Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Entstehung des Argentinischen Tageblatts
Während des Nationalsozialismus
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
Die Zeit des Baus der Berliner Mauer
Die Zeit der Wiedervereinigung
Die Parteipräferenzen
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit dem Argentinischen Tageblatt. Sie versucht die Frage zu beantworten, wie sich das Argentinische Tageblatt während der Teilung Deutschlands positionierte und welche Haltung es zu den Ereignissen hatte.
Ihren Anfang macht eine kurze Beschreibung der Entstehung des Blattes, gefolgt von der Darstellung des Kampfes gegen den Nationalsozialismus. Das soll helfen die Grundeinstellung und Geschichte des AT kennen zulernen, um spätere Handlungen besser verstehen zu können.
Die Frage der Haltung des Tageblatts zur deutschen Teilung wird dann anhand dreier Zeitabschnitte näher beleuchtet werden.
Die Zeit nach dem 2.WK, in der sich die Teilung des Landes allmählich vollzog, stellt den ersten Abschnitt dar. Gefolgt von der Zeit des Baus der Berliner Mauer, in der, durch den Mauerbau, die endgültige Teilung auch symbolisch besiegelt wurde, und letztendlich der Zeit der Wiedervereinigung, mit den Flüchtlingsströmen über Ungarn, der friedlichen Revolution, dem Fall der Mauer und schließlich dem Tag an dem die Teilung Deutschlands, mit dem Beschluss der deutschen Einheit, aufgehoben wurde. An diesen drei zentralen Ereignissen der deutschen Geschichte, lässt sich meinem Erachten nach die Haltung des AT zur deutschen Heimat, und deren Teilung, am ehesten fest machen.
Zum Schluss werde ich versuchen eine kurze parteipolitische Einordnung des Blattes in der deutschen Parteienlandschaft vorzunehmen, da sich auch hieran ihre Haltung erkennen lässt und die Parteipräferenzen auch einen Einblick in ihre politischen Ziele zulassen.
Als Quellen werde ich besonders die so genannten Randglossen des Argentinischen Tageblatts zitierten. Da in ihnen die tagespolitischen Ereignisse, oft zynisch, kommentiert und meist kritisiert werden, eignen sie sich sehr gut, um die Haltung des Blattes zu erfahren und darzustellen. Im Nachrichtenteil hingegen verzichtet das AT, bis auf einige Überschriften, auf jegliche Wertung des Geschehenen.
Entstehung des Argentinischen Tageblatts
„Argentinien entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem klassischen Einwanderungsland“[1] und fand so bei vielen Europäern großen Zuspruch als neue Heimat.
Der Schweizer Johann Allemann folgte 1873 einer Einladung der Einwanderungsbehörde des Landes und siedelte 1 Jahr später, gemeinsam mit seinem Sohn Moritz, über. Dort gründeten sie am 2. März 1878, mit finanzieller Unterstützung der argentinischen Regierung, das Argentinische Wochenblatt, deren tägliche Ausgabe, das Argentinische Tageblatt, am 28. April 1889 erstmals erschien, und heute die älteste „deutschsprachige Zeitung auf ausländischem Boden“[2] ist.[3]
Das Blatt wollte von Anfang an in erster Linie den Deutschen in Argentinien gerecht werden und eckte, nicht zuletzt wegen seiner liberalen Einstellung, in der argentinischen Innenpolitik aber auch in der deutschen Kolonie oft an.[4] Die daraus resultierenden zeitweiligen Verbote des AT konnten seinen wirtschaftlichen Erfolg nicht stoppen und so entwickelte sich die Zeitung zu einem sehr bedeutenden Publikationsorgan in der stetig wachsenden deutschen Bevölkerungsgruppe Argentiniens.
Während des Nationalsozialismus
Seine demokratisch liberale Position behielt das AT auch in der Zeit des Nationalsozialismus bei.
Während das Blatt die NSDAP anfangs als Splittergruppe unterschätzte, und nach deren Machtübernahme dem Irrglauben unterlag, der Höhepunkt der nationalsozialistischen Popularität sei bereits überschritten, wurde das AT später zum Sprachrohr der Hitler-Gegner und im Zuge dessen in Deutschland verboten und in Argentinien, von den dortigen Nationalsozialisten, boykottiert[5].
Journalistisch führte das AT seinen Kampf gegen Hitler-Deutschland indem es ihm mit Sarkasmus und Ironie begegnete[6]. Außerdem demonstrierte „das AT seine kämpferische Haltung vor allem über eine betont aggressive, deutliche, verballhornende, oft bis zur offenen Beleidigung gehende Sprache“[7]. Bezeichnend ist die Verwendung des Begriffs „Nazioten“ anstelle von Nationalsozialisten, um einen Bezug zum Begriff „Idioten“ herzustellen[8]. „Die Frage nach Objektivität wurde im AT in Zusammenhang mit den Nationalsozialisten nicht gestellt.“[9] Und auch in der Kriegsberichterstattung regierte die Desinformation[10]. Für die Deutschen nahm das AT eine „Doppelrolle als Warner und Hoffnungsträger“[11] ein. So versuchte man auf der einen Seite die Greueltaten der Nazis und deren Aggressivität detailliert darzustellen[12], auf der anderen Seite rief man zum Durchhalten auf und versuchte Hoffnung zu geben.
Das Argentinische Tageblatt stellte sich also in der Zeit des Nationalsozialismus 100-prozentig gegen das Hitlerregime und versuchte es zu bekämpfen. Das Ende Hitlers wurde deshalb auch als Sieg für das AT gefeiert.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
„Der Kampf war hart und schwer, er war durchaus nicht nur im bildlichen Sinne ein Kampf auf Leben und Tod“[13] bilanzierte das Argentinische Tageblatt seine Auseinandersetzung mit dem Hitlerregime nach dem Krieg. Dennoch tat es sich nicht schwer sofort wieder auf Deutschland zuzugehen, da es der Bevölkerung die Opferrolle zugestand.
„Gerechterweise muß man davon ausgehen, daß die Mehrzahl der Deutschen Opfer des braunen Verbrechersystems waren(…), wie auch in anderen Ländern die Völker ihre Diktatoren nicht leicht loswerden.“[14]
Man gab der sprachlichen Heimat eine Chance zum Neubeginn und setzte sich deshalb „energisch gegen eine industrielle Demobilisierung Deutschlands ein, damit in Mitteleuropa kein wirtschaftliches und machtpolitisches Vakuum (…) entstehe.“[15]. Im Zuge dieser Rückbesinnung und aufgrund der Angst vor der Unmündigkeit Deutschlands trat das Blatt auch den Besatzungsmächten entgegen.
[...]
[1] Groth, Hendrik. Das Argentinische Tageblatt. Sprachrohr der demokratischen Deutschen und deutsch-jüdischen Emigration. Hamburg 1996: S.49
[2] ebd.: S.53
[3] vgl. Groth, Hendrik (1996): S.55 ff
[4] ebd.: S.56
[5] ebd.: S.83 ff
[6] ebd.: S.103
[7] Schoepp, Sebastian. Das “Argentinische Tageblatt” 1933-1945. Ein Forum der antinationalsozialistischen Emigration. Wissenschaftlicher Verlag Berlin 1996: S.90
[8] vgl. Schoepp, Sebastian (1996): S.91
[9] Schoepp, Sebastian (1996): S.93
[10] vgl. Schoepp, Sebastian (1996): S.93
[11] ebd. S.133
[12] ebd. S.123
[13] Schoepp, Sebastian (1996): S.90
[14] ebd. S.147
[15] ebd. S.144