Der Erfolg politischer Bewegungen hängt von mehreren Faktoren ab. Grundsätzlich hängt der Bestand einer politischen Bewegung davon ab, ob es ihr gelingt, eine innere Festigung zu erreichen, zum Beispiel durch integrierende Personen oder Werte. Zudem sollte über die Grundhaltung hinaus ein Konsens hinsichtlich der Ziele bestehen. Des Weiteren ist, um politische Schlagkraft zu erhalten, die Formierung einer Organisationsstruktur nötig. Heutzutage erfolgt dies meist in der Form einer Parteibildung. Auch Bürgerinitiativen transformieren sich, wenn sie denn Bestand haben, in Parteien, wie etwa die Grünen oder so genannte single issue parties. Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, ob dieser Weg auch im 19. Jahrhundert Erfolg versprechend war oder ob in der Zeit vor der Reichsgründung 1870/71 die Wirkung von Parteien dem Einfluss von Massenorganisationen unterlegen war. Als Beispiel für eine politische Bewegung wurde hier der politische Katholizismus gewählt, da es in dieser sowohl ein ausgeprägtes Vereinswesen als auch eine Fraktion im preußischen Landtag gab. Zudem ist die Lage des politischen Katholizismus in Preußen dahingehend interessant, als er sich gegenüber dem protestantischen Staat in der Defensive befand und sich seine Erfolge so direkt in der Abwehr staatlicher Übergriffe auf Rechte der Kirche zum Beispiel messen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Entstehung des politischen Katholizismus
- Katholische Soziallehre
- Verfassungsstaatlichkeit
- Partei
- Parteibegriff
- Wahlen
- Selbstverständnis
- Parteibildung in Preußen
- Parteidisziplin
- Parteiprogramm
- Presse
- Sonstige Vereinigungen
- Katholischer Verein Deutschlands (KVD) 1848-1858
- Katholikentag 1848-1932
- Katholische Gesellenvereine (KGv) 1846-
- Abschließende Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entwicklung des politischen Katholizismus im 19. Jahrhundert in Preußen. Sie untersucht, ob die Strategie des politischen Katholizismus, sich durch eine Organisationsstruktur, wie zum Beispiel Parteien, zu etablieren, erfolgreich war. Im Mittelpunkt stehen die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der gesellschaftlichen und politischen Situation in Preußen für den politischen Katholizismus ergaben. Die Arbeit zeigt die verschiedenen Formen politischer Partizipation auf, die der politische Katholizismus im 19. Jahrhundert nutzte.
- Die Entstehung und Entwicklung des politischen Katholizismus in Preußen
- Die Rolle der Kirche im Kontext der sozialen Frage und des Liberalismus
- Die Beziehung zwischen Kirche und Staat im Hinblick auf die Verfassungsstaatlichkeit
- Die unterschiedlichen Formen politischer Partizipation des politischen Katholizismus
- Die Rolle von Parteien, Presse und anderen Vereinigungen im politischen Leben des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Erfolg politischer Bewegungen im 19. Jahrhundert anhand des Beispiels des politischen Katholizismus in Preußen dar. Die Arbeit untersucht, ob der Weg der Parteibildung im 19. Jahrhundert erfolgversprechend war oder ob der Einfluss von Massenorganisationen stärker war.
Grundlagen
Entstehung des politischen Katholizismus
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehungsbedingungen des politischen Katholizismus im Kontext des 19. Jahrhunderts. Es werden die Herausforderungen beschrieben, mit denen sich die katholische Kirche aufgrund der Säkularisierung, der Kritik durch die Aufklärung und dem Einfluss des Liberalismus konfrontiert sah. Der „Antiliberalismus aus Tradition“ und die Schwierigkeiten, die sich aus der Industrialisierung ergaben, werden als wesentliche Faktoren für die Herausbildung des politischen Katholizismus dargestellt.
Katholische Soziallehre
Dieses Kapitel erläutert die Grundzüge der katholischen Soziallehre, die auf der christlichen Offenbarung und dem Naturrecht basiert. Die soziale Frage wird hier als gesellschaftliches und politisches Problem dargestellt, das ein aktives Engagement des Katholizismus erfordert. Es werden sowohl die karitativen Bemühungen als auch die Forderung nach staatlicher Intervention als Lösungsansätze beleuchtet.
Verfassungsstaatlichkeit
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Haltung des politischen Katholizismus zur Verfassungsstaatlichkeit. Es widerlegt den Vorwurf, der Katholizismus sei aufgrund seiner Hierarchie nicht mit demokratischen Strukturen vereinbar. Die Arbeit zeigt, dass der politische Katholizismus die Einhaltung der Verfassung als wichtig erachtete und sich aktiv für die Verteidigung der Rechte der Kirche einsetzte.
Partei
Parteibegriff
Dieses Kapitel definiert den Begriff der politischen Partei im Kontext des 19. Jahrhunderts und unterscheidet ihn von der heutigen modernen Parteistruktur. Es zeigt, dass Parteien im 19. Jahrhundert eher als Gesinnungsgemeinschaften zu verstehen waren und eine feste Organisationsstruktur noch nicht die dominierende Form politischer Partizipation darstellte.
Wahlen
Dieses Kapitel beschreibt die Besonderheiten der Wahlkämpfe im 19. Jahrhundert. Die geringe Intensität und Dauer der Wahlkämpfe werden im Kontext der Honoratiorenpolitik und der liberalen Vorstellung von einer Wahlentscheidung aus Einsicht dargestellt. Die Arbeit verdeutlicht, dass die Wahlkämpfe im 19. Jahrhundert von einer anderen Kultur des politischen Diskurses geprägt waren als im 20. Jahrhundert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem politischen Katholizismus im 19. Jahrhundert in Preußen und untersucht die verschiedenen Formen der politischen Partizipation in diesem Kontext. Zentrale Themen sind die Entstehung des politischen Katholizismus, die Rolle der Kirche in der sozialen Frage und die Beziehung zwischen Kirche und Staat im Hinblick auf die Verfassungsstaatlichkeit. Schlüsselbegriffe sind dabei die katholische Soziallehre, der Antiliberalismus, die Parteibildung, die Wahlkämpfe und die Bedeutung von Massenorganisationen wie dem katholischen Verein Deutschlands (KVD) und dem Katholikentag.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Andre Budke (Autor:in), 2003, Modelle politischer Partizipation am Beispiel des politischen Katholizismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84374