Wirtschaftskriminalität wurde in Deutschland als eigenständiges Forschungsobjekt schon Ende des letzten Jahrhunderts diskutiert und thematisiert. Nach dem ersten Weltkrieg interessierten sich verschiedene Fachbereiche für die Erforschung der Phänomene Kriegswirtschaft, Industriespionage und Kreditbetrug. Eine Integration der breiten Öffentlichkeit entstand 1939 durch den Ansatz von Sutherland, der den Begriff white-collar-crime prägte. Dieser Begriff bezeichnete alle kriminalistischen Handlungen, die im Zusammenhang mit einer beruflichen Tätigkeit stehen und einem potentiellen Täter, nicht aber dem eigentlichen Stereotyp eines klassischen Kriminellen, entsprechen. Trotz aller Diskussionen und Forschungen ist und bleibt Wirtschaftskriminalität ein akutes Problem und Bestand unserer Gesellschaft; der kontinuierliche Verfall ethischer Werte und die zunehmende Globalisierung mittels Komplexität der Geschäftsabläufe unterstützen diesen Trend noch zusätzlich.
Gerade in heutiger Zeit werden Unternehmen durch wirtschaftkriminelle Handlungen ihrer Mitarbeiter und Dritter immer häufiger tangiert. Dies korreliert mit der Tatsache, dass die Anzahl der gemeldeten und polizeilich verfolgten Straftaten aufgrund höherer Sensibilität und gestiegener Kontrollaktivitäten von Mitarbeitern, unternehmerischer Stabsstellen und Geschäftsführung stark ausgebaut wurden. Bisher ist es den fachwissenschaftlichen Bereichen nicht gelungen, sich auf eine einheitliche Definition der Wirtschaftskriminalität zu einigen.
Erste Definitionsansätze stammen aus dem Bereich der Soziologie, die vorhandene gesellschaftliche Faktoren der Täter in den Vordergrund stellen. Seit diesem ersten Versuch einer Definition interpretiert die Literatur den Begriff Wirtschaftskriminalität sehr unterschiedlich, da jeder Autor versucht, bestimmte Merkmale herauszufiltern und zu bewerten, ohne einen übergreifenden Konsens zu finden. Grund hierfür besteht in den eigentlichen Erscheinungsformen von Wirtschaftskriminalität. Sie kann als vielfältig und besonders diffuses und schwer erfassbares Phänomen bezeichnet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- A. Allgemeiner Teil
- 1 Korruption als Element der Wirtschaftskriminalität
- 1.1 Problemstellung: Wirtschaftskriminalität
- 1.2 Korruption als fester Bestandteil wirtschaftlicher Systeme in Deutschland
- 1.3 Fragestellungen und Gang der Arbeit
- 2 Bewertung des Phänomens Korruption
- 2.1 Die unterschiedlichen Definitionsformen von Korruption
- 2.1.1 Ökonomischer Definitionsansatz
- 2.1.2 Soziologischer Definitionsansatz
- 2.1.3 Politologischer Definitionsansatz
- 2.1.4 Juristischer Definitionsansatz
- 2.1.5 Moraltheologischer Definitionsansatz
- 2.1.6 Ethischer Definitionsansatz unter dem Gesichtspunkt der Staatsräson
- 2.2 Zusammenfassung der Begrifflichkeit Korruption
- 2.1 Die unterschiedlichen Definitionsformen von Korruption
- 3 Ökonomische Erkenntnisse der Korruption
- 3.1 Ausmaß und Schäden von Korruption als Element der Wirtschaftkriminalität in Deutschland
- 3.2 Ansätze der Korruptionsempirie
- 3.2.1 Datenanalyse polizeilicher Kriminalstatistik
- 3.2.2 Verständnis von Transparency International
- 3.2.2.1 Berechnungsansätze des Corruption Perception Index
- 3.2.2.2 Ergebnisse und Trends der CPI Analyse 2006
- 3.2.2.3 Ergänzung des CPI: Der Bribe Payers Index
- 3.3 Ökonomische Empirie von Korruption
- 3.3.1 Korruption und Bruttoinlandsprodukt
- 3.3.2 Dilemmasituation der Korruption
- 3.3.3 Statische Korruptionsspieltheorie
- 3.3.4 Zusammenfassung
- 4 Straftaten gegen den freien Wettbewerb
- 4.1 Strafbarkeit von Korruption in Deutschland
- 4.2 Korruptionshandlungen im privaten Sektor
- 4.3 Wettbewerbsbeschränkende Absprachen bei Ausschreibungen
- 4.3.1 Begriff der Submission
- 4.3.2 Zweckmäßigkeit von Submissionsverfahren
- 4.3.3 Beschreibung und Handlungsansatz der Submissionskartelle
- 4.3.4 Geschütztes Rechtsgut des § 298 StGB
- 4.3.5 Tatbestand des § 298 StGB
- 4.3.6 Eingriffnahme von Submissionsverfahren
- 4.3.7 Zusammenfassung
- 4.4 Bestechlichkeit und Bestechung im geschäftlichen Verkehr
- 4.4.1 Geschütztes Rechtsgut des § 299 StGB
- 4.4.2 Definierte Täterkreise
- 4.4.3 Tatbestände des § 299 Abs. 1 StGB
- 4.4.3.1 Handeln im geschäftlichen Verkehr
- 4.4.3.2 Vorteilhaftigkeit und Sozialadäquanz
- 4.4.3.3 Eigentliche Handlung
- 4.4.3.4 Bevorzugung
- 4.4.3.5 Unlauterbarkeit
- 4.4.3.6 Vollendung
- 4.4.4 Tatbestände des § 299 Abs. 2 StGB
- 4.4.4.1 Handeln im geschäftlichen Verkehr
- 4.4.4.2 Tathandlung zum Zweck des Wettbewerbs
- 4.4.4.3 Innergeschäftliche Tathandlung
- 4.4.4.4 Vollendung
- 4.4.5 Zusammenfassung
- 4.5 Wirksamkeit von zivilrechtlichen Rechtsgeschäften
- 4.5.1 Nichtigkeit nach § 134 BGB
- 4.5.2 Nichtigkeit nach § 138 Absatz 1 BGB
- 4.5.3 Nichtigkeit des Hauptvertrages
- 4.5.4 Ansprüche des Geschädigten
- 4.5.4.1 Herausgabe des Bestechungsgeldes
- 4.5.4.2 Schadensersatz gegen den Beauftragten
- 4.5.4.3 Schadensersatz gegen den Korrumpeur
- 4.5.5 Zusammenfassung
- 5 Korruption und Steuerstrafrecht
- 5.1 Steuerrechtliche Problemstellung
- 5.2 Steuerliches Grundgesetz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Thema Korruption im Kontext des freien Wettbewerbs in Deutschland. Ziel ist es, das Phänomen der Korruption in seiner wirtschaftlichen, rechtlichen und ethischen Dimension zu beleuchten und seinen Einfluss auf den Wettbewerb in der Privatwirtschaft zu analysieren.
- Definition und Typologie von Korruption
- Ökonomische Folgen von Korruption und deren Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum
- Rechtliche Rahmenbedingungen der Korruption in Deutschland und relevante Straftatbestände
- Korruption im Kontext von Ausschreibungen und Submissionsverfahren
- Zusammenhang zwischen Korruption und Steuerstrafrecht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit beschäftigt sich mit der Definition und den verschiedenen Arten von Korruption. Im zweiten Kapitel wird die ökonomische Bedeutung von Korruption analysiert und die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich den rechtlichen Rahmenbedingungen von Korruption in Deutschland und den relevanten Straftatbeständen. Der vierte Teil der Arbeit untersucht die Rolle von Korruption im Kontext von Ausschreibungen und Submissionsverfahren. Schließlich behandelt das fünfte Kapitel den Zusammenhang zwischen Korruption und Steuerstrafrecht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind Korruption, Wirtschaftskriminalität, freier Wettbewerb, Submissionsverfahren, Bestechlichkeit, Bestechung, Steuerstrafrecht, Transparency International, Corruption Perception Index.
- 1 Korruption als Element der Wirtschaftskriminalität
- Arbeit zitieren
- Michael Kaeppner (Autor:in), 2007, Freier Wettbewerb und Korruption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84855