Management und Fachlichkeit in der Sozialen Arbeit

Missklang oder Einklang, Gegen- oder Miteinander?


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergründe der Managementdiskussion

3. Gefahr der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit?

4. Unterstützung der Fachlichkeit der Sozialen Arbeit durch Management

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Management und Fachlichkeit der Sozialen Arbeit in Konkurrenz zueinander stehen, sich sogar gegenseitig ausschließen oder ob Management die Fachlichkeit der Sozialen Arbeit unterstützen kann. Hierzu beschäftige ich mich zunächst mit den Gründen, die überhaupt dazu geführt haben, über Management in der Sozialen Arbeit nachzudenken. Im zweiten Teil suche ich nach Antworten auf die Frage was Management eigentlich ist und welche Gefahren für die Fachlichkeit der Sozialen Arbeit durch die Implementierung von Management und damit verbunden ökonomischer Rationalität bestehen. Im letzten Teil dieser Hausarbeit beschäftige ich mich, zunächst mit DER Fachlichkeit der Sozialen Arbeit, bevor ich Überlegungen dazu anstelle, an welchen Stellen und in welcher Form Management die Fachlichkeit der Sozialen Arbeit unterstützen kann.

2. Hintergründe der Managementdiskussion

Beschäftigt man sich mit Management in der Sozialen Arbeit stellt sich zunächst die Frage, welche Hintergründe zu der Diskussion um eine verstärkte Managementorientierung in der Sozialen Arbeit führen. Festzustellen ist, dass bis in die 80er Jahre von den Trägern der Sozialen Arbeit zwar der wirtschaftliche Umgang mit durch den Staat zur Verfügung gestellten Ressourcen gefordert wurde (vgl. Galuske 2007, 345), die Legitimation von Sozialer Arbeit und ihren Organisationen jedoch aus normativen und sozial-politischen Gestaltungsprinzipien folgte. Der Sozialstaat wurde bewertet als Garant „des ökonomischen Wachstums (…) und Motor des Demokratisierungs-prozesses“ (Böhnisch u.a. 2005, 99). Organisationen der Sozialen Arbeit – hauptsächlich Wohlfahrtsverbände – befanden sich in einer privilegierten Situation durch das Subsidiaritätsprinzip und den daraus folgenden Prinzipien der zu fördernden Trägerpluralität und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit (vgl. Merchel 2006, 56), die v.a. das Ziel verfolgten eine Wertepluralität in der Gesellschaft zu erhalten und diese in (sozial)politische Prozesse einzubeziehen. „Eine Erweiterung der sozialen Problembelastung wurde in dieser Logik durch (…) Ausweitung der Ressourcen beantwortet.“ (Merchel 2006, 50), was zu einem „bemerkenswerten Ausbau sozialstaatlicher Angebote und Leistungen“ (Merchel 2006, 50) führte.

Die Reaktionen des Sozialstaates und vor allem der Wohlfahrtsverbände selbst auf den gesellschaftlichen Prozess der Endtraditionalisierung und Individualisierung führt zu einer „Einneblung der traditionell unterschiedlichen Werteprofile“ (Schmieder 1996, 24 zit. nach Wilken 2000, 13) und einer „Entzauberung“ (Beck 1986, 206ff nach Manderscheid 2000, 136) der Wohlfahrtsverbände, die bisher einen selbstverständlichen Vertrauensbonus genossen (vgl. Manderscheid 2000, 135). Die hiermit verbundene Marginalisierung der bisherigen normativen Legitimationsbasis wurde verstärkt durch die finanziellen Schwierigkeiten der Kommunen, als Gewährleister des größten Teils der Sozialen Arbeit, die als „Krise des Wohlfahrtsstaates“ bezeichnet wird. Hierdurch wurde das antizyklische Verhältnis zwischen sozialen Problemlagen und finanzkräftigem Staat durch eine „Scherenentwicklung zwischen dem wachsenden Bedarf an sozialen Hilfe-leistungen einerseits und der immer schwieriger werdenden Finanzsituation (…) andererseits“ (Merchel 2006, 53) deutlich.

Diese Situation führte zu einem neuen Blick auf die freien Träger als Anbieter sozialer Dienstleistungen und Betriebe, „mit insgesamt Milliardenumsätzen und hohen Beschäftigungszahlen“ (Finis- Siegler 1997, 165 / vgl. Graf Strachwitz 2000, 26), die in dieser Funktion die Aufgabe haben bedürfnisadäquate Dienstleistungen wirtschaftlich zu erbringen. Vermehrt wird seither diese Dienstleistungserbringung aus verschiedenen Perspektiven kritisiert.

Angeführt wird zum einen der Vorwurf der mangelnden Effektivität / Effizienz und einer hieraus folgenden Wohlfahrtsverschwendung, da die Leistungen der Sozialen Arbeit nicht klar benannt werden (vgl. Finis- Siegler 1997, 165 / vgl. Wilken, 12). Weiterhin wurden den freien Trägern die zu enge Bindung an die und die Adaption von Strukturen der staatlichen Träger vorgeworfen, da diese zum einen zur Bürokratisierung und zum anderen, auf Grund der Orientierung der Dienstleistung am Kostenträger zur mangelhaften Nutzerorientierung, durch Formalisierung und Verrechtlichung bei der Dienstleistungserbringung führen (vgl. Wilken 2000, 12 / Finis- Siegler 1997, 125).

Auf die sich ändernden Anforderungen an den Sozialstaat reagierte dieser – auch vor dem Hintergrund der Kritik an der Erbringung von sozialen Dienstleistungen – mit den Modernisierungsstrategien des „Organisierten Wettbewerbs“, des „Kontraktmanagement“ und des „aktivierenden Sozialstaates“ (vgl. Dahme, Kühnlein, Wohlfahrt 2005 nach Merchel 2006, S. 53), die vor allem das „Einwirken des Staates auf die (..) etablierten sozialpolitischen Einrichtungen im Sinne einer bestimmten Steuerungsintention, z.B. der Kostenersparnis (F.X. zit. nach Ebertz 1997, 25 zit. nach Merchel 2006, 53)“ zum Ziel haben. Während „Kontraktmanagement“ dazu führt, dass Träger Sozialer Arbeit Art, Umfang, Qualität und Preis ihrer Leistungen definieren müssen, zielt der „Organisierte Wettbewerb“, der auch die Einbeziehung privater Träger ermöglicht und die NutzerInnen sozialer Dienstleistungen z.B. durch Subjektfinanzierung mit Marktmacht ausstattet und somit ihre Kundenfunktion stärkt darauf ab, eine Konkurrenz der Anbieter um Qualität und Preis herzustellen. Durch die Modernisierungsstrategie des „aktivierenden Sozialstaates sollen zudem Prävention und bürgerschaftliches Engagement zur Minimierung der sozialstaatlichen Kosten aufgewertet werden (vgl. Merchel 2006, S. 54). Umgesetzt werden diese Modernisierungsstrategien vor allem durch Änderung der Finanzierungsformen. „Statt politischer Aufteilung und Zuteilung von Organisationsdomänen werden Preise und Leistungsvergleiche, also Wirtschaftlichkeitsüberlegungen und damit verbundene Qualitätskalküle zu den entscheidenden Steuerungskategorien.“ (Merchel 2006, 59).

Durch diese Veränderungen geraten die Träger Sozialer Arbeit unter Druck sich gegenüber Staat und Gesellschaft, vor allem aber gegenüber den ihren NutzerInnen mit klar definierten, bedürfnisadäquaten und kostengünstigen Leistungen zu legitimieren. Diese Anforderungen machen eine betriebswirtschaftliche Steuerung der Leistungserbringung und somit eine Zuwendung zu (ökonomischen) Denkweisen und Methoden des Managements erforderlich, um die Organisationen und die Soziale Arbeit zu erhalten.

3. Gefahr der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit?

Die Aufforderung zur Implementierung von Management und ökonomischen Rationalitätsmaßstäben wurde zunächst als Bedrohung wahrgenommen und löste bei weiten Teilen der Sozialen Arbeit Ängste und Irritationen aus, die durch eine vehemente Ablehnungs- und Verteidigungshaltung deutlich wurden. Grund hierfür war nicht zuletzt, der Hintergrund der Finanzkrise. Befürchtet wurde, „dass es gar nicht mehr um Wirtschaftlichkeit, sondern um Einsparungen um jeden Preis, nicht um Rationalisierung, sondern Rationierung geht“ (Finis- Siegler 1997, 148), sowie eine Ökonomisierung bzw. „„BWL-isierung“ der Sozialen Arbeit (Schmidt- Grunert 1996, 38) und ein damit einhergehender Identitätsverlust der Sozialen Arbeit. Begründet wurde diese ablehnende Haltung vor allem mit einer grundlegenden Ablehnung der Ökonomie, deren Rationalität den Ausstoß von Menschen gebiete, mit denen sich die Soziale Arbeit auf Grund des Marktversagens beschäftigt, indem sie ihnen neue Partizipationsmöglichkeiten eröffnet (vgl. Schmidt- Grunert 1996, 38 / vgl. Grams 2000, 84ff).

Abgelehnt wurde hierbei vor allem die befürchtete ausschließliche Ausrichtung der Sozialen Arbeit auf Kosten- Nutzen- Relationen und die damit verbundene Gefahr, „dass die Logik der zwischenmenschlichen Hilfe sich letztlich der Logik einer vermeintlichen ökonomischen Vernunft unterordnen müsse.“ (Merchel 2006, 10), unrentable Dienstleistungen ausbleiben und somit nicht mehr das sozial Sinnvolle, sondern das wettbewerbsfähige Soziale angeboten wird.

Hintergrund dieser Ablehnung war ein technokratisch orientiertes Managementverständnis, dass die Soziale Arbeit mit Methoden und Strategien der Erwerbswirtschaft in den Griff bekommen und nach Effizienzkriterien ausrichten will und hierdurch die eigentlichen Ziele der Sozialen Arbeit – die Herstellung von Gerechtigkeit und mitmenschlicher Hilfe – verwässert oder sogar verhindert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Management und Fachlichkeit in der Sozialen Arbeit
Untertitel
Missklang oder Einklang, Gegen- oder Miteinander?
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V84235
ISBN (eBook)
9783638004152
ISBN (Buch)
9783638911641
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Management, Fachlichkeit, Sozialen, Arbeit
Arbeit zitieren
Dipl. Soz. Päd. / Dipl. Soz. Arb. Torsten Schrodt (Autor:in), 2007, Management und Fachlichkeit in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84235

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