Der Ursprung des Ausdrucks "Sündenbock" liegt in einem alten Hebräischen Ritual. Einmal im Jahr wurde ein Ziegenbock ausgewählt, auf dessen Haupt symbolisch die Sünden und die Sorgen der Menschen abgeladen wurden. Anschließend wurde der Bock in die Wüste gejagt. Dadurch wurden die Menschen, zumindest eine Zeitlang, von ihren aufgestauten Versagens- und Schuldgefühlen erlöst.
Im Laufe der Geschichte und auch heute noch, ist eine menschliche Tendenz zu erkennen, anderen Personen oder Objekten, die Schuld für eigene Mißgeschicke oder Vergehen "aufzuladen". Besonders bei wirtschaftlichen Mißständen, "in schlechten Zeiten" o.ä., werden die Beweggründe einen Sündenbock zu suchen verstärkt und die Jagt auf Sündenböcke nimmt zu. Als geschichtliche Beispiele seien hier die Judenverfolgung in Deutschland, die Hexenjagd im Mittelalter oder die Verfolgung der "Neger" durch den Ku Klux Klan in Amerika genannt. Aktuelle Beispiele sind die Überfälle und Ermordungen von Obdachlosen und Asylanten durch Skinheads in den neuen Bundesländern.
Gewöhnlich sind die Opfer Angehörige einer Minderheitengruppe, die unterschiedliche ethnische, religiöse, kulturelle o.a. Merkmale gegenüber der Mehrheitengruppe aufweisen.
Im folgenden möchte ich das Phänomen der Sündenbockjagd näher erläutern. Dabei beziehe ich mich in erster Linie auf das 1951 erschienene Werk "Treibjagd auf Sündenböcke" von GORDON W. ALLPORT.
Einführend werde ich erläutern, welche Bedeutung die Jagt auf Sündenböcke hat. Im gleichen Abschnitt mache einen Exkurs über Vorurteile, da diesen im Zusammenhang mit der Sündenbockjagd eine wichtige Rolle zukommt. Anschließend werde ich mich mit den Ursachen für Sündenbockpraktiken befassen. Es folgt eine Beschreibung verschiedenen Typen von Sündenbockpraktikern und ihrer Opfer, den Sündenböcken. Danach stelle ich unterschiedliche Formen der Sündenbockpraktiken vor. Abschließend befasse ich mich mit Möglichkeiten zur Bekämpfung dieser Praktiken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bedeutung der Sündenbockjagd
- Exkurs: Vorurteile
- Gründe für die Sündenbockjagd
- Die Sündenbockpraktiker
- Die Opfer der Sündenbockjagd
- Wahl des Sündenbockes
- Reaktionen des Opfers
- Arten der Sündenbockpraktiken
- Präventive Methoden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Sündenbockjagd und analysiert die Ursachen, Mechanismen und Folgen dieser sozialen Praxis. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Beweggründe und Auswirkungen von Sündenbockpraktiken zu entwickeln.
- Bedeutung und Rolle von Vorurteilen bei Sündenbockjagden
- Ursachen und Motive für Sündenbockpraktiken
- Charakterisierung von Sündenbockpraktikern und -opfern
- Arten und Formen von Sündenbockpraktiken
- Präventive Maßnahmen zur Bekämpfung von Sündenbockjagden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Begriff "Sündenbock" vor und erläutert dessen historischen Ursprung im jüdischen Ritual. Der Text verdeutlicht, wie die Tendenz, anderen die Schuld für eigene Misserfolge zuzuschreiben, in verschiedenen historischen und aktuellen Beispielen zu beobachten ist.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Bedeutung der Sündenbockjagd und beleuchtet die Rolle von Vorurteilen in diesem Zusammenhang.
Kapitel 3 analysiert die Ursachen und Gründe für Sündenbockpraktiken, während Kapitel 4 verschiedene Typen von Sündenbockpraktikern beschreibt.
In Kapitel 5 werden die Opfer der Sündenbockjagd und deren Reaktionen auf die ihnen zugewiesene Rolle beleuchtet.
Kapitel 6 untersucht verschiedene Formen von Sündenbockpraktiken, und im siebten Kapitel werden Möglichkeiten zur Prävention von Sündenbockjagden vorgestellt.
Schlüsselwörter
Sündenbock, Sündenbockjagd, Vorurteile, Schuldzuweisung, soziale Mechanismen, Gruppenprozesse, Opfer, Täter, Prävention, Minderheiten, Diskriminierung, soziale Verantwortung.
- Arbeit zitieren
- Tanja Zielewski (Autor:in), 2000, Das Sündenbock-Phänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8481