„Why do men rape?“, fragten sich Randy Thornhill und Craig T. Palmer als sie ihr Buch A Natural History Rape schrieben. Ausgangspunkt war die Entdeckung Thornhills, dass Fruchtfliegen eine spezielle Adaption entwickelt haben, die nur einer Vergewaltigung dient, falls ein Fruchtfliegenmännchen auf einvernehmlichen Weg keine Sexualpartnerin findet. Die Autoren untersuchten später psychologische Mechanismen des Menschen, die Männer unter gewissen Umständen zu Vergewaltigern werden lassen. Dabei stand die Frage im Focus, ob sexuelle Gewalt ein adaptives Verhalten ist, um die eigene Reproduktion sicherzustellen, falls der Wettbewerb mit anderen Männern um Frauen verloren wird. Denn das Fehlen einer geeigneten Sexualpartnerin stellt unter evolutionären Gesichtspunkten ein adaptives Problem dar. Die Vergewaltigung kann in diesem Zusammenhang entweder eine Adaption speziell zur Lösung des adaptiven Problems - das der Reproduktion - oder ein Nebenprodukt einer anderen Adaption sein (Thornhill & Palmer, 2000). In dieser Arbeit sollen sechs hypothetische Adaptionen vorgestellt werden, die Männer unter bestimmten Bedingungen zu Sexualstraftätern werden lassen. Thornhill & Palmer (2000)
sagen zu diesen Adaptionen, dass eine, keine oder mehrere tatsächlich mit sexueller Gewalt in Zusammenhang stehen. Das liegt vor allem an der schwierigen Überprüfbarkeit der einzelnen Hypothesen. Da sich durch die sexuelle Gewalt von Männer ein adaptives Problem für die Frauen ergibt (z.B.: Verletzung oder Tod), sollen im Weiteren mögliche weibliche Gegenadaptionen betrachtet werden, die vor einer Viktimisierung schützen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Was ist sexuelle Gewalt?
- Adaption, Nebenprodukte oder Zufallsrauschen?
- Sexuelle Gewaltadaptionen im Tierreich
- Hauptteil
- Hypothetische Adaptionen des Mannes
- Hypothetische Adaptionen der Frau
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht das Phänomen sexueller Gewalt aus evolutionspsychologischer Perspektive. Ziel ist es, die hypothetischen Adaptionen bei Männern zu beleuchten, die unter bestimmten Bedingungen zu Sexualstraftaten führen können, sowie mögliche weibliche Gegenadaptionen, die vor einer Viktimisierung schützen. Die Arbeit beleuchtet auch die Frage, ob sexuelle Gewalt eine Adaption zur Sicherung der eigenen Reproduktion ist oder ein Nebenprodukt anderer evolutionärer Entwicklungen.
- Hypothetische Adaptionen des Mannes, die zu sexueller Gewalt führen können
- Mögliche weibliche Gegenadaptionen, die vor sexueller Gewalt schützen
- Evolutionspsychologische Erklärungen für sexuelle Gewalt
- Adaption, Nebenprodukte und Zufallsrauschen als Produkte der Evolution
- Die Rolle sexueller Gewalt in der Evolution des Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sexuellen Gewalt ein und stellt die Forschungsfrage nach möglichen Adaptionen des Menschen, die mit sexueller Gewalt in Verbindung stehen. Sie erläutert den Ansatz der Evolutionspsychologie und stellt die zentrale Hypothese von Thornhill & Palmer (2000) vor, die sexuelle Gewalt als adaptive Strategie zur Reproduktion unter bestimmten Bedingungen betrachtet. Im Anschluss werden die Grundlagen der Evolutionspsychologie erklärt, wobei die Konzepte Adaption, Nebenprodukt und Zufallsrauschen erläutert werden. Das Kapitel 2.3 beleuchtet die sexuelle Gewaltadaption der Fruchtfliege als Ausgangspunkt für die Untersuchung des Menschen. Diese Adaption dient als Beispiel für eine physiologische Anpassung, die ausschließlich der sexuellen Gewalt dient.
Schlüsselwörter
Sexuelle Gewalt, Evolutionspsychologie, Adaption, Nebenprodukt, Zufallsrauschen, Hypothetische Adaptionen, Gegenadaptionen, Viktimisierung, Reproduktion, Fruchtfliege (Mecoptera Panorpa)
- Arbeit zitieren
- Kamal Abdul-Karim (Autor:in), 2007, Sexuelle Gewalt - Eine evolutionspsychologische Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84721