Eine Vielzahl von Aktienmarktzusammenbrüchen und spekulativen Blasen, ebenso wie ihre Erklärungsversuche, bestimmt die Forschung. Viele von diesen Ereignissen, welche zu dramatischen Änderungen von Aktienpreisen führten, sind mit rationalen Verhalten von Investren bzw. effizienten Märkten nicht erklärbar und somit nicht kompatibel mit der klassischen Finanztheorie, welche die vergangenen 30 Jahre der Finanzwelt beherrscht und beeinflusst hat.
Validiert durch diese jüngste Aktienmarkthistorie manifestierte sich mehr und mehr die Psychologie in der Finanzwelt, Zweifel an der Effizienzhypothese wuchsen und es entwickel-te sich ein „neues“ Forschungsfeld „Behavioral Finance“, welches Schwankungen in Wertpapierpreisbildungen bzw. Aktienerträgen mittels Stimmungen von Investoren zu erklären versucht.
Um Aktienmärkte transparenter zu machen und Aktienerträge prognostizieren zu können, versuchen Forscher Investorenstimmungen zu identifizieren und schließlich zu quantifizieren, woraus sich eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Stimmungsmessung und divergenten Ergebnissen ergibt. Ferner prüften Baker und Wurgler (2006) empirische Effekte von Investorenstimmung auf Aktienerträge, um zu erforschen, wie Investorenstimmung Aktienerträge beeinflusst. Sie erarbeiteten in „Investor Sentiment and the Cross-Section of Stock Returns“ Nährungsvariablen für Investorenstimmung und formten hieraus einen Stimmungsindex. Aufgrund der dargestellten Forschungsaktualität von Abhängigkeiten zwischen Investorenstimmung und Aktienerträgen, liegt mein Schwerpunkt auf einer kritischen Auseinandersetzung der Vorgehensweise zur Stimmungsmessung und den Resultaten von Baker und Wurgler mittels einer Gegenüberstellung verschiedener wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das Hauptresutat ihrer Studie zeigt, dass bei Vorliegen einer optimistischen Stimmung, Aktien, welche attraktiv für Spekulanten und unattraktiv für Arbitrageure sind (kleine, junge, hohe volatile, un-profitable, keine Dividenden zahlenden, extreme Wachstums- und notleidende Aktien), später geringere Erträge verdienen. Bei einer gedämpften Stimmung, schwächt sich dieses Muster ab oder kehrt sich vollständig um. Baker und Wurgler bestreiten somit massiv die Inhalte der klassischen Finanztheorie, welche Schwankungen in Aktienerträgen nur mittels einer Kom-pensation für systematische Risiken begründet und Investorenstimmung keine Erklärungsrelevanz beimisst.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenhang von Investorenstimmung und Aktienmärkten
- Untersuchung empirischer Effekte von Investorenstimmung auf Aktienerträge sowie kritische Würdigung
- Entwicklung eines Stimmungsindexes durch Kombination impliziter Nährungsvariablen für Investorenstimmung
- Kritische Würdigung der Eignung impliziter Nährungen zur Stimmungserfassung und Validitätsüberprüfung mit Hilfe expliziter Maße
- Untersuchungsergebnisse und Gegenüberstellung mit weiteren Forschungsresultaten
- Ergebnisse des gemischten Stimmungsindexes
- Kritische Diskussion über Auswirkungen von Investorenstimmung auf Aktienerträge
- Enddiskussion und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Investorenstimmung und Aktienmärkten. Ziel ist es, die empirischen Effekte von Investorenstimmung auf Aktienerträge zu erforschen und kritisch zu hinterfragen. Dabei steht die Methodik von Baker und Wurgler im Mittelpunkt, die in ihrer Arbeit „Investor Sentiment and the Cross-Section of Stock Returns“ einen Stimmungsindex entwickelt hat.
- Bedeutung der Investorenstimmung für die Aktienmarktpreisbildung
- Entwicklung und Kritik eines Stimmungsindexes basierend auf impliziten Nährungsvariablen
- Validitätsüberprüfung des Stimmungsindexes im Vergleich zu expliziten Stimmungsmaßen
- Analyse der Auswirkungen von Investorenstimmung auf Aktienerträge
- Gegenüberstellung der Untersuchungsergebnisse mit weiteren Forschungsergebnissen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Investorenstimmung und Aktienmärkten. Es wird die Bedeutung der Psychologie im Finanzbereich im Kontext der klassischen Finanztheorie diskutiert, insbesondere im Hinblick auf die Erklärung von Aktienmarktcrashs und spekulativen Blasen. Das zweite Kapitel widmet sich der Entwicklung und Kritik eines Stimmungsindexes von Baker und Wurgler. Die Autoren verwenden implizite Nährungsvariablen, um die Stimmung von Investoren zu erfassen. Hierbei werden sowohl die Vorteile als auch die Schwächen dieser Methodik analysiert. Das dritte Kapitel präsentiert die Untersuchungsergebnisse und vergleicht sie mit anderen Forschungsergebnissen. Hierbei wird die Validität des Stimmungsindexes sowie die Bedeutung von Investorenstimmung für die Aktienmarktpreisbildung kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Investorenstimmung, Aktienmarktpreisbildung, Stimmungsindex, implizite Nährungsvariablen, Validitätsüberprüfung, empirische Effekte, Aktienerträge, „cross-sectional effects“ und „Behavioral Finance“.
- Arbeit zitieren
- Julia Dohrmann (Autor:in), 2007, Prognose von Aktienmärkten mit Marktstimmungsindikatoren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85296