Was zeichnet den Prozess der Erziehung aus? Was sind seine hervorstechenden Merkmale?
Ist es etwa die gezielte Einwirkung des Erziehers auf seinen Zögling und die exakte Umsetzung von Intentionen im Hinblick auf die Formung eines vollwertigen Mitgliedes der Gesellschaft? Eine Rollenverteilung, die dem Erzieher quasi die Aufgabe eines Förderbandes zukommen lässt, das Wissen und wünschenswerte Verhaltensweisen in das „Gefäß“ Schüler transportiert? Eine bloße Subjekt – Objekt – Relation?
Das einleitende Gedicht von Goethe soll zeigen, das die Dinge sich keineswegs derartig simpel gestalten. Kinder und Jugendliche sind Personen mit eigenen Interessen und Ideen, individuellen Voraussetzungen und Fähigkeiten sowie verschiedensten Erwartungen an die Zukunft, die man nicht einfach „nach unserem Sinne formen kann“.
Mit zunehmendem Alter entwickeln Kinder ein zunehmendes Bedürfnis an Selbstständigkeit und beginnen einen Loslösungsprozess von ihren Beschützern und Fürsorgern. Die Anpassung pädagogischer und erzieherischer Aktivitäten an diesen Entwicklungsverlauf, den ich übergreifend als Autonomieentwicklung bezeichnen möchte, soll Thema dieser Hausarbeit sein.
Im ersten Teil möchte ich zunächst grundlegend auf den Begriff der Autonomie eingehen und einen ungefähren Rahmen für seine Tragweite abstecken.
Ferner werde ich versuchen durch die Skizzierung zweier Theorien, die sich auf die Erkenntnisse der Psychoanalyse stützen, einen wissenschaftlichen Hintergrund zur Autonomieentwicklung zu gestalten.
Der zweite Teil dieser Hausarbeit wird sich im Wesentlichen auf die Konsequenzen der Autonomieentwicklung bei Jugendlichen für den Lehrer beziehen, der hinsichtlich seiner pädagogischen Rolle, neben den Eltern, eine der wichtigsten Bezugsperson im Leben eines jeden Kindes bzw. Jugendlichen darstellt. Selbstverständlich wird bei dieser Darstellung kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben, da Themen wie pädagogische Maßnahmen, Lehrerverhalten oder Klassenmanagement ein eigenes Feld der Pädagogik bilden. Mittels verschiedener Autoren soll lediglich ein kleiner Überblick verschafft werden.
Auf die Rolle der Eltern, die gewiss den Großteil der Autonomieentwicklung ihrer Kinder beobachten und mit durchleben, werde ich aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Hausarbeit nur sehr oberflächlich eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung:
- Was ist Autonomie?
- Autonomiebereiche
- Wege zur Autonomie – Theorien und Erklärungsansätze
- Psychoanalytische Phasenmodelle
- Peter Blos
- Pädagogische Konsequenzen
- Autonomieförderung
- Übermäßige Ausweitung des jugendlichen Autonomiebedarfs
- Fazit:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit widmet sich dem Thema der Autonomieentwicklung bei Jugendlichen und ihren Folgen für erzieherische Prozesse. Sie zielt darauf ab, das Konzept der Autonomie zu erläutern, verschiedene Theorien zur Autonomieentwicklung zu beleuchten und die Bedeutung dieses Prozesses für die pädagogische Praxis aufzuzeigen. Dabei wird die Perspektive des Lehrers als wichtiger Bezugsperson im Leben von Jugendlichen betrachtet.
- Der Begriff der Autonomie und seine Bedeutung für die psychische Entwicklung
- Psychoanalytische Theorien zur Autonomieentwicklung, insbesondere die von Peter Blos
- Die Rolle des Lehrers bei der Förderung der Autonomie von Jugendlichen
- Die Herausforderungen durch den jugendlichen Autonomiebedarf für erzieherische Prozesse
- Die Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Autonomie und Lebenszufriedenheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen der Autonomieentwicklung bei Jugendlichen und den pädagogischen Prozessen dar und setzt den Rahmen für die weitere Betrachtung.
- Was ist Autonomie?: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Autonomie, beschreibt die Fähigkeit zur Selbststeuerung und die Bedeutung für die psychische Entwicklung.
- Autonomiebereiche: In diesem Abschnitt werden verschiedene Bereiche der Autonomie wie Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung beleuchtet.
- Wege zur Autonomie – Theorien und Erklärungsansätze: Dieser Abschnitt erörtert verschiedene Theorien und Modelle zur Autonomieentwicklung, darunter psychoanalytische Phasenmodelle und die Ansätze von Peter Blos.
- Pädagogische Konsequenzen: Hier werden die Implikationen der Autonomieentwicklung für die pädagogische Praxis analysiert.
- Autonomieförderung: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Lehrers bei der Förderung der Autonomie von Jugendlichen und beschreibt verschiedene pädagogische Maßnahmen.
- Übermäßige Ausweitung des jugendlichen Autonomiebedarfs: In diesem Abschnitt werden Herausforderungen betrachtet, die sich durch den jugendlichen Autonomiebedarf für die erzieherischen Prozesse ergeben.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der Autonomieentwicklung bei Jugendlichen, insbesondere im Kontext von Erziehung und Unterrichten in der Sekundarstufe II. Hierbei stehen Themen wie Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Ablösung, psychoanalytische Phasenmodelle, Peter Blos, Autonomieförderung und die Rolle des Lehrers im Mittelpunkt. Die Hausarbeit erforscht die Beziehung zwischen Autonomie, psychischer Entwicklung und Lebenszufriedenheit.
- Arbeit zitieren
- Ingo Westermann (Autor:in), 2007, Autonomieentwicklung bei Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83749