I. Einleitung
„Die Wirklichkeit des höfischen Literaturbetriebs ist uns weitgehend verschlossen. Wir wissen nichts davon, wie die Autoren und ihre Auftraggeber miteinander umgingen; wir kennen die gesellschaftliche Position der Dichter nicht; wir wissen nicht, wie und wo sie mit ihren schriftlichen Vorlagen bekannt wurden und unter welchen Bedingungen sie gearbeitet haben.“
Ebenso gestaltet es sich mit den Gönnerbeziehungen mittelhochdeutscher Epiker, nur für sehr wenige Dichter kann ein Mäzenatentum eindeutig belegt werden.
Gerade auch für Wolfram von Eschenbach kann eine Gönnerschaft nur vermutet werden. In seinen drei Großwerken ‚Parzival’ , ‚Willehalm’ und ‚Titurel’ verweist er an zahlreichen Stellen auf historisch mehr oder weniger sicher verifizierbare Personen – doch kann darum gleich ein Mäzenatentum oder auch nur eine Auftraggeberschaft unterstellt werden?
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Nennungen im ‚Parzival’ und im ‚Willehalm’ Wolframs und wägt das Für und Wider in den verschiedenen Forschungsberichten aus dem vergangenen Jahrhundert gegeneinander ab.
Dem voraus geht allerdings zunächst die Beschreibung des Wandels in der Vorgehensweise der literaturwissenschaftlichen Forschung, bevor ein allgemeiner Abriss über die historische Person Wolframs von Eschenbach gegeben wird. Hier wird der Autor Wolfram selbst insoweit vorgestellt, wie es heute möglich ist. Denn um eine Gönnerschaft erörtern zu können, sollten natürlich, soweit ausführbar, biografische Fakten wie Herkunft, Bildung, Standesverhältnisse und Chronologie der Werke geklärt sein.
Erst im Anschluss kann eine Untersuchung der einzelnen Nennungen in Wolframs Werken vorgenommen werden. Dieser Teil der Arbeit ist der Übersichtlichkeit halber in einzelne Abschnitte eingeteilt, um die jeweiligen Argumentationsketten anschaulicher gestalten zu können.
Das abschließende Kapitel erwägt vor allem neue Zugangsweisen, deren Benutzung sich für die Germanistik als lohnend erweisen könnte. Denn offensichtlich besteht im Hinblick auf das Mäzenatentum zahlreicher mittelhochdeutscher Epiker noch umfangreicher Aufklärungsbedarf.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der historische Wolfram
- II.1 Stand der Forschung und Definition des Themenschwerpunktes
- II.2 Diskussion des Wissensstandes über die Person Wolfram von Eschenbach
- III. Wolframs Gönnernennungen
- III.1 Die Grafen von Wertheim
- III.2 Wildenberg
- III.2.1 Die Herren von Durne
- III.2.2 Die Abenberger
- III.3 Hermann von Thüringen
- III.4 Markgräfin vom Haidstein
- III.5 Heinrich von Rîspach
- III.6 Eine Dame
- IV. Nennungen bei zeitgenössischen Autoren
- V. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage nach der Gönnerschaft Wolframs von Eschenbach und analysiert die Nennungen in "Parzival" und "Willehalm". Dabei werden die verschiedenen Forschungsansätze des vergangenen Jahrhunderts kritisch betrachtet und im Kontext der historischen Person Wolframs bewertet.
- Wandel in der literaturwissenschaftlichen Forschung bezüglich der Interpretation von Selbstaussagen und Gönnerbeziehungen
- Biographie und historische Einordnung Wolframs von Eschenbach, soweit anhand von Quellen rekonstruierbar
- Analyse der einzelnen Gönnernennungen in Wolframs Werken, unter Einbezug der Argumentationslinien der verschiedenen Forschungsansätze
- Bewertung der Nennungen als poetische Elemente oder Abbild realer Situationen
- Erörterung neuer Zugangsweisen zur Untersuchung der Gönnerschaft in der mittelhochdeutschen Epik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Schwierigkeiten, die sich aus der mangelnden historischen Dokumentation von Wolframs Leben ergeben, und führt in die Thematik der Gönnerschaft in der mittelhochdeutschen Epik ein. Das zweite Kapitel betrachtet die historische Person Wolfram von Eschenbach, analysiert den Wandel in der literaturwissenschaftlichen Forschung hinsichtlich der Interpretation von Gönnerbeziehungen und liefert einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand.
Schlüsselwörter
Wolfram von Eschenbach, Gönnerschaft, Mäzenatentum, mittelhochdeutsche Epik, "Parzival", "Willehalm", historische Person, literaturwissenschaftliche Forschung, Selbstaussagen, Erzähler, poetische Funktion, autobiographische Elemente, biografische Deutung.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Isabelle Strohkamp (Autor:in), 2007, Das Problem der Gönnerschaft in Wolframs Parzival und Willehalm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85482