Obdachlos und psychisch krank - Herausforderung für Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie


Hausarbeit, 2006

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Obdachlosigkeit
1.1 Definitionen
1.2 Zahl und Umfang der Obdachlosigkeit
1.3 Gesundheitliche Verfassung obdachloser Menschen

2. Psychische Erkrankungen
2.1 Psychosoziale Störungen
2.2 Psychoneurotische Störungen und Psychosen

3. Zusammenhang zwischen Obdachlosigkeit und psychischen Erkrankungen
3.1 Statistische Angaben
3.2 Wege in die Obdachlosigkeit psychisch Kranker

4. Hilfesysteme
4.1 Gesetzliche Grundlagen und rechtliche Möglichkeiten der Hilfe
4.2 Psychiatrie und sozialpsychiatrische Hilfen
4.3 Wohnungslosenhilfen

5. Konsequenzen für die Versorgungsstruktur
5.1 Case Management
5.2 Streetwork(er)
5.2.1 Medical Streetwork
5.3 Lebensweltorientierung
5.4 Kooperation der Hilfesysteme

Schlussbetrachtung

Literatur

Einleitung

Sie schlafen in Abbruchhäusern und Parkanlagen, auf Bänken, unter Brücken oder in Hauseingängen. Sie halten sich in Einkaufspassagen, Fußgängerzonen oder Unterführungen auf. Abfällig werden sie auch mit Bezeichnungen wie „Penner“ tituliert oder mit Bettlern gleichgesetzt: Obdachlose sind heute in den meisten Großstädten präsent. Einige von ihnen sind alkoholisiert, andere „irgendwie auffällig“. Sie gehören zu einer Randgruppe unserer Gesellschaft.

Im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich mit der Gruppe der obdachlosen, psychisch kranken Menschen auseinandersetzen. Was heißt „obdachlos“? In welcher gesundheitlichen und sozialen Verfassung sind diese Menschen? Was bedeutet „psychisch krank“? Wie hängen Obdachlosigkeit und psychische Erkrankung zusammen? Welche Hilfen gibt es für diese Klientel? Inwiefern sind diese Menschen hinsichtlich der Versorgungsstruktur eine Herausforderung für Psychiatrie und Wohnungslosenhilfe? Diese Fragen zum Thema „Obdachlos und psychisch krank –Herausforderung an Psychiatrie und Wohnungslosenhilfe“ sollen im Folgenden geklärt werden.

Im ersten Kapitel sollen Definitionen, Zahl und Umfang sowie ein Überblick zur gesundheitlichen Verfassung Obdachloser gegeben werden.

Im zweiten Kapitel möchte ich auf die psychischen Erkrankungen, die gerade bei Obdachlosen häufig zu finden sind, eingehen.

Auf den Zusammenhang zwischen Obdachlosigkeit und psychischer Erkrankung möchte ich im dritten Kapitel eingehen.

Im vierten Kapitel soll ein Überblick bzgl. der Hilfesysteme für psychisch kranke obdachlose Menschen gegeben werden.

Im fünften Kapitel möchte ich die Konsequenzen für die Versorgungsstruktur aufzeigen sowie verschiedene Modelle und Ansätze in Bezug auf die Versorgung darstellen.

In der Schlussbetrachtung sollen schließlich die Ergebnisse und Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst werden.

1. Obdachlosigkeit

Die Begriffe „Obdachlosigkeit“, „Wohnungslosigkeit“, „Wohnungsnotfall“, „Nichtsesshaftigkeit“ usw. sind Bezeichnungen, die sich nicht selbstredend erklären, sondern von Hilfe- und Interventionssystemen vergeben wurden. (vgl. Holtmannspötter 2002)

In diesem Kapitel soll nun versucht werden diese Begriffe voneinander abzugrenzen und zu klären sowie einige statistische Angaben dazu gegeben werden.

1.1 Definitionen

Obdachlos ist, wer sich vorübergehend ohne Wohnung in seiner Gemeinde aufhält, aber nicht in einem Heim oder einer Hilfeeinrichtung untergebracht ist und nicht auf der Straße lebt. Obdachlose werden von ihrer Gemeinde in eine Wohnung oder Notunterkunft eingewiesen, wenn sie ihre Wohnung verloren haben oder der Verlust der bisherigen Wohnung unmittelbar bevorsteht und kein menschenwürdiges Obdach mehr haben. (vgl. Malyssek, Angele 1989)

Von Wohnungslosigkeit betroffen sind (nach einer Definition des Deutschen Städtetages) Menschen, die nicht über einen eigenen, mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen. Aktuell von Wohnungslosigkeit betroffen sind demnach Menschen ohne eigene Unterkunft, wenn sie etwa bei Verwandten oder Freunden vorübergehend wohnen. Darunter fallen auch Menschen, die sich in Heimen, Anstalten, Notübernachtungen, Asylen, Frauenhäusern aufhalten, weil keine Wohnung zur Verfügung steht. Ebenso fallen darunter auch Menschen, die ohne soziale Bindungen schon längere Zeit auf der Straße leben und versuchen wieder einen Platz in der Gesellschaft mit einer eigenen Wohnung zu finden. (vgl. Schneider 2006, Malyssek )

In Wohnungsnot befinden sich Menschen, deren Wohnung und/oder Wohnumwelt nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht und die nicht in der Lage sind, sich aus eigenen Kräften eine angemessene und dauerhafte Wohnung zu beschaffen, die unmittelbar von ersatzlosem Wohnungsverlust (z.B. durch eine Räumungsklage) bedroht sind oder die aus sonstigen Gründen in unzumutbaren Wohnverhältnissen leben. (vgl. Holtmannspötter 2002, Angele 1989)

Der Begriff Nichtsesshaftigkeit beschreibt Menschen, die ohne gesicherte wirtschaftliche Grundlage über keinen festen Wohnsitz verfügen und in ständig wechselndes Unterkünften (z.B. in Einrichtungen der Nichtsesshaftenhilfe) oder im Freien übernachten. Sie haben keinen Anspruch auf Unterbringung seitens der Ordnungs- und Sicherheitsbehörden. (vgl. Angele 1989, Holtmannspötter 2002, Schneider 2006)

Zur Beschreibung von Menschen, die über keinen hinreichenden Wohnsitz verfügen, gibt es allerdings keine allgemein gültigen, trennscharfen und von allen Fachleuten anerkannten Begriffe und Definitionen. Darum werde ich auch im Rahmen dieser Hausarbeit den Begriff „Obdachlos“ synonym verwenden, da er wörtlich übersetzt „ohne Obdach, ohne eigenes Dach über dem Kopf“ bedeutet und auf alle beschriebenen Definitionsversuche zutrifft.

1.2 Zahl und Umfang der Obdachlosigkeit

Da es in Deutschland keine bundeseinheitliche Wohnungsnotfallstatistik gibt, können die Zahl und der Umfang der Wohnungslosigkeit nur geschätzt werden.

Im Jahre 2004 belief sich die geschätzte Zahl der Wohnungslosen auf ca. 345.000 Menschen.

Die Zahl der ohne jede Unterkunft auf der Straße lebenden Menschen wird von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. mit Sitz in Bielefeld auf 20.000 bis 30.000 geschätzt. Die Dunkelziffer wird um Einiges höher sein, doch die genauen Zahlen kennt niemand. Die Erreichbarkeit der Obdachlosen gestaltet sich äußerst schwierig, da sie „auf Dachböden oder in Kellern von großen Mietshäusern, auf Baustellen, in Parks und auf öffentlichen Plätzen [übernachten], sie suchen sich Verstecke auf unübersichtlichen Brachflächen, auf dem Bahngelände, in Abrisshäusern und Ruinen, unter Brücken, auf dem Uni-Campus. […] Die weitaus meisten wohnen – oder leben – in Notübernachtungen, Obdachlosenheimen, Billigpensionen, Asylen, Heimen, Anstalten, oder sind bei Freunden, Bekannten oder Verwandten untergekommen, oft nur geduldet, oft nur vorübergehend“ (Schneider 2006).

Betroffen sind Junge und Alte, Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche. Der geschätzte Anteil der Männer liegt bei 55%, der der Frauen bei 23% und der der Kinder und Jugendlichen bei 22%.

(vgl. Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.)

Nach einer Studie von Salize, Dillmann-Lange und Kentner-Figura (2002) zwischen den Jahren 1997 und 1999 im Stadtgebiet Mannheim betrug das Durchschnittsalter der Obdachlosen 32 Jahre. Rund zwei Drittel waren nie verheiratet, weitere 30,4 Prozent geschieden und fast die Hälfte gab an, Kinder zu haben. 86,4 der Befragten hatten eine abgeschlossene Schulausbildung, jedoch mehr als zwei Drittel hatte keine Berufsausbildung und ein gleich hoher Anteil war ohne Arbeit.

1.3 Gesundheitliche Verfassung obdachloser Menschen

Medizinische Studien zeigen, dass die gesundheitliche Verfassung obdachloser Menschen sehr schlecht und besorgniserregend ist. Dennoch scheuen viele Obdachlose den Weg zum Arzt.

Folgende Krankheitsauslöser werden häufig genannt:

- eingeschränkte Hygienemöglichkeiten
- wenig Schutz vor Nässe, Kälte, Zugluft oder Hitze
- Angst vor gewalttätigen Übergriffen oder konkrete Gewalterfahrungen
- permanenter Schlafmangel und ständige Suche nach einem sicheren Schlafplatz
- Lebenskrisen
- Mangelernährung
- gesundheitsschädliche Arbeitsplatzbedingungen, Arbeitsplatzverlust/ Arbeitslosigkeit
- subjektives Bewältigungsverhalten und individuelles Risikoverhalten
- Mangel an menschlicher Zuwendung und sozialen Kontakten sowie Vereinsamung und Isolation

Eine entscheidende Rolle spielen individuelle Verhaltensweisen wie Ernährungsgewohnheiten und Alkoholkonsum, aber die spezifischen Reaktionsmuster in unserer Gesellschaft im Zusammenhang mit Armut und Ausgrenzung sind ebenfalls von großer Bedeutung.

Viele Obdachlose leiden gleichzeitig unter mehreren der folgenden Krankheiten:

- Erkrankungen der Atemwege, Verdauungsorgane, des Herz-Kreislauf-Systems
- schlechte Verfassung der Zähne
- Hautkrankheiten
- Verletzungen
- akute Infektionskrankheiten
- psychische Erkrankungen
- Alkoholismus mit Folgeerkrankungen

(vgl. Evangelische Obdachlosenhilfe e.V.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Obdachlos und psychisch krank - Herausforderung für Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie
Hochschule
Hochschule RheinMain
Veranstaltung
Aktuelle Entwicklungen und Perspektiven der Wohnungslosenhilfe
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
22
Katalognummer
V83748
ISBN (eBook)
9783638000994
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Obdachlos, Herausforderung, Wohnungslosenhilfe, Psychiatrie, Aktuelle, Entwicklungen, Perspektiven, Wohnungslosenhilfe
Arbeit zitieren
Eva Fischer (Autor:in), 2006, Obdachlos und psychisch krank - Herausforderung für Wohnungslosenhilfe und Psychiatrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83748

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