Im ersten Buch des „Treatise of human understanding“ setzt sich Hume (u.a). mit dem Problem der personalen Identität auseinander. Personale Identität kann nach Hume auf zweierlei Arten verstanden werden. Einerseits kann es sich um personale Identität in Bezug auf unsere „thought and imagination“ handeln und andrerseits um personale Identität in Bezug auf unsere „passions and the concern we take in ourselves“ (T 253). Sowohl in dieser Arbeit als auch im „Of personal identity“ betitelten Paragraphen in Humes Treatise geht es bloß um erstere Auffassung, der zufolge Hume eine bestimmte Konzeption des Geistes liefert.
Ausgehend von der Kritik an die Konzeption eines einfachen und zeitübergreifend identischen Selbst, versucht Hume eine alternative Konzeption des Geistes zu liefern: die sogenannte Bündeltheorie des Selbst. Die Merkmale des Geistes als Bündel stehen in diametralen Gegensatz zu den Merkmalen der Einheit und Identität des von ihm kritisierten Selbst. Wenngleich sich Hume im Abschnitt zur personalen Identität vorwiegend mit dem Problem der Identität befasst, wird es in dieser Arbeit um das Problem der Einheit des Selbst gehen. Die zentrale Frage bei Hume ist, wie wir dazu kommen, dem Geist Einheit zuzuschreiben. Seine Perspektive ist, dem Vorhaben des Treatise gemäß, psychologisch. Hume wird aber die Einheit die wir unserem Geist bzw. unserem Bewusstsein zuschreiben nicht erklären können. Das ist mit einer besonderen Inkonsistenz seiner Theorie zu begründen. Gegenstand vorliegender Arbeit ist es, eine Darstellung und Diskussion der Thesen und Probleme, aber auch der möglichen Aussichten von Humes Bündeltheorie des Selbst – so wie sie im Abschnitt „Of personal identity“ dargestellt ist – zu liefern. Dabei wird gelegentlich Bezug auf zeitgenössische Rezeptionen von Humes These genommen.
Im ersten Teil (1) der Untersuchung wird Humes Kritik an die Substanztheorie des Selbst eingeführt. Dabei werden sowohl begriffliche Klärungen als auch Rekonstruktionen zentraler Argumente vorgenommen werden. Humes Argument wird ansatzweise kritisiert. Ferner wird eine Verbindung zwischen Humes Modell und dem object perception model aufgestellt. Im zweiten Teil (2) wird Humes positiver Vorschlag einer Theorie des Geistes, die als Alternative zu dem von ihm kritisierten Selbst aufgefasst wird, dargestellt. Die Frage, wie Hume diese Konzeption beweisen will, wird den Begriff der Introspektion einführen und den Weg für eine Verlagerung der Interpretation ermöglichen. Letztere wird im dritten und letzten Teil (3) erfolgen, um einerseits die Frage nach eine möglichen Subjekt in Humes Bündeltheorie zu stellen und andrerseits Humes Eingeständnis seines Scheiterns in Bezug auf die Erklärung der Einheit des Bewusstsein ausführlicher erörtern und erklären zu können. Ziel dieser Arbeit ist es, einerseits eine Erklärung, warum Humes Bündeltheorie an der Erklärung der Einheit des Bewusstseins scheitert, und andrerseits eine alternative Interpretation von Humes Theorie, die ein Subjekt und eine Einheit des Bewusstseins zulassen würde, zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Das Problem des Selbst
- 1.1 Der Einstieg in das Problem personaler Identität
- 1.2 Humes Argument gegen ein Selbst qua Substanz
- 1.3 Probleme in Humes Argument
- 1.4 Hume und das object perception model
- 2. Humes Bündeltheorie des Selbst
- 2.1 Die ontologische Unabhängigkeit der Perzeptionen
- 2.2 Geist als System von Perzeptionen
- 2.3 Hume und Introspektion
- 3. Probleme in Humes Theorie des Selbst
- 3.1 Die Verlagerung des Schwerpunkts auf das Objekt
- 3.2 Inkonsistenz der Bündeltheorie des Selbst
- 3.3 Das Problem der Einheit des Bewusstseins
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Humes Kritik an der Substanztheorie des Selbst und analysiert seine alternative Konzeption des Geistes – die sogenannte Bündeltheorie des Selbst. Die Arbeit setzt sich mit den zentralen Argumenten Humes auseinander, betrachtet die damit verbundenen Probleme und analysiert, warum Humes Theorie in Bezug auf die Erklärung der Einheit des Bewusstseins scheitert.
- Humes Kritik an der Substanztheorie des Selbst
- Humes Bündeltheorie des Selbst und die ontologische Unabhängigkeit der Perzeptionen
- Die Rolle der Introspektion in Humes Theorie
- Die Inkonsistenz der Bündeltheorie des Selbst
- Das Problem der Einheit des Bewusstseins in Humes Theorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der personalen Identität bei Hume ein und stellt die zentralen Fragen der Arbeit dar. Das erste Kapitel behandelt Humes Kritik an der Substanztheorie des Selbst und analysiert seine Argumente im Detail. Das zweite Kapitel stellt Humes positive Konzeption des Geistes, die Bündeltheorie des Selbst, dar. Das dritte Kapitel widmet sich den Problemen in Humes Theorie, insbesondere der Verlagerung des Schwerpunkts auf das Objekt und der Inkonsistenz der Bündeltheorie des Selbst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen und Begriffen aus Humes Philosophie, darunter die personale Identität, das Selbst, der Geist, die Perzeption, die Introspektion, die Substanztheorie des Selbst und die Bündeltheorie des Selbst. Die Arbeit beleuchtet auch die Probleme, die sich mit Humes Theorie des Geistes in Bezug auf die Einheit des Bewusstseins ergeben.
- Arbeit zitieren
- Sonja Dolinsek (Autor:in), 2007, Humes Bündeltheorie des Selbst und das Problem der Einheit des Bewusstseins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84196