Katholische Frömmigkeit als staatliches Disziplinierungsmittel und als Mittel zur Selbstdisziplinierung des Gläubigen, das soll Thema der vorliegenden Arbeit sein. Dazu will ich zunächst die Streitpunkte zwischen Kirche und Reformatoren deutlich machen, die im Konzil von Trient zu einer Unvereinbarkeit der theologischen Grundlegungen und zur Ausbildung der katholischen Konfession als solcher führt (1). Dabei sollen die Frömmigkeitsformen als Differenzierungsmerkmale verstanden werden, derer sich die katholische Kirche bedient, um sich von den reformatorischen Bewegungen abzugrenzen. Besonders in den gegenreformatorischen Bemühungen wird das spezifisch Katholische als solches reflektiert und auch gezielt durchgesetzt. Im Folgenden will ich darstellen, welche Formen von Frömmigkeit sich besonders für die Abgrenzung eigneten (2). Dazu werden drei Formen katholischer Frömmigkeit – Heiligenverehrung, Marienkult und Wallfahrtswesen – vorgestellt um ihre Wirksamkeit im Zuge der Gegenreformation aufzuzeigen. Insbesondere die Wallfahrten sollen dann, basierend auf einem von Manfred Hettling entwickelten Konzept zur Analyse von Erinnerungskultur und Erinnerungsorten, als Zusammenspiel von Ritual, Mythos und Denkmal bzw. geographischem Ort begriffen werden, um die verschiedenen Ebenen des Ineinandergreifens von Disziplinierung, Macht und Glauben deutlich zu machen (3). Mit Textbeispielen aus Maurus Frieseneggers Tagebuch aus dem 30-jährigen Krieg will ich an einem konkreten Beispiel zeigen, wie sich diese Disziplinierungen fassen lassen und wie sie sich, besonders in chaotischen Kriegszeiten, auswirken (4). In meinem Fazit will ich die Ergebnisse der vorherigen Untersuchungen noch einmal zusammenfassen und versuchen, einen Zusammenhang zwischen Frömmigkeit und staatlicher Disziplinierung herzustellen, der als ein Fundament der modernen Staatenbildung verstanden werden kann (5).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- 1. Die Reformatoren und das Konzil von Trient (1545-1563)
- 2. Katholische Frömmigkeit als Praxis des „wahren katholischen Glaubens“
- 3. Wallfahrtsorte als Erlebnisräume
- 4. Katholische Frömmigkeit als Disziplinarpraxis
- 5. Fazit: Frömmigkeit und weltliche Herrschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der katholischen Frömmigkeit im Konfessionszeitalter. Sie analysiert, wie diese sowohl als Mittel zur staatlichen Disziplinierung als auch zur Selbstdisziplinierung des Gläubigen fungierte. Dabei wird zunächst der Konflikt zwischen Kirche und Reformatoren im Konzil von Trient beleuchtet, der zur Entstehung der katholischen Konfession führte.
- Die Abgrenzung der katholischen Frömmigkeit von reformatorischen Bewegungen
- Die Rolle der katholischen Frömmigkeit in der Gegenreformation
- Die Analyse von Wallfahrten als Erlebnisräume und Disziplinierungsmittel
- Die Bedeutung der Disziplinierung in chaotischen Zeiten, am Beispiel des 30-jährigen Krieges
- Der Zusammenhang zwischen Frömmigkeit und staatlicher Disziplinierung als Fundament der modernen Staatenbildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die zentralen Themen der Arbeit vor, die sich mit der Rolle der katholischen Frömmigkeit als Disziplinierungsfaktor im Konfessionszeitalter beschäftigt.
Kapitel 1 beleuchtet den Konflikt zwischen Kirche und Reformatoren, der im Konzil von Trient seinen Höhepunkt erreichte. Die Reformbewegungen, die von Martin Luther und anderen angetrieben wurden, forderten eine Umgestaltung der Kirche, die im Konzil von Trient jedoch abgelehnt wurde.
Kapitel 2 widmet sich der katholischen Frömmigkeit als Praxis des „wahren katholischen Glaubens“. Es werden verschiedene Formen der Frömmigkeit vorgestellt, die zur Abgrenzung von den reformatorischen Bewegungen dienten.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit Wallfahrtsorten als Erlebnisräumen. Hier wird das Konzept der Erinnerungskultur und Erinnerungsorte, wie es von Manfred Hettling entwickelt wurde, verwendet, um die unterschiedlichen Ebenen von Disziplinierung, Macht und Glauben zu beleuchten.
Kapitel 4 untersucht die katholische Frömmigkeit als Disziplinarpraxis. Anhand von Textbeispielen aus Maurus Frieseneggers Tagebuch aus dem 30-jährigen Krieg wird gezeigt, wie sich diese Disziplinierungen in chaotischen Zeiten auswirken.
Schlüsselwörter
Katholische Frömmigkeit, Konfessionszeitalter, Gegenreformation, Disziplinierung, Wallfahrten, Erinnerungskultur, 30-jähriger Krieg, staatliche Disziplinierung, moderne Staatenbildung.
- Quote paper
- Daniel Zorn (Author), 2007, Formen katholischer Frömmigkeit im Konfessionszeitalter als Disziplinarformen und Erlebnisräume, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85035