In einer sich globalisierenden Welt, in der Bereiche wie die Wirtschaft sich funktional aus nationalstaatlichen Kontexten herauslösen und internationale politische Institutionen immer mehr an Einfluss gewinnen, stellt sich die Frage, ob dies irgendwann alle Politikfelder betreffen wird. Was im politischen, wirtschaftlichen oder umweltpolitischen Bereich schon deutlich hervortritt ist in anderen Politikfeldern erst in Ansätzen erkennbar.
Ist die Idee einer nach innen abgeschlossenen Sozialpolitik in Deutschland noch brauchbar, oder treten neue aus dem globalen Raum definierte Formen von Wohlfahrt an die Stelle der nationalstaatlichen Definition?
Welche Rolle spielt nun die Sozialpolitik im globalen Maßstab. Existiert etwas wie globale Sozialpolitik? Gibt es Tendenzen, die etwas in der Art belegen?
In dieser Hausarbeit soll der Versuch gewagt werden sich dem Thema der Wohlfahrt in einer systemtheoretischen Sichtweise zu nähern. Es soll darum gehen, ob sich Wohlfahrt in die Form eines eigenständigen Funktionssystems pressen lässt und ob sich dieses Funktionssystem im Ansatz eines von Helmut Willke konzipierten lateralen Weltsystems in den globalen Raum bewegt.
Hierzu werden zunächst die Idee der funktionalen Differenzierung und die Definitionen von Systemen erläutert. Im Anschluss an diese grundlegende konzeptionelle Einordnung wird eine Definition des Systems der sozialen Hilfe stattfinden. Um eine Überleitung in den globalen Kontext herzustellen, wird die Theorie der lateralen Weltsysteme erläutert und auf das System der sozialen Hilfe angewandt.
Wie wirken sich die Konzepte der lateralen Weltsysteme jedoch auf das politische System und damit auch auf die Sozialpolitik in Deutschland aus? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, wenden wir uns einem empirischen Beispiel aus dem Bereich der Bildung, der Pisa Studie, zu. Mag es zunächst befremdlich erscheinen, die Themen Wohlfahrt und Bildung zu verknüpfen, so gelingt es unter einer systemtheoretischen Analyse der Wohlfahrt beides doch zu vereinen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Funktionale Differenzierung
- 1. Die Funktionslogik
- 2. Folgen für die Wohlfahrt
- III. Wohlfahrt als Funktionssystem?
- IV. Lateralität der Funktionssysteme
- 1. Das Ausbrechen der Wirtschaft
- 2. Soziale Hilfe als laterales Weltsystem
- V. Die Pisastudie
- 1. Definition
- 2. Ergebnisse der Pisa-Studie
- 3. Fazit des Pisa-Vergleichs
- VI. Das Funktionssystem Bildung differenziert sich heraus
- VII. Laterales Bildungssystem Pisa
- VIII. Auswirkungen der Pisastudie
- 1. Wie könnten sich die Standards verändern?
- 2. Bildungsstandards von der KMK
- IX. Ist Pisa ein Beispiel für ein Weltwohlfahrtssystem?
- IX. Alternative Ausblicke
- XI. Fazit
- 1. Die Expansion einzelner Wohlfahrtsbereiche ins globale System
- 2. Einfließen der Wohlfahrtsemantiken in andere Funktionssysteme
- 3. Auswirkungen auf die Nationale Sozialpolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob sich Wohlfahrt in einer globalisierten Welt als eigenständiges Funktionssystem begreifen lässt und ob dieses Funktionssystem im Kontext von lateralen Weltsystemen in den globalen Raum expandiert.
- Funktionale Differenzierung und ihre Auswirkungen auf die Wohlfahrt in der BRD
- Lateralität der Funktionssysteme und deren Implikationen für das System der sozialen Hilfe
- Die Pisastudie als Beispiel für ein sich exterritorialisierendes autopoetisches Funktionssystem der Bildung
- Die Auswirkungen der Pisastudie auf das politische System und die Bildungspolitik in Deutschland
- Alternative Ansätze zur Betrachtung einer globalen Wohlfahrt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der globalisierten Wohlfahrt und der Frage, ob die Idee einer nach innen abgeschlossenen Sozialpolitik in Deutschland noch relevant ist. Es wird eine systemtheoretische Perspektive auf Wohlfahrt vorgestellt, um zu erforschen, ob sich Wohlfahrt als eigenes Funktionssystem begreifen lässt und ob es Anzeichen für eine Ausweitung dieses Funktionssystems in den globalen Raum gibt.
Kapitel II erklärt das Konzept der funktionalen Differenzierung und erläutert dessen Bedeutung für die Sozialpolitik. Der Fokus liegt auf der Entstehung der funktionalen Ordnung in der Gesellschaft und der Herauslösung der Wohlfahrt aus dem Primatsystem der Kirche durch die Bismarckschen Reformen.
Kapitel IV widmet sich der Theorie der lateralen Weltsysteme und deren Anwendung auf das System der sozialen Hilfe. Die Frage, wie diese Konzepte das politische System und die Sozialpolitik in Deutschland beeinflussen, wird aufgeworfen.
Kapitel V befasst sich mit der Pisastudie als empirischem Beispiel. Die Verknüpfung von Bildung und Wohlfahrt unter einer systemtheoretischen Perspektive wird erläutert. Es werden die Folgen der Pisastudie für die Bildungspolitik und die Bedeutung der Studie als Beispiel für ein sich exterritorialisierendes Funktionssystem der Bildung dargestellt.
Schlüsselwörter
Funktionale Differenzierung, laterale Weltsysteme, globale Wohlfahrt, Sozialpolitik, Bildung, Pisastudie, Inklusion, Exklusion, autopoetisches Funktionssystem, Irritation.
- Arbeit zitieren
- Patrick Herrmann (Autor:in), Martin Fuhrmann (Autor:in), 2007, Auf der Suche nach einem Weltwohlfahrtssystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84538