Die Sizilienexpedition

Athenische Politik und militärisch-strategische Kulmination im Peloponnesischen Krieg


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Fragestellung
1.2. Durchführung der Arbeit

2. Der Peloponnesische Krieg
2.1. Thukydides als Historiker des Peloponnesischen Krieges
2.2. Ursachen des Krieges

3. Die Sizilienexpedition
3.1. Die erste Sizilienexpedition
3.2. Die zweite Sizilienexpedition
3.2.1. Die Hauptprotagonisten – Nikias und Alkibiades
3.2.1.1. Nikias
3.2.1.2. Alkibiades
3.2.2. Verlauf der Expedition

4. Schlussbetrachtungen

5. Abbildungen

6. Literatur und Quellen

1. Einleitung

Der Peloponnesische Krieg zwischen dem Attischen Seebund und dem Peloponnesischen Bund, der nach Thukydides denkwürdigste unter allen bis dahin geführten Kriege zwischen Athenern und Peloponnesiern[1], fand, abgesehen von einigen Unterbrechungen, zwischen 431 v. Chr. und 404 v. Chr.[2] statt. Die militärisch-strategische Kulmination des Krieges, welche die Übermachtstellung der Peloponnesier festigte und bis zum Kriegsende sicherte, stellen zweifelsohne die Sizilienexpedition (415 - 413)[3] und die damit einhergehende Niederlage der Athener dar. Allerdings stellt dieses Vorhaben auch eine politisch-diplomatische Zäsur dar. Zäsur auch deshalb, da 6 Jahre nach dem Nikiasfrieden (421), welcher auf 50 Jahre angesetzt war, dieser durch wohl nicht gründlich überdachter Handlungen und konsequent verfolgter Eigeninteressen der Hauptprotagonisten gefährdet wurde, schließlich gebrochen wurde und Athen erneut in den Krieg stürzte.

1.1. Fragestellung

Die Hauptprotagonisten in den politischen Auseinandersetzungen um die Sizilienexpedition waren zum einen Nikias und zum anderen Alkibiades. Thukydides reduziert die athenische Innenpolitik und die außenpolitischen Entscheidungen dieser Zeit auf diese zwei Persönlichkeiten.[4] Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen politischen Gesinnung dieser zwei Antipoden und der „Rivalität zwischen dem jungen und ehrgeizigen Aristokraten Alkibiades und dem bedächtigen, hochangesehenen Politiker Nikias“[5], ist es nicht überraschend, dass es heftige Debatten um die Sizilienexpedition gegeben hat. An dieser Stelle drängt sich jedoch die Frage danach auf, warum dieses Vorhaben so kontrovers polemisiert wurde.

Das Ziel dieser Arbeit wird es sein, konkret auf die Fragestellung einzugehen: Besiegelten die Athener durch ihr inkonsequentes respektive konsequentes innenpolitische Handeln vor und während der Sizilienexpedition vorzeitig ihre Niederlage?

1.2. Durchführung der Arbeit

Die vorliegende Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst kurz auf Thukydides als Historiker des Peloponnesischen Krieges und die Ursachen des Krieges eingegangen wird (Teil 2).

In Teil 3 soll in aller Knappheit auf die Hauptprotagonisten Alkibiades und Nikias eingegangen, die politischen Auseinandersetzungen um die Sizilienexpedition und diese selbst, fragmentarisch skizziert werden, um dann schlussendlich (Teil 4) mögliche innenpolitische Fehler der Athener bei der Vorbereitung und Durchführung der Expedition zu eruieren und ansatzweise zu diskutiert.

2. Der Peloponnesische Krieg

2.1. Thukidydes als Historiker des Peloponnesischen Krieges

Thukydides, „der gestrenge Herr“[6], wurde um 460 als Sohn des Thrakerkönigs Oloros geboren. 424 wurde er zum Strategen gewählt (sein Amtsbereich war die thrakische Küste in der Nordägäis), scheiterte jedoch im gleichen Jahr und wurde für 20 Jahre aus Athen verbannt.[7] Der einst aktive athenische Politiker und Militär reiste während der Verbannung und verbrachte als Angehöriger eines bedeutenden und wohlhabenden attischen Adelsgeschlechts Zeit auf seinen thrakischen Besitztümern in Skate und Hyle.[8] Er behandelte den zeitgenössischen Krieg zwischen Athen und Sparta detailliert, was ein Novum darstellte, da er dadurch „Gegenwartsgeschichte“[9] betrieb. „Thukidydes aus Athen hat den Krieg zwischen den Peloponnesiern und Athenern beschrieben, wie sie ihn gegeneinander geführt haben; er hat damit gleich bei seinem Ausbruch begonnen (…)“[10]. Thukidydes macht im Allgemeinem keine Angaben darüber, wie er zu seinen geäußerten Tatsachen und Sachverhalten gekommen ist, räumt jedoch ein, dass er nicht alle Reden wortgetreu (jedoch sinngemäß) wiedergegeben und die dargelegten Fakten gut recherchiert hat.[11] Nichts desto trotz ist seine Beschreibung der Ereignisse im Laufe des Krieges ein einzigartiges, authentisches Quellendokument, nicht zuletzt auch deshalb, da er kein unmittelbares Vorbild für seine zeitgeschichtlichen Darstellungen hatte. Man könnte ihm in seiner Funktion als Historiker höchstens Vorwerfen, dass er sich bei der Beschreibung der Geschehnisse nicht zurückhielt und „selbst immer wieder (…) seine eigene Sicht der Dinge einfließen“[12] ließ.

2.2. Ursachen des Krieges

Der Peloponnesische Krieg, oftmals auch als „antiker Weltkrieg“[13][14] bezeichnet, wurde zwischen 431 und 404 geführt. Allerdings weist Bruno Beckmann darauf hin, dass diese Bezeichnung nicht ganz korrekt sei, „da die wichtigsten Entscheidungen nicht auf der Peloponnes fielen“[15]. Der Krieg kann im Groben in 4 Phasen unterteilt werden: Archadamischer Krieg (431-421), Nikias-Frieden (421-415), Sizilienexpedition (415-413), Dekeleischer Krieg (413-404). Die Ursachen für diesen Krieg müssen jedoch in den Entwicklungen in den Jahren zuvor gesucht werden.

Drei Jahrzehnte nach dem Sturz der Tyrannis trug Athen mit seiner Flotte entscheidend zur Abwehr der persischen Invasion in Griechenland bei. Nur wenige Jahre danach wurde die athenische Polis, als Hegemon in dem 478/477 gegründeten ersten Attischen Seebund, zu einer ägäischen Seemacht.[16] Kurz darauf kam es auch zur Aufkündigung der bestehenden Allianz zwischen Athen und Sparta.[17] Da die Lakedaimonier fast die schlechtesten Gesetze von allen Hellenen hatten[18], hatten sie es seit den 460er Jahren schwer, das eigene Staatswesen und das peloponnesische Vorfeld zu kontrollieren, woraus sich ein Misstrauen gegenüber den Athenern entwickelte.[19] Als Provokation, welche das Misstrauen noch weiter schürte, wurde der Bau der „Langen Mauern“ (ab den 450er Jahren)[20] empfunden. Diese verbanden Athen mit den nahegelegenen Hafenstädten Piräus und Phaleron, wodurch eine Eroberung oder Aushungerung der Polis auf dem Wasserweg unmöglich wurde.[21] Vor dem Hintergrund athenischer Unternehmungen und Expansionen, welche aus der Sicht Spartas als unzulässig empfunden wurden, erklärten die Lakedaimonier, „der Vertrag sei gebrochen und ein Krieg notwendig“[22]. Allerdings war der „wahrste“[23] Grund für den Kriegsausbruch jener, dass die Lakedaimonier Angst vor der stetig wachsenden Macht der Athener hatten.[24] Dieses wird auch in den Worten des Sthenelaidas deutlich: „Beschließt also, Lakedaimonier, wie es der Würde Spartas entspricht, den Krieg, und lasst die Athener nicht noch mächtiger werden“[25].

3. Die Sizilienexpedition

3.1. Die erste Sizilienexpedition

Ende des Sommers 427 wurde die erste Sizilienexpedition eingeleitet, welche nochmals die aggressive Kriegspolitik Athens verdeutlichen sollte. Zu jenem Zeitpunkt standen Syrakus, im Bündnis mit allen dorischen Städten mit Ausnahme von Kamarina, und Leontinoi im Krieg. Leontinoi, in Berufung auf einen alten Bündnisvertrag, wandte sich an Athen mit einem Hilfegesuch, die Polis möge ihnen eine Flotte zusenden, da sie durch die Syrakusaner zu Lande und zu Wasser abgeschnitten seien. Athen kam dem Anliegen entgegen und sandte 20 Schiffe unter der Führung von Laches und Charoiades nach Sizilien, welche sich zunächst in Rhegion festsetzten und von dort aus in den Krieg eintraten. Der Bündnisvertrag wurde dabei lediglich als Vorwand genutzt. Tatsächlich war das Vorgehen Athens darin begründet, den Getreidetransport von Sizilien zum Peloponnes zu verhindern und den Versuch zu unternehmen, die Geschehnisse auf der Insel unter ihre Kontrolle zu bringen.[26]

[...]


[1] Thuk. 1,1,1

[2] Im Folgenden wird der Zusatz „v. Chr.“ nicht weiter verwand werden. Alle weiter unten aufgeführten Jahresangaben verstehen sich als v. Chr.

[3] Im Weiteren wird unter Sizilienexpedition eben diese zweite verstanden werden.

[4] vgl. Bleckmann (2007), S. 71

[5] ebd., S. 70f

[6] Schuller (1994), S. 74

[7] vgl. Vretska/ Rinner (2004), S. 785

[8] vgl. Bleckmann (2007), S. 10f

[9] Vretska/ Rinner (2004), S. 788

[10] Thuk. 1,1,1

[11] Thuk. 1,22,1-2

[12] Bleckmann (2007), S. 13

[13] Im Folgenden werden lediglich die Gründe für den Kriegsausbruch skizziert. Zu dem Verlauf des Krieges sei an dieser Stelle auf folgende Gesamtdarstellungen von Donald Kagan verwiesen: The Outbreak of the Peloponnesian War (1989); The Archidamian War (1974); The Peace of Nicias and the Sicilian Expedition (1981); The Fall of the Athenian Empire (1987); The Peloponnesian War (2003).

[14] Bleckmann (2007), S. 8

[15] ebd., S. 7

[16] vgl. Welwei (1992), S. 265

[17] vgl. Oliva (1998), S. 34

[18] vgl . Dreher (1998), S. 50

[19] vgl. Bleckmann (2007), S. 22

[20] s. Abb. 6

[21] Thuk. 1,91,6; Thuk. 1,92-93

[22] Thuk. 1,88,1

[23] Bleckmann (2007), S. 20

[24] Die These, dass der Grund für den Peloponnesischen Krieg (und somit die Schuldzuweisung an Sparta für dessen Ausbruch verantwortlich zu sein) die Furcht Spartas vor einer zu starken Stellung Athens in Griechenland war, wurde bereits 1972 durch den britischen Historiker Geoffrey Ernest Maurice de Ste. Croix in seinem Buch The Origins of the Peloponnesian War geäußert. S. dazu: Schuller (1982), S. 132f

[25] Thuk. 1,86,5

[26] Thuk. 3,86,1-5

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Sizilienexpedition
Untertitel
Athenische Politik und militärisch-strategische Kulmination im Peloponnesischen Krieg
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichtswissenschaften)
Veranstaltung
Athen und Sparta
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V84479
ISBN (eBook)
9783638008273
Dateigröße
1103 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Mit 6 Abbildungen und weiterführender Literaturliste.
Schlagworte
Sizilienexpedition, Athen, Sparta
Arbeit zitieren
Ljubomir Milev (Autor:in), 2007, Die Sizilienexpedition, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84479

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