David Eastons Konzept der Politischen Gemeinschaft


Seminararbeit, 2002

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. political community in der Theorie Eastons

3. Unklarheiten des Konzepts und ihre Ursachen
3.1. Die Definition von politischer Gemeinschaft
3.2. Die zwei Implikationen von political community

4. political community als Garant für Persistenz?

5. Fazit

6. Literaturangaben

1. Einleitung

David Easton schuf mit seiner Theorie des politischen Systems sicher eines der einflussreichsten Werke der zeitgenössischen Politologie. Sie dient als theoretischer Bezugsrahmen für eine beeindruckend große Anzahl von empirischen Analysen und theoretischen Arbeiten der letzten Jahrzehnten welche meist auch seine zentrale Fragestellung nach der Persistenz von politischen Systemen aufgegriffen haben. Angesichts ihrer Tragweite, ihrer großen Anwendungshäufigkeit und der grundlegenden Bedeutung dieser Theorie erscheint es überraschend, dass eines ihrer für die Erklärung von Persistenz zentralen Konzepte, nämlich das der political community, äußerst unscharf erscheint. In vielen Abhandlungen und Diskussionen über Eastons Theorie werden Definitions- und Abgrenzungsschwierigkeiten dieses Begriffes offensichtlich, obwohl ihm innerhalb der Theorie mit die wichtigste Rolle für den Funktionserhalt eines politischen Systems zugesprochen wird. Die Fragen die sich aus dieser Tatsache ergeben lauten: kann das Konzept der political community trotz seiner scheinbar uneindeutigen Definition und theoretischen Unterentwicklung von grundlegender Wichtigkeit innerhalb der Systemtheorie Eastons sein? Beachtet man nun, dass trotz aller Unklarheiten die Theorie insgesamt rege Anwendung findet, stellt sich weiterhin die Frage ob das Konzept unter Umständen tatsächlich nicht die herausragende Relevanz besitzt wie angenommen, oder ob seine theoretische Unterentwicklung keinen Einfluss auf seine praktische Anwendbarkeit als Bezugsrahmen für empirische und theoretische Studien hat.

Um sich einer möglichen Antwort auf diese Fragen anzunähern, erscheint es sinnvoll zunächst einen kurzen Überblick darüber zu gewinnen wie Easton selbst den Begriff innerhalb seiner Theorie verwendet und was für ein Stellenwert ihm dabei zukommt. Anschließend ist es sicher angebracht sich einige Ursachen für Uneindeutigkeiten die mit dem Objekt political communty verbunden sind klarzumachen und, wenn möglich, auszuräumen. Dabei aus Eastons eigenen Arbeiten heraus zu argumentieren soll eine Verfälschung des Konzeptes so gut es geht verhindern.

Nach einer solchen „Destillation“ des Konzeptes, wird es sicher leichter sein abzuwägen ob seine definitorischen Schwächen seine theoretischen Vorteile überwiegen und so möglicherweise Aussagen über seine Anwendbarkeit und Verwertbarkeit zu treffen.

2. political community in der Theorie David Eastons

Bevor eine Diskussion über die political community begonnen werden kann, ist es wohl notwendig erst einen kurzen Abriss über David Easton Systemtheorie zu liefern und einige wesentliche Begriffe vorzustellen, was eine Einordnung des Konzeptes im theoretischen Gesamtzusammenhang erst ermöglicht. Nur so lässt sich sein besonderes Gewicht adäquat darstellen.

Wie bereits erwähnt lautet die Frage die Easton in seiner Theorie hauptsächlich beschäftigt „How can any political system persist whether the world be one of stability or change?“(Easton, 1965b: 14). Als persistent betrachtet er dabei politische Systeme denen es gelingt, trotz negativer Umwelteinflüsse, ihre beiden zentralen Funktionen, des Herstellen und Durchsetzen von allgemein verbindlichen Entscheidungen, andauernd wahrnehmen zu können. Zur Beantwortung seiner Frage entwickelt er das Konstrukt des politischen supports, also der Unterstützung die politischen Systemen durch ihre Umwelt zuteil wird. „Ohne ein ausreichendes Ausmaß an Support kann ein politisches System auf Dauer nicht persistent bleiben“ (Fuchs, 2002: 355). Dieser support weist zwei verschiedene Ausprägungen auf: spezific support welcher rein outputbezogen ist und diffuse support der als „reservoir“ (Easton, 1965b: 273) positiver Einstellungen gegenüber dem politischen System beschrieben wird. Eine weitere Differenzierung resultiert aus dem Objektbezug politischer Unterstützung: „We must begin by clearly recognizing that a system consists of numerous subsystems and aspects, some of which are more important and some less so from the point of view of support.” (Easton, 1965b: 171). Um festzustellen auf welche Aspekte des politischen Systems sich support bezieht und beziehen muss um Persistenz zu gewährleisten, unterteilt er das politische System in drei Orientierungsobjekte die er regime, authorities und political community nennt.

Das diese zentralen Objekte des politischen Systems von seiner Umwelt unterstützt werden, ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass algemeinverbindliche Entscheidungen gefällt und durchgesetzt werden können.

Unter regime versteht er die institutionalisierten Beziehungen zwischen den Systemmitgliedern, die Spielregeln und Rahmenbedingungen des politischen Systems so zu sagen. Mit authorities meint er die Personen die vom regime festgelegte Positionen bzw. Rollen innehaben, also Politiker, Beamte etc. Beide Orientierungs-Objekte werden bereits in „A Systems Analysis“ (1965) ausführlich diskutiert und dann in „A Re-Assessment of the Concept of Political Support“ (1975) nochmals erörtert. Die political community definiert er als „group of persons bound together by a political division of labor” (Easton, 1965b: 177). Auf diese Definition wird später noch gründlicher eingegangen werden. Zunächst scheint es aber primär sinnvoll zu sein auf die unterschiedlichen Stellenwerte der verschiedenen Orientierungsobjekte für die Persistenz hinzuweisen, wie sie Dieter Fuchs bereits festgestellt hat: „Aus Eastons Darstellung der Objekte (...) politischer Unterstützung kann aber theoretisch eine Rangfolge erschlossen werden. Die drei Objekte des politischen Systems bilden per definitionem eine Hierarchie: politische Gemeinschaft, Regime, Autoritäten.“ (Fuchs, 1989: 31). D.h. wird die politische Gemeinschaft nicht unterstützt entstehen größere Probleme für die Persistenz des politischen Systems, als wenn eines der anderen Objekte nicht unterstützt würde. Wir können also festhalten, dass das Objekt der politischen Gemeinschaft in diesem Bezugsrahmen das wichtigste Konzept für die Funktionssicherung des politischen Systems darstellt. Die Vermutung liegt nahe, dass ein Konzept von dieser Relevanz völlig unmissverständlich umschrieben sein muss. So sollte z.B. klar werden welcher Realitätsausschnitt genau mit diesem Begriff umschrieben wird und wie sich die Unterstützung oder Nichtunterstützung dieses Konstrukts genau auf die Persistenz des politischen Systems auswirkt. Sollte es im Gegenteil nicht möglich sein diese Zuordnung klar zu treffen, würde eine Argumentation schwer fallen, welche die Wichtigkeit von einem Gegenstand postuliert den man nur verschwommen erkennen kann.Ob das der Fall ist gilt es mit zu überprüfen.

Selbstverständlich wäre auch eine sehr flüchtige Zusammenfassung Eastons Systemtheorie an dieser Stelle noch nicht annährend vollständig, aber die hier interessierenden Begriffe Persistenz, support und die drei Orientierungsobjekte sind vorgestellt und in einen groben Zusammenhang gebracht.

Um die Materie weiterzuerarbeiten soll nun direkt nach möglichen Ursachen für Missverständlichkeiten des Konzepts political community gesucht werden.

3. Unklarheiten des Konzepts und mögliche Ursachen

Sowohl in der einschlägigen Literatur als auch in offenen Diskussionen über die Theorie Eastons im Allgemeinen und dem Konzept der politischen Gemeinschaft im Besonderen wird man immer wieder mit den selben Problemen konfrontiert. Fuchs zum Beispiel beklagt, dass das Konzept nicht klar vom Orientierungsobjekt regime abzugrenzen sei (Fuchs, 1989: 118). Auch hin zu den authorities scheint eine eindeutige Differenzierung ebenfalls nicht unbedingt einfach zu sein. Die Frage danach wie sich support für die political community äußert oder äußern kann ist als eine weitere Quelle von Interpretationsunterschieden zu nennen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
David Eastons Konzept der Politischen Gemeinschaft
Hochschule
Universität Stuttgart  (Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Theorien der politischen Kulturforschung
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V8375
ISBN (eBook)
9783638153584
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
David, Eastons, Konzept, Politischen, Gemeinschaft, Seminar, Theorien, Kulturforschung
Arbeit zitieren
Alexandros Stathopoulos (Autor:in), 2002, David Eastons Konzept der Politischen Gemeinschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8375

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: David Eastons Konzept der Politischen Gemeinschaft



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden