Eine Charakterisierung und Deskription des Wandels der Herrschaftslegitimationen in Fabeln heterogener Epochen - Antike - Mittelalter - Neuzeit


Seminararbeit, 2007

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
II.1 Analyse der Fabel „Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd“
II.2 Analyse der Fabel „Der Löwenanteil“
II.3 Analyse der Fabel „Der Löwe und die Füchse“
II.4 Ein Vergleich der Fabeln
II.5 Definition von Herrschaftslegitimation
II.6 Der Vergleich des historischen Kontextes

III. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Der Fokus dieser Arbeit liegt auf dem Wandel der Herrschaftslegitimation in der Welt der Fabeln, der am Beispiel von drei Apologen belegt wird. Hierbei handelt es sich um eine Tierdichtung von Äsop (um 600 v.Chr.) „Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd“, eine von Martin Luther (1483-1546) „Der Löwenanteil“ und eine von James Thurber (1894-1961) „Der Löwe und die Füchse“.

Zu Beginn dieser Arbeit wird der Inhalt der Fabeln analysiert. Darauf folgt ein Vergleich und im Weiteren ein Einblick in den historischen Kontext und ihre jeweilige politische Situation, die in den Fabeln suggeriert wird. Darüber hinaus erfolgt eine Analyse des Begriffs Herrschaftslegitimation nach Max Weber (1864-1920). Abschließend wird der Wandel der Herrschaftslegitimation in der Welt der Fabeln sowie in der Gesellschaft beleuchtet.

Die Grundlage dieser Arbeit bilden die drei Primärtexte, sowie Sekundärliteratur über den historischen Kontext.

II. 1 Analyse der Fabel „Der Löwe mit anderen Tieren auf der Jagd“

Die Fabel von Äsop ist in Prosa verfasst und die Sprache ist einfach und hauptsächlich parataktisch gestaltet, bestehend aus Hauptsätzen. Das Fehlen der Adjektive weist darauf hin, dass Äsop die Lehre der Fabel am wichtigsten ist. Trotzdem fließen rhetorische Mittel mit ein, um seine Aussage zu untermalen und das Interesse des Lesers zu fördern. Insgesamt beläuft sich die Fabel auf fünfzehn Zeilen.

Der Erzähler sorgt im Einleitungssatz für eine neutrale Ausgangssituation, deren Erwartung allerdings mit dem temporalen Adverb „erstmals“[1], in Verbindung mit dem genutzten Konjunktiv (z. 3f.), den Leser erahnen lässt, dass die Jagd nicht friedlich ablaufen wird. Diese Erwartung wird im nächsten Satz mit der Abfolge eines temporal Adverb und einer Konjunktion „als aber“ (z. 6) bestätigt, und es gibt einen Umschwung von einer neutralen Lesehaltung zu einer eher Bedrohlichen.

Bereits Äsops Titel lässt dem Löwen eine Bedeutung zukommen, indem Äsop ihn als einziges Tier namentlich benennt und die anderen Tiere folglich verallgemeinert. Es wird die Annahme im Verlauf des Textes bestätigt, dass der Löwe im ersten Satz vor den anderen Tieren, dem Wolf, dem Bären und dem Fuchs[2], genannt wird.

Der Löwe beginnt mit seiner Rechtfertigung, die ihm die gesamte Beute sichert. Die Figurenrede des Löwen ist sechs Zeilen lang und nimmt knapp die Hälfte des Textes ein und verdeutlicht weiterhin die hohe Stellung des Löwen gegenüber den anderen Tieren, vor allem da diese nicht aktiv in die Handlung eingreifen. Ein Wort „Gemach!“(Z. 7) genügt, um die Tiere davon abzuhalten, ihren Anteil zu nehmen und sie auf die bevorstehende direkte Rede vorzubereiten. Der Leser ist nun ebenfalls gespannt darauf, was der Löwe zu sagen hat.

Der Löwe liefert vier Argumente, um sich alle Anteile zu sichern, dabei lässt er nicht einmal den Hauch eines Einspruches zu und die Tiere werden wahrscheinlich sehr überrascht und enttäuscht über den Wandel des Löwen sein. Die einzelnen Argumente sind mit Semikolon voneinander getrennt und bilden so eine Argumentationskette. Trotz der Übereinkunft mit den anderen Tieren zeigt der Löwe seine Macht ihnen gegenüber, die er im ersten Argument damit ausdrückt, dass er einen Lohn für seine „Würde“(z. 8) verlangt, und dieser nicht mit der vorherigen Absprache übereinstimmt. Mit dem nächsten Argument behauptet er „die meiste Mühe“(z. 9) bei der Jagd gehabt zu haben. Das dritte Argument zeigt die Willkür des Löwen, er ist ungerecht und egoistisch „(...) wenn ich es haben will“(z.10).

Um seine Argumente zu untermalen, benutzt der Löwe zum Schluss seiner Argumentation eine Metapher: „(...) der wird vorher einen Tanz mit mir wagen müssen“ (z. 11f.). Damit macht er den anderen Tieren eine Kampfansage um das vierte Stück, um jeglichen Widerspruch im Vorfeld entgegenzusetzen. Die eher ungerechtfertigten Argumente erhalten ihre Eindringlichkeit zudem aufgrund der dreifachen Wiederholung des Aussagesatzes „dies gehört mir“(z. 7ff.), der nicht nur den Tieren, sondern ebenfalls dem Leser in Erinnerung bleibt und den Tieren jeglichen Anspruch versagt.

Der Löwe wird als mächtig und überlegen charakterisiert und manipuliert deswegen die anderen Tiere zu seinem Gunsten, indem zu Anfang noch alle dasselbe Ziel verfolgen und sich erst zum Schluss die Macht des Löwen herauskristallisiert und die anderen Tiere hilflos werden lässt. Im Gegensatz zu dem Löwen verhalten sich die Tiere unterwürfig, wehrlos und fühlen sich vermutlich gedemütigt. Es stehen sich demnach die Schwachen und die Starken einander gegenüber, die niemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden, da die Starken die Schwachen immer ausnutzen werden. Darauf bezieht sich die Lehre der Fabel.

Äsop benutzt im letzten Satz eine weitere Metapher, um den Ausgang der einseitigen Diskussion zu schildern. Es heißt „so stumm als Fische“ (z. 14f.) zogen sie davon, damit drückt Äsop die Erniedrigung der Tiere aus, die sie erfahren mussten, aufgrund ihrer Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit gegenüber dem Löwen.

II.2 Analyse der Fabel „Der Löwenanteil“

Die Fabel von Martin Luther ist mit neun Zeilen kurz und prägnant verfasst, um die wesentliche Lehre des Textes in den Vordergrund zu stellen. Die Intention des Textes ist es, den Starken und Mächtigen nicht zu vertrauen und mit ihnen keine Geschäfte einzugehen, da sie nur ihren eigenen Vorteil vor Augen haben und die Schwachen immer ausnutzen. Der Text ist in Prosa und sachlich geschrieben, ohne ausschmückende Adjektive, was wiederum deutlich zeigt, dass die Botschaft der Fabel sehr wichtig ist. Die Sprache ist dabei einfach und parataktisch gestaltet und der Leser kann der einsträngigen Handlung gut folgen.

Die Fabel handelt von einer Gruppe von Tieren, dem Löwen, dem Rind und dem Schaf, die gemeinsam jagen gehen.[3] Die Ausgangssituation zeigt dem Leser eine harmonische Beziehung unter den Tieren, doch der scheinbare Frieden wendet sich bereits im nächsten Satz, so wie es der Erwartung des Rezipienten entspricht, mit der Konjunktion „Da“.[4]

Nachdem die Tiere die Beute gemeinsam erlegt und geteilt haben, beginnt der Löwe mit der direkten Rede, die auffällig lang ist und zweidrittel des gesamten Textes einnimmt. Auf diese Weise erhalten die Figurenrede und der Löwe in Luthers Fabel eine hohe Bedeutung. Meine Annahme wird weiterhin bestätigt, indem das Ende der Figurenrede gleichzeitig das Ende der Fabel ist. Der Löwe hat nicht nur das letzte Wort, wie die Meisten, die Recht behalten, sondern es kommt gar kein Dialog unter den Tieren zustande. Zumindest lässt das schnelle Ende der Fabel darauf schließen, dass dem Löwen nichts mehr hinzuzufügen ist, da seine Argumente eindeutig sind und der Erzähler nicht mehr eingreifen braucht, um die Situation zu klären wie zu Beginn des Textes. Weiterhin unterstreicht das Ende des Textes das Recht des Stärkeren.

Schon der Titel „Der Löwenanteil“[5] suggeriert die große Bedeutung des Löwen und in diesem Fall ebenfalls seine Macht, sich den Löwenanteil zunehmen. Nur der Löwe wird in der Überschrift genannt und der Rezipient kann daraus schließen, dass er der wichtigste Akteur der Fabel ist.

In nur sechs Zeilen formuliert der Löwe vier Argumente, welche ihm die Beute sichern. Es scheint als wären nicht nur die Tiere, sondern ebenfalls der Leser, von der Schnelligkeit der Argumentationsweise überrascht, da der Löwe alle Argumente in einem Satz liefert, damit ihm keiner widersprechen kann. Außerdem wird dem Leser signalisiert, dass sich, die in der natürlichen Rangordnung niedriger gestellten Tiere, keinen Widerspruch einlegen können, da sie zu viel Respekt und Angst vor dem Löwen und seiner Macht besitzen.

[...]


[1] Samuel Richardson: „Äsopische Fabeln mit moralischen Lehren und Betrachtungen“. Hg v. Walter Pape. Berlin. 1987. S.16.

[2] Richardson: „Äsopische Fabeln“. S.16. 2

[3] Martin Luther: „Das Hausbuch der fabelhaften Fabeln - fröhliche, fiese und fivole Fabeln von Aesop bis Robert Gerhardt“. Hg. v. Zürich Pedro Zimmermann Zürich 1989. S. 107.

[4] Martin Luther: „Das Hausbuch der fabelhaften Fabeln“. S.107.

[5] Ebenda 4

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Eine Charakterisierung und Deskription des Wandels der Herrschaftslegitimationen in Fabeln heterogener Epochen - Antike - Mittelalter - Neuzeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V85219
ISBN (eBook)
9783638006255
ISBN (Buch)
9783638913126
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Charakterisierung, Deskription, Wandels, Herrschaftslegitimationen, Fabeln, Epochen, Antike, Mittelalter, Neuzeit
Arbeit zitieren
Silvio Geßner (Autor:in), 2007, Eine Charakterisierung und Deskription des Wandels der Herrschaftslegitimationen in Fabeln heterogener Epochen - Antike - Mittelalter - Neuzeit , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85219

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