Ab dem ersten Band der "Philosophie der symbolischen Formen" hatte Cassirers Gesamtwerk schon die Richtung von der neukantianischen Erkenntnistheorie zur Kulturphilosophie und philosophischen Anthropologie hin eingeschlagen. Der Kantische Begriff des "Raums" wird von Cassirer aber weiterhin verwendet und erscheint nun in wechselnden Kontexten. Dieser Umstand darf aber nicht in die naheliegende Vermutung münden, Cassirer habe Kants Raumbegriff willkürlich modifiziert bzw. aus seinem angestammten Kontext zu extrahieren versucht. Wie ich zu zeigen beabsichtige, ist fast vom Gegenteil auszugehen: Nicht nur nach neuen Anwendungsmöglichkeiten für die erkenntniskritischen Anteile in Kants Raum-Zeit-Theorem fragte Cassirer unausgesetzt mit Nachdruck, auch war ihm an der Einordnung von den Begriffen der gerade entstehenden Disziplinen Psychologie und Verhaltensforschung in die Terminologie der überlieferten Philosophie gelegen. Cassirer versucht in allen Phasen seines Gesamtwerkes, auf die metaphysische Denkweise Kants zurückzukommen und sie mit den Erkenntnissen aus anderen Wissenschaften zu versöhnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und methodologische Vorbemerkungen
- Die erkenntnistheoretische Erörterung des Kantischen „Raumes“ bei Cassirer in Hinsicht auf die Relativitätstheorie
- Physikalische Folgerungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie
- Mathematische Folgerungen aus der nichteuklidischen Geometrie
- Die Erörterung des Kantischen Raumbegriffs im Kontext der „symbolischen Formen“
- Der sprachliche Kontext im ersten Band der PSF
- Der Raum als mythisches Gebilde
- Spuren der Cassirerschen Arbeit am Raumbegriff Kants in der neueren philosophischen Anthropologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Transformation des Kantischen Raumbegriffs im Werk von Ernst Cassirer. Sie untersucht, inwieweit Cassirer von Kants Raumverständnis abweicht, aber auch, wie er dessen zentrale Elemente für seine eigene Philosophie der symbolischen Formen nutzbar macht.
- Cassirers Interpretation des Kantischen Raumbegriffs im Kontext der Relativitätstheorie
- Die Bedeutung der nichteuklidischen Geometrie für die Cassirersche Raumvorstellung
- Der Raumbegriff in Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, besonders in den Bereichen Sprache und Mythos
- Cassirers Einfluss auf die neuere philosophische Anthropologie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine Einleitung in das Thema der Arbeit und erläutert die methodischen Vorbemerkungen. Es stellt den Raumbegriff Kants im Kontext seiner „Kritik der reinen Vernunft“ vor und zeigt die historische Entwicklung der Raumvorstellung von Newton über Leibniz bis zu Kant auf.
Das zweite Kapitel analysiert Cassirers Auseinandersetzung mit der Relativitätstheorie und deren Einfluss auf das Verständnis des Kantischen Raumbegriffs. Es untersucht die physikalischen und mathematischen Implikationen der Relativitätstheorie und zeigt, wie Cassirer Kants Erkenntnistheorie neu interpretiert, ohne diese grundlegend aufzugeben.
Das dritte Kapitel behandelt Cassirers Philosophie der symbolischen Formen und ihre Bedeutung für das Verständnis des Raumbegriffs. Es untersucht die Rolle des Raumes in Cassirers Analysen der Sprache und des Mythos und zeigt, wie der Raumbegriff in diesen Kontexten eine neue Bedeutung erhält.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die zentralen Themen des Kantischen Raumbegriffs, der Relativitätstheorie, der symbolischen Formen, der Sprache, des Mythos, der Anthropologie und der Kulturphilosophie. Sie untersucht die Wechselwirkungen zwischen diesen Konzepten im Werk von Ernst Cassirer und beleuchtet die Besonderheiten seiner Transformation des Kantischen Raumverständnisses.
- Arbeit zitieren
- M.A. Frederik Schlenk (Autor:in), 2004, Cassirers Transformation des Kantischen Raumbegriffs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84190