Vannocio Biringucio und die Pirotechnia

525. Geburtstag des ersten Autors der Metallurgie


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2007

15 Seiten


Leseprobe


Anlass, den Edelmann Vannoccio Biringuccio und das von ihm geschriebene Erstwerk zur Metallurgie, „De la Pirotechnia“, verdeutscht: „Vannoccio Biringuccios zehn Bücher von der Feuerkunst“ zu würdigen, ist sein Jubiläum.

Zum zu Würdigenden, der Ingenieur, Metallurge, Mechaniker, Glocken- und Kanonengießer, Büchsenmacher, Baumeister und Architekt sowie angewandter Chemiker war, ist aus dem Taufregister belegt, dass er am 20. Oktober 1480 getauft wurde. Danach dürfte er am gleichen oder Vortag in Siena, Toscana (Italien), geboren worden sein. Paolo Biringuccio, sein Vater, ein Ehrenmann, war im Baugewerbe tätig und seine Mutter war Lucrezia di Bartolommeo Biringuccio.

Überliefert ist, Biringuccio hätte schon früh die Metallurgie in Eisenhütten erlernt und Mathematik sowie Naturwissenschaften studiert. Festgehalten wurde von ihm, dass er Berg- und Eisenwerke sowie die Eisenbearbeitung des mächtigen Fürsten Petrucci im Tale von Boccheggiano leitete und für ihn Bergwerke auf der Insel Elba sowie eine Eisengrube nahe Siena und Silbermine am Avanzoberge führte und später Meister des Arsenals und Prinzipal der Münze war.

Seine Karriere verdankt Biringuccio der tyrannisch in Siena herrschenden Adelsfamilie Pandolfo Petrucci und später ihrem Sohn Borghese. Seine durch sie erreichte Stellung ermöglichte es ihm zur weiteren Belehrung im Eisenhüttenwesen Deutschland und Österreich zu bereisen. 1513 kam Biringuccio zurück und wurde zum Werkmeister des Zeughauses ernannt.

Da er auch als Stückgießer hoch anerkannt war, soll Biringuccio für Fürsten, wie dem Sohn von Papst Paul III., Pier Luigi Farnese, und Hercules II. von Este in Diensten gestanden haben.

Der Aufstand 1515 gegen den Despot von Siena, zwangen ihn auch seine Heimat zu verlassen. Biringuccio wurde verfolgt, da er mit dem Goldschmied und Münzmeister Francesco Castori und Diktator Petrucci das Geld verfälscht hatte. Sein Weg soll ihn durch Italien, Rom und Neapel sind genannt, und 1517 Sizilien geführt haben.

Nachdem Papst Clement VII. 1523 Petrucci wiedereinsetzte, kehrte Biringuccio, der 1516 in Abwesenheit geächtet wurde, rehabilitiert zurück und wurde erneut Werkmeister. Und 1524 erhielt er ein Monopol für die Salpetersproduktion für Siena bewilligt, was aber nur kurzlebig war.

Einem erneuten Aufruhr 1526 gegen den Gewaltherrscher, folgte Biringuccios zweite Emigration. Zuerst weilte er in Florenz. Sein Verbleib bis Anfang 1529 ist unbenannt. Vermutet wird, dass er damals auch Deutschland bereiste. Ab diesem Jahr stand er im Dienste der Republik Florenz, wo er u. a. das Schlagengeschütz, den Elefanten, von 18.000 Florentiner Pfund (6.120 Kilogramm) goss.

1529/1530 kam Biringuccio wieder nach Siena und war da Anfang 1531 Senator. Und in der Fußrolle von Cannon verbesserte er die Artillerie von Florenz und das Geschützwesen Venedigs.

Und 1534 ernannte ihn Papst Paul III. zum Artilleriehauptmann und -giesser, 1535 zum Architekt und Dombaumeister des Petersdoms, als Nachfolger von Baldassare Peruzzi und zog 1536 nach Rom und leitete von da an bzw. ab 1538 die päpstliche Gießerei und das Munitionsdepot. Kurz danach, wahrscheinlich noch vor dem 30. April 1539, muss er gestorben sein. Sein Sterbeort und Todestag sind unbekannt.

Bekannt ist aber Biringuccios Buch „De la Pirotechnia“, welches auf dem Gebiet der Metallurgie als Vorläufer des von Georg Agricolas verfassten Werkes „De re metallica libri XII“. gilt, und welches dieser Autor in seinem Lebenswerk bekennend, auch benutzte.

Biringuccios „Pirotechnia“ (Bild 1) erschien postum 1540 zu Venedig in Folio bei Curtio Navo, aber ohne Namen des Verfassers. Auch die Zweitauflage 1550 aus dem gleichen Verlag erschien ebenfalls anonym .

Weitere italienische Auflagen sind die mit der Jahreszahl 1558 auf dem Titelblatt und der Datierung 1559 am Schluss der Publikation sowie die von 1559 mit dem Namen des Autors zu Venedig und 1678 zu Bologna. Weiterhin kamen drei französische Übersetzungen von 1556, 1572, 1627 dazu und zwei lateinische Ausgaben 1572 zu Paris und 1658 zu Köln sollen auch erschienen sein. Die erste von Otto Johannsen ins Deutsche übersetzte Ausgabe erschien 1925 zu Braunschweig.

Im Allgemeinen wird Biringuccios Werk als ein systematisches Lehrbuch der Metallurgie, Metallbearbeitung sowie chemischen Technologie bezeichnet, das insbesondere immer noch im Montanwesen als Literaturstelle genutzt wird. Charakteristisch für seine „Della pirotechnica Libri X., delle minere e metalli“ ist, dass er für seine Mitteilungen darin eine leichte briefliche Form gewählt hat und den umfangreichen, spröden Stoff meisterlich disponierte, logisch ordnete und übersichtlich behandelt.

Biringuccio gilt nicht nur als erster Schriftsteller der Metallurgie, sondern auch als der, der sich literarisch vorwiegend nicht mit Kriegstechnik beschäftigt hat, und es gilt als Novum, dass er in seiner Muttersprache schrieb. Wahrscheinlich wollte er damit nicht nur Gelehrte, sondern auch die Männer der Praxis ansprechen.

Seinem Werk ist ein Vorwort des Vannoccio Biringuccio von Siena an den Herrn Barnardio Monceleso von Salo vorangesetzt. Interessant ist, in der Erstausgabe beginnt die Foliierung erst mit dem Kapitel 1 des ersten Buches. Da die Vorrede keinerlei Zählung aufweist, wird vermutet, dass sie erst gegen Ende der Drucklegung eingefügt wurde. Im Prolog beschäftigt er sich mit einer kurzen Darstellung der Bergbautechnik. Der Introduktion folgt der Haupttext, der in zehn Bücher gegliedert ist, wobei das Eisenhüttenwesen, die Metallbearbeitung, mechanischen Einrichtungen und Biringuccios Erfindungen wie folgt, eingegliedert sind.

Über Erzvorbereitung, Zerkleinern, Sortieren, Erzwäsche, Rösten, Schmelzen in Schachtöfen, Luppenherdherstellung, Eisenbereitung in Rennherden, Einteilung der Eisenerze, Nachweis von Erzverunreinigungen auf chemischem Wege und Stahlbereitung wird im Libri I geschrieben.

Die Belehrungen über die Metallkiese, den Magneteisenstein befinden sich im Libri II.

Libri III beinhaltet die Kapitel: Verfahren, alle Erze zu probieren, Vorbereitung der Erze zum Schmelzen, Gestalt der Blasebälge und der Schmelzöfen, Formen der Schachtöfen und gewöhnlichen Öfen zum Schmelzen der Erze, Art und Weise, wie beim Verschmelzen der Erze zu verfahren ist und Eigenschaften und Verschiedenheit der Holzkohlen und die Art, wie sie bereitet werden.

Die Libri VI und V haben keinen Konnex auf das Eisen.

In dem Libri VI sind es die Absätze: Beschaffenheit des Formsandes, Herstellung der Formen, Verschiedenheit der Geschütze, Formen der metallenen Verzierungen und Kanonen, Gusstrichter und die Windpfeifen bei den Formen, Trocknen der Formen, Was bei der Herstellung der Geschütze zu wissen und zu beachten ist und wie große Glocken zu formen sind.

In Libri VII sind es die Abschnitte: Herstellung verschiedene Flammöfen zum Metallschmelzen, Schmelzen in Tiegeln, Schmelzen der Bronze und anderer Metalle im Allgemeinen, Bemerkungen über den Guss von Geschützen, Bronzen und zusammengesetzte und legierte Metalle, Verschiedene Erfindungen betreffs der Blasebälge zum Metallschmelzen, Fertigmachen der Geschütze mit Bohrmühlen (Bild 3) und der Geschützwagen, Guss der eisernen Kugeln für grobe und leichte Geschütze.

In Libri VIII sind es der Kleinguss, Formsand, die Formen und Stoffe, die die Metalle leicht schmelzend und dünnflüssig machen.

Im Libri IX sind es das Eisenschmieden und Eisendrahtziehen.

Nichts Spezifisches für die Eisenindustrie beinhalte Libri X.

Erwähnenswert ist Biringuccio Beschreibung im Libri IX zu seiner Erfindung zum Drahtziehen mittels eines Wasserrades, denn sie brachte grundlegende technologische Veränderungen, befreite den Menschen von schwerer Arbeit und steigerte die Effektivität der Produktion (Bild 4).

Auch die Metallbearbeitung mit Schmirgel, der gleichzeitige Guss von bis zu sieben Eisenkugeln in Metallformen, das Hammerschweißens, die Erstbeschreibung der Gewinnung konzentrierter Schwefelsäure, die als Vitriolöl bezeichnet wurde, waren Themen worüber er ausführlich berichtete.

Zusammenfassen lässt sich sagen, aus dem, was Biringuccio in seinem Lebenswerk „De la Pirotechnia“ niedergeschrieben hat, wird deutlich, dass es nicht nur ein tätiger, sondern auch erfindungsreicher Ingenieur war.

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Details

Titel
Vannocio Biringucio und die Pirotechnia
Untertitel
525. Geburtstag des ersten Autors der Metallurgie
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V83955
ISBN (eBook)
9783638886079
ISBN (Buch)
9783638903721
Dateigröße
2254 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Aus Anlass des Jubiläums seines 525. Geburtstages wird hier der Edelmann Vannoccio Biringuccio und das von ihm geschriebene Erstwerk zur Metallurgie, "De la Pirotechnia", verdeutscht: "Vannoccio Biringuccios zehn Bücher von der Feuerwerkskunst", vorgestellt und gewürdigt.
Schlagworte
Vannocio, Biringucio, Pirotechnia
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing, Dr. Wolfgang Piersig (Autor:in), 2007, Vannocio Biringucio und die Pirotechnia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83955

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