Die Stadt Timbuktu liegt im Norden Malis und symbolisiert für Europäer bis
heute das Fremde, Unbekannte und Unerreichbare. Und so wie es sich mit
Timbuktu im Volksmund verhält, so verhält es sich mit Mali in der
Politikwissenschaft. Das Land ist unbeachtet und unerforscht. Selbst die
afrikabezogene Politikforschung übergeht den Sahelstaat oftmals, obwohl es
viele Gründe gibt, den Fall Mali genauer zu betrachte. (...)
Allerdings weist die malische Demokratie, insbesondere das Parteiensystem,
auf den zweiten Blick auch erhebliche Schwächen auf. Der Fragmentierungsgrad
ist hoch, gleichzeitig ist das Parteiensystem kaum polarisiert. Die
Wahlbeteiligung ist insgesamt niedrig, die Parteiorganisationen instabil und
programmatisch indifferent. Partikulare Klientelinteressen ersetzen Parteiprogramme
mit universellem Anspruch. Durch politische Parteien übertragen
sich klientelistische Netzwerke auch auf die formal-demokratischen
Institutionen.
Ziel dieser Arbeit ist, den Zusammenhang zwischen Neopatrimonialismus und
der Struktur des Parteiensystems im Kontext demokratischer Konsolidierung zu
analysieren. Ich werde begründen, dass Neopatrimonialismus, als hybrides
System zwischen patrimonialer Gesellschaftsstruktur und modernem
Staatswesen, eine strukturbildende Determinante des malischen Parteiensystems
ist. Dabei gilt es Auswirkungen auf, und Perspektiven für den Prozess
der Konsolidierung der malischen Demokratie aufzuzeigen.
Ich werde also zunächst auf die Konzepte von demokratischer Konsolidierung
und Neopatrimonialismus eingehen, um im Folgenden die Genese der
malischen Demokratie kurz zu skizzieren. Das Regierungssystem und einige
Besonderheiten der Verfassung sollen – sowohl in ihren rechtlichen
Vorraussetzungen als auch in ihrer praktischen Bedeutung – vorgestellt
werden. Der Fokus wird sich dabei vor allem auf die Assemblée Nationale
richten, da sie die parlamentarische Ebene des Parteiensystems mit
einschließt. Der Hauptteil wird sich mit den Parteien und der elektoralen Ebene
des Parteiensystems befassen. Zunächst wird ein Überblick über die Parteien
und das Parteiensystem, besonders in Hinblick auf Präsidentschafts- und
Parlamentswahlen verschafft, und die wichtigsten Merkmale werden
herausgearbeitet. Schließlich folgt eine Analyse der Determinanten der Struktur
des Parteiensystems und des damit verbundenen Partei- und
Wählerverhaltens.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Grunddaten zu Mali
- 2. Theoretische Konzepte
- 2.1 Das Konzept der Konsolidierung von Demokratie
- 2.2 Das Konzept des Neopatrimonialismus
- 3. Das politische System Malis
- 3.1 Der neopatrimoniale Staat und die Entstehung der Demokratie
- 3.2 Das Regierungssystem – Institutionen und Besonderheiten
- 3.3 Die Assemblée Nationale
- 4. Das Parteiensystem Malis
- 4.1 Merkmale der Parteien und des Parteiensystem
- 4.2 Parteien und Wahlen
- 4.3 Determinanten der malischen Parteiensystemstruktur
- 4.4 Neopatrimoniales Parteien- und Wählerverhalten
- 5. Fazit: Neopatrimonialismus als Stabilisator und Hemmnis der Demokratie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Neopatrimonialismus und der Struktur des Parteiensystems im Kontext demokratischer Konsolidierung in Mali zu analysieren. Die Arbeit untersucht, inwiefern Neopatrimonialismus als hybrides System zwischen patrimonialer Gesellschaftsstruktur und modernem Staatswesen eine strukturbildende Determinante des malischen Parteiensystems ist.
- Die Entstehung und Konsolidierung der malischen Demokratie im Kontext des Neopatrimonialismus
- Die Struktur und Funktionsweise des malischen Parteiensystems
- Der Einfluss von Neopatrimonialismus auf das malische Parteien- und Wählerverhalten
- Die Auswirkungen von Neopatrimonialismus auf den Prozess der demokratischen Konsolidierung in Mali
- Die Perspektiven für die weitere Entwicklung des malischen Parteiensystems und der Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und stellt die Besonderheiten des Landes Mali im Kontext von Politikwissenschaft und Demokratieforschung dar. Anschließend werden die theoretischen Konzepte von demokratischer Konsolidierung und Neopatrimonialismus erläutert, um einen Rahmen für die Analyse des malischen Parteiensystems zu schaffen. Kapitel 3 befasst sich mit dem politischen System Malis, insbesondere mit der Entstehung der Demokratie im Kontext des Neopatrimonialismus, dem Regierungssystem und den Besonderheiten der malischen Verfassung.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Assemblée Nationale als dem parlamentarischen Organ des malischen Staates. Kapitel 4 widmet sich dem Parteiensystem Malis und untersucht dessen Merkmale, die Rolle von Parteien bei Wahlen, die Determinanten der Parteiensystemstruktur sowie das neopatrimoniale Parteien- und Wählerverhalten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Themen von Neopatrimonialismus, demokratischer Konsolidierung, Parteiensystem, Wahlverhalten, Staatsbildung, und der Entwicklung des politischen Systems in Mali. Sie untersucht die Interaktion dieser Themenfelder im Kontext der malischen Gesellschaft und analysiert, wie Neopatrimonialismus die Entwicklung der Demokratie und des Parteiensystems in Mali beeinflusst.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2007, Demokratie und Parteiensystem in Mali, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84990