Die Novelle El Licenciado Vidriera gehört zu den novelas ejemplares, die Miguel de Cervantes Saavedra 1613 veröffentlichte.1 Cervantes erzählt in dieser Novelle von dem Leben des Protagonisten, der durch eine Vergiftung in einen Wahnsinn verfällt und sich von nun an einbildet, aus Glas zu bestehen. Der Protagonist erhält im Laufe der Erzählung drei verschiedene Namen, wobei der Protagonist selbst seinen wahren Namen während der gesamten Novelle nicht verrät. Zunächst wird er Tomás Rodaja, anschließend Licenciado Vidriera und zuletzt Licenciado Rueda genannt. Hieraus ergibst sich auch die Einteilung der Novelle in verschiedene Abschnitte, die man demnach in drei Teile einteilen kann, nämlich in die Zeit vor seiner locura (Tomás Rodaja), die Zeit während seines Wahnsinns (Licenciado Vidriera) und die Zeit nach seiner Heilung (Licenciado Rueda). An dem Titel der Novelle, El Licenciado Vidriera, wird bereits deutlich, dass man den zweiten Teil, die Zeit während der locura, als den wichtigsten Teil der Novelle ansehen kann, da hier bereits 'das Gläserne' (vidriera) thematisiert wird. Zum anderen ist dieser Teil deutlich länger, als der erste Teil und vor allem der dritte Teil.
In dieser Hausarbeit soll der Schwerpunkt bei der Analyse der Novelle ebenfalls auf der locura, d.h. auf der Darstellung des Wahnsinns liegen. Die Frage, die der Hausarbeit zugrunde liegt, lautet dabei etwa: Wie wird der Wahnsinn in der Novelle dargestellt? Dabei wird zunächst der Wahnsinn allgemein untersucht, d.h. der Begriff Wahnsinn definiert und im literaturgeschichtlichen Zusammenhang betrachtet. Anschließend werde ich genauer auf die Novelle selbst eingehen und dabei beschreiben, wie Cervantes den Wahnsinn in El Licenciado Vidriera darstellt und vor allem das Verhältnis zwischen Wahnsinn und Vernunft bzw. Scharfsinn untersuchen. Abschließend werde ich einen Vergleich ziehen zwischen der Novelle von Cervantes und der biblischen Erzählung des Sündenfalls sowie Gemeinsamkeiten zwischen beiden Erzählungen aufweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Begriffsbestimmung und literaturgeschichtlicher Zusammenhang
- Die Darstellung des Wahnsinns in El Licenciado Vidriera
- Der Gegensatz zwischen Wissen und Wahnsinn
- Die äußerlichen Besonderheiten des Lizentiaten während der locura
- Die Kritik des Lizentiaten an der Gesellschaft
- Bezug der Novelle zum biblischen Sündenfall
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung des Wahnsinns in Cervantes' Novelle "El Licenciado Vidriera". Das Hauptziel besteht darin, die Art und Weise zu untersuchen, wie Cervantes den Wahnsinn seines Protagonisten darstellt und das Verhältnis zwischen Wahnsinn und Vernunft bzw. Scharfsinn zu beleuchten. Ein Vergleich mit dem biblischen Sündenfall wird ebenfalls gezogen.
- Die literaturgeschichtliche Einordnung des Wahnsinnsbegriffs
- Der Kontrast zwischen Wissen und Wahnsinn im Leben des Protagonisten
- Die gesellschaftliche Kritik des Wahnsinnigen
- Die äußeren Merkmale des Wahnsinns in der Novelle
- Der Bezug zur biblischen Sündenfallerzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Novelle "El Licenciado Vidriera" von Cervantes ein und benennt die zentrale Forschungsfrage: Wie wird der Wahnsinn in der Novelle dargestellt? Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich auf die Analyse des Wahnsinns konzentriert und einen Vergleich mit dem biblischen Sündenfall beinhaltet. Die dreiteilige Struktur der Novelle – vor, während und nach dem Wahnsinn – wird vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf dem mittleren, längeren Abschnitt liegt, der den Wahnsinn thematisiert.
Allgemeine Begriffsbestimmung und literaturgeschichtlicher Zusammenhang: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Wahnsinn" und betrachtet ihn im literaturgeschichtlichen Kontext. Es wird der traditionelle Zusammenhang zwischen Wahnsinn, Strafe, Sünde und dem Verständnis des Wahnsinnigen als "Weltweiser" erläutert. Die unterschiedlichen Interpretationen des Wahnsinns im Laufe der Geschichte werden diskutiert, unter Einbezug von Autoren wie Erasmus von Rotterdam und Michel Foucault. Der Bezug zu Cervantes' Werken "Don Quijote" und "El Licenciado Vidriera" wird hergestellt, wobei die Ambivalenz der Darstellung des Wahnsinns als Strafe und als tieferes Verständnis menschlichen Leidens hervorgehoben wird. Die Renaissance-Vorstellung von übermäßiger Konzentration auf Ideen oder Leidenschaften als Ursache geistiger Verirrung wird ebenfalls thematisiert.
Die Darstellung des Wahnsinns in El Licenciado Vidriera: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Wahnsinns in der Novelle selbst. Der Abschnitt "Der Gegensatz zwischen Wissen und Wahnsinn" untersucht den starken Wissensdurst des Protagonisten Tomás Rodaja, der im Kontrast zu seinem späteren Wahnsinn steht. Cervantes betont wiederholt den "raro ingenio" des Protagonisten, der durch seine Wissensgier letztendlich in den Wahnsinn getrieben wird. Das Kapitel verspricht weitere Abschnitte zur Analyse der äußeren Merkmale des Wahnsinns und der gesellschaftlichen Kritik, die der Wahnsinnige äußert.
Schlüsselwörter
El Licenciado Vidriera, Cervantes, Wahnsinn, Vernunft, Wissen, Gesellschaft, Sündenfall, Literaturgeschichte, Renaissance, Geistesstörung, Kritik.
Häufig gestellte Fragen zu "El Licenciado Vidriera": Analyse der Wahnsinnsdarstellung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Darstellung von Wahnsinn in Miguel de Cervantes' Novelle "El Licenciado Vidriera". Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie Cervantes den Wahnsinn seines Protagonisten darstellt und das Verhältnis zwischen Wahnsinn und Vernunft/Scharfsinn beleuchtet. Ein Vergleich mit dem biblischen Sündenfall ist ebenfalls Bestandteil der Analyse.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: die literaturgeschichtliche Einordnung des Wahnsinnsbegriffs, den Kontrast zwischen Wissen und Wahnsinn im Leben des Protagonisten, die gesellschaftliche Kritik des Wahnsinnigen, die äußeren Merkmale des Wahnsinns in der Novelle und den Bezug zur biblischen Sündenfallerzählung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Begriffsbestimmung und literaturgeschichtlichen Einordnung des Wahnsinns, ein Kapitel zur Analyse der Wahnsinnsdarstellung in "El Licenciado Vidriera", ein Kapitel zum Bezug der Novelle zum biblischen Sündenfall und eine Schlussbetrachtung. Die Analyse der Wahnsinnsdarstellung selbst unterteilt sich in Unterkapitel zum Gegensatz von Wissen und Wahnsinn, den äußeren Merkmalen des Wahnsinns und der gesellschaftlichen Kritik des Protagonisten.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden gegeben?
Die Einleitung führt in die Novelle und die Forschungsfrage ein. Das zweite Kapitel definiert "Wahnsinn" im literaturgeschichtlichen Kontext und beleuchtet unterschiedliche Interpretationen im Laufe der Geschichte. Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung des Wahnsinns in der Novelle, fokussiert auf den Gegensatz zwischen Wissen und Wahnsinn und die gesellschaftliche Kritik des Protagonisten. Die Arbeit verspricht weitere Abschnitte zur Analyse der äußeren Merkmale des Wahnsinns.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: El Licenciado Vidriera, Cervantes, Wahnsinn, Vernunft, Wissen, Gesellschaft, Sündenfall, Literaturgeschichte, Renaissance, Geistesstörung, Kritik.
Welches ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel besteht darin, die Art und Weise zu untersuchen, wie Cervantes den Wahnsinn seines Protagonisten darstellt und das Verhältnis zwischen Wahnsinn und Vernunft bzw. Scharfsinn zu beleuchten. Der Vergleich mit dem biblischen Sündenfall dient als zusätzlicher analytischer Ansatz.
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- Anonym (Author), 2006, Der Wahnsinn in El Licenciado Vidriera, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84615