Die 60er Jahre in den USA und ihre Auswirkungen auf den amerikanischen Film


Hausarbeit, 2002

25 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die sechziger Jahre in den USA

3. Der amerikanische Film der sechziger Jahre
3.1. Die Rolle des Helden
3.2. Der Rebell
3.3. Die Darstellung von Sex & Gewalt
3.4. Kritik am System

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

6. Filmverzeichnis

1. EINLEITUNG

Wie keiner anderen Epoche des 20. Jahrhunderts hängen den sechziger Jahren das Image des Reformjahrzehnts an. Wichtige politische, kulturelle und soziale Umstürze fanden statt. Diese Arbeit befaßt sich mit den Auswirkungen, die diese Veränderungen in der Gesellschaft auf den amerikanischen Film der sechziger Jahre hatten. Die Rolle des Helden, die Darstellung von Sex und Gewalt sowie die Formen der Systemkritik stehen dabei im Zentrum der Untersuchung.

2. DIE SECHZIGER JAHRE IN DEN USA

Als die US-amerikanischen Soldaten aus dem 2.Weltkrieg heimkehrten, trafen sie auf eine befremdliche Situation. Ihre Söhne hatten den Hausvorstand inne, ihre Frauen die Stellung in der Fabrik übernommen. Ein wachsender Generationskonflikt war vorprogrammiert. Die Jugendlichen hatten die Realität kennengelernt und andere Ideale als die ihrer Eltern entwickelt. Zum Anderen waren die Frauen, die in Fabriken gearbeitet hatten, nicht mehr gewillt, wieder in die Rolle der Hausfrau zu schlüpfen. Beide Umstände bildeten die Grundlage für aufkommende Proteste.

Es folgten die fünfziger Jahre. Die Eisenhower-ära. Das Land unter einer ultrakonservativen Demokratie, geprägt vom paranoiden Kommunistenhass. Es war das goldene Jahrzehnt für die breite Mittelschicht. Das Los der Unterschicht wurde totgeschwiegen. Es war das Jahrzehnt, des american dreams, der Hamburger, des Fernsehens. Die Familien verbrachten ihre Abende zu Hause, vorm Fernseher und das Fernsehen sponn die Illusion vom amerikanischen Traum weiter. Bombastfilme, Kostümschinken. Das Publikum sollte unterhalten, nicht zum Denken angeregt werden. Der Nationalgedanke stand im Vordergrund.

Der Sozialwissenschaftler Ulrich Schallwig nannte die erste Phase der beginnenden Proteste die Stufe der Latenz1 und ordnete sie in den Zeitraum von 1954 bis 1959 ein.

An der Oberfläche ging das amerikanische Leben seinen Gang, im Untergrund formte sich jedoch bereits Protest. Die Afroamerikaner beispielsweise hatten mit dem 1954 erreichten Gerichtsurteil Brown vs. Board of Education die Segregation im Schulsystem überwunden. Das dies jedoch nur theoretisch der Fall war, zeigten die Ereignisse an der Little Rock High School in Indiana. Schwarze Schüler wurden beschimpft, beworfen, geschlagen. Die Schule mußte von der Arme bewacht werden.

Am Ende der 50er Jahre besuchten weniger als 1% der schwarzen Jugendlichen in den Südstaaten eine Schule2.

Aber auch die Mittelschicht war unzufrieden. Kinder aus reichem Hause, fanden keinen Sinn im Konsum- und Klassendenken der amerikanischen Gesellschaft. Beeinflußt vom Marxismus und buddhistischen Lehren suchten sie nach neuen Gesellschaftsformen. Schriftsteller wie Jack Kerouac oder Alan Ginsberg waren die ersten Vertreter dieser sogenannten Beatgeneration. Angewidert von den offensichtlichen Diskrepanzen zwischen Gesetz und Realität zogen sie sich in den Untergrund zurück und schrieben. Jack Kerouacs „On the road“ wurde später zu einem Manifest dieser Bewegung.

1960 kam der Wendepunkt. John F. Kennedy löste Eisenhower als Präsident ab und mit ihm schöpfte das Land Hoffnung auf einen Neuanfang. Schallwig nannte den Zeitraum bis 1963 die Phase der gesellschaftlichen Akzeptierung. Der Quietismus der Beat- generation wich der offenen Aktion. In Alabama fand das erste sit-in statt. Drei Afroamerikaner weigerten sich ein Woolworth - restaurant zu verlassen, wenn sie nicht bedient würden. Es folgten weitere Demonstranten. Die SDS (Students for a democratic Society) wurde gegründet und es kam zum ersten mal zu einer engen Zusammenarbeit zwischen weißen und schwarzen Amerikanern. Es waren beispielsweise weiße Studenten, die die „voter registration schools“ einführten und den Afroamerikanern bei Bestehen der zur Wahl benötigten Sprachtests halfen. All diese Aktionen wurden Thema der Nachrichten, gelangten über Fernsehen und Radio in die Köpfe der Bevölkerung und lösten einen Bewußtseinswandel aus, so daß Kennedy, dessen Schwerpunkte Rüstung und Wirtschaft waren, nachgeben mußte. Er verfaßte den Antrag auf den Civil Rights Act, der jedoch zunächst vom Senat abgelehnt wurde und erst 1964 unter Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson im Gesetz verankert wurde.

Im Jahre 1963 überschlugen sich dann die Ereignisse. Beim sogenannten Freedom Day in Alabama kam es zu ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Beim Marsch auf Washington hielt der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King, seine berühmte „I have adream „-Rede und machte damit die Rassenfrage endgültig zum öffentlichen Thema.

Als Präsident Kennedy jedoch am 22. November in Dallas einem Attentat zum Opfer fiel, schienen alle Aussichten auf eine friedliche Lösung begraben. Die Bevölkerung war schockiert.

1964 folgte die Phase der Legitimierung und der offizielle Plan. Als an der Universität in Berkeley 1964 ein Verbot der politischen Meinungsäußerung verhängt wurde, führte dies zur Gründung des „free speech movements“. Übertragen durch das Fernsehen begann sich die amerikanische Bevölkerung zu teilen und als 1965 die Ereignisse in Vietnam eskalierten, führte dies zum endgültigen Bruch. Wie nie zu vor war das amerikanische Volk getrennt und dies ging weit über einen reinen Generationskonflikt hinaus.

Lyndon B. Johnson, Kennedys Nachfolger, führte den Krieg in Vietnam weiter voran und in gleichem Maße wuchs der Protest seitens der Studenten. Es kam jedoch auch unter den Studenten zu einer Spaltung. Vielen Afroamerikanern gingen die Reformen zu langsam, besonders in den Südstaaten konnte keine Rede von Gleichheit sein. Es wurden radikalere Stimmen laut. Die bekannteste gehörte Malcolm X, Mitglied der „Black Power“ - bewegung und offener Gegner der Integration. Als er 1965 ermordet wurde, kam es zu schweren Aufständen in den Ghettos, die gewaltsam von der Polizei niedergeschlagen wurden. Die Fronten verhärteten sich so stark, das sich die schwarzen Studenten von den weißen trennten. Aus einer einheitlichen Bewegung, waren mehrere kleine, teils radikale Gruppen, geworden, die keinen gemeinsamen Nenner mehr fanden. Als es nach der Ermordung Martin Luther Kings wieder zu schweren Aufständen kam und weitere Studentendemonstrationen gewaltsam von der Polizei aufgelöst wurden, war dies das Ende der Studentenbewegung. 1969 spaltete sich der SDS in mehre Splittergruppen. Anstatt gemeinsam zu kämpfen, gab es Gruppen die gegen den Krieg, gegen die Todesstrafe, für Frauenfragen, oder zum Schutz der Umwelt eintraten.

Die sechziger Jahre waren jedoch nicht nur politisch ein bewegtes Jahrzehnt. Wie nie zuvor waren Politik und Kultur verbunden, was zum großen Teil daran liegt, daß die Jugend einen nie dagewesenen Einfluß auf die Gesellschaft ausübte. Sie bestimmten den Geschmack in Mode, Musik und Film.

Zudem kam es zu einem Zusammenwachsen ehemals getrennter Kunstformen. Die Arbeiten Andy Warhols, wie seine Elvis- und Monroeportraits, überbrückten die Kluft zwischen Kunst und Unterhaltung. Pop art entstand und hinterließ Spuren in den Künsten. Musik wurde mit dem Theater verbunden, Sprache mit Musik, Malerei mit Bildhauerei.

Die Rockmusik bildete die Antriebskraft der Jugendkultur. Die Beatles, die Rolling Stones, Bob Dylan und Jimi Hendrix verliehen den aufgebrachten Jugendlichen mit ihren sozial-kritischen Texten eine weltweite Stimme.

Aber auch wissenschaftliche Erneuerungen prägten das Jahrzehnt. Die 1960 eingeführte Antibabypille etwa führte zu einer nie dagewesenen Freiheit für die Frauen.

Das größte Aufsehen erregten jedoch die Hippis, die flower-power generation. Mittelstandskinder, die sich mit den Idealen ihrer Eltern nicht anfreunden konnten und deshalb Zuflucht in Ersatzfamilien suchten. 1965 in der New Yorker East Side und im Haight- Ashbury-distrikt von San Francisco entstanden, ging die Idee von Love. Peace & Unity um die Welt. Freie Liebe, das Experimentieren mit Drogen, das Leben in Kommunen, die Lehren des Timothy Leary. Sie veränderten das Gesicht der Welt. Mit dem Woodstock-konzert von 1969 erreichte die Bewegung ihren Höhepunkt. Doch schon ein Jahr später löste sie sich auf. Die Beatles trennten sich, die Studentenproteste waren vorbei, der neue Präsident Nixon wich in der Vietnampolitik nicht von seinen Vorgängern ab, auf einem Konzert der Rolling Stones in Altamont wurde ein Hippi von einem Hells Angels-ordner erstochen. Hinzu kamen die sogenannten „Wochenend-hippis“ – Mitläufer. Hippi sein hieß im Trend zu sein und die Industrie tat das übrige um diese Kultur zu vermarkten.

Ein Punkt gerät bei der Beschäftigung mit den sechziger Jahren jedoch oft ins Vergessen. Es war sicherlich das Jahrzehnt der Proteste, des Auflebens - aber viele Reformen und Veränderungen waren nur möglich, weil sie von der Obrigkeit zugelassen wurden. Es waren die Chefs der Filmstudios, die kritischere Filme möglich machten; Politiker, die Reformen durchsetzten und das Fernsehen, daß der Protestbewegung erst seine Kraft gab.

Was blieb nun von den sechziger Jahren? Es wurde sicherlich nicht alles erreicht. Die USA sind immer noch weit von einer ausgeglichenen Gesellschaft entfernt. Trotzdem veränderten die sechziger Jahre das Bild der Welt. Die Rolle der Frauen, ein Bewußtsein für die Umwelt, steigende Akzeptanz der Homosexualität – all dies hat seinen Ursprung in den sechziger Jahren. Und auch unsere heutige Jugend-, Fernseh- und Musikkultur wurde hier entscheidend geprägt.

3. DER AMERIKANISCHE FILM IN DEN SECHZIGERN

Der amerikanische Filmwissenschaftler James Monaco nannte sie die siebte Periode der Filmgeschichte, die sechziger Jahre3. Neue Technik wie die Handkamera oder der inzwischen zur Norm gewordene Farbfilm, sowie eine verändertes politisches und soziales Bewußtsein führte zu eine Revolutionierung des Kinos. Zum Beispiel die neue Welle in Frankreich. Die ehemaligen Filmkritiker Francois Truffaut und Jean-Luc Godard experimentierten mit neuen Erzähltechniken, neuem Schnitt und politisierten das französische Kino. Ihre Filme verlangten ein Mitdenken des Zuschauers. Ihr Ziel war nicht die Unterhaltung, sondern die Veränderung. Ähnlich der italienische Filmemacher Federico Fellini, der mit „La dolce vita“ ein ironisches Sittenbild der High-Society zeichnete und deren Sinn- und Inhaltslosigkeit wiedergab.

Aber auch in Hollywood kam es zu Veränderungen, wenn auch weniger radikal und innovativ als in Europa. Das amerikanische Studiosystem war Mitte der Fünfziger teilweise zusammengebrochen. Die Produktionsfirmen mußten ihre Kinos verkaufen. Mehrere kleine Produktionsfirmen entstanden, was zur Entstehung des Independentfilms führte. Regisseure wie John Cassavetes, nebenbei Schauspieler in Hollywood, hatten mit einem mal die finanziellen Möglichkeiten, selbst Filme zu drehen, weitab vom Mainstream. Es war Platz für neue Leute und neue Ideen.

Zudem war das Fernsehen zu einer ernsthaften Bedrohung geworden (1962 besaßen 90% der Amerikaner einen Fernseher). Um die Zuschauer weiter ins Kino zu ziehen, setzte Hollywood auf Bombastfilme. Streifen wie Cleopatra oder Doctor Schiwago. Hier zeigte sich jedoch ein weiteres Problem. Die Halbwertszeit der Stars war gesunken. Namen wie John Wayne oder Charlton Heston waren plötzlich keine Garanten für einen Kassenerfolg mehr.

Die Zeit war reif für Veränderungen. Hinzu kamen die Ereignisse die sich im Land ereigneten und via Fernsehen in das Bewußtsein der Bevölkerung drang. Die Studentenproteste, der Krieg in Vietnam, die Aufstände der Afroamerikaner, die sexuelle Revolution, die Zunahme von Gewalt. All diese Faktoren spielten eine immer entscheidendere Rolle und konnten auch von der Filmindustrie nicht mehr ignoriert werden.

[...]


1 Aus Schallwig, Ulrich (1983): Die Studentenbewegung der 60er Jahre in den USA und der BRD, skoop (Duisburg), S.24

2 aus Boyer, Paul S.(2002): The enduring vision, Houghton Mifflin (Boston,USA), S.586

3 aus Monaco, James (1980): Film verstehen, Rowohlt (Reinbek), S.232

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Die 60er Jahre in den USA und ihre Auswirkungen auf den amerikanischen Film
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Publizistik)
Veranstaltung
Kommunikation + Kultur
Note
3,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
25
Katalognummer
V8508
ISBN (eBook)
9783638154611
ISBN (Buch)
9783640858644
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit befaßt sich mit den Auswirkungen der politischen und sozialen Umstürze der Sechziger Jahre in den USA auf den amerikanischen Film. 163 KB
Schlagworte
Jahre, Auswirkungen, Film, Kommunikation, Kultur
Arbeit zitieren
Sascha Lübbe (Autor:in), 2002, Die 60er Jahre in den USA und ihre Auswirkungen auf den amerikanischen Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8508

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