Einleitung
Das schlechte Abschneiden Deutschlands im Vergleich zu anderen Ländern bei den PISA Studien aus den Jahren 2000 und 2003, führte zu einem verstärkten Interesse am deutschen Bildungssystem und der Bildungsbeteiligung. Die Ergebnisse der Studie, in der die Kenntnisse und Fähigkeiten 15-jähriger Schüler gemessen wurden, zeigten, dass in Deutschland stärker als in jedem anderen Land die soziale Herkunft über Bildungschancen entscheidet. Bereits während der Bildungsreformen in den sechziger und siebziger Jahren ist die Frage diskutiert worden, inwiefern die soziale Herkunft einen Einfluss auf die Leistung der Schüler hat. Das Ziel der damaligen Bildungsreform, bei der es um die Öffnung und Expansion des Bildungssystems ging, war, die Chancenungleichheiten bei der Bildungsbeteiligung in der Bevölkerung aufzuheben. Das Ziel wurde insofern verfehlt, als dass durch die Bildungsexpansion die Bildungschancen für alle Schichten zwar erhöht wurden, aber zu einem Abbau der gravierenden schichttypischen Ungleichheiten ist es nicht gekommen.
In der vorliegenden Arbeit soll nun der Frage nachgegangen werden, inwieweit heute noch Ungleichheiten beim Bildungserwerb vorherrschen und inwiefern die Bildungschancen vom jeweiligen Herkunftsmilieu der Schüler abhängen. Dabei werde ich zunächst die theoretischen Konzepte des ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapitals von Pierre Bourdieu erklären. Auf dessen Thesen und Konzepte greife ich im Folgenden immer wieder zurück, wenn ich anhand der Schullaufbahn den Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Bildungsbeteiligung deutlich mache. Dabei erkläre ich auch in Kurzform die Theorie der primären und sekundären Herkunftseffekte nach Boudon. Im Folgenden werde ich auf das Bildungssystem selbst eingehen und die Probleme, die aufgrund der Struktur dieses Systems auftreten, beschreiben. Abschließend gehe ich auf einige Lösungsansätze ein, die zu einer Verringerung der sozialen Ungleichheit im deutschen Bildungssystem führen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das kulturelle, soziale und ökonomische Kapital nach Pierre Bourdieu
- Die schulische Laufbahn
- Von der Grundschule zum Übergang in die Sekundarstufe
- Chancenunterschiede auf Hauptschulen und Gymnasien
- Ungleichheitserzeugende Strukturen im deutschen Bildungssystem
- Differenzen zwischen lebensweltlichen und institutionalisierten Bildungsprozessen
- Schule als Institution der Mittelschicht
- Lösungsvorschläge zur Verringerung von Bildungsungleichheiten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage nach der Persistenz von Bildungsungleichheiten in Deutschland und beleuchtet den Einfluss des Herkunftsmilieus auf die Bildungschancen von Schülern. Der Fokus liegt auf der Analyse der Theorien von Pierre Bourdieu zum kulturellen, sozialen und ökonomischen Kapital sowie auf deren Anwendung im Kontext der schulischen Laufbahn. Darüber hinaus werden strukturelle Aspekte des deutschen Bildungssystems beleuchtet und Lösungsansätze zur Reduzierung von Bildungsungleichheiten diskutiert.
- Das Konzept des kulturellen, sozialen und ökonomischen Kapitals nach Pierre Bourdieu
- Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung
- Die Rolle des Bildungssystems bei der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Primäre und sekundäre Herkunftseffekte im Bildungssystem
- Lösungsvorschläge zur Verringerung von Bildungsungleichheiten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit eröffnet mit einer Darstellung der Problematik von Bildungsungleichheiten in Deutschland und erläutert die Bedeutung der PISA-Studien für die Debatte. Die Zielsetzung der Arbeit wird dargelegt und die Gliederung vorgestellt.
- Das kulturelle, soziale und ökonomische Kapital nach Pierre Bourdieu: Dieses Kapitel erläutert die zentralen Konzepte des französischen Soziologen Pierre Bourdieu zum kulturellen, sozialen und ökonomischen Kapital. Bourdieus Kritik an der Soziologie und die Bedeutung seines Kapitalkonzepts für die Analyse sozialer Ungleichheit werden herausgestellt.
- Die schulische Laufbahn: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen anhand der schulischen Laufbahn. Der Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe wird als entscheidende Weichenstellung betrachtet. Der Einfluss des ökonomischen und kulturellen Kapitals auf die Bildungsentscheidungen von Eltern und die Entstehung von primären und sekundären Herkunftseffekten werden analysiert.
- Ungleichheitserzeugende Strukturen im deutschen Bildungssystem: Das Kapitel untersucht die strukturellen Bedingungen im deutschen Bildungssystem, die zu Bildungsungleichheiten beitragen. Differenzen zwischen lebensweltlichen und institutionalisierten Bildungsprozessen sowie die Rolle der Schule als Institution der Mittelschicht werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Bildungsungleichheit, Pierre Bourdieu, kulturelles Kapital, soziales Kapital, ökonomisches Kapital, soziale Herkunft, Bildungssystem, Schullaufbahn, primäre Herkunftseffekte, sekundäre Herkunftseffekte, PISA-Studie, Bildungsexpansion.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2007, Bildungsungleichheiten und schichtspezifische Bildungschancen in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84616