Michel Houellebecq –von den einen als provokativer Skandalautor, von den anderen als überzeugender Diagnostiker der Folgen liberaler Ideale gehandelt- mußte sich bis heute aufgrund als rassistisch und frauenfeindlich angesehener Inhalte seiner Romane zahlreicher Angriffe unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen erwehren. Während ihm islamische Glaubensgemeinschaften die Veröffentlichung volksverhetzender Schriften vorwerfen, mißfällt vor allem feministischen Vereinigungen das in seinen Romanen Elementarteilchen und Plattform transportierte Frauenbild und die Verherrlichung des Sextourismus.
An den feministischen Diskurs über Houellebecqs Werk anknüpfend, habe ich mir zur Aufgabe gestellt, mich seinem Roman mittels herausgegriffenen Aspekten feministischer Literaturtheorie und dementsprechenden Ansätzen verschiedener Theoretikerinnen zu nähern. Da ich mich in meiner Hausarbeit mit seinem zweiten veröffentlichten Roman Elementarteilchen beschäftige, in welchem Sextourismus (im Sinne eines Austausches der Ressource Geld gegen Sex) keine zentrale Rolle spielt, richte ich mein Augenmerk in besonderer Weise auf die Charakterisierung der weiblichen Protagonisten, deren Status in Beziehungen und auf die Negierung bis hin zur Aufhebung vorgegebener Geschlechterkategorien.
Beginnend mit einer Analyse des in Elementarteilchen präsentierten weiblichen Identifikationsangebotes, die in einer vereinfachten Typologie der vorgeführten weiblichen Charaktere mündet, widme ich mich in einem anschließenden Kapitel der Darstellung immanenzverhafteter und als Objekt gesetzter Frauen. In letzterem Teil, aber auch in dessen Unterkapitel zum Muttermythos, berufe ich mich weitestgehend auf Simone de Beauvoirs Ausführungen zu Sitte und Sexus der Frau.
Das im Roman beschriebene Verhältnis von Mann und Frau und die Dekonstruktion von Geschlechterrollen, aber auch in letzter Instanz die Dekonstruktion des biologischen Geschlechts soll in einem weiteren Schritt thematisiert werden.
Abschließend werde ich in einem Fazit noch einmal die wichtigsten Ergebnisse sammeln und anhand meiner Analyse eine eigene Stellungnahme zu feministischen Einwänden gegenüber Houellebecqs Roman Elementarteilchen wagen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das weibliche Identifikationsangebot
- Die vereinsamte Karrierefrau
- Die Esoterikerin
- Die Hedonistin
- Immanenz und Objektstatus der Frau -Das Absolute und das Andere
- Der Muttermythos im Spiegel der Immanenz
- Das Verhältnis von Mann und Frau und die Dekonstruktion von Geschlecht ...
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert Michel Houellebecqs Roman „Elementarteilchen“ aus feministisch literaturtheoretischer Perspektive. Ziel ist es, die Darstellung der weiblichen Charaktere und ihre Rolle im Roman im Kontext feministischer Theorien zu untersuchen. Die Analyse konzentriert sich auf das weibliche Identifikationsangebot, die Positionierung der Frau als Objekt und die Dekonstruktion von Geschlechterrollen.
- Das weibliche Identifikationsangebot im Roman
- Die Konstruktion von Frauenfiguren als Objekte
- Die Darstellung von Immanenz und Objektstatus der Frau
- Die Dekonstruktion von Geschlecht und die Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau
- Die Rolle des Muttermythos in Houellebecqs Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht das weibliche Identifikationsangebot in „Elementarteilchen“. Es analysiert die Darstellung der weiblichen Figuren und zeigt, wie sie in stereotypen Rollen und als Objekte der männlichen Blicke präsentiert werden. Das Kapitel beinhaltet eine Typologie der weiblichen Figuren, die die verschiedenen Arten von Frauenfiguren im Roman illustriert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Darstellung der Frau als Objekt und ihre Immanenz. Es analysiert die Rolle der Frau als „das Andere“ im Roman, basierend auf den Theorien von Simone de Beauvoir.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis von Mann und Frau und der Dekonstruktion von Geschlecht. Es untersucht, wie Houellebecq die traditionellen Geschlechterrollen in Frage stellt und die Grenzen zwischen Mann und Frau verschwimmen lässt.
Schlüsselwörter
Feministische Literaturtheorie, Michel Houellebecq, „Elementarteilchen“, Frauenbild, Geschlechterrollen, Immanenz, Objektstatus der Frau, Simone de Beauvoir, Muttermythos, Dekonstruktion von Geschlecht, Identifikationsangebot.
- Quote paper
- M.A. Tanja Witzel (Author), 2005, Frauenbild und Geschlechternivellierung in Elementarteilchen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85322