schon kein Kulturleben vorhanden ist, dann zumindest ihre eigene europäische Kultur bewahren zu wollen und sich gegenseitig zu verstehen, da ihnen allen das gleiche Schicksal gemein ist. Dieser Wunsch gründet sich auf der Angst vor dem Identitätsverlust, die Schwierigkeit, in einer fremden Welt aufgrund des Zwangs zur Anpassung die eigene Identität zu verlieren, denn jede Form der Anpassung wird direkt als Zwang empfunden. Um diesem Identitätsverlust vorzubeugen, versuchten viele, mit ihrem künstlerischen Schaffen fort zu fahren und ihren europäischen Lebensstil aufrechtzuerhalten, was jedoch oft die Gefahr der Abkapselung und Isolation in sich birgt. Ob die Exilsituation einen Einfluss auf die Werke der Künstler hatte, kann man nicht genau sagen. Manche bejahen es, manche streiten es vehement ab. Fakt ist, dass das Amerikanische Kultur- und Musikleben zu dieser Zeit auf die exilierten Künstler angewiesen war und so die Chance hatte, sich weiterzuentwickeln.

Das Exil hatte durchaus auch positive Seiten. Mal ganz abgesehen davon, dass ein künstlerisches Schaffen im Europa zu dieser Zeit so gut wie unmöglich war, sahen viele Künstler ihre Emigration als Aufbruch zu Neuem, als Chance, ein neues Leben zu beginnen. Oft hat wohl auch die Idealisierung der USA oder die utopienhafte Vorstellung des dortigen Lebens die Leute beeinflusst. Für manche erfüllte sich dieser Traum, manche wurden unsanft aus ihm herausgerissen.

Werfen wir nun einen Blick auf das Leben von Schönberg, Krenek und Stravinsky im Exil.

2. Arnold Schönberg

Arnold Schönberg, gebürtiger Wiener Jude, lebte seit 1932 in Berlin, wo er an der Preußischen Akademie der Künste unterrichtete, aus der er im Zuge des Nationalsozialismus' im Mai 1933 entlassen wurde. Sofort brach er mit Frau und Tochter Richtung Paris auf, wo er am 24.7.1933 zum Judentum rekonvertierte (Schönberg war früher zum evangelischen Glauben übergetreten). Durch die Vorgehensweise der Nationalsozialisten schwer erschüttert, beschloss er, alles in seiner Macht stehende für die Juden in Europa zu tun, er wäre sogar bereit gewesen, seinen Beruf dafür aufzugeben: „Ich halte das für wichtiger als meine Kunst, und ich bin entschlossen – wenn ich für solche Tätigkeit geeignet bin – nichts anderes mehr zu machen, als für die nationale Sache des Judentums zu arbeiten.“[1] Zur Verwirklichung dieser Pläne kam es nicht, die letzte Zeit in Europa verbrachte er mit seiner Familie wegen seines Asthmas im südlicheren Arcachon. Am 25.10.1933 ging er mit Frau und Tochter in Le Havre an Bord, sie erreichten New York am 31.10. Schönberg sollte nie mehr nach Europa zurückkehren.

Am 5. September 1933 trat er eine Stelle als Kompositionslehrer am Malkin Conservatory in Boston an, war jedoch von den dort herrschenden Bedingungen enttäuscht: das Konservatorium war vergleichsweise klein und unbedeutend, er hatte nur wenige und zudem nicht sonderlich talentierte Schüler zu unterrichten, er musste in Boston und New York unterrichten und deshalb hin- und herpendeln, sein Gehalt war niedrig. Dennoch bereitete das Unterrichten ihm Freude, vor allem die talentierteren Schüler. Im März 1934 dirigierte Schoenberg (er schrieb seinen Namen nun mit oe um den Amerikanern die Orthographie zu erleichtern) zwei Werke am Boston Symphony Orchestra. Als sein Vertrag mit dem Malkin Conservatory im Mai 1934 endete, lehnte er jedes weitere Stellenangebot von der Ostküste ab, selbst das der renommierten Juilliard School, da das dort herrschende Klima seiner Gesundheit schadete. Da er finanziell nun gut situiert war, verbrachte er mit seiner Familie die nächste Zeit in Chautauqua, einem Erholungsort, um im Oktober 1934 schließlich nach Kalifornien in die Hollywood Hills zu ziehen, denn er war der Ansicht, das dortige Klima sei für seine Gesundheit am besten.

Im Sommer 1935 erhielt Schoenberg eine Lehrstelle an der University of Southern California (USC), doch auch dort war er, wie schon zuvor in Boston, von seinen wenigen Schülern enttäuscht. Dennoch unterrichtete er sie gewissenhaft, angepasst an ihr Leistungsniveau in Harmonielehre, Kontrapunkt und Choralbearbeitung. Außerdem nahm er den mittellosen John Cage unentgeltlich als Privatschüler an. Im Herbst 1936 wurde er von der wesentlich größeren University of California Los Angeles (UCLA) abgeworben. Er erhielt ein höheres Gehalt, einen Professorentitel und war mit der Aufgabe betraut, das Musikressort aufzubauen, doch auch hier besaßen seine Schüler keine besondere Vorbildung und hatten Musik oft nur als Nebenfach belegt. Er unterrichtete sie, entgegen aller Erwartungen, nicht in 12-Ton-Technik, sondern brachte ihnen wie bereits an der USC die klassischen tonalen Mittel anhand der Literatur von Bach bis Brahms näher, nur die weiter fortgeschrittenen Schüler durften atonal komponieren. Um in der Nähe der Universität zu leben, zog er mit seiner Familie in ein Haus in Brentwood Park, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.

Kompositorisch musste Schoenberg sich in Amerika neu orientieren. Die 12-Ton-Technik kam hier beim Publikum nicht besonders gut an, und da Schoenberg auf das Geld, das er mit seinen Kompositionen verdiente, angewiesen war, sah er sich gezwungen, eher „traditionelle Stücke zu komponieren, womit er sich schließlich auch abfand: „Es gibt noch eine ganze Reihe in C-Dur zu sagen“.[2] Dennoch setzte er auch das komponieren in Stil der Wiener Schule fort, vor allem in Kalifornien widmete er sich wieder intensiver seinen Kompositionen. Obwohl er jetzt in der Nähe Hollywoods lebte, hat er kein einziges Stück für einen Film komponiert. Die beiden ersten Werke, die er in Kaliforniein vollendete, waren das Konzert für Violine und Orchester op. 36 sowie das Vierte Streichquartett op. 37. Im September 1938 entstand die Komposition Kol Nidre, Vertonung eines Textes aus der jüdischen Liturgie, um die ihn ein Rabbiner gebeten hatte. Neben seinen neuen Kompositionen bearbeitete Schoenberg auch häufig seine eigenen Werke und die anderer Komponisten, vor allem Brahms. Während dieser Zeit setzte er sich außerdem für jüdische Exilanten ein, manchmal war dies sogar vorrangig vor seinem eigenen Schaffen. Als zu dieser Zeit auch kein Briefkontakt mit Europa mehr möglich war, fühlte Schoenberg sich in einer Isolation, auch, da seine amerikanischen Schüler sich ihm gegenüber distanzierter verhielten als seine früheren Schüler in Europa, deshalb suchte er den Kontakt anderer Exilanten in den USA. In den folgenden drei Jahren kam sein kompositorisches Schaffen weitgehend zum Stillstand, erst 1941/42 entstanden wieder drei neue Werke, diese jedoch mit großer Bedeutung: die Orgelvariationen, das Klavierkonzert und die Ode an Napoleon Buonaparte. Dieses 12-Ton-Werk ist, in der historischen Parallele gesehen, eine Hasstirade auf Hitler. Am 11.04.1944 wurde Arnold Schoenberg und seiner Frau Gertrud schließlich die amerikanische Staatsbürgerschaft zuerkannt.

[...]


[1] In: Willi Reich, Schönberg oder der konservative Revolutionär, Wien/Frankfurt/Zürich: Molden 1968. S. 244

[2] In: Kurt Pahlen, Die große Geschichte der Musik, München: Cormoran 2000. S.604

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Schönberg, Krenek und Stravinsky im Exil
Untertitel
Zum Text "Challenges and Opportunities of Acculturation Schoenberg, Krenek and Stravinsky in Exile" von Claudia Maurer Zenck
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Musikwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die historische Musikwissenschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V83740
ISBN (eBook)
9783638027175
ISBN (Buch)
9783638927062
Dateigröße
505 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Arbeit zum Text: "Challenges and Opportunities of Acculturation Schoenberg, Krenek and Stravinsky in Exile" von Claudia Maurer Zenck
Schlagworte
Schönberg, Krenek, Stravinsky, Exil, Einführung, Musikwissenschaft
Arbeit zitieren
Nadine Hellriegel (Autor:in), 2003, Schönberg, Krenek und Stravinsky im Exil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83740

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