„Unsere Unwissenheit ist grenzenlos und ernüchternd“ (Popper, Karl R.: Die Logik der Sozialwissenschaften, In: Prof. Dr. Heinz Maus/ Prof. Dr. Friedrich Fürstenberg (Hg.): Soziologische Texte. Th. W. Adorno u. a. Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie.2. Aufl., Neuwied und Berlin Hermann Luchterhand Verlag GmbH 1970, S. 103). Mit dieser zweiten These des Referates von Karl R. Popper „Logik der Sozialwissenschaften“ spielt dieser besonders auf die in den Naturwissenschaften verbreitete Unwissenheit an. Diese These, welche auf die „sokratische Idee des Nichtwissens“ (ebd.) aufgebaut ist, bildet eine der beiden Grundlagen für die sechste These, die als Hauptthese definiert ist.
In der Annahme Poppers, dass „(m)it jedem Schritt, den wir vorwärts machen, […] in Wahrheit alles unsicher und im Schwanken begriffen ist“ , leitet dieser seine Sicht der Probleme und Problemlösungen ein. Der Ursprung eines jeden Problems in den Natur- aber auch Sozialwissenschaften sei der „Beginn des Wissens“ (ebd.).
Somit beginnt „Die Erkenntnis […] mit Problemen. Kein Wissen ohne Probleme – aber auch kein Problem ohne Wissen“ (ebd. S.104). Erst wenn unsere Beobachtungen unerwartete Ergebnisse liefern, die unseren Theorien und dem zugrunde liegenden Wissen widersprechen, beginnt der Ausgangspunkt wissenschaftlicher Arbeit. „Und was dann zum Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Arbeit wird, ist nicht so sehr die Beobachtung als solche, sondern die Beobachtung in ihrer eigentümlichen Bedeutung […], die problemerzeugende Beobachtung“(ebd. S.105).
Somit stellt Karl R. Popper in seiner sechsten These (Hauptthese) fest: „Die Methode der Sozialwissenschaft, wie auch die der Naturwissenschaft, besteht darin, Lösungsversuche für ihre Probleme, von denen sie ausgeht, auszuprobieren“ (ebd. S.105).
Diese sechste Hauptthese bildet den Leitfaden dieses Essays.
In diesem wird dargestellt, inwieweit die Sichtweise Karl R. Popper von der Arbeit der Wissenschaften seine Berechtigung gefunden hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Entwicklung
- Grundlagen von Poppers „trail and error“
- Paul Feyerabends Kritik an Popper
- Paul Feyerabends Lösung
- Das Fazit
- Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Karl R. Poppers Theorie des „trail and error“ und untersucht, ob diese Sichtweise als Dogma in den Sozialwissenschaften betrachtet werden kann. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des „trail and error“ als Methode und die Kritik von Paul Feyerabend an Poppers Ansatz. Die Arbeit geht auf die Lösung ein, die Feyerabend für die Probleme von Poppers Theorie vorschlägt, und zieht schließlich ein Fazit.
- Die „sokratische Idee des Nichtwissens“ als Grundlage für Poppers „trail and error“
- Die Rolle von Problemen und Problemlösungen in der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung
- Die Kritik an Poppers Theorie durch Paul Feyerabend und dessen Lösungsansätze
- Die Relevanz von Poppers „trail and error“ für die Sozialwissenschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die sechste These von Karl R. Poppers Referat „Logik der Sozialwissenschaften“ vor, die als Hauptthese betrachtet wird. Sie erklärt Poppers Sichtweise, dass wissenschaftliche Erkenntnis mit Problemen beginnt und durch „trial and error“ voranschreitet. Der Fokus liegt auf der Bedeutung von überraschenden Beobachtungen, die zu neuen Fragen und Lösungsansätzen führen.
Historische Entwicklung
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des „Positivismusstreits“ in den Sozialwissenschaften. Es beschreibt den Ursprung des Streits zwischen dem „Kritischen Rationalismus“ (vertreten von Karl R. Popper und Hans Albert) und der „Kritischen Theorie“ (vertreten von Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas). Das Kapitel zeichnet den Verlauf der Debatte nach und zeigt auf, wie sich die verschiedenen Positionen im Laufe der Zeit entwickelt haben.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Hausarbeit sind: Karl R. Popper, „trail and error“, „kritischer Rationalismus“, „Positivismusstreit“, „Kritische Theorie“, „Wissenschaftstheorie“, „Sozialwissenschaften“, „Methoden der Sozialforschung“, „Paul Feyerabend“, „Problemlösung“, „Wissensgewinnung“, „Dogma“.
- Arbeit zitieren
- Stefan Spriestersbach (Autor:in), 2006, Poppers „trial and error“ - Ein Dogma der Sozialwissenschaften?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84934