Psychologische Massenreaktionen stellen einen der treibenden Motoren in der Wirtschaft dar. Aber auch politische und gesellschaftliche Probleme werden von massenpsychologischen Phänomenen getrieben. Die Massenpsychologie wurde lange Zeit von den Sozialwissenschaften vernachlässigt und sie wird nach wie vor nur von einigen wenigen Experten richtig verstanden.
Am Beginn steht die Initiationsphase, in welcher der oder die initialen Erreger von den ersten Akteuren aufgegriffen werden, gefolgt von der Propagation, bei der es durch psychologische Ansteckung und Suggestion nach dem Überschreiten der kritischen Anzahl von angesteckten Agenten zu einer sich selbst erhaltenden Kettenreaktion kommt, die dann in der Terminationsphase ausläuft, sich erschöpft durch die herbeigeführten Veränderungen im Umfeld oder dem Aufbrauchen der zur Verfügung stehender Energien.
Die Wirtschaft und auch viele wissenschaftliche Disziplinen sind noch immer zu sehr damit beschäftigt, den idealen Erreger zu generieren, bei dem sie mit Garantie einen Triumph im Sinne der Massenpsychologie voraussagen können. Neueste experimentelle Ergebnisse zeigen jedoch, dass nicht die qualitativen Kriterien des initialen Erregers über Erfolg oder Flop entscheiden, sondern das Feedback von den anderen Menschen. In Situationen der Unsicherheit und fehlender Erfahrung, verbunden mit euphorischer Erregung, werden auf Fundamentaldaten basierende rationale Entscheidungen der Individuen verdrängt durch Reaktionen auf das Verhalten der anderen. Durch die bei den anderen beobachtbaren Handlungskonsequenzen kann das eigene Risiko evaluiert werden. Eine zentrale Rolle spielen damit die Feedback-Schleifen im System, über welche die Verhaltensweisen der Akteure an die anderen Agenten rückgemeldet werden und aus denen sich die Teilnehmer in solchen Situationen ihre Informationen holen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der Massenpsychologie
- Determinanten/Faktoren der psychologischen Masse
- Modelle gegenseitiger Ansteckung
- Entstehung massenpsychologischer Phänomene
- Massenpsychologische Kettenreaktionen
- Umfeld und Rahmenbedingungen
- Überlegungen zur Modellierung massenpsychologischer Phänomene
- Gesetzmäßigkeiten der psychologischen Massendynamik
- Schwellenwerte - die kritische Masse
- Bionik - Die Natur als Vorbild
- Die zyklische Abfolge massenpsychologischer Phänomene
- Modell des Entwicklungsprozesses einer massenpsychologischen Kettenreaktion
- Naturwissenschaftliche Überlegungen
- Chemische Kettenreaktionen
- Neutroneninduzierte Kettenreaktion
- Quantentheoretische Überlegungen für psychologische Massen
- Mathematische Beschreibung der Phänomene in psychologischen Massenbewegungen
- Mathematisches Modell der gegenseitigen Ansteckung
- Die Entstehung der „initial seed“
- Terminationsprozess
- Schlussfolgerung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Modell des Entwicklungsprozesses massenpsychologischer Kettenreaktionen zu entwickeln, das auf bereits bestehenden Modellen zur psychologischen und sozialen Ansteckung sowie auf den von Pelzmann beschriebenen Rahmenbedingungen und Regeln basiert.
- Analyse der Determinanten und Faktoren der psychologischen Masse
- Untersuchung von Modellen gegenseitiger Ansteckung und der Entstehung massenpsychologischer Phänomene
- Entwicklung eines Modells für die Entstehung und Dynamik von Kettenreaktionen
- Einbezug von Konzepten aus der Bionik, Chemie, Neutronenphysik und Quantenphysik
- Bewertung des Modells im Vergleich zu bestehenden Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik der Massenpsychologie und beleuchtet die Bedeutung des Themas für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Es werden die zentralen Fragestellungen und die Zielsetzung der Arbeit vorgestellt.
- Grundlagen der Massenpsychologie: Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Determinanten und Faktoren der psychologischen Masse sowie verschiedene Modelle gegenseitiger Ansteckung. Die Entstehung massenpsychologischer Phänomene wird analysiert.
- Massenpsychologische Kettenreaktionen: Hier werden die Rahmenbedingungen und die Dynamik massenpsychologischer Kettenreaktionen betrachtet, unter anderem die Rolle des Umfelds und der nicht partizipierenden Personen.
- Überlegungen zur Modellierung massenpsychologischer Phänomene: Dieses Kapitel befasst sich mit den Gesetzmäßigkeiten der psychologischen Massendynamik und der kritischen Masse. Die Anwendung von Konzepten aus der Bionik wird erörtert.
- Modell des Entwicklungsprozesses einer massenpsychologischen Kettenreaktion: Dieses Kapitel stellt das entwickelte Modell vor, das auf naturwissenschaftlichen Überlegungen basiert und Konzepte aus der Chemie, Neutronenphysik und Quantenphysik integriert.
Schlüsselwörter
Massenpsychologie, Kettenreaktion, Ansteckung, Modellierung, Bionik, Chemie, Neutronenphysik, Quantenphysik, kritische Masse, Initiationsprozess, Propagation, Terminationsprozess.
- Arbeit zitieren
- Mag. rer. nat. Thomas Fenzl (Autor:in), 2007, Modellbildung in der Massenpsychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84504