Die Arbeit beinhaltet eine bildungshistorische Betrachtung der Aufstiegschancen in der Epoche des Kaiserreichs. Nach einer einleitenden Betrachtung des deutschen Sonderwegs in der Geschichte, welche darauf aufmerksam machen soll, dass die historische Betrachtung möglicherweise nicht mehr erhebliche Neuerungen hervorbringt, jedoch die bildungshistorische Debatte um das deutsche Kaiserreich keineswegs abgeschlossen ist, folgen im Hauptteil fünf Kapitel.
Angefangen bei einer umfassenden Darstellung des Bildungssystems im Kaiserreich, deren Wirkung und Ziele und deren Probleme, erfolgt als Kernteil der Arbeit eine Diskussion, inwieweit es in der Epoche des Kaiserreichs überhaupt möglich war, dank Bildung sozial aufzusteigen. Neben der formalen Betrachtung interessiert vor allem, zu welchen epochalen Phänomen die Bildungsexpansion geführt hat. Stichworte wie Übergang von offener zu verdeckter Reproduktion, Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen, Maßnahmen der etablierten Klassen gegen die Überfüllung und der Übergang von einer Bildungs- zu einer Qualifikationsgesellschaft bilden die Leitlinien der Arbeit.
Eine anschließende Betrachtung der Familientypen, deren Charakteristika und zeittypische Probleme und Nöte vervollständigt die Betrachtung. Schlussendlich gibt es ein zusammenfassendes Fazit, welches die gewonnenen Erkenntnisse noch einmal aufnimmt.
Diese Diplomarbeit ist nicht nur eine blosse Wiedergabe zusammengetragenen Wissens, sondern eine ernsthafte Diskussion der genannten Problematik, welche sich durch Stringenz und eine vielseitige Quellennutzung auszeichnet. Sie genügt damit höchsten Ansprüchen an eine wissenschaftliche Arbeit diesen Ausmaßes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbemerkung
- Die Debatte um den deutschen Sonderweg als Beispiel für Diskussionen um Interpretationen der Epoche des Kaiserreichs
- Warum ist eine heutige Betrachtung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung nach wie vor notwendig?
- Aktuelle Forschungslage zur Frage nach der sozialen Mobilität mittels Schulbildung im Kaiserreich
- Aufbau der Arbeit
- Definition verwendeter Begriffe
- Grundstruktur des Bildungssystems im Kaiserreich
- Vorbemerkung
- Was macht das Bildungssystem aus?
- Die Volkschule
- Das zentrale Problem der Volksschulen, das Mittelschulwesen und die Progymnasien
- Die höheren Schulen
- Der zyklische Wechsel von Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen
- Vorbemerkung
- Das theoretische Modell von Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen
- Das Bildungsverhalten im Kaiserreich
- Gab es aufgrund der Überfüllungsphasen Änderungen bei der Studienfachwahl?
- Zusammenfassende Thesen
- Schließung, soziale Abgrenzung, Chancenunterschiede - Beeinträchtigte Reproduktionsinteressen etablierter Klassen und die Eigendynamik des Bildungssystems
- Vorbemerkungen
- Die Wahrnehmung der Überfüllung als Bedrohung der eigenen Position
- Maßnahmen der Schließung und sozialen Ausgrenzung
- Wirksamkeit der Maßnahmen - War soziale Mobilität im Kaiserreich möglich?
- Zusammenfassende Thesen
- Der Einfluss der Familie
- Vorbemerkung
- Familie im Zeichen von Struktur- und Funktionswandel
- Welche familialen Faktoren waren für die Realisierung des Aufstiegs notwendig?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Bildungslandschaft des Deutschen Kaiserreichs von 1871 bis 1914 mit dem Fokus auf den Einfluss des Schulsystems auf wirtschaftlichen Aufschwung, soziale Mobilität und veränderte Bildungschancen. Ziel ist es, die Reaktionen der etablierten Klassen auf den Aufstieg des Mittelstands sowie den Einfluss der Familiensozialisation auf die Bildungsbeteiligung zu beleuchten.
- Die Rolle des Bildungssystems im Deutschen Kaiserreich
- Soziale Mobilität und ihre Beeinflussung durch das Bildungssystem
- Reaktionen etablierter Klassen auf den Aufstieg des Mittelstands
- Einfluss der Familiensozialisation auf die Bildungsbeteiligung
- Untersuchung des Bildungssystems hinsichtlich seiner Offenheit und Leistungsorientierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit. Sie erläutert die Relevanz einer heutigen Betrachtung der bildungsgeschichtlichen Entwicklung und beleuchtet die aktuelle Forschungslage zum Thema soziale Mobilität im Kaiserreich.
Kapitel 2 beschreibt die Grundstruktur des Bildungssystems im Kaiserreich, einschließlich der Volkschule, des Mittelschulwesens, der Progymnasien und der höheren Schulen.
Kapitel 3 analysiert den zyklischen Wechsel von Mangel und Überfüllung in akademischen Berufen und beleuchtet die Auswirkungen auf das Bildungsverhalten im Kaiserreich.
Kapitel 4 untersucht die Maßnahmen der Schließung und sozialen Ausgrenzung, die zur Reproduktion der etablierten Klassenstrukturen beitrugen.
Kapitel 5 beleuchtet den Einfluss der Familie auf die Bildungsbeteiligung im Kaiserreich.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind das deutsche Kaiserreich, Bildungssystem, soziale Mobilität, Bildungschancen, Familiensozialisation, etablierte Klassen, Aufstieg des Mittelstands und der „deutsche Sonderweg“.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Päd. Björn Scheffczyk (Autor:in), 2007, Bildung – Chancen – Aufstieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85285