Unter dem Begriff der „Mitbestimmung“ werden verschiedene Formen der Beteiligung
von Arbeitnehmern an betrieblich-unternehmerischen Entscheidungen
zusammengefasst. Die Mitwirkung von abhängig Beschäftigten bzw. ihren
Interessenvertretern reicht juristisch gesehen von bescheidenen Anhörungs- oder
Informationsrechten bis zum gleichberechtigten Mitentscheiden auf oberster
Führungsebene. Grundsätzlich regeln die Mitbestimmungsgesetze die Rechtsbeziehungen
zwischen der Arbeitnehmergemeinschaft bzw. ihren Vertretungsorganen
und dem Arbeitgeber, weshalb sie dem kollektiven Arbeitsrecht zugerechnet
werden. Die aktuelle Gesetzeslage ist durch eine Fülle von nebeneinander
praktizierten Formen der Mitbestimmung gekennzeichnet, die üblicherweise
in die Unterebenen betriebliche Mitbestimmung (Betriebsrat) und Unternehmensmitbestimmung
(Aufsichtsrat) differenziert werden. (...)
Die Forderung der Arbeitnehmer, aktiv am Wirtschaftsgeschehen beteiligt zu
werden, reicht bis zum Beginn der Industrialisierung zurück. Die stufenweise
Entwicklung - entlang der Meilensteine deutscher Geschichte - ist charakteristisch
für die Mitbestimmung. Das Zusammenbrechen der Sozialordnungen am Ende der
beiden Weltkriege sowie das Dritte Reich stellen die markantesten Einschnitt
dar. Die langsame Entwicklung der Mitbestimmung verdeutlicht, dass sie als
Ausdruck wirtschaftlicher Demokratie stets eng mit den Forderungen nach
politischer Demokratie verbunden war.
Heute stellt die Mitbestimmung einen zentralen und kaum wegzudenkenden
Ordnungsfaktor der deutschen Wirtschaft dar, der maßgeblich an der Etablierung,
Ausgestaltung und Sicherung des Normalarbeitsverhältnisses beteiligt war. Von
Unternehmerseite werden die Mitbestimmungsrechte zunehmend in Frage gestellt,
was zeigt, dass die Geschichte der Mitbestimmung im 21. Jahrhundert fortgeschrieben
wird.
Ziel dieser Arbeit ist eine lückenlose Aufarbeitung der historischen Sachlage.
Dazu werden rechtliche Normen, Verträge, Institutionen und Organisationen, die
maßgeblich zur Entstehung und Entwicklung der Mitbestimmung beigetragen
haben, beleuchtet. Die Reflexion von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,
politische Konstellationen sowie europäischen und globalen Entwicklungen soll
ein historisches Fundament für ein Verständnis der aktuellen Debatte bieten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Historische Entwicklung vor 1945
- 2.1. Ursprünge der Mitbestimmung
- 2.2. Mitbestimmung im Kaiserreich
- 2.3. Ausbau der Mitbestimmung in der Weimarer Republik
- 2.4. Liquidierung der Mitbestimmung im Dritten Reich
- 3. Mitbestimmung in der Bundesrepublik Deutschland
- 3.1. Ausgangslage nach dem Zweiten Weltkrieg
- 3.2. Weichenstellungen für die Wirtschaftsordnung
- 3.3. Montanmitbestimmungsgesetz von 1951
- 3.4. Betriebsverfassungsgesetz von 1952
- 3.5. Weiterentwicklung der Mitbestimmung bis ins 21. Jahrhundert
- 4. Zukunft der Mitbestimmung
- 4.1. Mitbestimmung in Europa
- 4.2. Herausforderungen und Perspektiven der Mitbestimmung
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Geschichte, Entwicklung und Zukunft der Mitbestimmung in Deutschland. Dabei wird die Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses im 19. und 20. Jahrhundert als Rahmen betrachtet. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der historischen Entwicklung der Mitbestimmung in Deutschland, beginnend mit den Ursprüngen bis hin zur Gegenwart.
- Die historischen Wurzeln der Mitbestimmung in Deutschland
- Die Entwicklung der Mitbestimmung im Kaiserreich und der Weimarer Republik
- Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Mitbestimmung
- Die Etablierung der Mitbestimmung in der Bundesrepublik Deutschland
- Herausforderungen und Perspektiven der Mitbestimmung im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einleitung und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar. Das zweite Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung der Mitbestimmung vor 1945, beginnend mit den Ursprüngen und umfassend die Entwicklung im Kaiserreich, der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklung der Mitbestimmung in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, einschließlich der Ausgangslage, der Weichenstellungen für die Wirtschaftsordnung und der Einführung des Montanmitbestimmungsgesetzes und des Betriebsverfassungsgesetzes. Es beleuchtet außerdem die Weiterentwicklung der Mitbestimmung bis ins 21. Jahrhundert. Das vierte Kapitel widmet sich der Zukunft der Mitbestimmung, einschließlich der Herausforderungen und Perspektiven im europäischen Kontext. Abschließend fasst das fünfte Kapitel die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Mitbestimmung, Normalarbeitsverhältnis, Betriebsverfassung, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Wirtschaftsordnung, Sozialpartnerschaft, Montanmitbestimmungsgesetz, Betriebsverfassungsgesetz, Europa, Globalisierung, Digitalisierung.
- Arbeit zitieren
- Martin Apfel (Autor:in), 2007, Geschichte, Entwicklung und Zukunft der Mitbestimmung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84165