Müssen Gratistageszeitungen 'schlecht' sein?


Seminararbeit, 2001

31 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort

2 U-Express
2.1 Die 4 Hauptkategorien
2.1.1 „Aus aller Welt“
2.1.2 „Wien – Unsere Stadt“
2.1.3 „Szene und Kultur“
2.1.4 „Sport“
2.2 Andere täglich erscheinende Kategorien
2.2.1 „Österreich“
2.2.2 „Cartoon“
2.2.3 „Wetter & Horoskop“
2.2.4 „Gesellschaft (U dabei)“
2.2.5 „Anzeigen“
2.3 Andere nicht täglich erscheinende Kategorien
2.3.1 „Stadtreport“
2.3.2 „Der Terrorkrieg“
2.3.3 „Tiere“
2.3.4 „Radio“
2.3.5 „Leserbriefe“
2.3.6 „Buch“
2.3.7 „Film“
2.4 Krone – U-Express

3 Gratiszeitungen in Zürich
3.1 Metropol
3.2 20 Minuten (Ausgabe Zürich)
3.3 Zürich Express

4 Conclusio

5 Literaturverzeichnis

1 Vorwort

Meine Themenwahl für das Proseminar i.G 3.2 „Printmedien“ erfolgte aus einem primären Grund. Das Erscheinen der ersten österreichischen Gratis-Tageszeitung am 19.März 2001, dem „U-Express“, stellt meiner Ansicht nach eine einschneidende Veränderung der österreichischen Printmedienlandschaft dar. Diese Veränderung der Printmedienlandschaft wirft viele Fragen auf, die man sich in dieser Form in Österreich bislang nicht so hatte stellen müssen.

Der Grundgedanke, welcher anfangs hinter dieser Arbeit steckte, war die Frage in wie weit der „U-Express“ und die „Kronen Zeitung“ sich ähnlich sind. Diese Frage ist sicherlich hochinteressant, aber ich möchte in meiner Arbeit nur kurz und nebenbei darauf eingehen. Im Laufe der Recherchen war es für mich viel spannender zu sehen, dass eine Gratistageszeitung nicht „schlecht“ sein muss, was bei der Lektüre des „U-Express“ doch etwas erstaunt. Als ich der Frage nachging, wo und wann das Genre Gratistageszeitung entstanden ist, stieß ich auf die Metro-Gruppe und im weiteren auf die Gratistageszeitungslandschaft in Zürich. Diese war überaus interessant, da dort innerhalb weniger Wochen drei verschiedene Gratistageszeitungen auf den Markt gekommen waren. Deshalb entschloss ich mich kurzerhand von der eigentlichen Frage – inwieweit „U-Express“ und „Krone“ ein und dasselbe sind – primär zu verabschieden und mich lieber einer Betrachtung von anderen Gratistageszeitungen und den Möglichkeiten die diese Mediengattung beinhaltet, zuzuwenden.

So widme ich mich nun im ersten Teil der Arbeit hauptsächlich dem „U-Express“ – der Aufmachung, den Inhalten und kurz auch den Ähnlichkeiten zur Krone – und im zweiten Teil beschäftige ich mich mit den Gratistageszeitungen im Großraum Zürich. Ich möchte versuchen aufzuzeigen, dass es auch in der noch sehr jungen Mediengattung Gratistageszeitung schon sehr wohl Differenzierungen der einzelnen Blätter gibt, ja geben muss.

Zweifelsohne würden sich noch viele andere Fragen aus der Betrachtung dieser neuen Mediengattung Gratistageszeitung heraus ergeben – beispielsweise die Finanzierung oder ökologische Fragen –, aber dafür wäre der Rahmen einer Proseminararbeit wohl zu eng und daher würde sich eine weiterführende Auseinandersetzung mit der Thematik für eine Seminar- oder Diplomarbeit eignen.

Wien, im Herbst 2001

2 U-Express

Seit 19.3.2001 ist es also soweit. Die erste Wiener Gratistageszeitung in Form des „U-Express“ ist da. Sie ist ein Produkt aus dem Hause Dichand und das hat auch im Vorhinein für einige Misstöne gesorgt. Hans Dichand hatte zwar schon lange angekündigt, das Projekt einer Gratistageszeitung verwirklichen zu wollen, aber schlussendlich war die Markteinführung auch zu einem gewissen Grad eine Panikaktion, oder wie es Hans Auer – Chef der Hans Auer Verlagsgesellschaft m.b.H. und Herausgeber von www.publicity-online.cc - formulierte: „Das Produkt wurde vermutlich einzig und allein zur Verhinderung anderer Zeitungen erfunden“[1].

Hans Auer hatte ebenfalls versucht eine Gratistageszeitung auf den Markt zu bringen, was aber am Widerstand der Wiener Linien gescheitert war, die es nicht gestatten wollten, dass im U-Bahnstationsbereich Entnahmekartons aufgestellt werden sollten[2].

In eben solchen Kartonboxen liegt nun der „U-Express“ von Montag bis Freitag, in einem A4-Format und durchgehend farbig – ähnlich der Kronen Zeitung –, jeweils ab 6 Uhr früh in allen Wiener U-Bahnstationen zur freien Entnahme auf.

Als Chefredakteur fungiert der vom PID (Presseninformationsdienst der Stadt Wien) karenzierte Rudolf Mathias. Mit Josef Kalina, ehemals Pressesprecher des Ex-Bundeskanzlers Viktor Klima, und nun als Redakteur der Kronen Zeitung tätig, wurde ein weiterer „Medienprofi“ als Berater an Bord geholt.

Kurz vor dem erstmaligen Erscheinen des „U-Express“ war es auch noch zu einigen Verwirrungen rund um das angebliche Engagement einiger ORF-Redakteure gekommen. So sollten etwa der Sportreporter Adi Niederkorn und „Wecker-Mann“ Harry Raithofer laut „News“ für den „U-Express“ schreiben. Doch in beiden Fällen stellte sich die Meldung als Ente heraus.

Im Folgenden soll versucht werden, den „U-Express“ inhaltlich und die Form seiner Struktur etwas näher zu bringen:

Der „U-Express“ ist nach einem recht einfach Strickmuster erstellt, dass sich rund um vier Hauptkategorien aufbaut. Diese vier Hauptkategorien sind graphisch und inhaltlich sehr ähnlich gestaltet und durch diesen simplen Aufbau wird es dem Leser auch möglich gemacht, sich sehr schnell einen Überblick zu verschaffen. Rund um das Gerüst der Hauptkategorien

sind verschiedene Kategorien gegliedert, die den Rest des Zeitungskörpers bilden. Teilweise handelt es sich dabei um fixe Kategorien, die täglich Bestandteil der Zeitung sind, aber nicht den Hauptteil der Berichterstattung betreffen. Es gibt aber auch andere Kategorien, die entweder aus aktuellem Anlass eine scheinbar eigene Kategorie darstellen beziehungsweise durch das Layout als solche betont werden. Die nächste Möglichkeit ist, dass verschiedene Kategorien beispielsweise einmal oder zweimal in der Woche erscheinen.

Insgesamt gibt es im „U-Express“ neben den 4 Hauptkategorien noch 5 weitere, die täglich Eingang in das Blatt finden. Dieser ständig gleich bleibende Zeitungskörper umfasst insgesamt 19 Seiten. Da der „U-Express“ immer einen Umfang von 24 Seiten hat, werden die restlichen fünf Seiten mit verschiedenen anderen, wechselnden Themen aufgefüllt.

2.1 Die 4 Hauptkategorien

2.1.1 „Aus aller Welt“

In dieser Kategorie findet man Ereignisse, die außerhalb Österreichs geschehen sind. Es finden sich hier aber nicht nur Beiträge, welche sich mit Außenpolitik beschäftigen – der Hauptbeitrag hat zumeist schon einen politischen Hintergrund – sondern vor allem auch Boulevardthemen und Chronik. Der Boulevard wird vor allem in der Rubrik „kurz&bündig“, in welcher täglich sechs Kurzmeldungen aus aller Welt zu finden sind, und in den am oberen Seitenrand platzierten drei Kurzberichten transportiert. Die Kurzberichte sind teilweise mit Bildern illustriert.

Wie bereits erwähnt hat zumeist nur der Hauptbericht – meistens auf Seite 2 und 3 mit zumindest einem Farbbild – einen direkten Bezug zur Weltpolitik. Die Zahl der Bilder, die zum Hauptbeitrag gehören variiert ebenso wie die Länge des Beitrags. Er ist jedoch stets der ausführlichste in dieser Kategorie.

Der restliche Platz in dieser Kategorie wird von den folgenden vier Punkten aufgefüllt:

- Rätsel 1: Das Rad mit System
- Daniela: freizügig gekleidetes Mädchen, daneben Bildtext der in der „Wir-Form“ verfasst ist
- Tier: Bild von einem Tier mit Untertext
- 1/6 der Seite 2 wird entweder durch ein Foto des Hauptberichts, der Rubrik „Letzte Meldung“ oder einem Kurzbericht aufgefüllt. Die „Letzte Meldung“ und der Kurzbericht stehen dann jeweils auf violettem Grund.

Des Weiteren gibt es am unteren Rand der beiden Seiten auch noch eine einzeilige Box in der jeweils ein Kurzkommentar zu finden. Dabei gibt es drei verschiedene Anfangsphrasen die immer eingesetzt werden. Entweder „Worüber man spricht...“, „Worüber wir uns freuen...“ oder „Was uns gleichgültig ist...“. In diesem Ultra-Kurzkommentar wird auf ein Österreich nicht betreffendes Thema eingegangen.

2.1.2 „Wien – Unsere Stadt“

Diese Kategorie ist quasi der Lokalteil des „U-Express“. Es wird ebenso politische Information wie auch Chronik und Boulevard transportiert. Der Hauptschwerpunkt liegt aber auf der Chronik. Auf der ersten der drei Wien-Seiten ist immer ein einziger Bericht zu finden, quasi der Aufmacher. Kennzeichnend für ihn ist das (sehr) große Farbbild, dass zusammen mit der Überschrift schon die Hälfte der Seite ausfüllen. Darunter ist immer eine 4-zeilige Unterüberschrift zu finden und dann der zweispaltige Text. In diesen Text ist noch ein zweites, textbezogenes Bild eingebettet. Die Inhalte der Berichte sind bunt gemischt. Von Überschriften wie etwa „Studenten lassen Geld liegen“[3], bis hin zu Berichten über den Spatenstich zur Verlängerung der U1[4] reichen die Themen der ersten Wien-Seite.

Die zweite und die dritte Lokalseite sind dann der ersten Hauptkategorie sehr ähnlich:

Auch hier ist die Rubrik „kurz und bündig“ zu finden und auch die Kurzberichte am oberen Seitenrand. Statt drei Kurzberichten wie sie in „Aus aller Welt“ zu finden sind, gibt es hier vier Kurzberichte. Zumindest einer davon ist mit einem Bild illustriert. Ein weiterer Unterschied ist der Kommentar von „ Constanze “. In ihren Kommentaren behandelt sie komplett unterschiedliche Themen, vom „...perfekten Terror“[5] bis hin zu „Aussterbende Arten: Der Brief“[6].

Hauptträger des Lokalteils sind zwei Textberichte, von denen zumindest einer mit einem Bild illustriert ist. Falls nicht beide ein Bild beinhalten, gibt es einen einfachen Bildbericht zu

einem anderen Lokalthema mit Untertext. Des weiteren sind zwei Berichte, normalerweise ohne Illustration, auf violettem Grund zu finden. Inhaltlich befassen sie sich mit Stadtchronik.

Die restliche Seite wird mit einem Kreuzworträtsel sowie wiederum mit einem Ultra-Kurzkommentar, wie in „Aus aller Welt“, gefüllt. Unterschied dabei: Es wird ein Thema aus Österreich kommentiert.

2.1.3 „Szene und Kultur“

Die Kategorie „Szene und Kultur“ ist mit fünf Seiten, rein von der Seitenzahl her gesehen die stärkst im „U-Express“. Die erste Seite wird immer einem Ereignis, einer Institution oder einer Persönlichkeit gewidmet. Das heißt es findet sich auf dieser Seite entweder ein Bericht über ein Ereignis oder ein Interview mit einer Persönlichkeit beziehungsweise mit einer Person, die eine Institution vertritt. Der Seitenaufbau ist der selbe wie bei der ersten Seite von „Wien – Unsere Stadt“. Ein großes Farbbild und die Überschrift nehmen bereits die Hälfte der Seite ein. Auch hier findet sich vor dem eigentlichen Text eine vierzeilige Unterüberschrift und im Text sind weitere Bilder eingefügt.

Auf der zweiten und der dritten Seite finden wir neben der bereits bekannten Rubrik „kurz&bündig“ – diesmal natürlich mit Beiträgen aus Kunst und Szene – auch wieder drei Kurzberichte und das Rätsel Nummer drei. Ebenfalls wieder vorhanden: Der Ultra-Kurzkommentar in der einzeiligen Box am unteren Seitenrand. Hier mit Szene- und Kulturthemen.

Träger der meisten Information ist entweder ein illustrierter Bericht im Umfang von einer halben Seite und dazu ein Bild mit Untertext sowie einem einfachen Textbericht, oder aber es

sind zwei illustrierte Textberichte zu finden. Ein weiterer Unterschied zu den anderen bislang angeführten Hauptkategorien betrifft die halbseitige Serie. Hier werden unterschiedliche

Themen, wie etwa „Wiens schönste Models“, „Mama&Renate kochen auf“ oder „Für dich entdeckt“ publiziert. In der als letztes genannten Serie beispielsweise, werden Tipps für Freunde der klassischen Musik oder für Leseratten gegeben.

Die vierte und die fünfte Seite widmen sich zum größten Teil – auf 1 1/2 Seiten – den kulturellen Ereignissen des Tages, in Form einer Hinweistabelle. Man findet in folgenden sieben Kategorien jeweils bis zu sechs Tipps für den jeweiligen Tag:

- „Bühne“ (Theater)
- „Klassik“ (klassische Konzerte)
- „Kleinkunst“ (Kabarett, Zirkus, etc.)
- „Szene” (Clubbings, etc.)
- „Pop” (DJ`s, etc.)
- „Im Bezirk“ (Lesungen, Vernissagen, Buch-Präsentationen)
- „TV Heute“

Neben diesen sehr kurz gehaltenen Informationen werden auf der verbleibenden halben Seite

zwei ausführlichere Tipps gegeben. Einer davon betrifft immer das (ORF)Fernsehen. Der zweite Tipp kommt aus einem der vorhin genannten Gebiete und ist relativ ausführlich. Sowohl der TV-Tipp als auch die andere Empfehlung sind jeweils illustriert.

2.1.4 „Sport“

Auch hier findet der Leser das bereits bekannte Bild der ersten Seite. Gleich wie bei Kategorie b und c, ist ein großer Teil der Seite mit einem Farbbild illustriert und zusammen mit der Überschrift ist beinahe die Hälfte der Seite ausgefüllt. Der Inhalt der ersten Sportseite dreht sich zumeist um ein Thema mit österreichweiter Bedeutung, das entweder in Berichtform und/oder mit einem Interview behandelt wird. Primär geht es auf dieser ersten Seite um Fußball oder Wintersport.

Die zweite und die dritte Seite bieten die bereits aus den anderen Hauptkategorien bekannten Kurzmitteilungen am oberen Seitenrand. Es wird in dieser Kategorie der größte Teil in zwei illustrierten Textberichten und zwei bis drei Kastentexte vermittelt. Dazu können dann noch – je nach Umfang der Textberichte – ein bis zwei Bildberichte und/oder ein kurzer Kastenbericht auf blauem Grund kommen.

Komplettiert wird die dritte Sportseite von der Auflösung der drei Rätsel sowie vom Impressum.

[...]


[1] Auer, Hans; in: URL:http://www.prnet.at/wuz/p230301.html [27.10.2001].

[2] Vgl. URL:http://www.prnet.at/wuz/p190300v1.html [27.10.2001].

[3] U-Express; Ausgabe 152 vom 25.Oktober 2001; S. 7.

[4] U-Express; Ausgabe 155 vom 30.Oktober 2001; S.5.

[5] U-Express: Ausgabe 145 vom 15.10.2001; S.7.

[6] U-Express: Ausgabe 155 vom 30.10.2001; S.7.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Müssen Gratistageszeitungen 'schlecht' sein?
Hochschule
Universität Wien  (IPK)
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
31
Katalognummer
V8379
ISBN (eBook)
9783638153621
Dateigröße
627 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Anlässlich des Erscheinens der ersten österreichischen Gratistageszeitung, dem U-Express geschriebene Seminararbeit, die verschiedene europäische Gratistageszeitungen behandelt. 220 KB
Schlagworte
Gratistageszeitungen, U-Express, Metropol
Arbeit zitieren
Peter Weihs (Autor:in), 2001, Müssen Gratistageszeitungen 'schlecht' sein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8379

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