Die militärische Intervention der USA und die Konfliktlösungskompetenz in Kolumbien

Die Auswirkungen der US-Intervention in Kolumbien auf die Konfliktlösungskompetenzen Kolumbiens


Projektarbeit, 2007

50 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Relevanz der Forschungsfrage
1.2. Theoretischer Hintergrund und methodisches Vorgehen
1.3. Forschungsstand
1.4. Quellen

2. Zivilisatorisches Hexagon und Konfliktlösungskompetenzen
2.1. Theoretische Annäherung und Operationalisierung: Senghaas’ zivilisatorisches Hexagon
2.2. Universalisierbarkeit und Kritik am zivilisatorischen Hexagon
2.3. Anwendbarkeit des Hexagons

3. Die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien
3.1. Gewalt, Kriminalität und Bürgerkrieg
3.2. Das zivilisatorische Hexagon Kolumbiens

4. Die Intervention der USA
4.1. Interventionsbegriff
4.2. Ursachen und Entwicklung der Intervention in Kolumbien
4.3. Ziele der Intervention
4.4. Ausmaß und Aktionsradius der Intervention

5. Die Auswirkungen der Intervention auf die Konfliktlösungskompetenzen
5.1. Auswirkungen auf das Gewaltmonopol
5.2. Auswirkungen auf die Rechtsstaatlichkeit
5.3. Auswirkungen auf Interdependenzen und Affektkontrolle
5.4. Auswirkungen auf die demokratische Beteiligung
5.5. Auswirkungen auf soziale Gerechtigkeit
5.6. Auswirkungen auf eine konstruktive politische Konfliktkultur
5.7. Zwischenfazit: Die Auswirkungen der Intervention

6. Fazit und Ausblick

7. Literatur

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: Zentrale Fragestellung (schematisch)

Abbildung 2: Das zivilisatorische Hexagon

Abbildung 3: Militärbudget in Kolumbien

Abbildung 4: US-Unterstützung für Kolumbien in Mio US$

Abbildung 5: US-Personal im operativen Einsatz in Kolumbien

Abbildung 6: Konfliktopfer in Kolumbien

Abbildung 7: Zusammenfassung Abschnitt 5.1.

Abbildung 8: Zusammenfassung Abschnitt 5.2.

Abbildung 9: Jährlich neu vertriebene Flüchtlinge in Kolumbien

Abbildung 10: Zusammenfassung Abschnitt 5.3.

Abbildung 11: Zusammenfassung Abschnitt 5.4.

Abbildung 12: Zusammenfassung Abschnitt 5.5.

Abbildung 13: Zusammenfassung Abschnitt 5.6.

Abkürzungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

In Kolumbien findet heute der blutigste und längste Bürgerkrieg Lateinamerikas statt, bei dem es zumindest ursprünglich auch um sozialpolitische Forderungen ausgeschlossener Bevölkerungsschichten ging. Dabei hat sich in dem Andenland auch außerhalb der politischen Auseinandersetzungen ein extremes Kriminalitäts- und Gewaltniveau entwickelt. Gleichzeitig ist Kolumbien seit langer Zeit eine, wenn auch eingeschränkt funktionierende, Demokratie und kann seit über 100 Jahren formal demokratische Regierungswechsel vorweisen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Staaten Südamerikas fiel es in den 60er oder 70er Jahren nicht in eine Militärdiktatur und überstand auch die 80er Jahre ohne massive Wirtschafts- oder Schuldenkrise. Ein dritter Faktor, der Kolumbien zu einem besonderen Land macht, ist seine absolute Dominanz auf dem Weltmarkt für Kokainproduktion.

Ist dieser Kontext allein schon sehr komplex, lassen sich die Rahmenbedingungen des Landes nicht ohne die USA, dem mit Abstand wichtigsten Abnehmer von Kokain, beschreiben. Offiziell nur motiviert, den Drogenanbau zu bekämpfen sowie den kolumbianischen Staat und seine Demokratie zu stärken, intervenieren die USA seit Jahrzehnten militärisch in dem Andenland und bauten ihr Engagement ab 2000 mit den Plan Colombia massiv aus.

Demokratien zeichnen sich im Allgemeinen durch ein vergleichsweise niedrigeres internes Gewaltniveau aus (Eckert 1996: 198). In Kolumbien lässt sich dies offensichtlich kaum beobachten, die friedlichen Konfliktlösungskompetenzen sind nicht sehr ausgeprägt. Diese Arbeit widmet sich nun den Auswirkungen der US-amerikanischen Intervention auf die Fähigkeit der kolumbianischen Gesellschaft, Interessenunterschiede ohne Gewalt auszutragen. Die zentrale Fragestellung lautet daher: Welchen Einfluss hat die militärische Intervention der USA in Kolumbien auf die Konfliktlösungskompetenzen der kolumbianischen Gesellschaft?

Es soll demnach nicht der Einfluss der Intervention etwa auf die Konfliktdauer oder die Drogenanbauflächen untersucht werden. Es geht auch nicht darum, wie die Militärhilfe der USA das Kräftegleichgewicht der Parteien verschiebt, sondern vielmehr um die Frage nach den tiefer gehenden Einflüssen der Intervention auf die Gesellschaft Kolumbiens und deren Kompetenz, innere Konflikte gewaltfrei zu lösen. Die Frage soll nicht primär ein Ergebnis untersuchen, sondern die Mechanismen und Prozesse erkennen, die in diesem Zusammenhang am Wirken sind. Vermutet wird, dass die militärische Intervention nicht nur in den Konflikt zwischen Guerilla, Regierung und Paramilitärs eingreift, sondern strukturelle Konsequenzen hat und zivile und gewaltfreie Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien schwächt. Diese Arbeit beschränkt sich auf die Betrachtung des Zeitraumes von 1998 - 2004, da während dieser Zeit eine Vervielfachung des finanziellen militärischen Engagements der USA zu beobachten ist und die Auswirkungen am deutlichsten hervortreten. Da das primäre (offizielle) Ziel der USA die Bekämpfung des Drogenanbaus ist, reiht sich diese Fragestellung in die Forschung nach nicht-intendierten Effekten von Interventionen ein.

Nach dem Einführungsteil werden zunächst der theoretische Rahmen und die Operationalisierung der abhängigen Variable genauer erarbeitet (Abschnitt 2). Im Anschluss werden der Kontext Kolumbiens und dessen Konfliktlösungskompetenzen analysiert (Abschnitt 3), bevor in Abschnitt 4 die Intervention der USA in ihrer Form und Intensität dargestellt wird. Abschnitt 5 verbindet diese Vorarbeiten und stellt die eigentliche Beantwortung der Fragestellung dar. Abschnitt 6 schließt mit einem Fazit.

1.1. Relevanz der Forschungsfrage

King/Keohane/Verba (1994: 15) und analog auch Schwarzer (2001: 142) stellen an eine Forschungsfrage zwei Relevanz-Kriterien, die beide von dieser Fragestellung erfüllt werden. Politisch, sozial und wirtschaftlich ist die gestellte Frage relevant, da die Gewalt viele Menschenleben kostet und zudem für die Intervention viel Geld aufgewendet wird. Es ist daher wichtig und legitim, nach den weitergehenden Auswirkungen der eigentlich nur auf die Drogen- und die Guerilla-Bekämpfung gerichteten US-Politik zu fragen. Die ökonomischen Kosten der Gewalt in Kolumbien summieren sich nach einer Studie der Interamerikanischen Entwicklungsbank auf ein ganzes Viertel des kolumbianischen BIP (Kurtenbach 2000b: 123). Im lateinamerikanischen Kontext machen allein die Transfers zwischen Opfern und Tätern von Gewalt 2,1% der Wirtschaftsleistung aus und waren damit höher als sämtliche Umverteilungseffekte durch die öffentliche Hand. 1995 war Mord mit 60% die häufigste Todesursache für kolumbianische Männer zwischen 15 und 44 (Nolte 2000a: 73). Diese Zahlen verdeutlichen die Relevanz der Frage nach den Auswirkungen auf die Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei auszutragen. Damit ist der Forschungsgegenstand in den Worten Schwarzers (2001: 142) „für die reale Welt und unser aktuelles Zusammenleben von Bedeutung“.

Dieses Forschungsvorhaben ist außerdem für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn relevant, da es theoretisch und empirisch Konzeptualisierungen zu Konfliktlösungskompetenzen in Demokratien mit den Wirkungsmechanismen von Interventionen verbindet. Damit trägt es dazu bei, „den Grundstock wissenschaftlicher Erkenntnisse über soziale Phänomene zu erweitern“ (Schwarzer 2001: 142) und theoretische Ansätze zu verknüpfen.

1.2. Theoretischer Hintergrund und methodisches Vorgehen

Konflikte sind unvereinbare Differenzen in den Zielen (mindestens) zweier Parteien, die entschlossen sind, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen (angelehnt an HIIK 2005: 0). Konflikte entstehen immer, wenn Menschen zusammenleben. Sie haben positive Funktionen und erleichtern zum Beispiel Wandel durch die Bildung von Alternativen. Entscheidend ist die Art der Konfliktaustragung Es geht also nicht darum, Konflikte zu vermeiden oder zu beenden, sondern ihre gewalttätigen durch friedliche Austragungsformen zu ersetzen (vgl. Licht 2002: 15f). Für das Gewaltniveau einer Gesellschaft ist dabei entscheidend, ob und wieviele angemessene Möglichkeiten zur friedlichen Konfliklösung existieren (Eckert 1996: 197f). In dieser Arbeit stehen die strukturellen Voraussetzungen im Fokus, die es einer Gesellschaft erlauben oder erleichtern, ihre Konflikte gewaltfrei zu lösen. Es geht dabei nicht um den Zustand „Frieden“, sondern um die Bedingungen für die Existenz von Prozessen für friedlichen Interessenausgleich. Für diese Arbeit eminent wichtig ist also das Verständnis und die Definition von „Konfliktlösungskompetenz“, der abhängigen Variable. Konfliktlösungskompetenz bezeichnet in dieser Arbeit das gesellschaftliche Potenzial zur friedlichen Konflikttransformation und damit die Fähigkeit, Interessenunterschiede gewaltfrei zu lösen. Diese Prozesse finden sowohl im politischen System, als auch in der Gesellschaft und ihren informellen Strukturen statt. Hierbei stellt das von Dieter Senghaas entwickelte „zivilisatorische Hexagon“ sowohl den theoretischen Hintergrund für das Verständnis von „Konfliktlösungskompetenz“ dar, als auch gleichzeitig die konkrete Operationalisierung der abhängigen Variable. Senghaas hat aufbauend auf Arbeiten anderer Friedens- und Konfliktforscher sechs Bausteine herausgearbeitet, die zusammen als Hexagon „die Voraussetzungen und Bedingungen für eine dauerhafte zivilisierte Konfliktbearbeitung“ darstellen (Senghaas 1995: 40). In Abschnitt 2 wird darauf ausführlich eingegangen.

Die unabhängige Variable (UV) in dieser Arbeit ist die (Stärke der) militärischen Intervention der USA in Kolumbien. Ihre Operationalisierung lässt sich über die Höhe der verwendeten Finanzmittel sowie über die Anzahl der entsendeten Militärberater bzw. Truppen vornehmen.[1]

Zwischen der unabhängigen und der abhängigen Variable sollen nun Kausalmechanismen identifiziert werden, um den qualitativen Einfluss der Intervention deutlich werden zu lassen.[2] Kausalität bedeutet, Ursache und Wirkung getrennt und intersubjektiv betrachten zu können, wobei die Ursache der Wirkung zeitlich vorangehen muss. Eine deterministische Kausalität zu erkennen ist in Sozialwissenschaften nicht möglich, da dies eine absolut vollständige Erklärung der Phänomene voraussetzen würde. King/Keohane/Verba leiten aus den Grenzen von Kausalität einen Anspruch an wissenschaftliche Arbeit ab, der auch hier gelten soll: „Our uncertainty about causal inferences will never be eliminated. But this uncertainty should not suggest that we avoid attempts at causal inference. Rather we should draw causal inferences where they seem appropriate but also provide the reader with the best and most honest estimate of the uncertainty of that inference“ (King et al. 1994: 76). Little (1991: 14) unterscheidet drei Definitionen für Kausalität, von denen die „causal mechanism thesis“ das Vorgehen dieser Arbeit am treffendsten beschreibt: C ist die Ursache für E =df es gibt eine Folge von Ereignissen C1 bis Ci, die von C zu E führen und dabei von entsprechenden Gesetzmäßigkeiten L1 bis Li geleitet werden. „A causal mechanism, then, is a series of events governed by lawlike regularities that lead from the explanans to the explanandum“ (Little 1991: 15). Diese Kausalmechanismen werden in Abschnitt 5 so detailliert wie möglich für jedes der sechs Hexagon-Elemente herausgearbeitet (vgl. Abbildung 1).

1.3. Forschungsstand

Über den Bürgerkrieg in Kolumbien ist allgemein bereits sehr viel veröffentlicht worden. Die US-amerikanische Intervention wird dabei häufig kritisiert und ihre negativen Folgen werden genannt. Wie sie genau wirkt, an welchen Stellen sie positive und negative Einflüsse ausübt, wird dabei selten betrachtet. Selbst in Youngers/Rosins Buch, dass von sich behauptet, „the first systematic study of U.S. drug policy” (2005: 1) zu sein, die sich auch mit den nicht-intendierten Nebenwirkungen der Intervention beschäftigt, finden sich zwar viele Anhaltspunkte, die jedoch nicht systematisch als Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge erkennbar sind. Eine Verbindung der Untersuchung der Interventionsfolgen auf die Konfliktlösungskompetenz ist dem Autor bisher nicht bekannt. Studien, die sich mit den Auswirkungen der US-Intervention in Kolumbien beschäftigen, beschränken sich meist auf die direkten Auswirkungen auf den Bürgerkrieg oder fokussieren auf die Drogenökonomie. Um die hier gestellte Fragestellung zu beantworten und an bisherige Erkenntnisse anknüpfen zu können, wird daher auf Forschungen zu Teilaspekten der Frage zurückgegriffen werden.

1.4. Quellen

Zur Bedeutung von Daten schreibt Geertz: „what we call our data are really our own constructions of other people’s constructions of what they and their compatriots are up to“ (Geertz 1973: 9). Diese Position soll hier eher als Mahnung verstanden werden, Quellen gerade zu politisch umkämpften Konflikten kritisch zur Kenntnis zu nehmen und sich bewusst zu sein, dass auch die Wahrnehmung bei der Interpretation von Daten und Vorgängen eine wichtige Rolle spielt.

Daten zur Intervention der USA (Waffentransfers und Militärhilfen) und zu den Militärausgaben Kolumbiens sind über SIPRI-Datenbanken (SIPRI 2006b) und über die „Just the Facts“-Datenbank des Center for International Policy (CIP 2006) zugänglich. Daten zum Bürgerkrieg und zu Gewalt in Kolumbien sind über Datenbanken der schwedischen Universität Uppsala und von Restrepo et al. (2004) erhältlich. Ansonsten werden zahlreiche Publikationen (Artikel in Fachjournalen, Bücher, Zeitungen und Online-Ressourcen) von Wissenschaftlern, Beobachtern und verschiedenen Organisationen verwendet, um die Forschungsfrage beantworten zu können.

Viele der Daten und Quellen leiden an bestimmten Schwächen. Forschungen vor Ort sind gefährlich und daher selten. Im Kontext der Angst findet eine Auseinandersetzung mit bestimmten Aspekten des Konfliktes in Kolumbien selbst teilweise gar nicht mehr statt (Kurtenbach 2001: 11), entsprechend unpräzise können die Beobachtungen sein. Viele Zahlen zum Konflikt sind zudem Schätzwerte: Die verschiedenen Parteien schwächen die eigenen Opferzahlen ab, übertreiben die eigene Macht und auch die Zahlen zu Militärs und Militäraktionen der USA sind nicht für ihre Transparenz bekannt. Mit diesen Fehlern muss umgegangen werden, Schlussfolgerungen sind entsprechend vorsichtig zu ziehen.

2. Zivilisatorisches Hexagon und Konfliktlösungskompetenzen

2.1. Theoretische Annäherung und Operationalisierung: Senghaas’ zivilisatorisches Hexagon

Friedliche Koexistenz als Problem moderner Gesellschaften

Dieter Senghaas untersucht in seinem Buch „Wohin driftet die Welt?“ (Senghaas 1994) die Möglichkeit der friedlichen Koexistenz in und zwischen modernen Gesellschaften. Moderne Gesellschaften zeichnen sich für Senghaas durch Pluralität aus – eine Pluralität der Selbst- und Fremdbilder, der Meinungen, Wahrheiten und letztendlich eine Pluralität von Interessen. Demgegenüber sind die Position eines Menschen und damit dessen Interessen in traditionalen Gesellschaften statusmäßig vorbestimmt (Senghaas 1994: 17). Moderne oder sich modernisierende Gesellschaften sind deshalb politisiert: Diese Politisierung ergibt sich aus den gesellschaftliche Veränderungen sich modernisierender Gesellschaften automatisch, wenn Menschen unter anderem sozial mobil und alphabetisiert werden. In diesem Sinne mündig gewordene Gesellschaften sind demnach per Definition konfliktträchtig (Senghaas 1994: 18).

In diesem Kontext von nur über Kompromisse oder Toleranz lösbaren Interessenunterschieden in modernen, pluralistischen Gesellschaften stellt sich für Senghaas die Frage nach den Grundbedingungen friedlichen Zusammenlebens neu.

Die einzelnen Bausteine des Hexagons und deren Verbindungen

Das zivilisatorische Hexagon ist das systematisierte Ergebnis von Senghaas’ Überlegungen, welche Aspekte für den Prozess der Zivilisierung innerhalb von modernisierten Gesellschaften erforderlich sind. Diese sechs Bausteine fügen sich dann, zusammen mit den zwischen ihnen bestehenden vielfältigen Rückkopplungen, zu einem Hexagon zusammen. Die 6 Dimensionen sind (Senghaas 1994: 20-25):

1. Gewaltmonopol: Die Entprivatisierung von Gewalt und damit die Herstellung eines legitimen Gewaltmonopols, dem der einzelne (entwaffnete) Bürger untergeordnet ist, ist wesentlich für jede friedliche Koexistenz.
2. Rechtsstaatlichkeit: Die Kontrolle des Gewaltmonopols durch einen Verfassungsstaat ist ein notwendiges Korrektiv zur ersten Dimension. Ohne Rechtsstaatlichkeit ist das Gewaltmonopol nur eine Umschreibung für eine Diktatur, es muss daher öffentlicher demokratischer Kontrolle unterliegen. Zu dieser notwendigen Einhegung des Gewaltmonopols zählt Senghaas die Garantie des Schutzes der Grundfreiheiten, Menschenrechte, sowie eine Gewaltenteilung, freie Wahlen und Gerichtsbarkeit.
3. Interdependenzen und Affektkontrolle: Affektkontrolle ist für Senghaas „die in differenzierten Gesellschaften sich aus diversen Handlungszusammenhängen ergebende Selbstkontrolle bzw. Selbstbeherrschung“ (Senghaas 1994: 22) und Grundlage von Gewaltverzicht, Toleranz und Kompromissfähigkeit. Interdependenzen sind als großflächige Verflechtungen zu verstehen, die ein hohes Maß an Berechenbarkeit einfordern und damit Erwartungsverlässlichkeit mit sich bringen (ein Beispiel ist die Arbeitsteilung in modernen Ökonomien). Dieser Baustein ziviler Konfliktbearbeitung ist ein Korrektiv zum Autonomiestreben von Individuen und Gruppen in modernen Gesellschaften.
4. Demokratische Beteiligung: In politisierten Gesellschaften bilden sich Interessen heraus, die „artikulationsfähig und in den gängigen politischen Prozeß integrierbar sein“ müssen (Senghaas 1994: 24). Ein politisches Institutionengefüge ist dabei umso belastbarer, je offener und flexibler es auf solche Interessen reagiert und diese zu integrieren schafft. Diskriminierungen nach Geschlecht, Klasse oder anderen Merkmalen untergräbt die politische Stabilität.
5. Soziale Gerechtigkeit: Soziale Gerechtigkeit beinhaltet sowohl Chancen- als auch Verteilungsgerechtigkeit und ist eine „konstitutive Bedingung der Lebensfähigkeit von rechtsstaatlichen Ordnungen und damit des inneren Friedens“ (Senghaas 1994: 24). Eine aktive staatliche Politik ist auf diesen Feldern notwendig, damit sich die Bürger fair behandelt fühlen, gerade in Marktwirtschaften, die systembedingt eher Ungleichheit als Gleichheit produzieren.
6. Konstruktive politische Konfliktkultur: Die Möglichkeit der Artikulation von Meinungen und der faire Interessenausgleich führen zu kompromissorientierter Konfliktfähigkeit und Toleranz. Diese müssen soweit verinnerlicht sein, dass sie zu einer selbstverständlichen Orientierung politischen Handelns werden und bilden quasi die emotionale Grundlage für Rechtsstaatlichkeit und die Akzeptanz des staatlichen Gewaltmonopols. Eine konstruktive politische Konfliktkultur ist dabei gleichzeitig direkte Folge der Ausbildung der anderen fünf Komponenten (Senghaas 1998: 34).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Senghaas wehrt sich gegen „schrumpftheoretisches“ und „monothematisches“ Denken, welches sich bei der Frage nach friedlicher Koexistenz auf eine dieser Bausteine konzentriert. Zu seiner ganzheitlichen Betrachtung aller Dimensionen gehören auch die Verbindungen zwischen ihnen, also die eingebauten Rückkopplungen und wechselseitigen Korrektive: Rechtsstaatlichkeit und auch gewaltfreie demokratische Partizipation ist ohne Gewaltmonopol nicht möglich, ein Gewaltmonopol ohne diese Korrektive aber führt zu einem Polizeistaat. Ohne soziale Gerechtigkeit wird Rechtsstaatlichkeit nicht als legitim anerkannt, womit wiederum das Gewaltmonopol eingeschränkt wäre. Ohne Verteilungsgerechtigkeit und demokratische Beteiligung gibt es keine verinnerlichte friedliche Konfliktkultur und keine Bürgergesinnung (Senghaas 1994: 22, 27). Das Hexagon stellt damit die Bündelung der sechs Bausteine zusammen mit ihren wechselseitigen Verbindungen dar. Abbildung 2 verdeutlicht diesen Charakter.

2.2. Universalisierbarkeit und Kritik am zivilisatorischen Hexagon

Soll das Hexagon wie in diesem Fall auf einen außereuropäischen Kontext angewandt werden, muss insbesondere die Universalisierbarkeit des aus der europäischen Geschichte entwickelten Modells kritisch hinterfragt werden. Auch wenn das Hexagon europäische Erfahrungen bündelt und aus diesen erwachsen ist, wehrt sich Senghaas explizit dagegen, es als Produkt vermeintlich originär europäischer „Kulturgene“ zu betrachten (Senghaas 1995: 43). Auch in Europa ließ sich das Hexagon bis vor 100 Jahren kaum ausdifferenziert beobachten und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kann es als ausgeprägt, wenn auch nicht als dauerhaft gesichert, angesehen werden (Senghaas 1994: 26). Vermeintlich „europäische“ Werte werden auch hier erst seit relativ kurzer Zeit akzeptiert (Senghaas 1998: 19). Das Hexagon steht deshalb, abgesehen von dem historischen Ursprung, auch für sich selbst: Es ist gleichzeitig als eine „Idee“ im Kantschen Sinne, also als Beschreibung einer (noch) nicht realen Idealsituation, zu verstehen.

Senghaas’ Verständnis von Moderne ist identisch mit der Gesellschaftsform des heutigen Westens, wo sie auch zuerst entstand.[3] Die Universalität dieses Modernitäts-Verständnisses ergibt sich für Senghaas jedoch nicht aus Postulaten oder versuchter Missionierung, sondern aus der empirisch beobachtbaren Tatsache, dass gesellschaftliche Transformation in die Moderne in allen übrigen Regionen der Welt analog zum Westen abläuft: Sozial mobile, alphabetisierte Menschen bilden politisierte Gesellschaften und beginnen einen Prozess politischer und ökonomischer Emanzipation. Nach Senghaas’ Sicht wird im Laufe dieser Prozesse letztendlich jeder auf die Prinzipien und Institutionen „westlicher“ Konfliktregelung zurückgreifen, da diese zumindest im Moment ohne Alternative seien. Die interkulturelle Gültigkeit des Hexagon ergibt sich also nicht aus einem Universalitäts anspruch heraus, entscheidend sind „vielmehr die objektiven Veränderungsprozesse in der Welt und die daraus entstehenden spezifischen Problemlagen“ in sich transformierenden Gesellschaften (Senghaas 1994: 31).

Senghaas behauptet, alle sich transformierenden Gesellschaften, in denen die Bevölkerung sozial mobil und alphabetisiert wird, durchlaufen dieselben Prozesse und gelangen deshalb letztendlich mehr oder weniger zu den gleichen (institutionellen) Ergebnissen (Senghaas 1994: 30ff). Grundlage hierfür sind für Senghaas die empirisch beobachtbaren realen Entwicklungen in diesen Gesellschaften. Nur wenn allein der Status quo als Referenz dient und die historische Entwicklung vermeintlich ursprünglich europäischer Werte ignoriert wird, könne man bestimmte Werte bestimmten Kulturen zuordnen: „Die gängige Universalismus-Kulturrelativismus-Debatte überlebt nur, weil sie ohne historische Perspektive ist“ (Senghaas 1998: 20).

An anderer Stelle allerdings akzeptiert Senghaas die Bedeutung der politischen, militärischen und ökonomischen Macht des Westens in diesem Prozess. Er gibt zu, dass Modernisierung stets als durch Europa definierter Prozess ablief und auch heute Modernisierungsschübe außerhalb Europas ohne den westlichen Bezug „nicht zu denken“ sind (Senghaas 1998: 37). Der Rest der Welt sah sich (durch Kolonisation und westlichen Imperialismus) exogenem Modernisierungsdruck gegenüber, Widerstand wurde meist gewaltsam gebrochen (Senghaas 1998: 13). Mit dieser Anerkennung ist das Hauptargument für Senghaas’ universales Modernitätsverständnis nicht mehr nachvollziehbar: Wenn Modernisierung in Senghaas’ Verständnis fast durchweg (gewaltsam) durch den Westen definiert wurde, ist es nicht mehr glaubhaft zu behaupten, die beobachtbaren Modernisierungsprozesse beweisen die Unabhängigkeit dieser Konzepte von Europa.[4]

Friedensforscher kritisieren zudem Theoretiker des „Zivilisierungsprojektes“, zu denen auch Senghaas gezählt werden kann. Bei ihnen bestehe die Tendenz, dass die pazifizierende Wirkung eines staatlichen Gewaltmonopols überschätzt wird, denn dieses diene nicht vor allem der Sicherung friedlicher Konfliktaustragung, sondern zunächst „der Stabilität staatlicher Herrschaft“ (Zellentin 1995: 59f). Die Frage des Gewaltmonopols darf also nicht aus der Herrschaftsperspektive bewertet werden, sondern aus der Perspektive des Schutzes der Bürger auch vor dem Staat.

2.3. Anwendbarkeit des Hexagons

Trotz dieser Einwände scheint die Anwendung des Hexagons auf den kolumbianischen Kontext möglich. Zum einen ist das Hexagon in seiner Ausprägung und in den Inhalten seiner Bausteine flexibler und breiter, als es diese Kritik vermuten lässt. Das Hexagon an sich beschreibt eher prinzipielle Ideen und keine konkreten institutionellen Konzepte. Die Problematik der Universalisierung stellt sich bei der Anwendung auf Kolumbien auch weniger stark als dies bei anderen Regionen der Fall wäre. Durch die Vergangenheit als spanische Kolonie und die Herkunft der meisten Bewohner und der kompletten politischen Elite des Landes aus Europa war und ist Kolumbien immer sehr eng an den Westen angeschlossen gewesen. Natürlich gibt es große Unterschiede in den politischen und gesellschaftlichen Realitäten zwischen Europa und Lateinamerika. Diesen Unterschieden wird aber durch die genaue Einzelfallanalyse Kolumbiens gerecht werden und steht einer Anwendung des Hexagons nicht prinzipiell im Wege.

Das Hexagon kann vielmehr als eine systematische und komplexe Beschreibung der vielfachen Dimensionen friedlicher Konfliktlösungskompetenz gesehen werden und eignet sich daher als theoretischer Hintergrund zum Verständnis des Begriffs „Konfliktlösungskompetenz“ und als Operationalisierung der abhängigen Variable. Senghaas’ Hexagon liegt ein komplexes und vor allem differenziertes Verständnis friedlicher Konfliktbearbeitung zu Grunde und vermeidet daher den Fokus auf isolierte Aspekte. Ein funktionierendes staatliches Gewaltmonopol oder lediglich demokratische Verhältnisse sind allein keine Garanten für friedliche Koexistenz der Bürger, die Betrachtung solch isolierter Teile kann, wie schon erwähnt, vielmehr zu Fehlentwicklungen führen (Polizeistaat, Scheindemokratie)(Senghaas 1995: 49, 53).

3. Die Konfliktlösungskompetenzen in Kolumbien

In diesem Abschnitt sollen die aktuellen Konfliktlösungskompetenzen Kolumbiens analysiert werden. Dazu dient das zivilisatorische Hexagon als „Schablone“, um den Zustand der einzelnen Bausteine in Kolumbien genauer zu betrachten. Zuvor soll kurz in die Konfliktsituation Kolumbiens eingeführt werden, denn ohne ein rudimentäres Verständnis der Akteure und Dynamiken des Bürgerkrieges ist eine Betrachtung zu diesem Land schwer möglich.

3.1. Gewalt, Kriminalität und Bürgerkrieg

Der Bürgerkrieg in Kolumbien hat lang zurückliegende und komplexe Ursachen, die hier nur angerissen werden können (vgl. Crandall 2002: 53-99). In den 1940er Jahren fand ein blutiger Bürgerkrieg zwischen Anhängern der Liberalen und jenen der Konservativen Partei statt, der bezeichnenderweise als „La Violencia“ bekannt ist. 1958 einigten sich diese Parteien und teilten sich für die folgenden Jahre die Macht nach bestimmten Quoten auf. In den 1960er-Jahren gründeten sich dann die heute noch aktiven Guerillas und begannen ihren Kampf gegen die Elite. Die ursprünglich sozialpolitischen Auseinandersetzungen wurden in den letzten zwei Jahrzehnten durch das Drogengeschäft überlagert und verschärft. Allein in den 1990er Jahren wurden 250.000 Menschen ermordet, seit Mitte der 1980er sind etwa 1,5 Millionen Menschen und damit 4% der Bevölkerung als „interne Vertriebene“ auf der Flucht. Insgesamt stehen „nur“ etwa 5-20% der Gewaltakte in einem direkten Zusammenhang mit den politischen Auseinandersetzungen, der Rest wird „gewöhnlicher“ Kriminalität zugeschrieben. Die verscheidenen Formen der Gewalt verstärken sich jedoch gegenseitig und hängen indirekt zusammen: „Die politische Gewalt ist (…) der Kontext, in dem sich die anderen Gewaltformen reproduzieren“ (Zuluaga 2001: 25).

Im Folgenden werden die drei wichtigsten Akteursgruppen des Bürgerkrieges vorgestellt. Ihnen allen geht es letztlich um die Kontrolle von Räumen zur Ausbeutung von Ressourcen, als Rückzugsgebiete und strategische Korridore (Kurtenbach 2004: 10).[5]

Guerilla

„Die“ Guerilla ist kein einheitlicher Akteur, sondern bezeichnet mehrere Gruppen mit unterschiedlichen ideologischen Standpunkten und unterschiedlicher Geschichte. Die FARC („Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia”, Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) ist die größte Guerilla Kolumbiens. Sie gründete sich 1964 aus der Praxis der bäuerlichen Selbstverteidigung gegen Großgrundbesitzer und operierte zunächst in Räumen, wo der Staat sowieso nicht präsent war. Die bis heute ungelöste Landfrage in Kolumbien (große Teile des Landes befinden sich in wenigen Händen) war eine weitere Gründungsmotivation der FARC. Politisch kämpft die FARC heute offiziell für einen Sozialismus innerhalb einer pluralistischen Demokratie (Demandowsky 2004: 19). Ihr kann jedoch genauso unterstellt werden, dass es ihr letztlich nur um die Wahrung ihrer großen Macht geht (Kramer 2002: 28). Die Truppenstärke dehnte sich von etwa 1000 Kämpfern Anfang der 1980er auf heute etwa 15000 aus (Kurtenbach 2004: 14).[6] Das jährliche Budget der FARC wird vom kolumbianischen Verteidigungsministerium zwischen 350 Millionen und 1 Milliarde US$ geschätzt (Kurtenbach 2000c: 200). Andere Quellen sprechen von 400-500 Millionen US$ (Kramer 2002: 29; Maaß 2003: 66ff), von denen 30-50% aus der Besteuerung bzw. dem Schutz von Drogenanbaugebieten und Laboren, 30-50% aus Entführungen, sowie der Rest aus „Revolutionssteuern“ und Investitionen im Bergbausektor und öffentlichem Transport stammen. Die Guerilla sieht sich eher als Verbündete der Bauern und nicht als strategischer Partner der Drogenhändler (Demandowsky 2004: 62; zu den Verbindungen mit Drogengeschäften und den „Tarifen“ der FARC vgl. Maaß 2003: 66ff).

Wesentlich kleiner ist bereits die ELN („Ejército de Liberación Nacional“, Nationale Befreiungsarmee), die 1965 aus studentischen Protestbewegungen und von aus Kuba zurückgekehrten Stipendiaten gegründet wurde. Sie ist die „intellektuellere“ Guerilla und nimmt sich die Entwicklung in Kuba zum Vorbild. Die ELN finanziert sich auch aus ideologischen Gründen weniger aus Drogengeschäften und stärker über Steuern und die Erpressung von Unternehmen. Ihr Budget beträgt etwa 145-340 Millionen US$ jährlich, womit sie ca. 5000 Kämpfer unterhält (Kramer 2002: 32ff).

Weitere Guerillas sind die maoistische „Ejército Popular de Liberación“ (EPL, Volksbefreiungsarmee, gegründet 1967) und die M-19 (Movimiento 19 de Abril, Bewegung 19. April). Letztere beteiligt sich seit 1991 gewaltlos im politischen System (Demandowsky 2004: 19).

Paramilitärs

Auch die Paramilitärs sind kein einheitlicher Akteur, es gibt Unterschiede zwischen Land, Stadt und Guerilla-kontrollierten Gebieten. Gemeinsam ist ihnen jedoch in erster Linie der Anti-Guerilla-Kampf, das Interesse am gesellschaftlichen Status Quo und die teilweise engen personellen und logistischen Beziehungen zum staatlichen Militär. Entstanden zum Schutz vor bewaffneten Banden und vor der Guerilla bildeten sie meist Privatarmeen von Großgrundbesitzern. Ihr Aufbau wurde vom Staat gefördert und erst 1989 illegalisiert, jedoch ohne große Konsequenzen (CIP 2004b). In den 1990er Jahren gab es Prozesse der Verselbstständigung, Professionalisierung und Zentralisierung, die im Januar 1995 in den Zusammenschluss einiger Gruppen zu den „Autodefensas Unidas de Colombia“ (AUC, Vereinigte Bürgerwehren Kolumbiens) unter Carlos Castaño mündeten. Die AUC entwickelten sich zu einem weitgehend autonomen Gewaltakteur, der auf seinem Gründungskongress die territoriale Kontrolle als zentrales Ziel beschreibt (Kurtenbach 2004: 9, 15ff).

Die Paramilitärs bestehen 2001 aus etwa 14.000 Kämpfern (Crandall 2002: 88).[7] Das Budget der AUC betrug 1997 nach eigenen Angaben 220 Millionen US$ und ist seitdem gestiegen. Bis zu 70% der Einnahmen der AUC stammen aus Drogengeschäften, so Castaño selbst in einem Interview mit CNN im März 2000, der patriotische Zweck heilige die Mittel. Der Rest stammt aus Erpressungen, der Nutzung von Ländereien gewaltsam Vertriebener und zunehmend auch aus Entführungen (Maaß 2003: 70f; Seidel 2001: 17). Großgrundbesitzer und Unternehmer gelten als (finanzielle) Unterstützer. Seit einigen Jahren gibt es Demobilisierungs-Verhandlungen mit den Paramilitärs. Die Guerilla lehnt jedoch jeglichen Einbezug der Paramilitärs in Friedensverhandlungen strikt ab, da sie nur ein Apendix des staatlichen Militärs seien (Kurtenbach 2004: 15f).

[...]


[1] Nach Opp (1993: 59) ist dies eine empirische Operationalisierung, da hier die Größe „Intervention“ nicht direkt gemessen werden kann. Dieser Operationalisierung liegt daher die folgende Hypothese zugrunde: Je höher die finanziellen und personellen Transfers der USA nach Kolumbien sind, desto „stärker“ ist die Intervention.

[2] Für eine quantitative Studie fehlen die Möglichkeit des Experiments bzw. die Daten verschiedener „Vergleichsfälle“ mit unterschiedlicher Intensität der Intervention bei gleichen Kontextbedingungen.

[3] Europa ist für Senghaas der erste Kulturbereich, der mit den Herausforderungen einer (materiellen und geistigen) Modernisierung konfrontiert war. Diesen Weg Europas in die Moderne und deren Ursachen beschreibt Senghaas ausführlicher aus einer historisch-soziologischen Perspektive (Senghaas 1998: 10ff).

[4] Das Argument, es habe auch vereinzelt endogene Modernisierungsprozesse gegeben, die stets zu einer „Wiederholung europäischer Erfahrung“ führten (Senghaas 1998: 15), erscheint dabei etwas scheinheilig und wird auch nicht weiter belegt oder mit Beispielen unterfüttert.

[5] Nach einer gängigen Unterscheidung zwischen Terrorismus und Guerilla, beruhend auf einer Definition von Waldmann (2005: 11ff), sind damit auch die FARC und die ELN keine Terroristen, da ihr Ziel in der Gewinnung von Raum liegt. Ihre miltärischen Aktionen dienen nicht primär einer Kommunikationsstrategie, die sich an Dritte wendet (wie dies bei Terroristen der Fall ist), sondern dem Ziel selbst.

[6] Andere Quellen sprechen von Zahlen zwischen 15000 und 26000 (Demandowsky 2004: 19f) bzw. von 18000 Kämpfern (1986: 3600; 1995: 7000; vgl. Crandall 2002: 91) .

[7] Andere Quellen sprechen von maximal 10000 Paramilitärs (Demandowsky 2004: 23).

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Details

Titel
Die militärische Intervention der USA und die Konfliktlösungskompetenz in Kolumbien
Untertitel
Die Auswirkungen der US-Intervention in Kolumbien auf die Konfliktlösungskompetenzen Kolumbiens
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut)
Veranstaltung
Projektkurs "Militärische und humanitäre Interventionen in der postnationalen Ordnung: Problemfelder – Erklärungsansätze – Zukunftsperspektiven"
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
50
Katalognummer
V84294
ISBN (eBook)
9783638002622
ISBN (Buch)
9783638956208
Dateigröße
699 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Intervention, Konfliktlösungskompetenz, Kolumbien, Projektkurs, Militärische, Interventionen, Ordnung, Problemfelder, Erklärungsansätze, Zukunftsperspektiven
Arbeit zitieren
Christof Mauersberger (Autor:in), 2007, Die militärische Intervention der USA und die Konfliktlösungskompetenz in Kolumbien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84294

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