Das mittelalterliche Weltbild war tief von Kirche und Bibel geprägt. Gott wurde als der Erschaffer der Welt, der Natur und des Menschen angesehen und lenkte diese. Als Quelle der Erkenntnis war nur die Bibel erlaubt, das Studium weltlicher Dinge wurde als Sache des Teufels angesehen und war daher verboten.
Deswegen war das Mittelalter gekennzeichnet durch eine allgemeine Stagnation, zum Teil gingen sogar wissenschaftliche Erkenntnisse der Antike wieder verloren. Wissenschaftlich-technischen Fortschritt oder gesellschaftliche Veränderungen gab es von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht.
Erst im Spätmittelalter fand ein Umschwung statt. Die Kreuzzüge vertieften den Kontakt mit fremden Zivilisationen, besonders mit den Arabern, ohne die die zivilisatorische Entwicklung des lateinischen Westens seit dem 13. Jahrhundert nicht zu verstehen wäre. Die orientalischen Kulturen waren Europa wissenschaftlich weit überlegen, da sie sich bereits seit dem 7. Jahrhundert mit den aristotelischen Lehren auseinandersetzten. Die Europäer griffen dieses Wissen auf und begannen, die naturwissenschaftlichen Studien der Araber ins Lateinische zu übertragen. Gegen 1240 lag schließlich der gesamte Aristoteles in Lateinisch vor. „Die Aristoteles-Rezeption und die Begegnung mit der arabischen Philosophie und Wissenschaft veränderten im Lauf des 13. Jahrhunderts das intellektuelle Leben des christlichen Westens“ , da das Leben nun nicht mehr nur als unmittelbar göttlich gelenkt verstanden wurde, sondern zusätzlich als Ergebnis des eigenen Handelns und der Vernunft. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts war die Verfügung über die aristotelische Naturwissenschaft so weit fortgeschritten, dass Wissenschaft zum ersten Mal zu einer anerkannten Institution wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Geschichtlicher Hintergrund
- Wissenschaftsverständnis
- Aristoteles-Rezeption
- Die scholastische Lehre des Spätmittelalters
- Thomas von Aquin
- Theologie als Wissenschaft
- Allgemeiner Wissenschaftsbegriff
- Auswirkungen
- Weiterentwicklung des neuen Naturverständnisses
- Thomas von Aquin
- Auswirkungen des neuen Wissenschaftsverständnisses auf Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
- Auswirkungen auf die Wirtschaft
- Das 13. Jahrhundert - Wirtschaft unter dem Duktus der kirchlichen Moral
- Das 14. und 15. Jahrhundert - Der Wandel
- Die abnehmende Bedeutung der Agrarwirtschaft
- Die Entstehung des Marktverkehrs
- Wechselwirkungen von Wissenschaft und Wirtschaft
- Leonardo da Vinci
- Der Buchdruck
- Grundlegende Erfindungen
- Die Folgen
- Auswirkungen auf die Wirtschaft
- Zusammenfassende Darstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert den wechselseitigen Einfluss von wirtschaftlichem Handeln und wissenschaftlichem Denken im Mittelalter. Sie untersucht, wie das neue Wissenschaftsverständnis des Spätmittelalters, geprägt durch die Rezeption der aristotelischen Philosophie und die Entwicklung der scholastischen Lehre, die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Wissenschaft selbst beeinflusst hat.
- Der Wandel vom bibelzentrierten Weltbild zum naturwissenschaftlichen Denken
- Die Rolle der Scholastik und Thomas von Aquins in der Entwicklung des Wissenschaftsverständnisses
- Die Auswirkungen des neuen Wissenschaftsverständnisses auf die Wirtschaft und die Herausforderungen der kirchlichen Moral
- Die Bedeutung des Buchdrucks als Katalysator für wissenschaftlichen Fortschritt und gesellschaftliche Veränderungen
- Die Entstehung und Entwicklung des Marktverkehrs im Spätmittelalter
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den geschichtlichen Hintergrund des Mittelalters, geprägt von einem bibelzentrierten Weltbild und einer Stagnation wissenschaftlicher Entwicklung. Es zeigt, wie die Kreuzzüge den Kontakt mit arabischen Kulturen und deren wissenschaftlichen Fortschritt ermöglichten und die Rezeption der aristotelischen Lehren im 13. Jahrhundert einleiteten.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem neuen Wissenschaftsverständnis des Spätmittelalters, das sich durch die Aristoteles-Rezeption und die scholastische Lehre entwickelte. Es analysiert die Bedeutung von Thomas von Aquin und dessen Bemühungen, die Theologie mit der Philosophie zu verbinden. Die Entstehung der Universitäten und der Verlust des Bildungsmonopols der Kirche werden beleuchtet.
Das dritte Kapitel untersucht die Auswirkungen des neuen Wissenschaftsverständnisses auf die Wirtschaft und die Gesellschaft. Es werden die Veränderungen im wirtschaftlichen Denken, die abnehmende Bedeutung der Agrarwirtschaft und die Entstehung des Marktverkehrs im 14. und 15. Jahrhundert analysiert. Die bedeutende Rolle des Buchdrucks als Katalysator für wissenschaftlichen Fortschritt und die Erweiterung des Wissens für breite Bevölkerungsschichten wird ebenfalls beleuchtet.
Die Seminararbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Spätmittelalter und zeigt die Herausforderungen auf, die sich aus dem neuen Wissenschaftsverständnis für die traditionelle kirchliche Moral ergaben. Die Bedeutung von Leonardo da Vinci und der Buchdruck als Wegbereiter für die Entwicklung der modernen Wirtschaft wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie dem mittelalterlichen Weltbild, der Aristoteles-Rezeption, der scholastischen Lehre, Thomas von Aquin, dem neuen Wissenschaftsverständnis, der Entwicklung der Wirtschaft im Spätmittelalter, dem Buchdruck, dem Marktverkehr und der Wechselwirkung von Wissenschaft und Wirtschaft. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, die sich durch den Wandel vom bibelzentrierten Denken zum naturwissenschaftlichen Denken für die kirchliche Moral und die Gesellschaft stellten.
- Arbeit zitieren
- Janina Richts (Autor:in), 2007, Vom reziproken Einfluss betriebswirtschaftlichen Handelns und der Wissenschaft im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84349