Wenngleich die Schule unter verschiedenen Perspektiven im Blickfeld der Forschung steht und es eine Vielzahl an Literatur zu einzelnen Themenfeldern gibt, so ist doch dem Prozess der Schulwahl am Übergang zur Sekundarstufe I bisher wenig Beachtung geschenkt worden. Daher gibt es zum Schulwahlverhalten in Deutschland bislang kaum Untersuchungen. Dabei bietet die genauere Beleuchtung dieser Phase die Möglichkeit, Zusammenhänge und gewisse wiederkehrende Grundstrukturen elterlicher Vorgehensweisen besser zu verstehen und in der Folge auch adäquater auf bestimmte Sachverhalte in einem übergeordneten Kontext eingehen zu können. So ist der Vergleich des Schulwahlverhaltens je nach sozialer Herkunft eine geeignete Herangehensweise, um über Bildungsaspiration, die soziale Selbstpositionierung und damit über Aufstiegschancen Aussagen machen zu können. Auch wäre es für die Wettbewerbsdiskussion förderlich zu wissen, welche Kriterien bei der Schulwahl für Eltern und Kinder in den Blickpunkt rücken und vor allem, welche tatsächlich am Ende ausschlaggebend sind. Oder, um bei den oben genannten Beispielen zu bleiben, es würde sich lohnen, die Auswirkungen von schulischem Leistungsdruck auf Familien und in der Folge auf ihr Verhältnis zur Schule genauer zu untersuchen. Auch für das Problem der Ghettoisierung mancher Schulen könnten Interviews mit Eltern über ihre Wahrnehmung der Schulen erkenntnisfördernd sein.
In der vorliegenden Arbeit sollen daher Erkenntnisse über das Schulwahlverhalten im Allgemeinen gewonnen werden, indem es exemplarisch an verschiedenen Eltern anhand von Interviewanalysen untersucht wird. Dabei versteht sich die Untersuchung, wenn auch die erwartungsoffene, fallbezogene Beobachtung und Beschreibung im Vordergrund steht, zugleich als Beitrag zur Diskussion um die Bildungschancengleichheit, da ich auf die soziale Herkunft und deren Einfluss auf die Bildungschancen des Kindes gesondert eingehen werde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Selbstpositionierung
- Zum Begriff der sozialen Selbstpositionierung
- Die Genese der Begriffe Klasse und Schicht in der Soziologie
- Die Schichtstruktur der heutigen Gesellschaft
- Familie als dialektischer Prozess von Bindung und Ablösung
- Methode
- Datenerhebung (Interviews)
- Auswertung
- Interviewauswertung
- Interview mit Herrn und Frau L.
- Allgemeiner Eindruck von Frau und Herrn L.
- Milieuzugehörigkeit/Soziale Selbstpositionierung/Aufstiegschancen
- Ihre Rolle als Schuleltern und das Verhältnis zu anderen Eltern
- Informationsbeschaffung
- Faktoren für „gute Schule“/Zufriedenheit versus „schlechte Schule“
- Gründe für die Schulwahl
- Haltung zu Schulleistungen
- Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern/Zukunftserwartungen
- Eigene Schulerfahrungen
- Interview mit Frau B.
- Allgemeiner Eindruck von Frau B.
- Soziale Milieuzugehörigkeit/Selbstpositionierung/Aufstiegschancen
- Eigene Ansicht zum System der Schulwahl
- Informationsbeschaffung
- Faktoren für „gute Schule“/Zufriedenheit versus „schlechte Schule“
- Gründe für die Schulwahl
- Verhältnis zu anderen Eltern/zu Lehrern
- Haltung zu Schulleistungen
- Mutterrolle und Bindung/Ablösung im Verhältnis zur Tochter
- Zukunftserwartungen
- Eigene Schulerfahrungen
- Interview mit Frau F. und ihrer Tochter
- Bemerkungen vorab und allgemeiner Eindruck
- Milieuzuordnung und soziale Selbstpositionierung
- Informationsbeschaffung
- Kriterien für „gute Schule“/Zufriedenheit versus „schlechte Schule“
- Gründe für die Schulwahl
- Bedeutung von Schulleistung
- Prozess von Bindung und Ablösung im Mutter-Kind-Verhältnis
- Eigene Schulerfahrungen
- Zukunftsvorstellungen
- Interview mit Frau A.
- Allgemeiner Eindruck von Frau A.
- Milieuzuordnung/eigene soziale Positionierung
- Informationsbeschaffung
- Faktoren für „gute Schule“/Zufriedenheit versus „schlechte Schule“
- Gründe für die Schulwahl
- Haltung zu Schulleistungen
- Prozess von Bindung und Ablösung im Verhältnis zur Tochter
- Zukunftserwartungen für die Tochter
- Zentrale Themen und wiederkehrende Motive im Vergleich
- Soziales Milieu und Selbstpositionierung mittels Schulwahl
- Bedeutung der Schulleistung
- Bindungs-/Ablösungsthematik
- Schlussbemerkungen und Ausblick
- Einfluss der sozialen Herkunft auf die Bildungsaspiration und die Schulwahl
- Die Rolle der Familie und das Verhältnis zwischen Eltern und Kind im Schulwahlprozess
- Bedeutung der Schulleistung als Entscheidungskriterium für die Eltern
- Die Auswirkungen der beginnenden Adoleszenz auf die Dynamik der Schulwahl
- Einblicke in die Wahrnehmung der Schule und die Erwartungen der Eltern
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Schulwahlverhalten deutscher Eltern anhand von vier Fallbeispielen, um Einblicke in die innerfamiliären Prozesse zu gewinnen. Die Autorin möchte die Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft, Bildungsaspiration und Schulwahlverhalten beleuchten sowie die Bedeutung der beginnenden Adoleszenz für die Entscheidungsfindung der Eltern herausstellen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Schulwahlverhaltens im Kontext der Bildungschancengleichheit beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Klasse, Schicht und Milieu sowie die soziale Selbstpositionierung im Kontext der Bildungsaspiration erläutert. Im dritten Kapitel wird der dialektische Prozess von Bindung und Ablösung in der Familie im Zusammenhang mit der beginnenden Adoleszenz betrachtet.
Das vierte Kapitel beschreibt die Methode der Datenerhebung und -auswertung, die auf Interviewanalysen von vier Familien basiert. Im fünften Kapitel werden die Interviewergebnisse ausführlich dargestellt und analysiert, wobei die Kapitelüberschriften auf die jeweiligen Interviewpartner und ihre jeweiligen Themengebiete verweisen.
Das sechste Kapitel soll die zentralen Themen und wiederkehrenden Motive aus den Interviews zusammenfassen und in einen übergreifenden Kontext einordnen. In den Schlussbemerkungen werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick auf weitere Forschungsfragen gegeben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf das Schulwahlverhalten deutscher Eltern, die soziale Selbstpositionierung, Bildungsaspiration, die Familienstruktur, die beginnenden Adoleszenz, den Einfluss der Schulleistung und die Bedeutung der Schulwahl im Kontext der Bildungschancengleichheit. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Zusammenhänge zwischen diesen Themenfeldern besser zu verstehen und Erkenntnisse für die Bildungspolitik zu gewinnen.
- Quote paper
- Anne Burkhardt (Author), 2004, Schulwahlverhalten deutscher Eltern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85304