Die Entscheidung für eine Rechtsform steht am Anfang des unternehmerischen Lebens. Sie wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Durch die unterschiedliche Behandlung der Gesellschaftsformen müssen alle relevanten Kriterien in die Rechtsformwahl miteinfließen. Die Bundesregierung hat durch die Unternehmenssteuerreform 2008, als eines der primären Ziele, die Neutralität der Rechtsformen angegeben. Würde dieses Ziel tatsächlich erfüllt werden, so entlastete dies die Unternehmer bei ihrer Rechtsformwahl von der Analyse der steuerlichen Aspekte. Daraus würde u. a. eine erhebliche Senkung des Planungsaufwandes für den Unternehmer resultieren. Weitaus beachtlicher ist jedoch, dass es einen Umbruch im deutschen Steuerrecht bedeuten würde.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Überprüfung der Neuregelungen i. R. d. Unternehmenssteuerreform 2008, daraufhin, ob und in wieweit sie die Rechtsformwahl beeinflussen. Dabei werden zahlreiche Zahlenbeispiele zur Verdeutlichung dargestellt. Diese beziehen sich aus Vereinfachungsgründen auf die zwei repräsentativen Rechtsformen OHG und GmbH.
Das erste Kapitel dient als Einführung und stellt Personen- und Kapitalgesellschaften einander gegenüber. Dabei werden die notwendigen rechtlichen Hintergründe aufgezeigt. Zugleich werden im Speziellen die Grundzüge der zwei Rechtsformen OHG und GmbH dargestellt. Im Anschluss erfolgt die Veranschaulichung der entscheidungsrelevanten Kriterien für die Rechtsformwahl und die Illustration der Vor- und Nachteile der Gesellschaftsformen.
Das zweite Kapitel zeigt zunächst Problemfelder und die von der Regierung genannten Gründe für die Unternehmenssteuerreform 2008 auf. Schließlich erfolgt eine detaillierte Darstellung der relevanten Neuregelungen.
Im dritten Kapitel erfolgt dann die Beurteilung der Vorschriften, die sich i. R. d. Unternehmenssteuerreform 2008 insoweit veränderten, als eine eventuelle Bedeutung für die Rechtsformwahl entstanden, verstärkt oder entfallen sein könnte. Dabei werden die Neuregelungen anhand eines Ausgangszahlenbeispiels, betreffend der OHG und GmbH, miteinander verglichen.
Letztendlich werden- in Kapitel vier- Prognosen der Auswirkungen der Reformvorschläge auf die Zukunft dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- A Einleitung
- B Hauptteil
- 1 Personengesellschaften vs. Kapitalgesellschaften
- 1.1 Personengesellschaften
- 1.1.1 Grundzüge der Rechtsform
- 1.1.2 Die besondere Bedeutung des § 15 Abs. 3 EStG
- 1.1.2.1 Voraussetzungen für eine Mitunternehmerschaft
- 1.1.2.2 Steuerliche Rechtspersönlichkeit
- 1.1.2.3 Bedingungen an die Mitunternehmereigenschaft
- 1.1.2.4 Steuerpflichtige Bezüge aus der Mitunternehmerschaft
- 1.1.3 Die Offene Handelsgesellschaft
- 1.1.3.1 Voraussetzungen und gesetzliche Vorschriften
- 1.1.3.2 Haftung und Gründungsbestimmungen
- 1.1.3.3 Funktionsweise
- 1.2 Kapitalgesellschaften
- 1.2.1 Grundzüge der Rechtsform
- 1.2.1.1 Charakterisierung
- 1.2.1.2 Gewerbe- und Körperschaftsteuerpflicht
- 1.2.1.3 Besteuerung auf Gesellschaftsebene
- 1.2.1.4 Besonderheit vGA und verdeckte Einlage
- 1.2.2 Gesellschaft mit beschränkter Haftung
- 1.2.1 Grundzüge der Rechtsform
- 1.3 Mischform GmbH & Co. OHG
- 1.4 Rechtsformwahl
- 1.4.1 Entscheidungsrelevante Kriterien und sich daraus ergebende Unterschiede beider Rechtsformen
- 1.4.1.1 Zivilrechtliche Kriterien
- 1.4.1.2 Steuerliche Kriterien
- 1.4.1.3 Betriebswirtschaftliche Kriterien
- 1.4.2 Vor- und Nachteile der beiden Rechtsformen
- 1.4.1 Entscheidungsrelevante Kriterien und sich daraus ergebende Unterschiede beider Rechtsformen
- 1.1 Personengesellschaften
- 2 Die Unternehmenssteuerreform 2008
- 2.1 Problemfelder des heutigen deutschen Steuerrechts
- 2.1.1 Derzeitige Möglichkeiten der Steuervermeidung
- 2.1.2 Steuereinnahmen im internationalen Vergleich
- 2.1.2.1 Effektiver Steuersatz
- 2.1.2.2 Tatsächliche Steuerabführung in Deutschland
- 2.1.3 Arbeitspatzexport
- 2.1.4 Der Heuschrecken- Effekt
- 2.2 Gründe für die Notwendigkeit der Unternehmenssteuerreform 2008 aus Sicht der Regierung
- 2.2.1 Verbesserung der Standortattraktivität Deutschlands
- 2.2.2 Besserstellung der Personengesellschaften
- 2.2.2.1 Mittelstandsentlastung
- 2.2.2.2 Rechtsformneutralität
- 2.2.3 Ausdehnung der Bemessungsgrundlage
- 2.2.4 Langfristige Sicherung der Staatseinnahmen
- 2.3 Die Neuregelungen 2008
- 2.3.1 Überblick über die relevanten Vorschriften
- 2.3.2 Thesaurierungsbegünstigungen für große Personengesellschaften
- 2.3.2.1 Ziel der Neuregelung
- 2.3.2.2 Konzept der Begünstigung
- 2.3.2.3 Erstmalige Anwendung
- 2.3.2.4 Anspruchsberechtigung und Antragstellung
- 2.3.2.5 Voraussetzungen an den „Begünstigungsbetrag“
- 2.3.2.6 Besondere Regelung bezüglich Sonder- und Ergänzungsbilanzen
- 2.3.2.7 „Vorversteuerung“ des nicht entnommenen Gewinns
- 2.3.2.8 Nachversteuerung des nicht entnommenen Gewinns
- 2.3.3 Einführung des Teileinkünfteverfahrens
- 2.3.4 Neue Verlustabzugsbeschränkung für Kapitalgesellschaften gem. § 8 c KStG
- 2.3.4.1 Die bisherigen Kriterien des § 8 Abs. 4 KStG
- 2.3.4.2 Anwendungsbereich des neuen § 8 c KStG- quotaler Verlustuntergang
- 2.3.4.3 Vollständiger Verlustuntergang
- 2.3.5 Neubestimmungen bezüglich des Körperschaftsteuersatzes
- 2.3.6 Wegfall des steuerlichen Vorteils bei der Wertpapierleihe
- 2.3.7 Neue Regeln für die Sofortabschreibung des jetzigen § 6 Abs. 2 S.1 EStG
- 2.3.8 Ausbau des § 7 g EStG
- 2.3.8.1 Grundsätzliche Modifikationen
- 2.3.8.2 Auflösung des Investitionsabzugsbetrages
- 2.3.8.3 Folgen bei Nichtinvestition
- 2.3.9 Abschaffung des § 8 a KStG
- 2.3.9.1 Ziel und Konzept der neuen Zinsschrankenregelung
- 2.3.9.2 Ausnahmefälle
- 2.3.9.3 Besondere Vorschriften für Kapitalgesellschaften
- 2.3.9.4 Anweisungen zum Zinsvortrag
- 2.3.10 Gewerbesteuer
- 2.3.10.1 Neubestimmungen bezüglich der GewSt- Messzahl
- 2.3.10.2 Wegfall der Behandlung als Betriebsausgabe
- 2.3.10.3 Veränderungen bei der Anrechnung auf die Einkommensteuer
- 2.3.10.4 Neue Regeln bezüglich der Hinzurechnungen
- 2.3.10.5 Neue Regeln bezüglich der Kürzungen
- 2.3.10.6 Änderung des gewerbesteuerlichen Verlustabzugs
- 3 Allgemeine Beurteilung d. Neuregelungen und insbesondere hinsichtlich des Ziels d. Rechtsformneutralität
- 3.1 Ausgangszahlenbeispiel 2007 für die nachfolgenden Vergleiche
- 3.2 Thesaurierungsbegünstigung
- 3.2.1 Annähernd erreichte Gleichbehandlung
- 3.2.1.1 Vollthesaurierung- Zahlenbeispiel 2009
- 3.2.1.2 Nachversteuerung- Zahlenbeispiel 2010
- 3.2.1.3 Vollausschüttung- Zahlenbeispiel 2009
- 3.2.1.4 Beurteilung der Zahlenbeispiele
- 3.2.2 Ausblick auf 10 Jahre im dynamischen Modell
- 3.2.3 Kritik an der Thesaurierungsbegünstigung
- 3.2.3.1 Keine Systemänderung
- 3.2.3.2 Behandlung nicht abziehbarer Betriebsausgaben
- 3.2.3.3 Problematik der Ergänzungsbilanzen
- 3.2.3.4 Stetige Nachbelastung
- 3.2.1 Annähernd erreichte Gleichbehandlung
- 3.3 Gewerbesteuer
- 3.3.1 Gesellschaftsebene
- 3.3.1.1 Belastung 2007- Vergleich OHG vs. GmbH
- 3.3.1.2 Belastung 2008- Vergleich OHG vs. GmbH
- 3.3.1.3 Interpretation und Beurteilung
- 3.3.2 Anteilseignerebene
- 3.3.2.1 Belastung 2008- OHG vs. GmbH
- 3.3.2.2 Resultierende Ungleichbehandlung aus der Anrechnung
- 3.3.2.3 Der Einfluss der Erfolgslage auf die differente Besteuerung
- 3.3.2.4 Erhöhte Dominanz der Gewerbesteuer bei Kapitalgesellschaften
- 3.3.3 Abschließende Beurteilung
- 3.3.1 Gesellschaftsebene
- 3.4 Änderungen der Einkommenssteuerbelastung auf Dividenden
- 3.4.1 Anteile im Privatvermögen- Abgeltungssteuer
- 3.4.1.1 Zahlenbeispiel 2008 vs. 2009
- 3.4.1.2 Interpretation und Charakteristik
- 3.4.2 Anteile im Betriebsvermögen- Teileinkünfteverfahren
- 3.4.2.1 Zahlenbeispiel 2007 vs. 2008
- 3.4.2.2 Beurteilung
- 3.4.3 Abschlussbeurteilung der beiden Verfahren
- 3.4.3.1 Kritik an der Bevorzugung von Anteilen im BV
- 3.4.3.2 Vorwurf der Verfassungswidrigkeit
- 3.4.1 Anteile im Privatvermögen- Abgeltungssteuer
- 3.5 Abbau des § 8 a KStG
- 3.5.1 Problemfelder beider Gesellschaftsformen
- 3.5.2 Problemfelder der Personengesellschaften
- 4 Prognosen für die Zukunft
- 4.1 Verlust für den Staat
- 4.1.1 Prognostiziert durch die Regierung
- 4.1.2 Prognostiziert durch Experten
- 4.2 Wettbewerb der Kommunen
- 4.1 Verlust für den Staat
- C Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Neuregelungen der Unternehmenssteuerreform 2008 mit dem Ziel zu überprüfen, ob und inwieweit diese die Rechtsformwahl beeinflussen. Dabei stehen die zwei repräsentativen Gesellschaftsformen OHG und GmbH im Mittelpunkt der Betrachtung. Im Fokus der Arbeit stehen insbesondere die Auswirkungen der Reform auf die Steuerbelastung, die Gewinnverwendung und die Verlustabzugsbeschränkung beider Rechtsformen.
- Einführung in die Rechtsformen Personengesellschaft und Kapitalgesellschaft mit besonderem Fokus auf OHG und GmbH
- Analyse der Problemfelder des deutschen Steuerrechts im Hinblick auf Steuervermeidung, Arbeitsplatzverlust und den Heuschrecken-Effekt
- Darstellung der Ziele der Unternehmenssteuerreform 2008 aus Sicht der Regierung, insbesondere die Verbesserung der Standortattraktivität Deutschlands und die Rechtsformneutralität
- Detaillierte Erläuterung der relevanten Neuregelungen der Unternehmenssteuerreform 2008, insbesondere der Thesaurierungsbegünstigung für große Personengesellschaften, der Einführung des Teileinkünfteverfahrens und der Abschaffung des § 8 a KStG
- Beurteilung der Neuregelungen hinsichtlich des Ziels der Rechtsformneutralität anhand von Zahlenbeispielen und Expertenmeinungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Rechtsformen Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften. Dabei werden die Grundzüge der beiden Rechtsformen OHG und GmbH sowie die entscheidungsrelevanten Kriterien für die Rechtsformwahl dargestellt. Anschließend werden die Problemfelder des heutigen deutschen Steuerrechts beleuchtet, die die Notwendigkeit einer Unternehmenssteuerreform begründen.
Im zweiten Kapitel werden die Ziele der Unternehmenssteuerreform 2008 aus Sicht der Regierung dargestellt, insbesondere die Verbesserung der Standortattraktivität Deutschlands, die Besserstellung von Personengesellschaften und die langfristige Sicherung der Staatseinnahmen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der detaillierten Erläuterung der relevanten Neuregelungen der Unternehmenssteuerreform 2008.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Beurteilung der Neuregelungen hinsichtlich des Ziels der Rechtsformneutralität anhand von Zahlenbeispielen und Expertenmeinungen.
Schlüsselwörter
Unternehmenssteuerreform 2008, Rechtsformwahl, OHG, GmbH, Thesaurierung, Teileinkünfteverfahren, Zinsschranke, Gewerbesteuer, Verlustabzugsbeschränkung, Rechtsformneutralität.
- 2.1 Problemfelder des heutigen deutschen Steuerrechts
- 1 Personengesellschaften vs. Kapitalgesellschaften
- Arbeit zitieren
- Diplom Betriebswirtin Margarethe Szymanski (Autor:in), 2007, Unternehmenssteuerreform 2008. Rechtsformwahl am Beispiel der OHG und GmbH, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84002