Das Werk Ernst Blochs ist ein hervorragendes Beispiel, wie sich im 20. Jahrhundert Politik und Theologie auf einer metareligiösen Ebene verbanden, d.h. wie religiöse Fragen als politische neu formuliert werden und die Religion zur Legitimation politischen Handelns genutzt wird. Bloch war kein unpolitischer Philosoph, für den ihn Hans Mayer einst hielt. Er mischte sich nicht nur unentwegt in das politische Geschehen ein, sondern verstand seine Philosophie auch als politischen Auftrag, was dieser Aufsatz am Beispiel der Messiasfigur in Blochs Denken verdeutlicht. Es wird gezeigt, wie diese alttestamentarische Figur aus ihrer Beziehung zu Gott herausgelöst, „humanisiert“ und damit politisiert wurde, wie Bloch dabei Charakteristika der jüdischen und christlichen Tradition übernahm und welche Konsequenzen sich aus der Humanisierung des Messias ergeben. Im Ergebnis weist Blochs Messias kaum Unterschiede zu einem charismatischen, politischen Führer auf. Auch verbirgt sich hinter Blochs oft gepriesener Parteinahme für das Individuum ein gewöhnliches Masse- und Elitedenken, das totalitäre Züge annehmen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand und Gliederung
- Religion und „konkrete Utopie“
- Ernst Blochs politischer Messianismus
- Der Messias
- Elite und Masse in Blochs Denken
- Der politische Messias
- Person und Funktion
- Charakter
- Strategie und Kompetenzen
- Die Rolle der Masse
- Fazit: Ein totalitäres Denkmuster?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Aufsatz untersucht die Figur des Messias im Denken von Ernst Bloch. Ziel ist es, zu analysieren, wie diese alttestamentarische Figur in Blochs Werk „humanisiert“ und politisiert wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Dabei wird insbesondere die Frage gestellt, ob Blochs Messias-Vorstellungen nicht letztendlich zu einem totalitären Denkmuster führen.
- Die Politisierung des Messias
- Die Rolle der Masse in Blochs Denken
- Der Einfluss jüdischer und christlicher Traditionen
- Die Verbindung von Politik und Theologie im 20. Jahrhundert
- Die Kritik an der geistigen Lage der Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Aufsatz stellt Ernst Bloch als einen Außenseiter der Philosophie vor, der für das utopische Denken eintrat. Die Arbeit beleuchtet die Verbindung von Marxismus, Sozialutopie, Idealismus, Anthropologie, Psychoanalyse und der christlich-jüdischen Religion in Blochs Werk. Besonders wird auf seine Verbindung von Politik und Theologie hingewiesen.
- Forschungsstand und Gliederung: Die Forschungslage zur Messias-Figur in Blochs Werk wird beleuchtet. Es wird deutlich gemacht, dass Blochs Vorstellungen vom Messias bisher noch nicht systematisch untersucht wurden. Der Aufsatz selbst versucht, diese Lücke zu schließen, indem er Blochs Schriften analysiert und seine Vorstellungen über die Figur des Messias systematisiert.
- Religion und „konkrete Utopie“: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Blochs Philosophie der „konkreten Utopie“ und beleuchtet die Bedeutung der Religion in seinem Werk.
- Ernst Blochs politischer Messianismus: Dieses Kapitel untersucht Blochs politischen Messianismus und vergleicht ihn mit Heilserwartungen im Judentum.
- Der Messias: Dieses Kapitel vertieft Blochs Vorstellungen vom Messias. Es werden die Überlegungen zu Elite und Masse in Blochs Werk beleuchtet und die Messiasfigur hinsichtlich ihrer Funktion, ihres Charakters und ihrer Kompetenzen systematisiert.
Schlüsselwörter
Ernst Bloch, Messias, Messianismus, politische Philosophie, konkrete Utopie, Religion, Elite, Masse, Totalitarismus, Judentum, Christentum, Marxismus, Sozialutopie, Idealismus, Anthropologie, Psychoanalyse, 20. Jahrhundert.
- Quote paper
- Toni Jost (Author), 2007, Die Figur des Messias im Denken Ernst Blochs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85428