In der Kritik stehen die Sozialtransfers an Arbeitslose - insbesondere das ALG II - weil sie zum einen zu hoch sind und damit implizite Mindestlöhne darstellen, die bei geringer Produktivität nicht erreicht werden können. Zum anderen verhindern hohe Transferentzugsraten eine lohnende Arbeitsaufnahme bei niedrigen Löhnen.
Der Beitrag des Ifo-Instituts zur Reform des deutschen Wohlfahrtsstaates liefert ein
umfassendes Konzept, welches mit seinen Wirkungen hauptsächlich gering qualifizierte
Arbeitslose treffen soll. Durch die Modifikation der Hinzuverdienstmöglichkeiten für ALG
II-Empfänger, verbunden mit einer deutlichen Absenkung der Regelleistungen, soll eine
konsequente Aktivierung der erwerbsfähigen Arbeitslosen vorangetrieben werden. Mit
einer Absenkung des Lohnniveaus und dem zusätzlichen Arbeitsangebot soll der deutsche Niedriglohnsektor belebt werden. Um bisher arbeitlose Erwerbsfähige durch Aufnahme einer regulären Beschäftigung besser zu stellen, werden Arbeitsverpflichtungen nach dem ‚welfare to work’-Prinzip der USA eingeführt, bei deren Nichtannahme Sozialtransfers drastisch gekürzt werden. Um die Aufnahme einer niedrig bezahlten Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt zu fördern, wird eine Lohnsteuergutschrift nach Art des EITC konstruiert.
Mit der ‚aktivierenden Sozialhilfe’ wurde vor diesem Hintergrund ein umfassendes Konzept entwickelt, das die Wirkung der einzelnen Instrumente der Beschäftigungspolitik harmonisiert.
Um zu einer umfassenden Würdigung des Reformvorschlags zu gelangen, werden in
Kapitel 2 die wichtigsten Instrumente der Beschäftigungspolitik vorgestellt und
hinsichtlich der Wirkung auf Arbeitsangebot und –nachfrage analysiert. Vertraut mit den partiellen Wirkungsweisen, werden in Kapitel 3 zuerst die Ausgestaltung des deutschen Wohlfahrtsstaates und der sich daraus begründende Reformbedarf dargestellt und begründet. Dem folgend wird der Ifo-Vorschlag zur ‚aktivierenden Sozialhilfe’ detailliert vorgestellt. In einem abschließenden Diskussionskapitel werden die einzelnen Instrumente, die der Vorschlag enthält mit empirischen Ergebnissen konfrontiert. Den Blick insbesondere auf gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge gerichtet, wird die Frage gestellt, wen die Auswirkungen des zusätzlichen Arbeitsangebots der gering Qualifizierten auf den Arbeitsmarkt besonders treffen und ob es überhaupt mit gesamtgesellschaftlicher Effizienz einhergeht, gering Qualifizierte konsequent zur Aufnahme einer Beschäftigung zu bewegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Instrumente der Beschäftigungspolitik
- Arbeitslosengeld
- Sozialhilfe
- workfare
- Lohnsubventionen
- Lohnsubventionen an Arbeitgeber
- Lohnbezogene Transfers an Arbeitnehmer
- negative Einkommenssteuer
- negative Grenzsteuersätze
- Mindestlöhne
- Zur Reform des deutschen Wohlfahrtsstaates
- Der Reformbedarf des deutschen Wohlfahrtsstaates
- Aktivierende Sozialhilfe - ein Reformvorschlag des Ifo-Instituts
- Die Kernelemente des Vorschlags
- Rechtfertigung von Lohnsubventionen
- Ausgestaltung des Kombilohnelements
- Kommunale Beschäftigungsmöglichkeiten
- Effekte auf Löhne, Beschäftigung und Verteilung
- Fiskalische Kosten
- Diskussion
- Einordnung der ,aktivierenden Sozialhilfe' in die Literatur
- Empirische Bewertung der vorgeschlagenen Instrumente
- Kritik an der ,aktivierenden Sozialhilfe'
- Ein Blick in die USA
- Arbeit für jeden! – Eine ökonomisch zu kurze Sichtweise?
- Wem hilft workfare?
- Der gesellschaftliche Nutzen niedriger Grenzsteuersätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit analysiert die Reform des deutschen Wohlfahrtsstaates und beleuchtet das Konzept der aktivierenden Sozialhilfe als ein mögliches Instrument zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Sie untersucht die verschiedenen Instrumente der deutschen Beschäftigungspolitik und setzt sich kritisch mit den Vor- und Nachteilen der Aktivierenden Sozialhilfe auseinander.
- Analyse der Instrumente der deutschen Beschäftigungspolitik
- Bewertung der aktivierenden Sozialhilfe als Reformvorschlag
- Kritik an der aktivierenden Sozialhilfe und deren theoretischen Grundlagen
- Untersuchung der Auswirkungen auf Löhne, Beschäftigung und Verteilung
- Fiskalische Kosten und langfristige Auswirkungen der Reform
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und der Definition des Begriffs "aktivierende Sozialhilfe". Anschließend werden die wichtigsten Instrumente der deutschen Beschäftigungspolitik vorgestellt, wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, workfare und Lohnsubventionen.
Im dritten Kapitel wird der Reformbedarf des deutschen Wohlfahrtsstaates beleuchtet und die aktivierende Sozialhilfe als Reformvorschlag des Ifo-Instituts ausführlich dargestellt. Hierbei werden die Kernelemente des Vorschlags, die Rechtfertigung von Lohnsubventionen, die Ausgestaltung des Kombilohnelements, die kommunalen Beschäftigungsmöglichkeiten sowie die Auswirkungen auf Löhne, Beschäftigung und Verteilung und die fiskalischen Kosten analysiert.
Das vierte Kapitel widmet sich einer kritischen Diskussion der aktivierenden Sozialhilfe. Hierbei wird die Einordnung des Vorschlags in die Literatur betrachtet, empirische Bewertungen der vorgeschlagenen Instrumente präsentiert und Kritik an der aktivierenden Sozialhilfe geübt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind aktivierende Sozialhilfe, Wohlfahrtsstaat, Arbeitslosigkeit, Beschäftigungspolitik, Lohnsubventionen, workfare, negative Einkommenssteuer, Reform, Deutschland, Ifo-Institut, Empirie, Kritik, Verteilungseffekte, fiskalische Kosten.
- Quote paper
- Andreas Stein (Author), 2006, Reform des Wohlfahrtsstaates - Aktivierende Sozialhilfe als Konzept der deutschen Beschäftigungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83759