Das konkrete Thema dieser Arbeit lautet „Merkantilismus und Liberalismus – Adam Smith“. Auf den ersten Blick erwartet man hier nun sicher die Gegenüberstellung zweier sich in nahezu jeder Hinsicht widersprechender ökonomischer Weltanschauungen. In dem Kontext des gesamten Seminars allerdings, das unter der Überschrift „Keynes und der Merkantilismus“ steht, wird aus dem simpleren Vergleich zweier Gegensätze ein Dreiklang, bei dem es gilt, die Positionen des Merkantilisten, des Liberalen und Keynes gegenüberzustellen. Dies wird in Kapitel III anhand einiger ausgewählter Theorieaspekte versucht, nachdem in Kapitel I einführend die zu vergleichenden Objekte weitgehend abseits ihres wirtschaftstheoretischen Inhalts vorgestellt werden. Kapitel II dient dazu, Adam Smiths Ansichten zur Ökonomie durch zwei wichtige Punkte seiner allgemeinen Weltanschauung zu ergänzen, die wiederum zum Verständnis seiner Meinungen bezüglich einer Volkswirtschaft beitragen. Abschließend folgt dann Kapitel IV mit einem kurzen Fazit zu den insgesamt gewonnenen Einsichten.
Inhalt
1 Grundlagen und Einführung
1.1 Aufgabenstellung und Vorgehensweise
1.2 Der Merkantilismus
1.3 Adam Smith
1.4 John Maynard Keynes
1.5 Historische Einordnung
2 Hintergründe zu Adam Smith
2.1 Smiths Menschenbild
2.2 Von der natürlichen Freiheit und der unsichtbaren Hand
3 Ökonomische Theorie im Vergleich
3.1 Methodologische Bemerkungen
3.2 Geld und Geldwert
3.3 Außenhandelstheorie
3.4 Rolle des Staates und Rolle des Individuums
3.5 Lohn-, Bevölkerungs- und Bildungspolitik
3.6 Weitere interessante Ansatzpunkte zum Vergleich Merkantilismus – Adam Smith
3.6.1 Kolonien
3.6.2 Steuern
4 Fazit
5 Quellen- und Literaturverzeichnis
1 Grundlagen und Einführung
1.1 Aufgabenstellung und Vorgehensweise
Das konkrete Thema dieser Arbeit lautet „Merkantilismus und Liberalismus – Adam Smith“. Auf den ersten Blick erwartet man hier nun sicher die Gegenüberstellung zweier sich in nahezu jeder Hinsicht widersprechender ökonomischer Weltanschauungen. In dem Kontext des gesamten Seminars allerdings, das unter der Überschrift „Keynes und der Merkantilismus“ steht, wird aus dem simpleren Vergleich zweier Gegensätze ein Dreiklang, bei dem es gilt, die Positionen des Merkantilisten, des Liberalen und Keynes gegenüberzustellen. Dies wird in Kapitel III anhand einiger ausgewählter Theorieaspekte versucht, nachdem in Kapitel I einführend die zu vergleichenden Objekte weitgehend abseits ihres wirtschaftstheoretischen Inhalts vorgestellt werden. Kapitel II dient dazu, Adam Smiths Ansichten zur Ökonomie durch zwei wichtige Punkte seiner allgemeinen Weltanschauung zu ergänzen, die wiederum zum Verständnis seiner Meinungen bezüglich einer Volkswirtschaft beitragen. Abschließend folgt dann Kapitel IV mit einem kurzen Fazit zu den insgesamt gewonnenen Einsichten.
1.2 Der Merkantilismus
Der Begriff „Merkantilismus“ stammt vom lateinischen mercari (Handel treiben), mercator bzw. merx (Ware) bzw. französisch mercantille (kaufmännisch) ab und beschreibt rückwirkend die vorherrschende, angewandte Wirtschaftspolitik der absolutistischen Staaten im 17. und 18. Jahrhundert in Europa. Dieser Politik lag keine in sich geschlossene Theorie zu Grunde, sie bezog sich vielmehr auf eine „Vielfalt von praktischen Rezepten und Empfehlungen“ (Blaich, 1988, S. 35), deren Kern es war, über verschiedene Instrumente eine möglichst maximale Förderung der nationalen Wirtschafts- und Handelskraft zu erreichen. Denn dies führte nach herrschender Meinung zu dem Ziel „dem absolutistischen Herrscher und dem Fürstenstaat Bevölkerungszuwachs, Edelmetall und Wohlfahrt zu verschaffen“ (Walter, 1995, S.6), was im Endeffekt dem Formalziel der Machterhaltung und –vergrößerung diente.
Wie die Wortbedeutung schon ausdrückt, genoss die Außenwirtschaftspolitik bei den Merkantilisten große Bedeutung und man war überzeugt, dass der gesamte Außenhandel als Nullsummenspiel zu betrachten sei (vgl. Blaich, 1988, S. 38). Zugewinne des Handelsvolumens und damit der Wohlfahrt des eigenen Landes ließen sich demnach nur auf Grundlage von Verlusten einer oder mehrerer anderer Nationen realisieren. Dieses Denken förderte auch die immense Gewaltausbreitung im 17. und 18. Jahrhundert in Europa. Mehrere Kriege, z. B. die englisch-niederländischen Seekriege sowie der französisch-niederländische Krieg können direkt auf merkantilistische Theorien zurückgeführt werden. Des Weiteren verstärkte der Merkantilismus den Imperialismus dieser Zeit, da jeder Staat versuchte, neue Kolonien als Rohstofflieferanten und exklusiven Handelspartner zu gewinnen.
Bedeutende merkantilistische Einflüsse kamen u.a. von den Engländern Thomas Mun (1571-1641) und William Petty (1623-1687), von den Franzosen Sully (1960-1941) und Jean-Baptiste Colbert (1619-1683) oder auch von den deutschen Kameralisten Johann Joachim Becher (1635-1682) und Josef von Sonnenfels (1733-1817). Dieser Begriff des Kameralismus wird in der Literatur häufig als Bezeichnung für die deutsche Ausprägung des Merkantilismus verwandt und kann als „Sammlung von Nützlichkeitsregeln und Erfahrungsgrundsätzen aus den Bereichen der Wirtschaft, der Gesetzgebung, der Verwaltung und der öffentlichen Finanzen“ (Blaich, 1988, S. 35; vgl. Walter, 1995, S. 29) betrachtet werden.
1.3 Adam Smith
Adam Smith (1723 -1790) war ein schottischer Moralphilosoph und Ökonom, der in dieser Funktion als Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre angesehen wird. Nach seinem Studium in Glasgow und Oxford begann Smith über Umwege seine eigene Lehrtätigkeit als Professor für Logik und später Moralphilosophie an der Universität aufzunehmen. Während seiner dortigen Zeit stand Smith in regem Kontakt zu seinem ehemaligen Professor Francis Hutcheson (1694 - 1746) und entwickelte eine innige Freundschaft zu dem Philosophen David Hume (1711 - 1776), die beide große Einflüsse auf Smiths Arbeiten und Ansichten hatten.
Außerdem traf Smith während eines dreijährigen Aufenthalts auf dem europäischen Festland auf die führenden Köpfe des Physiokratismus, Turgot (1721 – 1781) und François Quesnay (1694 - 1774). Besonders Turgot war „von ähnlichem Streben wie Smith für das Wohl der Menschen erfüllt“ (Streminger, 1989, S. 73), und es ist davon auszugehen, dass auch die Physiokraten Smith in seinem weiteren Schaffen eindeutig beeinflussten.
Die bedeutendsten Werke von Adam Smith sind The theory of Moral Sentiments (1759) und An Inquiery into the Nature and the Causes of the Wealth of Nations (1776), dessen Kernaussage darin besteht, dass der wirtschaftliche Wettbewerb von einer unsichtbaren Hand gelenkt werde, die den Eigennutz des Einzelnen letztlich zu einem für alle Menschen guten Ergebnis leite.
1.4 John Maynard Keynes
John Maynard Keynes (1883 – 1946) war englischer Mathematiker und Ökonom, dessen Ideen und Meinungen bis heute großen Einfluss auf die ökonomischen und politischen Theorien haben. Er studierte Philosophie, Geschichte, Mathematik und Ökonomie am King´s College in Cambridge bevor er als Dozent, Schriftsteller und Angestellter der britischen Regierung erste Erfahrungen im Berufsleben sammelte. Nach dem ersten Weltkrieg war Keynes als Vertreter des britischen Schatzamts Mitglied der britischen Delegation bei den Versailler Vertragsverhandlungen. Er trat kurz vor Abschluss der Verhandlungen unter Protest gegen die Vertragsbedingungen, die Deutschland auferlegt werden sollten, von seinem Posten in der Delegation zurück und veröffentlicht sein erstes Werk The Economic Consequences of the Peace (1919), wodurch er schlagartig bekannt wurde. Auch sein zweites Werk The Economic Consequences of Mr. Churchill (1925) verfasste Keynes als Reaktion; nämlich auf die Entscheidung Churchills zur Rückkehr Großbritanniens zum Goldstandard, mit der Keynes nicht einverstanden war. Überhaupt erweckt Keynes´ Vita das Bild eines provokanten, selbstbewussten, etwas extravaganten Querdenkers, der keinerlei Konflikte scheut. So führte Keynes von 1908 bis 1915 eine homosexuelle Beziehung zu dem Maler Duncan Grant, der wie Keynes selbst zur berühmten liberalen Bloomsbury Group gehörte, was ihn allerdings nicht davon abhielt, 1925 die russische Ballerina Lydia Lopokova zu heiraten.
Keynes Hauptwerk The General Theory of Employment, Interest and Money (1936) wird von ihm als Versuch der „Befreiung von gewohnten Formen des Denkens und des Ausdruckes“ (Keynes, 1936, S. VII) verstanden, soll also vorherrschende liberale Meinungen und Denkweisen widerlegen. Zu den im weiteren Verlauf dieser Arbeit speziell untersuchten wirtschaftsökonomischen Teilaspekten wird auch Keynes in The General Theory dargestellte Sicht der Dinge berücksichtigt und den anderen Lehren teilweise gegenübergestellt.
1.5 Historische Einordnung
Um verschiedene Ansichten im Allgemeinen und sich widersprechende ökonomische Theorien und deren Entstehung (wobei der Begriff Theorie wie bereits erläutert im Zusammenhang mit dem Merkantilismus eher als Lehre oder Bündel von Ratschlägen zu verstehen ist) im Speziellen zu analysieren und nachzuvollziehen, ist es unabdingbar, den historischen und kontextuellen Zusammenhang, in dem diese entstehen, mit zu berücksichtigen. Deshalb folgt hier eine knappe historische Eingliederung der drei hauptsächlichen Betrachtungsobjekte Merkantilismus, die Lehre nach Adam Smith und die „allgemeine Theorie“ von John Maynard Keynes.
Der Merkantilismus des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Weiterentwicklung des Bullionismus aus dem 15. Jahrhundert. Auch hier waren eine aktive Handelsbilanz als Ziel und stark ausgeprägtes nationales Konkurrenzdenken vorherrschend, allerdings erkannten die Merkantilisten, namentlich Thomas Mun, dass ein Passivsaldo mit einem Land nicht zwingend schlecht sein musste, wie es die Bullionisten vertraten. Mun hatte nämlich erkannt, „dass ein Passivsaldo in der Handelsbilanz Englands im Austausch mit einem einzelnen Land, z.B. mit Indien, dazu beitragen könne, den Aktivsaldo der gesamten Handelsbilanz zu vergrößern.“ (Blaich, 1988, S. 35) Dies war dann der Fall, wenn die Importe hauptsächlich aus Rohstoffen bestanden (wie indische Textilrohstoffe) und diese dann nach Weiterverarbeitung im Lande gewinnträchtig exportiert wurden.
Außerdem bezogen die Merkantilisten die Bilanzen der Dienstleistungen und des Kapitalverkehrs in ihre Überlegungen ein, und berücksichtigten die Auswirkungen dieser „unsichtbaren Posten“ auf die Gesamthandelsbilanz.
Insgesamt lässt sich also feststellen, dass die Merkantilisten die bullionistischen Auffassungen im Kern übernommen haben, sie allerdings verfeinert, weiterentwickelt und ausgebaut haben.
Ein wichtiger Einflussfaktor auf die ökonomische Denkweise der Merkantilisten war der von 1618 bis 1648 überwiegend auf dem Boden des deutschen Reiches stattfindende dreißigjährige Krieg mit seinen Folgen für die Bevölkerung und die Produktionsfaktoren.
Mit dem Niedergang des Absolutismus als politischem System Ende des 18ten Jahrhunderts ging auch ein Wandel im ökonomischen Denken einher. Dem merkantilistischen Gedankengut wurde auf zwei Weisen widersprochen. Eine neue Wirtschaftstheorie, nämlich die besonders in Frankreich verbreitete Lehre des Physiokratismus (Quesnay) bezog sich auf die Präferenz der Merkantilisten für die Förderung des Gewerbes, um zu Wohlfahrtssteigerungen zu gelangen. Die Physiokraten hingegen legten ihren Fokus klar auf den Produktionsfaktor Boden und damit verbunden auf die Landwirtschaft, die sie als einzigen produktiven Sektor ansahen.
Die zweite neue ökonomische Theorie, der Liberalismus (die klassische Nationalökonomie) mit seinem Vordenker Adam Smith, entstand zu gleicher Zeit, hatte seinen Ausgangspunkt aber in Großbritannien. Ausgehend von dem Prozess der frühen Industrialisierung gewann man neue Erkenntnisse in Bezug auf ökonomische Zusammenhänge, beispielsweise bezüglich der Arbeitsteilung, zu den Grundprinzipien rationaler Fertigung oder über die Bedeutung besserer Infrastruktur. Des Weiteren begann vor Allem Smith das Individuum mehr in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, was als „Antwort auf den kollektivistisch orientierten Merkantilismus“ (Walter, 1995, S. 34) gesehen werden kann. Dieses neue liberale Paradigma hielt, in verschiedenen Ausprägungen, bis zur großen Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre vor. Diese weltweite Krise widerlegte mit einem Schlag die liberale Sichtweise von einem ökonomischen System, das sich jederzeit selbst zum Vorteil seiner Teilnehmer reguliert.
Antworten auf die daraufhin zahlreich aufkommenden Fragen lieferte nun John Maynard Keynes mit seiner „General Theory of Employment, Interest and Money“ und verhalf damit der Ökonomie wiederum zu „einem anderen Weltbild“ (Hagemann/Kurz/Schäfer, 1981, S. 268). Hierbei nahm Keynes „die zunächst von der Physiokratie und hernach vom klassischen Liberalismus als falsch bekämpften Wirtschaftslehren des Merkantilismus … in Schutz“ (Blaich, 1988, S. 45).
Diese drei chronologisch aufeinander folgenden, aber auch in gewissen Kreisbeziehungen zueinander stehenden verschiedenen ökonomischen Weltanschauungen sollen in Kapitel III anhand einzelner ausgewählter Aspekte verglichen und analysiert werden.
2 Hintergründe zu Adam Smith
2.1 Smiths Menschenbild
Wenn man die ökonomische Theorie nach Adam Smith beschreibt und verstehen will, muss man sich zunächst damit auseinandersetzen, wie Smith den Menschen als den wichtigsten Akteur im Wirtschaftsleben sieht und einschätzt.
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- Arbeit zitieren
- Diplom-Kaufmann Sascha Häusler (Autor:in), 2006, Merkantilismus und Liberalismus - Adam Smith, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83791
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