Schon Alan Turing hat sich darüber den Kopf zerbrochen: Ist es möglich, eine Maschine zu entwerfen, die sprachlich ein derartiges Kommunikationsvermögen besitzt, dass sie an einem Fernschreiber nicht von einem Menschen unterscheidbar ist und vergleichbar kreativ (re-)agieren kann? Das war bereits in der Mitte des 20. Jahrhunderts, und die Frage nach Realisierbarkeit wirklicher künstlicher Intelligenz bleibt dennoch fast unverändert bestehen - trotz auf den ersten Blick beeindruckender Leistungen moderner "Chatterbots" im World Wide Web, die sich letztlich in der Tradition von Joseph Weizenbaums ELIZA, der ersten eigentlichen "Sprechmaschine", befinden.
Leitfrage der vorliegenden Argumentation ist, inwiefern schriftliche Kommunikation zwischen exakt zwei wechselseitigen Kommunikatoren bzw. Rezipienten in ihrem Inhalts- und Beziehungsaspekt per Computersimulation ab- bzw. nachgebildet werden kann. Wo sind diesbezügliche Leistungsgrenzen und -perspektiven zu verorten? Und, als dringlichstes Anliegen: Welche soziologischen, weiterhin linguistischen und sozialpsychologischen Grundkonzepte werden durch das Modell akzeptiert bzw. realisiert?
Am Beispiel des Klassikers ELIZA wird gezeigt, daß zur sozialwissenschaftlichen Fundamentierung der Modellannahmen ELIZAs insbesondere der Symbolische Interaktionismus von dessen Methodologie, Terminologie und Wirkungslogik als interpretative Mikrotheorie her herangezogen werden kann. Hierzu werden kommunikationswissenschaftliche Anleihen genommen. Weiterhin sollen exemplarisch an zwei Weiterentwicklungen ELIZAs in deutscher Sprache, einerseits TESMIK von Maren Arnhold 2000, sowie andererseits ELIZA.JS von Heiko Schröder und Peter Teich 1998, die Reichweitengrenzen von Theorie und Simulation demonstriert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Zu Begriff und Einsatzfeld der Sozionik
- Argumentationsziel
- Soziologische Theorie und simulierte Mikrokommunikation: Ein Integrationsversuch
- Schriftliche Mikrokommunikation
- Begriffliche Eingrenzung
- Modellierbarkeit in der soziologischen Theorie
- MEADS Symbolischer Interaktionismus
- Modellierbarkeit in der EDV: Zur Komplementarität von Theorie und Praxis
- Historische Grundlagen: WEIZENBAUMS ELIZA und die Folgen
- Leistungsfähigkeit und –grenzen vorhandener Modellimplementationen
- Exemplarische Darstellung zweier EDV-Implementationen
- TESMIK
- Plattform, Autorin, Entstehungsjahr
- Interne Funktionsweise (Programmlogischer Ablauf)
- Bekannte Schwächen
- Möglichkeit nutzerseitiger Wissensaddition
- SYNTAKTIK.DAT
- ANSPRACHE.DAT
- WORTE.DAT
- ANSWER.DAT
- ELIZA.JS
- Plattform, Autor, Entstehungsjahr
- Interne Funktionsweise (Programmlogischer Ablauf)
- Bekannte Schwächen
- Möglichkeit nutzerseitiger Wissensaddition
- Begriffliche Abgrenzung und Einsatzfelder der Sozionik
- Integration von soziologischer Theorie in die Simulation schriftlicher Mikrokommunikation
- Analyse von Modellimplementationen und deren Leistungsfähigkeit
- Bewertung der Grenzen von EDV-Systemen in der Simulation sozialer Interaktion
- Untersuchung der Möglichkeiten zur Erweiterung und Anpassung von Simulationssystemen durch Nutzer
- Einleitende Bemerkungen: Die Arbeit stellt den Gegenstand der Sozionik vor und definiert das Argumentationsziel.
- Soziologische Theorie und simulierte Mikrokommunikation: Ein Integrationsversuch: Dieses Kapitel analysiert die Schriftliche Mikrokommunikation in Bezug auf ihre Modellierbarkeit in der soziologischen Theorie, insbesondere durch den Symbolischen Interaktionismus von Mead. Es beleuchtet auch die Komplementarität von Theorie und Praxis in der EDV-Simulation, wobei insbesondere die historischen Grundlagen von Weizenbaums ELIZA und deren Folgen betrachtet werden.
- Leistungsfähigkeit und –grenzen vorhandener Modellimplementationen: Das Kapitel präsentiert exemplarisch zwei EDV-Implementationen, TESMIK und ELIZA.JS, und analysiert deren interne Funktionsweise, Schwächen und Möglichkeiten zur nutzerseitigen Wissensaddition.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Leistungsfähigkeit und die Grenzen von EDV-Simulationssystemen für schriftliche Echtzeit-Mikrokommunikation. Dabei wird insbesondere der Einsatz von Eliza-Nachkommen, also künstlichen Konversationssystemen, im Kontext der Sozionik betrachtet.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Sozionik, schriftliche Mikrokommunikation, Symbolischer Interaktionismus, EDV-Simulation, Eliza-Nachkommen, TESMIK, ELIZA.JS, Leistungsfähigkeit, Grenzen, Wissensaddition.
- Arbeit zitieren
- M. A. Maren Arnhold (Autor:in), 2000, Zu Leistungsfähigkeit und Leistungsgrenzen von EDV-Simulatiossystemen für schriftliche Echtzeit-Mikrokommunikation - Elizas Nachkommen als Instrumente der Sozionik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83927