In Martin Walsers Drama „Der Schwarze Schwan“, geschrieben zwischen 1961 und 1964, sind das Gedächtnis und die Erinnerungen ein Leitmotiv. Walser sagt selbst: „Das Stück könnte auch ‚Gedächtnisse’ heißen.“ Das Drama spielt nach dem 2. Weltkrieg in der Heilanstalt von Dr. Liberé. Das Stück „Der Schwarze Schwan“ dreht sich um den Abiturienten Rudi Goothein. Er erfährt durch einen Brief von der Mitschuld seines Vaters an den Nazi-Verbrechen. Dieser Brief ist ein Euthanasie-Einsatzbefehl der vom alten Goothein unterschrieben worden ist. Er hätte, wie alle anderen Belege der Vergangenheit, vernichtet werden sollen. „Goothein: Mein Gott, und ich glaubte, ich hätte alles vernichtet.“ Rudi Goothein bringt durch sein Verhalten seinen Vater in Verlegenheit, da er sich in einem Anfall von anscheinend geistiger Verwirrung selbst für den Täter hält. „Goothein: [...] Rennt herum, spielt ne fürchterliche SS Charge. Wie mir das peinlich ist Liberé! Jetzt wo die Leute allmählich vergessen.“ , Der Vater weist Rudi daraufhin in die Nervenheilanstalt seines alten Freundes Liberé ein. Dieser ist ebenfalls ein Kriegsverbrecher, der nach dem Krieg seine ärztliche Karriere unter falschem Namen und mit erfundener Vita nahtlos fortführt. Rudi setzt, darin Hamlet gleichend, in der Heilanstalt gemeinsam mit anderen Anstaltsinsassen ein Erinnyenspiel in Szene, das seinem Vater und Liberé ihre Schuld vor Augen führen soll. Als Sohn seines verbrecherischen Vaters hält er sich grundsätzlich für fähig, die gleichen Verbrechen zu begehen. Schließlich begeht Rudi sogar Selbstmord. Er erschießt sich, um wenigstens einen der Nachkommen der Täter auszurotten. Folgenden Zitate belegen dieses.
Tinchen: [...] Schaut mich an. Schießt und trifft sich selbst. [...]
Dr. V. Trutz: Suizid ,
Rudi: Wir rotten wenigstens die Kinder der Mörder aus.
Inhaltsverzeichnis
- Tier und Natursymbolik in Martin Walsers „Der Schwarze Schwan“
- Einleitung
- Das Leitmotiv des Gedächtnisses
- Die Schuld der Vatergeneration
- Die Täter und ihre Nachkommen
- Tier- und Natursymbolik
- Der schwarze Schwan
- Der schwarze Schwan als Symbol der Erinnerung
- Der schwarze Schwan als Symbol der Schuld
- Rauch und Ruß
- Rauch und Ruß als Symbol der Vergangenheit
- Rauch und Ruß als Symbol der Verunreinigung
- Die weiße Wäsche
- Die weiße Wäsche als Symbol der Unschuld
- Die weiße Wäsche als Symbol der Vergangenheit
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Martin Walsers Drama „Der Schwarze Schwan“ beschäftigt sich mit der Frage nach der Schuld der Vatergeneration und den Möglichkeiten, mit dieser Vergangenheit umzugehen. Der Fokus liegt auf der Geschichte von Rudi Goothein, einem Abiturienten, der von der Mitschuld seines Vaters an den Nazi-Verbrechen erfährt. Das Stück beleuchtet die Folgen des Schweigens und der Verdrängung und zeigt die Auswirkungen, die die Vergangenheit auf die Gegenwart hat.
- Die Schuld der Vatergeneration und deren Folgen
- Die Möglichkeiten, mit der Vergangenheit umzugehen
- Das Verhältnis von Erinnerung und Vergessen
- Die Bedeutung von Tier- und Natursymboliken in der Darstellung der Vergangenheit
- Die Rolle von Schuldgefühlen und psychischen Traumata
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Leitmotiv des Gedächtnisses und die Schuld der Vatergeneration als zentrale Themen des Stücks vor. Sie skizziert die Geschichte von Rudi Goothein und die Tragödie, die sich in der Nervenheilanstalt von Dr. Liberé entfaltet. Darüber hinaus wird die Bedeutung der Tier- und Natursymboliken in der Dramaturgie des Stücks hervorgehoben.
Der schwarze Schwan
Der schwarze Schwan ist ein Symbol, das in den Erinnerungen von Rudi und Irm eine zentrale Rolle spielt. Der schwarze Schwan symbolisiert die Vergangenheit und die Schuld, die mit den Nazi-Verbrechen verbunden ist. Der schwarze Schwan steht für den SS Offizier, der Rudi und Hedi im KZ begegnet sind. Das Tier symbolisiert sowohl die Angst, die das KZ auslöst, als auch die Verführungskraft, die die Ideologie des Nazismus für einige Menschen hatte.
Rauch und Ruß
Rauch und Ruß sind weitere Symbole, die in dem Stück eine wichtige Rolle spielen. Sie verkörpern die Vergangenheit und die Verunreinigung, die mit den Nazi-Verbrechen verbunden sind. Der Rauch, der aus den Kaminen der Verbrennungsanlagen im KZ stammt, löst bei Rudi schmerzhafte Erinnerungen aus und versetzt ihn in eine Art traumatisierten Zustand. Der Ruß, der die weiße Wäsche befleckt, ist ein Symbol für die Zerstörung der kindlichen Unschuld und die Unmöglichkeit, die Vergangenheit zu vergessen.
Die weiße Wäsche
Die weiße Wäsche ist ein Symbol für die Unschuld und Reinheit der Kindheit. Die Wäsche wird jedoch durch den Ruß befleckt und steht somit für die Zerstörung der kindlichen Welt durch die Verbrechen der Vergangenheit. Die weiße Wäsche symbolisiert auch das Verlangen nach Reinheit und die Sehnsucht nach einem Neuanfang, die jedoch durch die Vergangenheit und die Schuldgefühle behindert werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen des Stücks sind die Schuld der Vatergeneration, die Folgen des Schweigens und der Verdrängung, das Gedächtnis und die Erinnerung, die Vergangenheit und die Gegenwart, Tier- und Natursymboliken, und die psychischen Traumata, die durch die Nazi-Verbrechen entstanden sind. Weitere wichtige Aspekte sind die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die Suche nach Identität und die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen. Das Stück verwendet verschiedene Symbole wie den schwarzen Schwan, Rauch, Ruß und die weiße Wäsche, um die komplexe Thematik der Vergangenheit und ihrer Auswirkungen auf die Gegenwart zu veranschaulichen.
- Arbeit zitieren
- Mathias Koch (Autor:in), 2006, Tier und Natursymbolik in Martin Walsers "Der Schwarze Schwan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85022