Konsistenz- und dissonanztheoretische Ansätze der Einstellung und ihre Bedeutung für die Modifikation von Einstellungen im betrieblichen Kontext


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Theoretische Grundlagen zu Einstellungen und zur Einstellungsänderung
2.1. Definition, Struktur und Entstehung von Einstellungen
2.2. Die Konsistenz von Einstellungen
2.3. Wirkung und funktionale Aspekte von Einstellungen

3. Theoretische Ansätze zur Konsistenz von Einstellungen – Die Konsistenz- und Dissonanztheorien
3.1. Überblick Konsistenztheorien
3.2. Heiders Balancetheorie
3.2.1. Grundbegriffe
3.2.2. Das theoretische Modell
3.2.3. Prüfung und Kritik
3.2.4. Weiterentwicklungen
3.3. Osgoods und Tannenbaums Kongruitätsprinzip
3.3.1. Das theoretische Modell
3.3.2. Prüfung und Kritik
3.3.3. Weiterentwicklungen
3.4. Festingers Dissonanztheorie
3.4.1. Die Theorie der kognitiven Dissonanz
3.4.2. Prüfung und Kritik
3.4.3. Weiterentwicklungen

4. Bedeutung der konsistenz- und dissonanztheoretischen Ansätze für die Modifikation von Einstellungen im betrieblichen Kontext
4.1. Einstellungen und Einstellungsänderungen im betrieblichen Kontext
4.2. Anwendung konsistenz- und dissonanztheoretischer Ansätze im betrieblichen Kontext
4.3. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1 Einführung

Einstellungen sind im privaten und beruflichen Alltag allgegenwärtig. Fast jeder Mensch hat beispielsweise eine bestimmte Einstellung zum Lernen oder zur Arbeit, eine aus der Erfahrung geprägte Einstellung zur Politik oder eine von Toleranz oder Intoleranz geprägte Einstellung gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen. Einstellungen stellen nach Mann (1999) eine „Hauptorientierungsgröße des Individuums“ dar.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Bedeutung und Struktur von Einstellungen darzulegen, wichtige Theorien zur Konsistenz von Einstellungen und zur Einstellungsänderung vorzustellen sowie relevante Aspekte für die betriebliche Praxis abzuleiten.

2 Theoretische Grundlagen zu Einstellungen und zur Einstellungsänderung

2.1 Definition, Struktur und Entstehung von Einstellungen

Eine Einstellung ist nach Eagly & Chaiken (1993, S.1.; zitiert in Zimbardo, 2003, S.433) „eine psychologische Tendenz, die sich durch die Bewertung eines bestimmten Gegenstandes oder Sachverhalts mit einem gewissen Grad an Zustimmung oder Ablehnung ausdrückt“. Rosnow und Robinson (1967, zitiert in Mann, 1999, S.165) bezeichnen die Einstellung als „die Organisation der Einsichten, Gefühle und Prädispositionen eines Individuums, so dass es sich so verhält, wie es sich verhält“.

Drei Komponenten der Einstellung (Rosenberg & Hovland, 1960; zitiert in Güttler, 2003, S.103) werden unterschieden: (1) die kognitive Komponente (Meinungen, Bewertungen, Ansichten oder Glaube), (2) die affektive oder gefühlsmäßige Komponente (Emotionen, die mit dem Einstellungsobjekt verbunden sind) sowie (3) die Verhaltenskomponente (tatsächliches, aber auch geplantes oder beabsichtigtes Verhalten des Individuums (vgl. Güttler, 2003, S.103).

Einstellungen werden im Laufe des Lebens durch Lernprozesse (vgl. Herkner, 2003, S.189ff) erworben. Während in der Kindheit und in der damit verbundenen Phase des Erlernens von Einstellungen noch alle drei Komponenten gleich bedeutend sind, tritt im späteren Leben eine Verstärkung der kognitiven Komponente auf, welche sich im gesteigertem Vertreten gefestigter eigener Meinungen, aber auch in selektiverem Sehen und Lernen äußert (vgl. Mann, 1999 S.168).

2.2 Die Konsistenz von Einstellungen

Die drei Einstellungskomponenten existieren nicht unabhängig voneinander, sondern sind „instrumentell miteinander verbunden“, so „dass eine Änderung in der einen Komponente mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Wandel in den übrigen beiden führt, um die interne Konsistenz innerhalb der gesamten Einstellungsstruktur wiederherzustellen.“ (Mann, 1999, S.168). „Darüber hinaus sind verschiedene Einstellungen wiederum miteinander vernetzt und bilden ein übergeordnetes Einstellungssystem“ (Güttler, 2003, S.103).

Zwei Fragen beschäftigen die Konsistenztheoretiker in diesem Zusammenhang: (1) die Frage nach der internen Konsistenz von Einstellungen, also der Übereinstimmung der einzelnen Komponenten Meinung, Gefühl und Verhalten innerhalb einer spezifischen Einstellung und (2) die Frage der Konsistenz des übergeordneten Einstellungssystems, also der Übereinstimmung verschiedener Einstellungen miteinander. Eine wesentliche Annahme der Einstellungsforschung ist, dass das Individuum eine Übereinstimmung der drei Einstellungskomponenten (Mann, 1999, S.166ff), ein „Gleichgewicht ihres kognitiven Systems“ (Frey&Gaska, 1993, S.274) beziehungsweise Konsistenz ihrer Einstellungen über einen langen Zeitraum (vgl. Eagly&Chaiken, 1993; zitiert in Zimbardo, 2003) anstrebt. Unter Konsistenz versteht Herkner (2003), dass das Einstellungssystem „harmonisch“ ist, „die Teile gut zueinander passen“, es „spannungsfrei“ ist und „als angenehm befunden wird“ (S.251). Der gegenteilige Fall der Inkonsistenz wird dagegen als „widerspruchsvoll“ und spannungserzeugend bezeichnet und als unangenehm empfunden. (Herkner, 2003, S.252) Für die beiden Zustände der Konsistenz und Inkonsistenz werden unterschiedliche Begriffsbezeichnungen (siehe nachfolgende Ausführungen) verwendet, wobei sich die Begriffe „konsistent“ und „nichtkonsistent“ von Rosenberg & Abelson (1960) in letzter Zeit durchgesetzt haben (Herkner, 2003, S.252).

2.3 Wirkung und funktionale Aspekte von Einstellungen

Herkner (2003, S.205ff) unterscheidet vier Wirkungen von Einstellungen: Auswirkungen auf die Wahrnehmung, die selektive Informationssuche, auf Lern- und Gedächtnisprozesse sowie Auswirkungen auf das Verhalten.

„Unsere Einstellungen sind so etwas wie ein Kameraobjektiv, durch das wir die soziale Wirklichkeit betrachten“ (Zimbardo, 2003, S.433). Einstellungen gelten als wichtiger Selektionsmechanismus im Rahmen der Wahrnehmung (vgl. Herkner, 2003, S.205). Durch Einstellungen gelingt dem Individuum eine schnellere Einordnung neuer Reize in das System der bereits bekannten und geordneten Erfahrungen und Erkenntnisse.

Herkner (2003) sieht es aufgrund einer Vielzahl von Experimenten als „gesichertes Phänomen“ an, dass Menschen bei der selektiven Informationssuche bevorzugt solche Informationen suchen, welche ihren Einstellungen entsprechen und gemäß Festingers (1964) revidiertem Standpunkt Ausnahmen davon machen und eine ihren Einstellungen widersprechende Information suchen, „(1) wenn man der Meinung ist, dass man sie widerlegen kann und (2) wenn man der Meinung ist, dass sie in Zukunft nützen kann“(Festinger, 1964; zitiert in Herkner, 2003, S.208).

Bei Lern- und Gedächtnisprozessen hält Herkner (2003; S.209ff) es für experimentell bewiesen, „dass einstellungskonsonante Informationen schneller gelernt und behalten werden als dissonante Informationen.“ Diese Auswirkung wird auf die Einordnung der zu lernenden Informationen in bekannte Schemata zurückgeführt. Allerdings stellen die Einstellungen nur einen förderlichen Aspekt im Lernprozess dar und Herkner (2003) verweist auf weitere wichtige Faktoren im Lernprozess.

Die Auswirkungen von Einstellungen auf das Verhalten stellen einen wichtigen Untersuchungsgegenstand der Einstellungsforschung dar. „Das Konstrukt ‚Einstellungen‘ wird innerhalb der Sozialpsychologie als zentraler Faktor zur Verhaltensvorhersage verwendet.“ (Henninger, 1996, S.12). Die tatsächliche Vorhersage von Verhalten aufgrund der Kenntnisse der Einstellung wird allerdings Metastudien zufolge nur mit einer relativ geringen Varianz zwischen 30 und 50 Prozent angegeben (vgl. Sheppard, Hartwick & Warshaw, 1988; Tesser & Shaffer, 1990; zitiert nach Henninger, 1996, S.12). Herkner (2003) verweist darauf, dass es aufgrund der noch unbefriedigenden Verhaltensvorhersage wichtig ist, „genauer die Faktoren zu untersuchen, die darüber bestimmen, ob die Beziehung zwischen Einstellung und Verhalten eng oder lose“ ist. (Herkner, 2003, S.212).

„Da Einstellungen verschiedenen Bedürfnissen und Funktionen dienen, können sie nur dadurch geändert werden, daß man den Änderungsvorgang mit dem dazugehörigen Motivmuster in Beziehung setzt" (Katz & Stotland, 1959, zitiert in Mann, 1999, S.179). Katz (1960, zitiert in Güttler, 2003, S.105) unterscheidet vier Persönlichkeitsfunktionen der Einstellungen: (1) die Nützlichkeits- oder Anpassungsfunktion, (2) die Wissensfunktion, (3) die expressive oder Wertausdrucksfunktion und (4) die defensive oder Ichverteidigungs­funktion.

3 Theoretische Ansätze zur Konsistenz von Einstellungen – Die Konsistenz- und Dissonanztheorien

3.1 Überblick Konsistenztheorien

Ziel der Konsistenztheoretiker ist es, kognitive Systeme zu beschreiben und Aussagen über ihre Eigenschaften herzuleiten. (vgl. Herkner, 2003, S.251). Die Grundthese aller Modelle der Konsistenztheorien lautet: „Der Mensch strebt nach Konsistenz (Kongruenz, Konsonanz, Gleichgewicht), bevorzugt harmonische und ausgewogene (kognitive) Beziehungen gegenüber unharmonischen und ist motiviert, eine durch inkonsistente Wahrnehmungs­prozesse erzeugte Disharmonie zu reduzieren“ (Güttler, S.228). Bedeutende Konsistenz­theorien sind die Balancetheorie von Heider (1946, 1958), das Kongruitätspinzip von Osgood und Tannenbaum (1955) und die Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger (1957), welche zu zahlreichen Forschungsaktivitäten und Weiterentwicklungen geführt haben. Deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen im Folgenden aufgezeigt werden.

[...]

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Details

Titel
Konsistenz- und dissonanztheoretische Ansätze der Einstellung und ihre Bedeutung für die Modifikation von Einstellungen im betrieblichen Kontext
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie)
Veranstaltung
Sozialpsychologische Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V84426
ISBN (eBook)
9783638005630
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hervorragende Leistung! (Kommentar der Dozentin)
Schlagworte
Konsistenz-, Ansätze, Einstellung, Bedeutung, Modifikation, Einstellungen, Kontext, Sozialpsychologische, Grundlagen, Arbeits-, Organisationspsychologie
Arbeit zitieren
Marion Kellner-Lewandowsky (Autor:in), 2004, Konsistenz- und dissonanztheoretische Ansätze der Einstellung und ihre Bedeutung für die Modifikation von Einstellungen im betrieblichen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84426

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