Die Anfänge des systemtheoretischen Ansatzes reichten mit den Arbeiten von Talcott Parsons einerseits in die Soziologie und soziologische Organisationstheorie zurück, anderseits haben sie ihre Wurzeln in den Arbeiten des Biologen Ludwig von Bertalanffy (allgemeine Systemtheorie), Humberto Maturana (Autopoiesis und Selbstreferenz) und in der Kybernetik (insbesondere der Idee des kybernetischen Regelkreises und seiner Anwendung für die Unternehmungssteuerung).
Nach der Auffassung früherer Organisationstheoretiker werden soziale Systeme als gegeben in ihrer Umwelt gesehen. Systeme setzen sich aus Teilen oder Elementen zusammen, die miteinander in wechselseitiger Beziehung stehen und als Ganzes gegenüber ihrer Umwelt abgrenzbar sind. Die frühere Systemtheorie geht davon aus, dass zunächst die Umwelt existiert und ein System sich daran an passt. Eine solche Auffassung entspricht der Außenbeobachterperspektive.
Die neueren systemtheoretischen Ansätze betrachten Organisation als ein komplexes soziales Handlungssystem. Dabei ersetzt die System/Umwelt - Differenz die veraltete Auffassung früherer Systemtheoretiker und konzentriert sich auf die dynamische Systemgrenze statt auf das statische Systeminnere. Die System/Umwelt-Beziehungen werden dabei als zwei unterschiedliche Seiten einer Medaille gesehen. Der durchgeführte Perspektivenwechsel erlaubt neue Aussagen über die Systemrationalität zu treffen. Alles, was im System und in dessen Umwelt passiert, „kann nun aus Innenbeobachterperspektive allein durch Rückgriff auf ihre selbsterzeugten Elemente und entlang der System/Umwelt-Grenze erklärt werden“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Systemtheorie von Niklas Luhmann
- System
- Umwelt
- Entscheidungen als Elemente der Organisation
- Der Mensch als Systemumwelt
- Die Funktion einer Organisation
- Das Komplexitätsproblem und seine Lösung
- Selektion
- Strukturbildung
- Systemrationalität
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung zum Referat im Kurs „Organisation“ (Wintersemester 2005/2006) zielt darauf ab, die Systemtheorie von Niklas Luhmann im Kontext von Organisationen zu erläutern. Der Fokus liegt auf der Anwendung der Theorie auf Organisationsstrukturen und -prozesse.
- System und Umwelt in Luhmanns Systemtheorie
- Organisation als soziales System
- Komplexität und Reduktion in Organisationen
- Entscheidungen als zentrale Elemente von Organisationen
- Systemrationalität im organisationalen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die historischen Wurzeln der Systemtheorie, beginnend mit den Arbeiten von Parsons und Bertalanffy bis hin zu Maturana und der Kybernetik. Sie hebt den Unterschied zwischen älteren systemtheoretischen Ansätzen, die soziale Systeme als in ihrer Umwelt gegeben betrachten, und neueren Ansätzen hervor, die Organisation als komplexes, dynamisches Handlungssystem mit einer wechselseitigen System/Umwelt-Beziehung verstehen. Der Perspektivenwechsel von Außen- zu Innenbeobachter wird als entscheidend für neue Aussagen über Systemrationalität hervorgehoben.
Die Systemtheorie von Niklas Luhmann: Dieses Kapitel präsentiert Luhmanns Systemtheorie als einen „Universalanspruch“, der die gesamte Wirklichkeit abdecken will, einschließlich der Gesellschaft und aller gesellschaftlichen Tatbestände. Luhmanns selbstreferentieller Ansatz, der sich auf die Differenz von System und Umwelt konzentriert, wird im Gegensatz zu früheren Theorien dargestellt. Die Unterscheidung in biologische, psychische und soziale Systeme wird erwähnt, wobei der Fokus auf sozialen Systemen und Organisationen liegt. Der kritische Umgang Luhmanns mit der klassischen Organisationslehre und deren Fokus auf interne Beziehungen wird ebenfalls beleuchtet.
System: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Luhmanns Verständnis von „System“. Die Systemleistung besteht in der Reduktion von Umweltkomplexität, wobei ein Komplexitätsgefälle zwischen System und Umwelt besteht. Systeme werden als dynamische Handlungseinheiten beschrieben, die auf Herausforderungen der Umwelt reagieren müssen. Der Fokus liegt auf „Operationen“ als Letztelemente von Systemen, wobei soziale Systeme als Systeme von Kommunikationen verstanden werden, in denen Personen zur Umwelt gehören. Luhmanns Begriff von „System“ als mehr als die Summe seiner Teile wird erläutert.
Schlüsselwörter
Systemtheorie, Niklas Luhmann, Organisation, System, Umwelt, Komplexität, Kommunikation, Autopoiesis, Selbstreferenz, Systemrationalität, Entscheidung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Systemtheorie von Niklas Luhmann im Kontext von Organisationen
Was ist der Gegenstand dieser Ausarbeitung?
Diese Arbeit erläutert die Systemtheorie von Niklas Luhmann im Kontext von Organisationen. Der Fokus liegt auf der Anwendung der Theorie auf Organisationsstrukturen und -prozesse.
Welche Themen werden behandelt?
Die Ausarbeitung behandelt System und Umwelt in Luhmanns Systemtheorie, Organisation als soziales System, Komplexität und Reduktion in Organisationen, Entscheidungen als zentrale Elemente von Organisationen und Systemrationalität im organisationalen Kontext.
Welche Kapitel umfasst die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Systemtheorie von Niklas Luhmann (inkl. Unterkapiteln zu System und Umwelt), Kapitel zu Entscheidungen in Organisationen, zum Menschen als Systemumwelt, zur Funktion von Organisationen, zum Komplexitätsproblem und dessen Lösung (inkl. Selektion und Strukturbildung), sowie Kapitel zu Systemrationalität und Schlussfolgerung. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detaillierter beschrieben.
Wie wird Luhmanns Systemtheorie dargestellt?
Luhmanns Systemtheorie wird als „Universalanspruch“ präsentiert, der die gesamte Wirklichkeit abdecken will. Der selbstreferentielle Ansatz, der sich auf die Differenz von System und Umwelt konzentriert, wird im Gegensatz zu früheren Theorien dargestellt. Die Unterscheidung in biologische, psychische und soziale Systeme wird erwähnt, wobei der Fokus auf sozialen Systemen und Organisationen liegt. Der kritische Umgang Luhmanns mit der klassischen Organisationslehre wird beleuchtet.
Was ist Luhmanns Verständnis von „System“?
Luhmanns „System“ reduziert Umweltkomplexität. Systeme sind dynamische Handlungseinheiten, die auf Umwelt reagieren. Soziale Systeme sind Systeme von Kommunikationen, in denen Personen zur Umwelt gehören. „System“ ist mehr als die Summe seiner Teile.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Systemtheorie, Niklas Luhmann, Organisation, System, Umwelt, Komplexität, Kommunikation, Autopoiesis, Selbstreferenz, Systemrationalität, Entscheidung.
Welche Zielsetzung verfolgt die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung zielt darauf ab, die Systemtheorie von Niklas Luhmann im Kontext von Organisationen zu erläutern und deren Anwendung auf Organisationsstrukturen und -prozesse aufzuzeigen.
Wie wird der Unterschied zu älteren systemtheoretischen Ansätzen dargestellt?
Die Einleitung hebt den Unterschied zwischen älteren systemtheoretischen Ansätzen (die soziale Systeme als in ihrer Umwelt gegeben betrachten) und neueren Ansätzen (die Organisation als komplexes, dynamisches Handlungssystem mit wechselseitiger System/Umwelt-Beziehung verstehen) hervor. Der Perspektivenwechsel von Außen- zu Innenbeobachter wird als entscheidend für neue Aussagen über Systemrationalität hervorgehoben.
- Arbeit zitieren
- M.E.S. Diana Veras (Autor:in), 2006, Systemtheorie von Niklas Luhmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85147